BSW noch ohne Landesverband - Countdown für Wagenknecht-Partei läuft in Brandenburg

Di 13.02.24 | 08:01 Uhr | Von Stephanie Teistler
  80
27.01.2024, Berlin: Sahra Wagenknecht, Parteivorsitzende, winkt beim Gründungsparteitag der neuen Wagenknecht-Partei.(Quelle:dpa/K.Nietfeld)
Video: Brandenburg aktuell | 09.02.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/K.Nietfeld

Einen Monat ist es her, dass sich das Bündnis Sahra Wagenknecht als Partei gegründet hat - mit dem Ziel noch in diesem Jahr bei Wahlen anzutreten. Noch gibt es in Brandenburg aber keinen Landesverband. Von Stephanie Teistler

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) solle kontrolliert wachsen, so hatte es Sahra Wagenknecht immer wieder betont. "Wir schauen uns jeden an, der in unsere Partei möchte", so Wagenknecht zur Parteigründung im Januar. Laut einem Bericht des "Spiegel" wolle man bei aktuell rund 450 Mitgliedern bis zum Ende des Jahres nur auf rund 1.000 Mitglieder anwachsen. Entscheidungen über Mitgliedsanträge fällt der Bundesvorstand der jungen Partei.

Vor- und Nachteile einer kleinen Partei

Mit der Aufnahme von Mitgliedern lässt sich die Partei also Zeit. In Brandenburg hatte das BSW noch bis vergangene Woche nur 14 Mitglieder. Werner Krause, Politikwissenschaftler an der Uni Potsdam, sieht darin eine zweischneidige Strategie. Zwar sei langsames Wachstum gut, weil man so eine bessere Kontrolle über die Parteistrukturen und die inhaltliche Ausrichtung der Partei habe. Auch behalte man leichter den Überblick über mögliche Flügel, die sich in der Partei bildeten und Kämpfe untereinander austragen würden. Denn gerade für neue Parteien sei das in der Außenwirkung ein Problem, wenn man von Anfang an als sehr zerstritten wahrgenommen werde.

Gleichzeitig sei eine gewisse Zahl an Mitgliedern aber auch wichtig. So brauche die Partei neben Mitgliedsbeiträgen, um die Wahlkämpfe zu finanzieren, auch Personen vor Ort, um den Straßenwahlkampf zu führen oder Plakate zu hängen. "Weniger Mitglieder zu haben ist da sicherlich ein Minus", meint Krause. Das BSW will dieses Dilemma über ein System von Unterstützern lösen. Man werbe etwa um Unterstützung im Wahlkampf und werde dann die Menschen kennenlernen, so Wagenknecht. Wer programmatisch die Ziele des BSW teile, werde dann auch die Chance haben, als Mitglied in der Partei mitzuwirken.

Zeitplan bis zu den Wahlen vorgegeben

Aber dem Bündnis fehlt es bisher nicht nur an Mitgliedern, sondern auch an einer Parteistruktur in Brandenburg. Denn noch ist der Landesverband nicht gegründet. Das ist aber eine Voraussetzung, um als Partei bei den anstehenden Wahlen antreten zu können. Die Zeit dafür läuft: So endet am 20. März die Anmeldefrist für die Kommunalwahlen im Juni. Am 17. Juni läuft die Anmeldefrist für die Landtagswahl im September aus.

Eine bestimmte Mindestanzahl an Mitgliedern braucht es dafür nicht, so der Landeswahlleiter Herbert Trimbach. Aber: "Für eine Partei muss eine bestimmte Struktur vorliegen, es muss eine Versammlung stattgefunden haben, bei der ein Vorstand gewählt worden ist und es muss ein Programm vorliegen", so Trimbach. Noch ist das für das BSW Brandenburg nicht passiert. Ein Termin für einen Gründungsparteitag eines Landesverbands steht ebenfalls noch nicht fest.

Trimbach: BSW müsste als neue Partei auch zugelassen werden

Die Struktur als Landespartei ist aber nicht die einzige Voraussetzung, um etwa zur Landtagswahl antreten zu können. Denn als neue Partei muss das BSW zur Landtagswahl erst zugelassen werden. Dafür braucht es mindestens 2.000 Unterstützerunterschriften, wenn das BSW mit einer Landesliste in Brandenburg antreten möchte. Sollten darüber hinaus noch Direktkandidatinnen und -kandidaten antreten, bräuchten diese jeweils noch einmal 100 Unterschriften aus ihrem Wahlkreis, so Landeswahlleiter Trimbach.

Dass diese Unterschriften zusammenkommen, davon ist auszugehen. 2019 hatten vier Parteien, die in Wahlumfragen meist unter "Sonstige" gelistet werden, es geschafft, die benötigte Zahl an Unterschriften vorzulegen. BSW wird in Umfragen bereits ausgewiesen. Wie groß das tatsächliche Potential der neuen Partei in Brandenburg ist, ist jedoch schwer zu sagen. In Brandenburg ist die Streubreite der Umfrageergebnisse groß: Institute hatten in diesem Jahr zwei Umfrageergebnisse veröffentlicht, in denen das BSW einmal unter die 5-Prozent-Hürde kommt, einmal 13 Prozent erreicht.

Beitrag von Stephanie Teistler

80 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 80.

    Ihre sehr alten Beispiele sind zwar formal erzwungene Grenzverschiebungen, kranken aber ansonsten an der Vergleichbarkeit.
    Aus vielerlei Gründen ist der Ukrainekrieg eher mit den Indochina-, den Afghanistan- und den Palästinakriegen vergleichbar.

  2. 79.

    Solange es Länder gibt (und die wird es immer geben), die sich bis an die Zähne bewaffnen um ihre Interessen ggf. militärisch durchzusetzen ( das ist ja der Sinn der Aufrüstung), können die Anderen nicht die Schafe sein, ohne auch gleichzeitig die andere Wange hinhalten zu müssen. (Spieltheorie)

  3. 78.

    Wir müssen nicht militärisch agieren. Man kann auch andere Wege gehen und massive diplomatische Offerten starten, wie man es im Gaza-Konflikt auch tut. Die Einseitigkeit des Denkens, die nur auf Rüstung und Krieg setzt, finde ich unerträglich.

  4. 77.

    "Es ist ein weiterer neuer Name für eine ehemalige Partei welche auf Menschen geschossen hat. "

    So ein Quatsch, wissen sie überhaupt in welcher "Partei" sich inzwischen die meisten ehemaligen SED, Stasi- und NVA Kader befinden?

    In der rechtsextremen AfD. Da fühlen die sich wohl.

  5. 76.

    Die Bedingungen für die Aufnahme von Mitgliedern in die NATO wurde u.A. in der NATO-Russland Akte geregelt, Russlands Sicherheitsinteressen u.A. im Budapester Memorandum. Diese Verträge hat Putin in die Tonne getreten, womit die Schuldfrage klar ist.

  6. 75.

    Trotzdem müssen wir uns auf diese "Notlösung" vorbereiten, besonders im Hinblick auf die USA. Eben damit diese Notlösung nicht eintritt!

  7. 74.

    So ist es. Man schaue sich einfach nur die Ausdehnung der Nato seit 1990 an und schon könnte man drauf kommen wer nicht wirklich im Recht ist.

  8. 73.

    Es ist ein weiterer neuer Name für eine ehemalige Partei welche auf Menschen geschossen hat. Auch das Personal lässt nichts neues erwarten, ach ja und um welches Program geht es da nochmal? Die Glaubwürdigkeit lässt arg zu wünschen übrig, wenn man im Bundestag
    groß daherredet und bei der Namentlichen Abstimmung auf einmal bei Enthaltungen auftaucht, oder?

  9. 72.

    Zur Historie von Friedensschlüssen gehören z. B. der Friedensvertrag zu Armenien von 1921 und der Vertrag von 1848 nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg, wodurch Mexiko knapp die Hälfte seines damaligen Staatsgebietes an die USA abtrat. Auch Finnland musste 1940 erhebliche Gebiete an Russland abtreten.

  10. 71.

    Da drehen Sie mir die Worte im Munde um.
    Natürlich ist das ein Verbrechen und das habe ich auch so beschrieben.
    Meine Aussage war, dass Kriege oft ungerecht enden, oftmals zu Ungunsten des angegriffenen Staates.

    Also bitte nicht Aussagen sinnentstellen.


  11. 70.

    Um es mal einfach zu sagen: die einfache Bevölkerung wird zur Kompensation des Klimawandels enormen Belastungen unterworfen, während die Oberschicht hohe Subventionen erhält und enorme Gewinne erzielen kann.

  12. 69.

    Völlig falsch verstanden. Nur die einfachen Menschen müssen für die Kompensation der Umweltzerstörung zahlen (ist ja nicht nur Klimawandel, auch z.B. Gewässereutrophierung, Vermüllung oder Flächenversiegelung), die Oberschicht hingegen erhält großzügige Subventionen und Verdient an Wk- und PV-Anlagen.

  13. 68.

    Ich kann mir nur wünschen dass es zum Anfang gleich klappt und sie und die Mitbegründer den Eintritt in den Bundestag mit Beifall
    schafft. Meine Stimme bekommt sie auf jeden Fall,ich werde dann sehen ob es sich gelohnt hat.

  14. 67.

    Ach und völkerechtswidriges Annektieren ist kein Verbrechen?

  15. 66.

    "Der jahrzehntelang von Putin aufgebaute Apparat ist ein korrupter Lakaien- und Speichelleckerapparat (Echokammer) analog zu Hitlers oder Stalins System. Mit dem Fall des Diktators fällt das System auseinander und die machtanmeldenden Hyänen sind dann innenpolitisch eine sehr lange Zeit kräfteraubend mit sich selbst beschäftigt."

    Chapeau! Kurz, knapp und unmißverständlich.

  16. 65.

    Die besagte "Kriegsmüdigkeit in Europa" sehe ich bei weitem nicht als Manko, eher im Gegenteil. Alles Militärische ist allenfalls die Notlösung der Notlösung der Notlösung und zwar dann, wenn alle weitere Möglichkeiten definitiv ausscheiden. Davon kann selbst beim jetzigen Stand in der Ukraine nicht die Rede sein.



  17. 64.

    Welche Historie von Friedensschlüssen spricht für eine dauerhafte Gebietsabtretung irgendeines okkupierten Volks an einen Agressor?
    Kenne kein einziges Beispiel dafür. Und richtig, es wird solange dauern wie es dauert.
    Der jahrzehntelang von Putin aufgebaute Apparat ist ein korrupter Lakaien- und Speichelleckerapparat (Echokammer) analog zu Hitlers oder Stalins System. Mit dem Fall des Diktators fällt das System auseinander und die machtanmeldenden Hyänen sind dann innenpolitisch eine sehr lange Zeit kräfteraubend mit sich selbst beschäftigt.

  18. 63.

    Eine Mischung aus Sozialismus und AfD-Sprech. So ein Quatsch.

  19. 62.

    ".........die größten Baustellen Brandenburgs sind Bildung, demografischer Wandel und Wirtschaft."
    Stimmt, aber wir hätten dann noch Wohnungsbau, Energieversorgung und Verkehrsprobleme z.B. Park & Ride für die Pendler um nur einiges zu nennen.
    Und den Spruch "Wir müssen mehr für Bildung tun" kennen nun auch schon alle Eltern seit 20 Jahren.......der Erfolg dürfte bekannt sein!

  20. 61.

    Es wird aber so kommen. Die Ukraine wird Gebiete wohl oder übel abtreten.
    Die Historie von Friedensschlüssen spricht dafür. Es sei denn, man will einen jahrzehntelangen Krieg.
    Recht und Unrecht spielen dabei keine Rolle. Kriege sind Verbrechen und von Anfang bis Ende ungerecht.

    Und wer glaubt, Putin allein ist das Problem, der irrt.
    Hinter steht ein jahrzehnte aufgebauter Apparat. Es ist nicht auszuschließen, dass dieser noch gewalttätiger agieren wird.
    Das(derzeit nicht im geringsten absehbare) Ende Putins löst überhaupt nichts.

Nächster Artikel