Bis zu zwei Jahre Wartezeit - Zahl der offenen Einbürgerungsverfahren in Berlin stark gestiegen

Do 18.05.23 | 17:45 Uhr
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Ein Sachbearbeiter des Lageso hält eine Terminkarte in der Hand (Bild: dpa/Britta Perdesen)
Bild: dpa/Britta Pedersen

Die Zahl der Einbürgerungsanträge in Berlin ist im vergangenen Jahr massiv gestiegen. Auch die Zahl der offenen Verfahren nahm stark zu. Ausländer, die Deutsche werden wollen, müssen dadurch immer länger auf ihre Einbürgerung warten. Der Abbau des Antragsstaus wird trotz des neuen Einbürgerungszentrums, das 2024 in Betrieb gehen soll, noch Jahre dauern. Das geht aus aktuellen Zahlen der Senatsinnenverwaltung hervor.

Derzeit 27.000 offene Verfahren

Demnach liegt die Zahl der noch offenen Verfahren derzeit bei 27.000. Im vergangenen Jahr waren rund 20.000 Verfahren in Bearbeitung, vor zehn Jahren waren es etwa 12.000.

Zugleich erwartet der Senat, dass sich in den kommenden Jahren noch mehr Ausländer als bisher einbürgern lassen wollen, weil die Hürden mit dem geplanten Bundesgesetz sinken werden und viele Syrer, die 2015 und 2016 nach Deutschland kamen, inzwischen lang genug im Land sind, um die deutsche Staatsangehörigkeit zu erhalten.

Mehr Einbürgerungen beantragt

Der Antragsstau entstand, weil besonders zuletzt jedes Jahr mehr Einbürgerungen angemeldet als abgearbeitet wurden. 2020 wurden rund 10.700 Anträge gestellt und 8.700 abgeschlossen. 2021 kamen 12.600 Anträge auf 10.600 Abarbeitungen. 2022 waren es dann bereits 17.600 Anträge, 11.400 wurden abgearbeitet.

Laut Innensenatorin Iris Spranger (SPD) werden derzeit jährlich etwa 8.000 Menschen eingebürgert, weitere Anträge wurden abgewiesen, weil die Voraussetzungen nicht erfüllt waren. Das schon mehrfach angekündigte Ziel des Senats ist es, pro Jahr mindestens 20.000 Einbürgerungsanträge abzuarbeiten und zu genehmigen.

Landeseinbürgerungszentrum erst ab 2024

Als ein wichtiger Baustein dafür gilt das zentrale Landeseinbürgerungszentrum, das Anfang 2024 die Arbeit aufnehmen soll und statt der überlasteten Bezirke zuständig sein wird. Hier setzt der Senat auf digitale Anträge statt bisheriger Papierwirtschaft.

Die meisten Anträge kommen von Türken, die schon lange in Berlin leben. Auf dem zweiten Platz folgen inzwischen Syrer. Aber auch von Polen gibt es viele Einbürgerungsanträge und erwartet wird, dass auch ein Teil der Ukrainer in Deutschland bleiben will.

Die Wartezeit in den Bezirken beträgt etwa in Pankow bis zu zwei Jahre, in vielen anderen Bezirken sind es 18 Monate, nur Mitte sticht mit 25 Sachbearbeiterstellen und nur 5 Monaten Wartezeit hervor. Rund 800.000 Ausländer sind in Berlin gemeldet, davon hätten 250.000 die Voraussetzungen, sich als Deutsche einbürgern zu lassen, so der Senat.

5 Kommentare

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  1. 5.

    Und? Muss doch nicht "existenzbedrohend" sein, damit man sich über eine Verwaltung aufregen kann, die wie im 3. Welt Land arbeitet!
    Man sollte mal einfach Leute einstellen. Auch Quereinsteiger. Das ist nämlich nicht kompliziert.

  2. 4.

    Ehe man sich über die schleppende Bearbeitung beschwert, sollte man erst einmal wissen, welche Voraussetzungen für eine Einbürgerung bestehen und wie diese überprüft werden.
    Gerade 2015 dürfte jetzt mit für den Stau verantwortlich sein, da die "Wartezeit" für eine Einbürgerung jetzt erst abläuft. Eine Einbürgerung ist das letzte Glied einer Kette. Da die Antragsteller aber schon in gesicherten Verhältnissen in Deutschland leben müssen, damit ihr Antrag positiv beschieden werden kann, ist eine Wartezeit hier vielleicht nervig, aber wohl eher nicht existenzbedrohend. Arbeiten dürfen/müssen die Antragsteller ja schon lange.

  3. 3.

    Deutschlandtempo!

  4. 2.

    Man kann schon nichts mehr dazu sagen. Funktionieren tut generell nichts. Proaktiv wird auch nie gehandelt. Wenn überhaupt, dann reagiert man nur im Schneckentempo oder gar nicht. Ich kann das alles nicht mehr verstehen.

  5. 1.

    Und jetzt, wieder einmal wird ein Problem erkannt, aber die Verwaltung ist nicht in der Lage dieses zu lösen. Schöne Perspektive, wenn jemand sich entscheidet, Deutscher Staatsbürger zu werden und dann Jahre darauf warten muß. Gut das wir dann Fachkräfte aus dem Ausland suchen und es nicht schaffen werden, Ihnen hier eine Zukunft anzubieten.

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