Lehrkräftemangel in Berlin - Bildungsverwaltung will pensionierte Lehrkräfte mit mehr Geld locken

Mo 21.11.22 | 14:12 Uhr
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Symbolbild:Eine Lehrerin schreibt an eine Tafel.(Quelle:dpa/M.Assanimoghaddam)
Audio: rbb24 Inforadio | 21.11.2022 | Kirsten Buchmann | Bild: dpa/M.Assanimoghaddam

Nach der Pensionierung freiwillig weiterarbeiten? Das will die Berliner Bildungsverwaltung Lehrkräften schmackhafter machen: Deshalb soll es für diejenigen, die sich dafür entscheiden, weiter das volle Gehalt ohne Pensionsabzüge geben.

Pensionierte Lehrkräfte sollen ohne Pensionsabzüge an Berliner Schulen weiterarbeiten dürfen. Das steht in einem Gesetzentwurf der Bildungsverwaltung, der dem rbb vorliegt und voraussichtlich am Dienstag (22.11.) im Senat beschlossen werden soll.

Durch die Änderung sollen pensionierte Lehrkräfte erstmals vollständig hinzuverdienen dürfen. Bisher galt für pensionierte Lehrkräfte eine Hinzuverdienstgrenze, ab der das Einkommen auf ihre Versorgungsbezüge angerechnet wurde. Das kann laut der Bildungsverwaltung ab einem Deputat von etwa neun Stunden der Fall sein.

Befristung bis Ende 2026 vorgesehen

Künftig soll es für pensionierte Lehrkräfte finanziell attraktiver werden, durch Unterricht an Berliner Schulen Geld hinzuzuverdienen. Sie werden so gleichgestellt wie bei einer Beschäftigung außerhalb des öffentlichen Dienstes. Die Bildungsverwaltung will mehr Menschen motivieren über die Pensionsgrenze hinaus freiwillig weiter zu unterrichten, auch mit einer hohen Stundenzahl. Denn an den Berliner Schulen fehlen voll ausgebildete Lehrkräfte. Die neue Zuverdienstregelung für pensionierte Lehrkräfte ist laut dem Gesetzentwurf bis Ende 2026 befristet.

1.000 Lehrkräfte fehlen aktuell an Berliner Schulen

Zum Beginn des Schuljahres 2022/2023 fehlten an Berliner Schulen etwa 1.000 Lehrkräfte. Diesen Mangel können die 325 pensionierten Lehrenden, die in diesem Jahr in Berlin arbeiten, nicht ausgleichen.

Zuletzt plante die rot-rot-grüne Koalition die Wiederaufnahme der Verbeamtung von Lehrkräften bis 52 Jahre, um den Beruf für Neueinsteiger attraktiver zu machen.

 

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.11.2022, 13:00 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    @toberg
    Eine ausführliche Antwort wurde zensiert. Sie können aber die Gehaltstabellen von Landes-und Bundesbeamten googeln,wobei die Beförderungsmöglichkeiten auch beim Bund besser sind. Kein Wunder, dass beim Senat das Personal fehlt.

  2. 30.

    Ich weiß von zahlreichen Menschen, die gerne nach der Pensionierung weiter gearbeitet hätten, dies angeboten haben (so was heißt dann „beantragt“) und lange keine und dann eine abschlägige Antwort erhalten haben. Das wäre doch mal spannend, herauszufinden, wie viele Lehrende dadurch verloren gegangen sind.

  3. 29.

    Als ich den Beitrag gestern Abend im Fernsehen gesehen hab, begann ich zu zweifeln: Anfang des Monats war ich auf ein "Lehrer-Casting" eingeladen und bin dort ohne ein einziges Angebot rausgegangen, wenige Tage später die Absage für das künftige Halbjahr. Ich bin ausgebildete Grundschul-Lehrkraft mit den "normalen" Fächern (D,Ma,SU), habe komplettes Studium, 2. Staatsexamen und Berufserfahrung. Aber ok, eingestellt werden die jüngeren Damen, da hat man dann auch was fürs Auge...
    Berlin schafft sich die Probleme selbst, mein Mitgefühl gilt nur noch denjenigen, die sich weiter dort abrackern müssen und dazu noch die Ausbildung der Quereinsteiger wuppen. Hab das selbst 17 Jahre mitgemacht, werde mich dann beruflich neu orientieren, meine Mitarbeit wird ja offensichtlich nicht benötigt.
    Zudem: bei Neueinstellung bekäme ich deutlich weniger Geld, da ab 1. Januar angestellte Lehrkräfte schlechter gestellt werden (-1600 €). Wer für die Verbeamtung zu alt ist hat Pech. Berlin - ohne mich!

  4. 27.

    Sie meinen, dass Erwachsene, vor lauter Ungeimpften, in besonders virusfreundlichen Räumen, über längere Zeit oder ausreichend lange sich garantiert anstecken sollen?
    Die Verwaltung hat für sich gesorgt: Große Bildschirme, HomeOffice, Lüfter im Büro, nur eine Person pro Büro, wenn überhaupt usw...

  5. 26.

    Dass ausgerechnet eine Altersgruppe, die durch Coronainfektionen besonders gefährdet ist, in die Schulen zurückgeholt werden soll, ist absurd. Sicher ist diesen Lehrern im Ruhestand nicht verborgen geblieben, wie ihr Arbeitgeber sich in Sachen Gesundheitsvorsorge während der Pamdemie gegenüber Lehrern verhalten hat.
    Obwohl das Thema Corona kaum noch erwähnt wird, ist dieses Thema noch nicht abgehakt.

  6. 25.

    Ich vermute fast, dass Sie die digitale Kompetenz der Verwaltung und der Schulen überschätzen.
    Tatsächlich wäre wäre es interessant zu wissen, wie viele Verwaltungsstellen und Schulen a. von dieser Datenbank wissen und b. wie viele davon diese überhaupt nutzen, bzw. das „Fachwissen“ haben, wie eine Datenbank als Datenquelle genutzt werden kann. Meine ich übrigens weder abwertend, noch sarkastisch - es interessierte mich tatsächlich.

  7. 24.

    Die Verwaltung muss so handeln (zuweisen), weil Kinder in die Schule gehören. Die Schule hat aber Gegenforderungen... Das gefällt einer Verwaltung, die es gewohnt ist anzuweisen, gar nicht. Das Leben geht weiter.

  8. 23.

    Als Lehrkraft in Berlin arbeitet man sich gewiss nicht arm. Versprochen. Aber ist es eben auch Arbeit, oft gar ein Knochenjob. Quereinsteiger, die dabei bleiben, sind meist an Brennpunktschulen. Das heißt sie müssen auch als Sozialarbeiter, Streitschlichter, Lebenshilfe für Eltern, Netzwerken, Animateur, Elternersatz, Dolmetscher etc. agieren. Krankheiten von Kollegen u.ä. Unregelmässigkeiten machen die Arbeit unplanbar. Was zu leisten ist, kann man mit Geld nicht bezahlen.

  9. 22.

    Wie meinen? Die Kinder sind ja nun einmal da. Und die fragen nicht, ob es genug Lehrkräfte gibt .
    Schule muss leider inzwischen alles ausgleichen. Beispiel: Zuzug aus dem Ausland. Kind war dort in der Kita. Kitaplätze gibt es nicht in Berlin. Aber "glücklicherweise" ist das Kind nach Berliner Regelung schulpflichtig. Die Grundschule muss es aufnehmen, ohne Einschulung, ohne Vorschulkurs, ohne Deutschkenntnisse... Das schafft für alle nur Frust. Für die Verwaltung ist das Problem gelöst.

  10. 21.

    Na soooo groß kann der Lehrernangel ja nicht sein. Nachdem ich im Sommer pensioniert wurde, habe ich mich spaßeshalber mal in die PKB - Datenbank eingetragen. Obwohl ich keine exotischen Fächer angegeben habe, kam nach den Sommerferien nur eine(!!!) Anfrage.

  11. 20.

    Und der Stellenwert drückt sich in der Einstellung im Kopf aus. Wie wird in der Verwaltung von Sachbearbeitern oder zu Hause in Gegenwart der Kinder über Lehrer gesprochen?

  12. 19.

    Wer als Lehrer so einigermaßen gesund das Rentenalter erreichte, ist froh, diesen Höllenjob abhaken zu können. Es wird nur die Kurzsichtigkeit und Naivität der "Bildungspolitiker" deutlich: anstatt den Lehrerberuf wieder attraktiv zu machen, denken sie, mit "viel Geld" könne man alles richten. So behebt man den Lehrermangel nicht

  13. 18.

    Die Arbeitsbedingungen hängen ganz wesentlich an der Personalsituation und an der sich daraus ergebenden Überlastung. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

  14. 17.

    Kann man nicht einfach weniger Kinder zulassen anstatt immer mehr Milliarden in dieses Fass ohne Boden System zu pumpen.

  15. 16.

    " Die neue Zuverdienstregelung für pensionierte Lehrkräfte ist laut dem Gesetzentwurf bis Ende 2026 befristet. "

    und man glaubt, dass bis dahin das Problem gelöst sein wird ?

  16. 15.

    " wemn die fertig Ausgebildeten auch in Berlin bleiben. Genau daran mangelt es ja. "

    und warum ist das so ? das sollte sich die Bildungsverwaltung mal überlegen

  17. 14.

    Auch wenn die Pension nicht gekürzt wird, muss das gesamte Einkommen versteuert werden. Dann bleiben bei Vollzeitarbeit wohl nur geschätzt 1000 Euro über. Nicht sehr lukrativ.

  18. 13.

    Wer Lehrer nicht kann, erlebt in der Schule die Vorhölle. Da nützt Ihnen all das Geld nichts.

  19. 12.

    Unsere Schule ist gut mit Lehrkräften ausgestattet. Das ist selten im Land. Jedoch sind insbesondere die jungen Kollegen und Quereinsteiger häufig überfordert und flüchten in regelmäßige, häufige Krankheit. Vertretungen bleiben an erfahrenen, ausgebildeten Lehrern hängen und die Ausfallquote bleibt hoch. Rentner sind kaum eine echte Abhilfe und viele von ihnen wollen die heutige Schule höchstens noch von außen sehen. Es muss eine echte Lehrerausbildungsinitiative her. Wohnraum, Mietzuschüsse, Stipendien und eine gute Imagekampagne müssen endlich her. Und Bildungssystem und Bildungspolitik gehören entideologisiert und gründlich reformiert. Ansonsten wird das Problem noch größer und der Bildungserfolg noch geringer.

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