Bündnis "Wir haben es satt" - Mehrere Tausend Menschen demonstrieren für Agrarwende in Berlin

Sa 21.01.23 | 20:03 Uhr
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Demonstration für Agrarwende in Berlin gestartet (Quelle: rbb/Konrad Spremberg)
Video: rbb24 Abendschau | 21.01.2023 | Marie Röder | Bild: rbb/Konrad Spremberg

Für eine umweltfreundliche und soziale Landwirtschaft haben am Samstag mehrere Tausend Menschen im Berliner Regierungsviertel demonstriert. Aufgerufen hatte das Bündnis "Wir haben es satt".

Parallel zur Messe "Grüne Woche" sind am Samstag mehrere Tausend Menschen im Berliner Regierungsviertel für eine Wende in der Agrarpolitik auf die Straße gegangen. Aufgerufen hatte das Bündnis "Wir haben es satt" mit rund 80 Organisationen. Die Demonstranten forderten unter anderem eine bäuerliche Landwirtschaft, artgerechte Tierhaltung, konsequenten Klimaschutz und gentechnikfreie Lebensmittel.

Wie ein Sprecher des Aktionsbündnisses dem rbb sagte, nahmen etwa 10.000 Menschen an der Demonstration teil. Die Polizei hatte am Mittag zunächst von 1.000 Teilnehmenden gesprochen, gegen Ende der Demonstration nannte die Polizei die Zahl von 7.000.

Demonstration für Agrarwende in Berlin gestartet (Quelle: rbb/Konrad Spremberg)
Bild: rbb/Konrad Spremberg

Protestnote an Landwirtschaftminister übergeben

Am Vormittag übergaben Aktivisten zunächst Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) eine Protestnote. Das Bündnis fordere faire Erzeugerpreise, Sozialleistungen, die ökologischen Konsum möglich machten, und mehr Ackerflächen für den Anbau menschlicher Nahrung statt für Futter, sagte eine Sprecherin des Bündnisses. "Wir erwarten deutlich mehr von Agrarminister Özdemir und der Bundesregierung", erklärte Bündnis-Sprecherin Inka Lange mit Blick auf ein Jahr Agrar- und Ernährungspolitik der Koalition von SPD, Grüne und FDP.

Begleitet wurden die Aktivisten mit einem Korso aus knapp 50 Traktoren, die von Blankenfelde zum Auswärtigen Amt fuhren, wo sie Özdemir ihr Papier übergaben. Im Auswärtigen Amt findet der Agrarministergipfel statt.

Bauerndemo mit Bundesminister Özdemir am 21.01.2023 (Quelle: rbb)
Zum Start der Proteste übergaben die Aktivisten Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir eine Protestnote.Bild: rbb

Kundgebung vor einer Bühne am Brandenburger Tor

Der anschließende Protestzug durch Berlin startete gegen Mittag am Brandenburger Tor und führte dorthin zurück. Die Fahrzeuge schlossen sich dem Demonstrationszug im Regierungsviertel an. Für eine Abschlusskundgebung wurde auf der Seite zum Tiergarten eine Bühne aufgebaut, angrenzende Straßen wurden teilweise abgesperrt.

An der Initiative "Wir haben es satt" sind Vertreter von rund 80 ökologisch und konventionell wirtschaftenden Bauern beteiligt, Natur-, Umwelt- und Tierschutzverbände sowie kirchliche Hilfswerke.

Die Demonstration findet bereits seit mehreren Jahren anlässlich der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin statt, die seit Freitag für Besucher offen steht. Bis zum 29. Januar präsentieren hier rund 1.400 Aussteller aus Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ihre Produkte in den Berliner Messehallen, zugleich ist das Branchentreffen ein Ort für den politischen Austausch über die Zukunft der Landwirtschaft.

"Wir haben es satt" - Demonstration mit Bundesminister Özdemir am 21.01.2023 (Quelle: IMAGO/Andreas Friedrichs)
Bild: IMAGO/Andreas Friedrichs

Brandenburgs Agrarminister fordert Wandel der Landwirtschaft

Brandenburgs Grünen-Agrarminister Axel Vogel zeigte sich im Vorfeld der Demonstration Sympathien für die Forderungen. In einem rbb-Interview sagte er am Samstag, in der Landwirtschaft müsse es ein Umdenken geben. Rund 80 Prozent der Bäuerinnen und Bauern in Brandenburg und auch in Deutschland würden bisher konventionell wirtschafteten; sie könnten für die Bio-Landwirtschaft nur dann gewonnen werden, wenn sie damit genug Geld verdienten, um ihre Familien zu ernähren und ihre Höfe zu betreiben.

Vogel beklagte in diesem Zusammenhang fehlende Wertschöpfungsketten in Brandenburg. So hätten in den 1990er Jahren u.a. viele Kartoffelverarbeitungsbetriebe oder Schlachtereien geschlossen. Mühsam werde das zurzeit wieder aufgebaut. Diese Strukturen seien wichtig, um den Landwirten höhere Einnahmen zu verschaffen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 21.01.2023, 19:30 Uhr

95 Kommentare

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  1. 95.
    Antwort auf [Olaf] vom 22.01.2023 um 20:07

    Nicht Ideologen sondern Psychologen und Soziologen.
    Und die haben auch recht. Warum soll irgendein Investor das mittlere Kaufverhalten dem Zufall überlassen, wenn er es steuern kann??
    Dafür wird mehr Kohle investiert, wie in das eigentliche Produkt.

  2. 94.
    Antwort auf [Olaf] vom 22.01.2023 um 20:08

    Also sollen die Volontäre AFD wählen, also die Leugner des Klimawandels.
    Wenn man überlegt, dass schon Alexander von Humboldt die Erde als einen lebenden Organismus begriffen hat und schon seinerzeit vor den zügellosen menschlichen Eingriffen gewarnt hat, dann ist die heutige Dummheit kaum auszuhalten.

  3. 93.

    https://www.berlin.de/vhs/kurse/beruf-karriere/rechnungswesen-betriebswirtschaft/

  4. 91.

    Lernen sie erst einmal was BWL und VWL überhaupt ist bevor sie andere belehren wollen. Das ist lächerlich.

  5. 90.

    Wen sollen junge Menschen ihrer Meinung nach wählen, wenn sie noch eine Zukunft auf diesem Planeten haben wollen; AFD oder CDU?

  6. 89.

    Wo sind die Berichte über Demonstrationen gegen die Ampelpolitik und die Russlandsanktionen in Berlin und den europäischen Städtten ??? Man könnte doch Studenten aus den betroffenen Ländern oder hier arbeitende Fragen, so hat man es ja bei der Berichterstattung über Trump in der weiiiit weggen USA auch gemacht um die Regionalität auszuhebeln.
    Ich lese überwiegend nur über pro Bündnis90/Grüne Demos. Woran liegt das?
    Etwa daran ???:
    https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus219289186/Oeffentlich-Rechtliche-Ausgewogene-Berichterstattung-92-Prozent-der-ARD-Volontaere-waehlen-gruen-rot-rot.html

  7. 88.

    Rauchen und Tiere könnten abgegeben werden, wenn Lebensmittel so wichtig sein sollen.

    Bei den Tafeln stehen natürlich auch Personen, weil dort kostenlos etwas zu haben ist.

    Geld gespart, unterschätzen sollte man die Leute eben nicht (z. B. Bettelmafia).

    Reden Sie mal wirklich mit den unterschiedlichen Leuten, die dort sind.

    Natürlich gibt es dort wirklich Hilfebedürftige, viele andere nutzen es aber als Spardose zu Lasten der wirklich Bedürftigen.

  8. 86.

    Kennen sie den Grundsatz, die Freiheit eines einzelnen endet da wo die Freiheit anderer einschränkt wird?
    Im Gegensatz zu ihnen will ich z.B. für mich und nachfolgende Generationen einen bewohnbaren, wenigstens halbwegs intakten Planeten.

  9. 85.

    Hoffentlich sind Sie ohne Subventionen ausgekommen und haben einen steuerlichen Gewinn gemacht, ansonsten würde ich die Geschäftsqualität hinterfragen.

    Wenn Sie o. a. erfüllt haben bleiben noch Fragen nach Ihrer geschäftlichen Zahlungsmoral gegenüber Geschäftspartnern, die sicherlich hervorragende Bezahlung Ihrer Mitarbeiter.

    Sollte auf das passen, Glückwunsch.

    Wenn nicht, max. Durchschnitt und nichts erwähnenswertes.

  10. 84.

    Zitat: "Eher früher denn später werden unsere Böden nicht mehr tragen und dann müssen wir die russischen Schwarzerdevorkommen erobern. Huch! Machen wir ja gerade."

    Ach, "wir", also Deutschland und seine Verbündeten, versuchen gerade Russland zu erobern?. Das ist ja mal eine interessante Einschätzung zum Russischen Überfallkrieg auf die Ukraine, Roman.
    Ihrer Einlassung zur Bodenausbeutung stimme ich allerdings zu.

  11. 83.

    "Preise zu subventionierten, ist tägliche Praxis, damit auch einkommensschwache Haushalte den Grundbedarf decken können und europäische Erzeuger wettbewerbsfähig bleiben."

    "Dagmar" möchte das genaue Gegenteil. Sie will einkommensschwache Haushalte weiter BElasten.

  12. 82.

    Warum verdrehen Sie die Aussage direkt wieder? Preise zu subventionierten, ist tägliche Praxis, damit auch einkommensschwache Haushalte den Grundbedarf decken können und europäische Erzeuger wettbewerbsfähig bleiben. Und VWL und BWL gehen ohnehin Hand in Hand.

  13. 81.

    Ich verwechsle da nichts, da ich etc. schrieb.

    Übrigens, für Ideologen sind Erkärungen immer einfach, nach dem selben Muster, andere Sichtweise kommen nicht in Frage, kurzum sie sind unbelehrbar und intolerant

  14. 80.

    Sie wollen uns doch nicht ernsthaft weismachen, dass sie wissen was BWL ist oder? Von BWL haben sie soviel Ahnung wie von Politik und Geschichte. Nullkommanull. Sie können nicht mal BWL von VWL unterscheiden.

    "Eine Lösung wäre, der Staat subventioniert diese Preise, und kürzt wo anders seine 52% - Sozialausgaben, ich wäre sofort dafür. "

    Den Superreichen noch mehr Geld für die Yacht in Monaco hinterherwerfen aber die Binnennachfrage durch Kürzungen abwürgen, sie sind ja eine ganz Schlaue.

    Diese Milchmädchenrechnung kommt mir doch sattsam bekannt vor. Sich für oberschlau halten, anderen Ratschläge erteilen aber nicht einmal das 1 x 1 beherrschen.

  15. 79.

    Zudem verwechsln Sie BWL mit VWL, das scheint grosse Mode heutzutage zu sein!
    Aber nochmal ganz einfach: Reichtum führt zu Verschwendung, Verschwendung führt zur Umweltzerstörung! Mal abgesehen davon, das der Ursprung stets zu hinterfragen ist!

  16. 78.

    Naja, für acht Jahre schuldenfreie Selbständigkeit reicht es!

  17. 77.

    Sorry, ich halte diese Demo für Quatsch. Das Tierwohl wird im Supermarkt entschieden und das ganz demokratisch. Jeder kann dort für sich entscheiden ob und welches Produkt er kauft.
    Leider paßt das manchem Gut-Mensch nicht, wenn er anderen nicht seine Vorstellung aufdrücken kann.

  18. 76.

    Irgendetwas widerspricht sich in Ihrem Anspruch und Unterstellungen gegenüber der Mitforistin, ich weiß nur noch nicht genau, was es ist?

    Können Sie bitte selbstreflektierend Abhilfe verschaffen?

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