Modulare Unterkünfte in Berlin - Scheidende Senatorin Kipping fordert Neubauprogramm für Geflüchtete

Sa 08.04.23 | 09:21 Uhr
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Modulare Unterkunft für Flüchtlinge, Brabanter Straße, Wilmersdorf, Berlin (Bild: imago images/Schöning)
Audio: rbb24 Inforadio | 08.04.2023 | Nachrichten | Bild: imago images/Schöning

Im Vorjahr suchten so viele Menschen Schutz in Berlin wie schon lange nicht mehr - dieser Trend ist auch 2023 ungebrochen. Pro Woche kommen hier bis zu 1.000 Geflüchtete an. Sozialsenatorin Kipping sieht dringenden Handlungsbedarf.

  • Kipping: Pro Woche kommen bis zu 600 Menschen aus der Ukraine an
  • Hinzu kommen bis zu 350 weitere Asylsuchende pro Woche
  • Nötig seien 1.000 neue Unterkunftsplätze pro Bezirk
  • Kipping fordert künftigen Senat auf, Neubauprogramm zu entwickeln

Nach dem starken Zuzug von Flüchtlingen 2022 in Berlin hat sich diese Entwicklung auch in den ersten drei Monaten dieses Jahres fortgesetzt. "Es gibt eine Tendenz zur Verschärfung", sagte die scheidende Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) der Deutschen Presse-Agentur. "Die Zahl der Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine mit Unterbringungsbedarf steigt."

Pro Woche habe Berlin zuletzt 350 bis 600 Menschen aus dem Land aufgenommen, gegen das Russland seit Februar 2022 einen Angriffskrieg führt. Hinzu kämen Asylbewerber, seit Jahresbeginn zwischen 200 und 350 pro Woche.

Nach Einschätzung Kippings benötigt Berlin angesichts dieser Entwicklung in diesem Jahr weitere 10.000 Plätze für geflüchtete Menschen, wie sie bereits Anfang März sagte. Momentan sind es laut Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) gut 32.000 in Gemeinschaftsunterkünften und Erstaufnahme. Sie sind weitgehend belegt, die Reserven gering.

Kipping fordert 1.000 Plätze pro Bezirk

Geeignete Immobilien für solche Sammelunterkünfte sind indes immer schwerer zu finden, das gilt laut LAF auch für Fachpersonal für deren Betrieb. Aus Hostels, die der Senat zwischenzeitlich angemietet hatte, mussten oder müssen Flüchtlinge wieder ausziehen, weil der Tourismus wieder zunimmt.

Vor diesem Hintergrund erwartet Kipping vom neuen schwarz-roten Senat, der voraussichtlich Ende April seine Arbeit aufnimmt, ein Neubauprogramm für modulare Unterkünfte (MUF), in denen geflüchtete Menschen in Wohnungen leben können. "Ich gehe davon aus, dass wir pro Bezirk etwa 1.000 neue Plätze brauchen", so die Senatorin. "Da stehen der neue Senat und die Bezirke in der Pflicht."

Die Bezirke müssten Bauflächen benennen, die Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen müsse für eine gerechte Verteilung der neuen MUFs über die ganze Stadt sorgen. "Es gibt einen großen Bedarf, da kann sich niemand wegducken." Der Bau eines MUFs dauert in der Regel etwa ein Jahr.

Tegel soll bis Ende des Jahres verlängert werden

Nach Kippings Angaben soll der Betrieb des Ukraine- Ankunftszentrums am Terminal C des ehemaligen Flughafens Tegel mit 3.000 Plätzen zur vorübergehenden Unterbringung Geflüchteter verlängert werden. Diese Verlängerung bis Ende September oder Ende des Jahres wird demnach voraussichtlich noch der alte rot-grün-rote Senat beschließen.

2022 hatten in Berlin fast doppelt so viele Menschen Asyl beantragt wie im Jahr zuvor. Insgesamt zählte das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) 14.704 Asylanträge. Hinzu kamen mehr als 1.000 Geflüchtete, die über Sonderprogramme nach Berlin kamen, etwa besonders schutzbedürftige Syrer.

Darüber hinaus fanden in Berlin im Vorjahr etwa 60.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine eine neue Bleibe, die einen anderen Status als Asylbewerber haben. Viele kamen zunächst privat unter. Alles in allem nahm Berlin damit 2022 mehr Geflüchtete auf als in den Jahren 2015/2016, in denen schon einmal großer Zulauf herrschte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.04.2023, 11:00 Uhr

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51 Kommentare

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  1. 51.

    Auch Ihr Kommentar ist nicht weniger als eine Aneinanderreihung von rechten Parolen. Geflüchtete haben nichts mit Verschmutzung zu tun, an dem Punkt machen Sie sich sogar strafbar, sie wollen grds. arbeiten und sind auch Instrument, um Bedürfnisse einer Stadt per Sozialneid gegeneinander auszuspielen.

    Wer den Miet- und Wohnungsmarkt nicht reguliert, dazu hatten die vorangegangenen Koalitionen genug Zeit, muss mit den kläglichen Resten leben, die dann noch für Soziales genutzt werden können. Unter Elke Breitenbach hatte man sich sogar gefreut und es zelebriert, weniger Unterkünfte zu haben - trotz auch damals global steigender Geflüchtetenzahlen. Man hat die Bedingungen gesehen und blieb nicht untätig, sondern hat die Lage verschlechtert.

    Nicht dass das ein reaktionärer, rechtsextremismus-affiner Senat unter cDU u. sPD nicht auch könnte, Grundrechte zu missachten und für Menschen ohne Wirtschaftslobby nichts zu tun.

  2. 50.

    Die Grünenhasser und ihre immer gleichen Lügen. Ich könnte jett aufzählen was unter RRG endlich besser wurde aber das würden sie gleich wieder weglügen wollen. Also spare ich mir das.

  3. 48.

    Fordern, fordern, fordern... die waren doch jetzt lange genug am Hebel und haben rein gar nichts gebacken bekommen außer Radwege und Verkehrsbehinderung.. ahhh und Wohnungsinvestoren vergrault, den Mietspiegel "deaktiviert" Gut, dass die endlich weg sind.

  4. 47.

    Die EU ist ein demokratisches Gebilde, die meisten Entscheidungen werden von den Mitgliedstaaten einstimmig verabshiedet, so auch der Lisaboner Vertrag.
    Wenn ein EU-Land diesen Vertrag bricht, und monatelange Alleingänge unternimmt, und dann, wenn ihm der Alleingang über den Kopf gewachsen ist, dann eine Umverteilung vordert, was erwartet man?

    Die EU ist vom Grundsatz so ausgerichtet, dass im Vorfeld beschlossen wird, wo eine Solidarität einzufordern ist, und die Beschlüsse sind einstimmig zu verabschieden. Dieses nachträgliche Vorhaben Deutschlands ist damals gescheitert, mit recht..

    .

  5. 46.

    Die EU ist ein demokratisches Gebilde, und das schließt naturgemäß eine Führungsmacht aus!

  6. 45.

    Na ja, mit denken hatten es ja die Rechten noch nie so. Mehr mit hetzen.

  7. 44.

    Danke für Ihre sachlichen, offensichtlich sachkundigen und tatsächlich an den eigentlichen Ursachen orientierten Beiträge.
    Da ich die ganze Zeit kopfnickend sagte "Genau, sehe ich auch so!" und nun nicht mehr schreiben 'muß' - Alles gesagt! - viele sonnige Ostergrüße für Sie aus dem heute heiteren XBerg.

  8. 43.

    Ich bin heilfroh, dass diese Frau, samt ihrer Partei nicht mehr im Senat ist.

  9. 42.

    Was hat fieser Artikel mit Wohnungen zu tun? Von Wohnungen ist in dem Artikel keine Rede. Da geht es um Gemeinschaftsunterkünfte.

  10. 41.

    Na ja, mit arbeiten hatten es ja die Linken noch nie so. Mehr mit verteilen.

  11. 40.

    Die Umverteilung der Flüchtlinge hatte Deutschland bereit versucht durchzusetzen, ohne Erfolg, ein zweiter Anlauf kann versucht werden, wird aber auch scheitern, auch die EU praktiziert demokratische Entscheidungen, und einem Staat zu diktieren wem sie aus Drittstaaten aufzunehmen hat, das ist für viele Mitgliedstaaten inakzeptabel.
    Übrigens, es gibt den Lisaboner Vertrag,hat Deutschland seinerzeit iniziert, und 2015 gebrochen..

    Polen, Tschechien und Slowakei möchten ihre Flüchtlinge nicht umverteilen, aber Deutschland kann versuchen EU- Länder zu finden, die ihnen Flüchtlinge abnehmen.

  12. 39.

    "Flüchlinge sollten auf die ganze EU nach Bevölkerungsschlüssel verteilt werden."
    Sorry aber haben sie seit 2015 nicht mitbekommen das sich andere EU Länder dagegen sperren.....vielleicht mit Ausnahme von Luxemburg! Viele Länder teilen nicht die Meinung der deutschen Regierungen was eine Verteilung angeht. Irgendwann wird sich eine deutsche Regierung mit diesem Problem beschäftigen müssen. Unsere Infrastruktur ist dafür nicht ausgelegt, das wird doch grad in der Medizin, bei Bildung, Wohnungs- und Fachkräftemangel deutlich.

  13. 38.

    Hier läuft doch irgendwas falsch .
    Täglich liest man das mehr Wohnungen gebaut werden müssen , dennoch wird nie davon gesprochen das erstemal die Berliner diese benötigen. Stattdessen wird immer von den armen Flüchtlingen geredet.. mein Gott die Stadt ist rappelvoll. Es kommt ein Bruchteil von denen zum Arbeiten her , leider sieht man es an der immer weiter verdreckenden Stadt.

  14. 37.

    Die Linke, jahrelang gepennt und die Armut in der Stadt wuchs unter denen, spielen schon mal Opposition. Und wieder sind die eigenen Bürger zweitrangig und der Fokus liegt bei unkontrollierter Zuwanderung und die Belohnung dafür mit unseren Steuergeldern

  15. 36.

    "die angekommenen Flüchtlinge sollten auf ganz Deutschland verteilt werden." Ich würde das erweitern: Flüchlinge sollten auf die ganze EU nach Bevölkerungsschlüssel verteilt werden.

  16. 35.

    An "Mona" (Nr. 28):

    Es ist leider nicht nur ein deutsches Problem, wie Herr Orban schon in 2015 behauptet hat, sondern vor allem ein Problem aller(!)EU-Staaten. Kann also nur auf EU-Ebene gelöst oder gelindert werden. Ohne (!)Druck aus Deutschland (damit ist auch ein finanzpolitischer Druck gemeint!) werden sich die "unwilligen" EU-Staaten, die angeblich gern die "europäische Solidarität" anstreben, nicht bewegen.

    Vielleicht wird da der objektive Hinweis aus D. helfen, dass in dem vermeintlich "reichen" Deutschland - nach der Aufnahme von über 2,5 Mio. Flüchtlingen - alle Aufnahme-Kapazitäten vollständig ausgeschöpft sind. Von menschenwürdiger "Integration" und "Chancengleichheit" kann ohnehin keine Rede sein. (Vgl. auch die aktuellen "Offenen Briefe" deutscher Bürgermeister und Landräte, die vor Ort ihr Bestes tun wollen.)

    Die deutsche Bundesregierung muss allerdings auch hier europapolitisch aktiv werden. Ohne Druck keine Bewegung!

  17. 34.

    UN-Flüchtlingshilfswerk lehnt Ausdruck „Geflüchtete“ ab!

    Gründe und Fakten unter folgendem Link:
    https://unric.org/de/unhcr05012023/

    Diese Information hatte ich zuerst sogar im RBB auf RADIO EINS gehört.
    Scheint leider nicht angekommen zu sein ;-)

  18. 33.

    "Hatten wir, nur da wurde immer nur gesagt wo nicht gebaut werden kann, aus meiner Erinnerung haben sie nichts zustande bekommen. "

    Man mußte gegen viele Widerstände kämpfen und konnte nur einen kleinen Teil umsetzen, das ist Politik.

    "Jetzt ist man bald raus aus der Regierung und man kann wieder munter alles Fordern."

    Das ist der Vorteil der Opposition, auch das ist Politik.

  19. 32.

    Wie lange ist bzw. waren die Linken in den letzten Jahrzehnten in der Berliner Landesregierung mit Verantwortlich?
    Hatten wir nicht bis vor zwei Jahren Bausenatoren*innen aus der Linken Partei? Hatten wir, nur da wurde immer nur gesagt wo nicht gebaut werden kann, aus meiner Erinnerung haben sie nichts zustande bekommen.
    Jetzt ist man bald raus aus der Regierung und man kann wieder munter alles Fordern.

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