Protest gegen Bundesregierung - Viele Apotheken blieben am Mittwoch aus Protest geschlossen

Mi 29.11.23 | 17:21 Uhr
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Symbolbild: Ein Schild "Apotheke heute geschlossen" hängt in der Tür einer Apotheke. (Quelle: dpa-Bildfunk/Oliver Berg)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 29.11.2023 | Friedrich Herkt | Bild: dpa-Bildfunk/Oliver Berg

Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung haben sich am Mittwoch zahlreiche Apothekerinnen und Apotheker aus den ostdeutschen Bundesländern in Dresden versammelt. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sollten bis zu 3.000 Apotheken in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Rahmen des Protests geschlossen bleiben. An der Kundgebung nahmen nach erster Einschätzung der Initiatoren mehr als 2.000 Menschen teil.

"Unser Protest ist ein Protest für die Zukunft der Apotheke vor Ort, für unseren Nachwuchs und für unsere Patientinnen und Patienten", erklärte Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbandes. Er richte sich gegen die Entscheidungsträger, die den "Versorgungsauftrag als Apotheken infrage stellen und notwendige finanzielle Anpassungen aussitzen wollen".

"Großer Frust" unter Apothekern

Die Teilnehmenden des Protests fordern unter anderem mehr Geld. Laut ABDA stehen die Apotheken unter "immensem wirtschaftlichen Druck". Lieferengpässe, gestiegene Betriebskosten und Personalmangel bereiteten ihnen zunehmend Probleme. Die Gehälter sind den Verbandsangaben zufolge seit 2004 nicht gestiegen. Die Zahl der Apotheken in Deutschland nehme in Folge seit Jahren ab.

Der Apotheker-Protest in Osten ist der vierte Protesttag der Apothekerschaft. Zuvor hatte es im November bereits Kundgebungen und Apotheken-Schließungen in Nord-, West- und Süddeutschland gegeben.

"Die Versorgung ist in allen Bezirken über die Notdienstapotheken gewährleistet", versicherte Stefan Schmidt, Pressesprecher des Berliner Apotheker-Vereins, gegenüber der Nachrichtenagentur DPA im Vorfeld. Die entsprechenden Apotheken konnten Aushängen oder der Webseite aponet.de entnommen, sowie unter der 116 117 erfragt werden.

50 Berliner Apotheken in 2023 zugemacht

Zwischen Januar und September dieses Jahres hätten bundesweit 335 Apothekengeschäfte zugemacht. Allein in Berlin seien es 50 gewesen. "Der Rückgang der Apothekenzahl muss dringend gestoppt werden", sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Laut Overwiening plane die Bundesregierung eine "Zwei-Klassen-Versorgung", weil viele Apotheken künftig keine Notdienste oder Arzneimittel-Herstellungen mehr anbieten müssten.

Der eintägige Protest am 29. November in den fünf ostdeutschen Bundesländern knüpfte nahtlos an die vorherigen Proteste mit jeweils regionalen Apothekenschließungen in Nord-, West- und Süddeutschland an. An den vorherigen Wochenenden gab es Kundgebungen in Stuttgart, Dortmund und Hannover.

Sendung: Inforadio, 28.11.2023., 12:07 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Kein kranker Mensch braucht an jeder Ecke eine Apotheke. Es gibt viel zu viele Apotheken, die nebenbei auch noch für sehr hohe Kosten sorgen.

    Der Hybridapotheke gehört die Zukunft. Eine Mischung aus Filialapotheke, Automatenbetrieb und Versandhandel.

    Selbst wenn 50 % aller Apotheken wegfallen, gibt es immer noch genug. Auf dem Land ist die Versorgung auch gesichert. Ein Fahrweg ist zuzumuten. Ebenso könnten Apotheker ihren Widerstand gegen Automaten zur Abholung auf dem Land aufgeben.

  2. 27.

    Zum Beispiel weil es für kranke Menschen wichtig ist, eine Apotheke fußläufig in der Nähe zu haben.

  3. 26.

    Wir haben einfach zu viele Apotheken. In Tegel sehe ich schon 8 und wozu??

  4. 25.

    Um die Probleme in der Krankenversicherung im den Griff zu bekommen, müssen sich die Versicherten entscheiden zwischen Beitragserhöhung oder Leistungskürzungen. Außerdem müssen die Rabattverträge gekündigt werden.

    In der Pflegeversicherung muss von Teilkasko auf Vollkasko umgestellt werden. Das bedeutet aber auch Vervielfachung der Beiträge. Anders geht's nichts mehr

  5. 24.

    Ein wie ich finde sehr wichtiger u.interessanter Kommentar.
    Mein Hausapotheker ( u.Inhaber )hatte vor einigen Jahren noch 3 Angestellte. Alle mußten leider gehen wie er mir sagte aus Kostengründen, da allein schon um sein Geschäft herum 2 solch Hochmoderne Apotheken aufmachten. Zudem waren u.sind da auch die Online Apotheken. Nun führt er seinen Betrieb mit Ehefrau alleine weiter. Wie lange noch weiß er nicht.

  6. 23.

    Wie kommen Sie darauf, dass die Arbeitsbedingungen in der Pflege schlicht sind? Das stimmt nicht. Examinierte Kräfte verderben sehr gut.

    Ich leite run Pflegeheim. Bei uns verdienen examinierte Kräfte 24 Eur plus Zulagen. Das ist sehr viel.

    Die Rechnung dafür zahlen die Bewohner durch immer höhere Kosten. Die PV ist ja auch nur ein Zuschuss.

  7. 22.

    Die Abschaffung der kostenlosen Familienversicherung wäre der erste Schritt in die richtige Richtung. Wenn jedes bislang kostenlos versicherte Familienmitglied 2 % Beitrag bezahlt oder aber geringere Leistungen bekommt, könnte man mit den Mehreinnahmen das System stabilisieren. Es kann nicht sein, dass der Vater den normalen Beitrag zur GKV zahlt und beliebig viele Familienmitglieder kostenlos mitversichert sind. 2% Beitrag für jedes Familienmitglied zusätzlich sind ohne Probleme machbar

  8. 21.

    Vielen ist nicht geläufig, dass in einer Apotheke nicht nur Apotheker arbeiten. Pharmazeutisch-technische-Assistenten, wie ich eine bin, stellen sogar die größte Arbeitsgruppe in den öffentlichen Apotheken dar.
    Liebe Kommentatoren, ich verdiene mir als angestellte PTA keine goldene Nase und selbst ein angestellter Apotheker/Apothekerin kann als Akademiker einpacken, wenn man die Gehälter mit Ingenieuren & Co. vergleicht. Was die Inhaber verdienen, ist die eine Sache und natürlich vom Standort abhängig. Bei diesem Protest geht es aber nicht nur um die Zukunft der Apothekeninhaber. Es geht darum, dass wir als Fachkräfte einen angemessenen Lohn verdienen, Arzneimittel knapp sind und die Politik alles ignoriert und gegen die Wand fährt. Wir waren in der Pandemie da, egal ob Kinder zu Hause bleiben mussten, wir Angst hatten & sind auch jetzt da, ist das nichts wert?

  9. 20.

    Vorschlag: unsere Regierung fängt an mit sparen! Da wäre zum Beispiel die Rückzahlung der Energiepauschale sowie der Inflationsausgleich! Da würde doch einiges zusammen kommen. Oder soll, wie sonst immer, nur der kleine Mann sparen?

  10. 19.

    DIe Apotheker haben sich in der Coronazeit eine goldene Nase allein mit den Masken verdient. In keinem Gewerbe gibt es so wenig Preiswettbewerb und doch ist an jeder Straßenecke eine Apotheke. Warum? Weil Apotheker sehr gut verdienen. Die Branche ist nicht in Not, sie macht nur nicht mehr den Reibach der früheren Jahre. Null Mitleid.

  11. 18.

    Es scheint so, als wenn Sie Probleme haben sich in andere Branchen hineinzudenken? Insbesondere dann, wenn diese attraktiv erscheinen? Wer hat das größere (charakterliche) Problem? Sie, „klausbrause“ oder die Apotheker?

  12. 17.

    So einen Medikamentenbus kann jeder Apotheker anbieten. Aber eine staatliche Version ist nicht zulässig.

    Wer auf dem Land lebt muss entweder fahren oder auf Onlineangebote ausweichen.

    Der aktuelle Medikamentenmangel kann nur durch Abschaffung der Rabattverträge gelöst werden. Aber dann steigt auch der Beitrag.

    Letztlich bekommen die Versicherten das System, welches sie zu zahlen bereit sind

  13. 16.

    Dann wird es aber für die Versicherten teurer. Und das will ja auch keiner. Eine Reform ohne Erhöhung der Beiträge ist nicht möglich

  14. 15.

    "Medikamentenbus" ... schon spannend, wie sich die Menschen die Arzneimittelversorgung vorstellen. Um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, hat eine ordentlich sortierte Apotheke viele Tausend verschiedene Arzneimittel auf Lager und in der Regel Grosshandlungen im Rücken, die binnen weniger Stunden Bestellungen ausliefern. Ein "Bus-System" würde das nicht ansatzweise schaffen - und vor allem: Es wäre keinesfalls kostengünstiger. Dann doch lieber endlich eine Gesundheitspolitik, machen, die nicht die Leistungserbringer in der Fläche platt macht. Die Steigerung des Medikamenten-Busses wäre übrigens der OP-Bus ... Statt Krankenhaus vor Ort kommt der Operationssaal ins Dorf ?

  15. 14.

    Mal von Berlin abgesehen, denn dort wimmelt es von Apotheken. Allein bei mir kann ich im Radius von nur einem Km unter vier Apotheken auswählen. Allerdings habe ich ich auch die Nachteile in einer ländlich, dörflichen Gegend erfahren müssen. Ich plädiere deshalb einen Medikamentenbus im Umland einzuführen, der regelmäßig, also 1x pro Tag zu bestimmten Zeiten, an einem zuvor von der Gemeinde bestimmten Ort Hält macht. Es kann doch hier Alles nicht so schwer sein, Herr Bundesgesundheitsminister.

  16. 13.

    Wenn sich das Einkommen mit dem elitären Bewusstsein der Damen und Herren ein Rennen liefert, kann es einfach nur schlecht aussehen.

  17. 12.

    Wenn man ehrlich ist, kann von einer medizinischen Top-Versorgung der Patienten keine Rede sein. Das System muss reformiert werden. So sind die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich, nicht erst seit Corona, traditionell schlecht. Hier habe ich vollstes Verständnis, wenn gestreikt wird.

    Den Apothekern, und ihren gut bezahlten Lobbyisten, geht es dagegen um Besitzstandswahrung auf hohem Niveau.

  18. 11.

    Laufe ich den einen Kilometer zwischen U-Theodor-Heuss-Platz und Neu-Westend habe ich die Wahl aus 7 Apotheken. Bei der Konkurrenz kann auch mal eine pleite gehen. Vielleicht sind die Apotheken teilweise einfach schlecht verteilt?!

  19. 10.

    Hierzu meine Antwort: Wer nicht fragt bleibt dumm. Und da mein Hausapotheker auch über Internet verfügt sende ich eine Mail an ihn u.bekomme eine Antwort.

  20. 9.

    Wenn man ehrlich ist, will der Versicherte auch keine Reformen.

    Wettbewerb unter den Apotheken kommt den Versicherten zugute.

    Im Bereich Krankenversicherung wollen weder Versicherte noch Lobby Reformen. Also wird das System weiter an die Wand fahren. Die Versicherten wollen Topversorgung zum Minimalpreis. Das geht nicht mehr lange gut

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