"Kita-Chancenjahr" - Berliner Senat will Kinder früher in Kitas eingliedern

Do 26.10.23 | 17:03 Uhr
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Symbolbild: Kita (Quelle: dpa)
Video: rbb24 Abendschau | 26.10.2023 | Bild: dpa

Der Senat möchte mehr Berliner Kinder früher in die Kita bringen und so besser auf die Schule vorbereiten. Durch das "Kita-Chancenjahr" sollen die Deutschkenntnisse von Kindern mit Sprachdefiziten bis zum Schulbeginn verbessert werden.

Der Berliner Senat möchte mehr Kinder früher in die Kita bekommen. Die Bildungsverwaltung stellte am Donnerstag Maßnahmen vor, mit denen das erreicht werden soll. Bereits im Koalitionsvertrag war versprochen worden, das sogenannte Kita-Chancenjahr einzuführen.

Künftig sollen Hürden abgebaut werden, damit mehr Eltern sich für den Besuch einer Kita entscheiden. So sollen künftig alle Kinder ab dem dritten Lebensjahr automatisch einen Willkommensgutschein für die Kita zugesendet bekommen. "Niedrigschwelliger kann man es gar nicht mehr machen", sagte Jugendstaatssekretär Falko Liecke (CDU).

Bisher müssen Eltern sich selbst beim Jugendamt ihres Bezirks anmelden, um einen solchen Kita-Gutschein zu bekommen. Den können sie dann in einer Kita oder einer Kindertagespflege einlösen, wenn es dort einen freien Platz gibt.

Sprachförderungsangebote sollen verstärkt werden

Außerdem sollen mehr Kinder, die keine Kita besuchen, mit Sprachförderungsangeboten erreicht werden. Bereits jetzt müssen Kinder 15 Monate vor ihrer Einschulung einen Sprachtest absolvieren. Werden dort Defizite festgestellt, müssen sie verpflichtend ein Jahr vor Schulbeginn einen Sprachkurs in einer Kita besuchen.

Bis jetzt ist diese Sprachförderung nur in bestimmten Kitas möglich, künftig sollen sich Kinder mit einem Förderbedarf die Kita frei aussuchen können. Zudem soll der Sprachtest künftig früher stattfinden und die Kinder sollen insgesamt mehr Förderstunden in der Woche bekommen.

Nach Angaben der Bildungsverwaltung haben von den in diesem Jahr eingeschulten Kindern rund 3.670 keine Kita besucht. Von ihnen haben rund 1.590 Kinder anderthalb Jahre vorher einen Sprachtest absolviert, bei der deutlichen Mehrheit der getesteten Kinder (rund 1.230 Kinder) sei ein Sprachförderbedarf festgestellt worden.

Die Maßnahmen sollen schrittweise umgesetzt werden, im Kitajahr 2025/2026 soll dann alles abgeschlossen sein.

Kita-Verband begrüßt Pläne

Der Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger (VKMK) in Berlin hat die Pläne der Koalition für ein "Kita-Chancenjahr" begrüßt. "Es ist ein wichtiger Schritt, frühzeitig Sprachdefizite bei Kindern zu erkennen, zu adressieren und jene hier gezielt zu stützen und zu fördern, um ihre schulische Vorbereitung zu verbessern", erklärte Geschäftsführer Lars Békési.

Nach den Worten Békésis legt der VKMK besonderen Wert darauf, die Beschäftigten ergänzender Sprachfördergruppen, die es derzeit außerhalb der Kitas gebe, bei dem neuen System einzubeziehen. Ohne diese Fachleute gäbe es noch mehr Kinder ohne erfolgversprechende
Bildungsperspektiven in den Schulen, erklärte er.

Wichtig sei nun, Fort- und Weiterbildungsangebote für diese Personen zu schaffen und ihnen eine Übernahme in die multiprofessionellen Kita-Teams zu ermöglichen. "Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Kita-Chancenjahr nicht den notwendigen Erfolg erzielen kann, da schlichtweg das benötigte pädagogische Fachpersonal fehlt."

Sendung: rbb24 Abendschau, 26.10.23, 19:30 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Genau! "Wo bleibt das lange überfällige verpflichtende Vorschuljahr?" Wir haben ja auch die verpflichtenden Später-in Rente-Jahre!

  2. 26.

    Wie stellt das System denn Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit laut GG her, wenn das nicht im Schulsystem gleichberechtigt geregelt und umgesetzt wird, stattdessen vorher – die einen dies, die anderen das (Chancenjahr), und dann gemeinsam eingeschult.

  3. 25.

    Das klingt alles ganz toll, die Hoffnung stirbt zuletzt! Leider aber mit keinem Wort erwähnt, dass an allen Ecken und Enden Kita-Plätze fehlen und sich bereits jetzt mehr Eltern um einen Kita Platz bemühen, als Kapazitäten vorhanden sind. Ein Willkommensgutschein wird diese offensichtliche Mangelsituation dann wohl noch verschärfen.

  4. 24.

    Guten Morgen, das, was Sie beschreiben, ist genau das Kita-Chancenjahr. Geht recht gut aus dem Bericht hervor.

  5. 23.

    Und wieder einmal sehen wir die neue Vollkaskomentalität. Natürlich sind nicht die Eltern Schuld und sollten sich mal für ihre Kinder bewegen, nein, wir brauchen drölfundzwandzig Gesetze und Verordnungen, welche ein Haufen
    Geld und von den meisten der Klientel ohnehin abgelehnt werden.

    Bravo und wieder einmal wurde das Böse besiegt!

  6. 21.

    Wo bleibt das lange überfällige verpflichtende Vorschuljahr?
    Die Schule kann nicht auffangen was Eltern versäumen in den ersten 6 Jahren ohne Kita.
    Die Politik muss endlich handeln.
    Mehr Plätze und bessere Bezahlung des Personals ist nötig.
    Aber insbesondere das Hinschauen und Eingreifen da wo bildungsfernes oder bewusst nicht integrierendes Verhalten von Eltern vorherrscht - ein Leben lang zu Leiden darunter haben nämlich die Kinder obwohl sie nichts dafür können.
    Wie kann es sein, dass es immer noch möglich ist, dass Kinder in Berlin die Schule beginnen ohne soziale Gruppenerfahrungen wie in den Kitas gemacht zu haben?
    Wieso ist es möglich dass die Hälfte der über 3000 Erstklässler in Berlin die KEINE Kita besucht haben auch nicht mal an den eigentlich verpflichtenden Sprachtests teilnimmt?! Von den 1500 die teilgenommen haben, haben 1300 Sprachförderbedarf. Das sagt doch alles! Diesen Kindern muss die Gesellschaft viel früher helfen, da es die Eltern nicht wollen oder können

  7. 20.

    Das Ergebnis dieser familiären Erziehung könnte zum Wohl der Kinder, Unterstützung gebrauchen, wie man grad jetzt in Berlin sieht. Nur weil unsere Regierungsmitglieder teilweise nicht in der Lage waren, einen Studienabschluss zu erreichen, muss das doch nicht für alle Kinder gelten oder?

  8. 19.

    Da muss erst die CDU kommen, damit das Problem der Sprachdefizite un der Grundschule mal angepackt wird

    Ich mag die Günther-Wünsch. Die machte in Kaulsdorf auch gute Arbeit. Immer Präsent und sympathisch.

  9. 17.

    Schön - was der Berliner Senat so alles will. Das Wollen ist lobenswert - so wie viele andere Wünsche auch.
    Nur: Allein der Wille wird es nicht ausrichten, wenn bekanntermaßen die Voraussetzungen fehlen. Die zu schaffen wird Jahre dauern. Ist wie mit dem Schulneubau: Für eine Grundschule wird begonnen - bis sie fertig ist brauchen die Kinder ne Berufsschule oder Uni. Hauptsache der Amtsschimmel wacht über die Einhaltung von Gesetzen und Bestimmungen - alles andere scheint nichtmehr wichtig zu sein. Einfach traurig.

  10. 16.

    Ich finde das Rumgehacke auf Quereinsteiger echt zum Kotzen. Warum tun Eltern so als würde ihr Kind in der Kita von einem Metzgergesellen am Halswirbel operiert? Ein Kind benötigt Beispiel, Liebe und Zeit. Zeit ist das Wertvollste, was man einem Kind schenken kann. Statt dessen müssen Fachkräfte her, die sich dem Kind zu widmen mit unsinnigen Bewertungen und Analysen für die ausufernde Bürokratie beschäftigt sind. Fragen Sie sich doch bitte mal, wie eine jetzt 100jährige es vor 70 Jahren ohne Kita schaffte ohne Fachschulanschluss aus 6 eigenen Kindern anständige Erwachsene zu formen. Ihren Kindern ist es sch..egal ob ihr Erzieher 'nen Doktortitel hat, wenn es sich wohlfühlt und spielerisch fürs Leben lernt und beschäftigt wird. Ich frage mich öfter, welche Qualifikation Eltern eigentlich haben. Noch jemand?

  11. 15.

    Kitaplätze sind ja gut und schön. Aber wer soll die Kinder betreuen und fördern ? Ich arbeite als Erzieher jetzt schon am Anschlag und die Art der Betreuung und Förderung ist durch die hohe Anzahl der Kinder nicht mehr zu leisten. Alles Augenwischerei. Wir werden verheizt und die Kinder genauso. Dazu noch diese OFFENE ARBEIT die sich die Eigenbetriebe auf die Fahne schreiben.. Kein Kind wird in der Masse mehr individuell gefördert.

  12. 14.

    Diese Aussage zeigt, unter welchem Realitätsverlust die Berliner Politik leidet. Es gibt weder freie Kitaplätze, noch fachlich ausgebildetes zusätzliches Personal. Bei der zunehmenden Überforderung der Erzieherinnen und Erzieher, die zur Zeit einen guten Job machen, werden viele auch mit Burnout die Kitas verlassen, Was dann? Nich mehr Quereinsteiger mit anfänglich geringer Kompetenz? Hier geht es um das Kindeswohl und um Bildung. Beides muss Hand in Hand gehen.

  13. 13.

    Die Idee als solches ist ja sinnvoll. Nur frage mich wo das Personal dafür herkommen soll. Schon jetzt gibt es nicht genügend Fachkräfte. Oder soll noch mehr fachfremdes Personal eingestellt werden?
    Außerdem wäre es an der Zeit, dass das Kitapersonal in Berlin analog zum TVöD bezahlt wird und nicht nach dem TV-L. Dieser Tarifvertrag stellt das Personal schlechter. Berlin kann ja in den anstehenden Tarifverhandlungen zeigen was ihm sein Personal wert ist.

  14. 12.

    Berlin hat zu wenig Kitaplätze, egal welchen Gutschein die Eltern haben . Es gibt auch keine Unterstützung von Senats Seite, wenn der Vermieter mal eben die Räume für Kitanutzung nicht verlängert und Kitaplätze ersatzlos wegfallen.- meinem Träger in passiert, 15 Plätze futsch (in Kreuzberg). Auch keine Angebote Räume zu übernehmen kommen von der Senatsverwaltung oder dem Bezirk.
    Wir suchen noch immer.
    Also, wie sollen dann mehr Kinder einen Platz finden?

  15. 11.

    Hallo @Karin B, ich möchte ihnen mal sagen, wie gerne ich ihre Kommentare lese. Da steht viel Wahrheit drin, kompetent, nie verletzend. Machen sie weiter so ! Das mit dem Kitajahr sind doch nur leere Versprechungen. Überall wird versprochen, nur das mit dem Halten nimmt keiner ernst. Ob Ampel wie Landesregierungen! Wir sind in einer extremen Situation im Land, es kann so nicht weiter gehen! Es wird sich nur noch weggeduckt. Es kann so nicht mehr weitergehen.

  16. 10.

    Gibt's denn überhaupt Personal dafür? Schon jetzt muss man doch vor der Geburt des Kindes anfangen Kitas anzuschreiben um dann vielleicht einen Platz zu bekommen. Ich sehe da niemanden Geld in die Hand nehmen um die nötigen Kapazitäten für Betreuung, geschweige denn Sprachförderung zu schaffen.

  17. 9.

    Ich glaube, wenns um "gezielte" Sprachförderung geht, sind Logopäden gemeint.
    Ich sehs schon, wie die mir dann erzählen wollen, dass ich an meinem Berlinerisch ja ooch arbeiten könnte/sollte...

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