Solar-Euro kommt 2025 - Extra-Geld für Kommunen soll Akzeptanz von neuen Solaranlagen erhöhen

Mo 04.03.24 | 15:26 Uhr | Von Fred Pilarski
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Symbolbild: Solarpark bei Frauendorf in der Lausitz. (Quelle: dpa/Andreas Franke)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 03.03.2024 | Fred Pilarski | Bild: dpa/Andreas Franke

Der Solar-Euro kommt. Ab 2025 müssen Betreiber von Solaranlagen eine Sonderabgabe an die Brandenburger Kommunen zahlen. Das soll auch die Akzeptanz von neuen Solaranlagen erhöhen. In Letschin hat eine Bürgerinitiative trotzdem andere Ideen. Von Fred Pilarski

Brandenburg will mit dem sogenannten Solar-Euro die Akzeptanz von neu gebauten Solarparks erhöhen. Ab 2025 bekommen betroffene Kommunen pro Megawatt installierter Leistung jährlich 2.000 Euro von den Betreibern neuer Anlagen. Das hatte der Brandenburger Landtag im Januar beschlossen. Das Geld soll laut Gesetz zweckgebunden sein und beispielsweise für die Aufwertung des Ortsbilds oder der Infrastruktur ausgegeben werden.

Solar-Euro soll Risiken für Kommunen minimieren und Einnahmen erhöhen

Aktuell können Kommunen 0,2 Cent pro Kilowattstunde als freiwillige Abgabe mit den Betreibern aushandeln. Das erlaubt das Erneuerbare-Energien-Gesetz aus dem Jahr 2023 – aber erst nachdem die Gemeinden einen Bebauungsplan beschlossen haben.

Vorab etwas zu vereinbaren, könne gefährlich sein, sagt Karsten Birkholz, Amtsdirektor von Barnim-Oderbruch, in dessen Verwaltungsbezirk besonders viele Freiflächenanlagen errichtet wurden: "Da sollte sich die Gemeinde keine Stolperfalle bauen, indem sie zum Beispiel den Bau einer Photovoltaik-Anlage von einem Sponsoring für einen Kinderspielplatz abhängig macht." Auf diese Weise könne man sich schnell dem Vorwurf der Vorteilsnahme bzw. Vorteilsgewährung aussetzen – also der Bestechlichkeit und der Bestechung.

Der Solar-Euro soll diese Unsicherheiten bei der Planung von neuen Solarparks minimieren. "Da gibt's dann keine Zweifel mehr, wenn man mit dem Investor zusammenarbeitet", sagt Thomas Gottschalk von der Beratungsstelle für Kommunale Wertschöpfung von Solarparks in Zeschdorf (Märkisch-Oderland). "Die Gemeinde ist auf der sicheren Seite."

Allerdings sei die neue Abgabe eine sehr große Belastung für die Betreiber von Solaranlagen, kritisiert der Landesverband Erneuerbare Energien Berlin Brandenburg. Der Vorwurf: Der Solar-Euro gefährde neue Solarprojekte in Brandenburg und mache den Strom aus erneuerbaren Energien teurer.

Mancherorts geht die Akzeptanz von Solarparks zurück

Ob sichere Einnahmen die Akzeptanz für neue Solarparks erhöhen werden, ist dabei noch nicht klar. Die Gemeinde Neutrebbin (Märkisch-Oderland) hat im Herbst einen weiteren Riesen-Solarpark des EnBW-Konzerns abgelehnt, obwohl er dem Ort jedes Jahr eine sechsstellige Summe hätte bringen können.

"Ich nehme wahr, dass die Akzeptanz zurückgeht", sagt der zuständige Amtsdirektor Karsten Birkholz. "Wenn ein Dorf von mehreren Seiten eingekreist wird von PV-Anlagen, sind die Bewohnerinnen und Bewohner nicht erfreut und werden zunehmend zurückhaltender. Oder sie tragen das nach außen und sagen: Wir wollen nicht mehr."

"Energietisch" fordert mehr Nutzen für das eigene Dorf

In der Nachbargemeinde Letschin (Märkisch-Oderland) wird gerade der siebte Solarpark gebaut. Dafür ist eine 55 Hektar große Fläche vorgesehen. Künftig sollen auf dem Gemeindegebiet 14 Solarparks stehen. Dafür will die Gemeinde bis zu fünf Prozent der Agrarflächen freigeben.

Eine neue Bürgerinitiative begegnet diesen Plänen kritisch. In der alten Dorfschule von Letschin, heute ein Coworking-Space, treffen sich regelmäßig um die 20 Menschen zum "Energietisch Letschin". Sie setzen sich kritisch mit aktuellen Energieprojekten im Oderbruch auseinander. "Wir sind aber keine Energiewende-Verhinderer", sagt Jochen Mahlke aus dem Ortsteil Rehfeld. Vielmehr gehe es dem "Energietisch" darum, die Energiewende mit noch mehr Nutzen für das eigene Dorf und die Landschaft zu gestalten.

"Das ist das Thema, das uns hier dazu bewegt hat aufzustehen und zu sagen: Geht's nicht auch anders? Können wir nicht einbezogen werden? Und was haben wir davon?", sagt Katrin Klingberg aus Buschdorf, einem Nachbarort von Letschin.

Bürgermeister will mit Energietisch reden

Langfristig sei es Ziel des Energietischs, eine Bürgerenergiegenossenschaft zu gründen, erklärt Toralf Schiwietz aus Kienitz, einem Letschiner Ortsteil an der Oder. Doch mit diesen Überlegungen stehe man noch ganz am Anfang. Weniger Agrarflächen und mehr Gebäudedächer sollten künftig für die Stromproduktion genutzt werden. Es fehlten bislang Konzepte, wie Photovoltaik-Anlagen für eine künftige Fernwärmeversorgung der Gemeinde genutzt werden können, so Schiwietz.

Letschins Bürgermeister Michael Böttcher sagte dem rbb, er könne im Moment weder eigene Flächen noch geeignete Dächer für so ein Vorhaben anbieten. Dennoch will er sich die Ideen des Energietischs gern anhören. Demnächst soll es ein Gespräch geben.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell 03.03.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Fred Pilarski

18 Kommentare

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  1. 18.

    Ach da ist noch viel Luft nach oben bzw. bis zum Horizont. Riesige kahle Flächen in Brandenburg, da kann man doch noch mehr Solarparks errichten für unsere Zukunft. Außerdem machen wir uns damit unabhängig von Putin und Co.

  2. 17.

    Die Wertschöpfung des Panels ist der kleinste Teil.

    Installations kosten sind signifikant höher.

    Und den reduzierten Strompreise bekommen auch Menschen hier.

  3. 16.
    Antwort auf [Volksbeobachter] vom 04.03.2024 um 21:23

    Da versucht man halt, über Zuckerl an die betroffene Bevölkerung, die in unmittelbarer Nähe dieser PV Landschaften leben müssen, die Nachteile auszugleichen. Aber, wie es scheint, das funktioniert auch immer weniger.

  4. 15.

    Erpressungspotential?
    Das Baurecht für solche PV-Anlagen insbesondere im Außenbereich als privilegierte Anlagen gibt den Gemeinden kaum Chancen der Beteiligung. Daher ist das eher der Rettungsanker, dass sie überhaupt eine Chance haben davon zu profitieren. Ohne die regulierte Beteiligung wäre die Gefahr der Korruption wesentlich größer.
    Alternative wäre PV-Anlagen müssen genehmigt werden, werden gebaut und die Gemeinde guckt in die Röhre. Mit etwas Glück gibt es noch etwas Gewerbesteuer im Falle ausreichend Gewinne, die aber derjenigen aus landwirtschaftlicher Nutzung gegengerechnet werden muss. Die Wertschöpfung ist bei PV oftmals höher als bei landwirtschaftlicher Nutzung.

  5. 14.

    "Um das herauszulesen, muss man sich aber vorher auch entsprechende Vorurteile gebildet haben." Mein Vorurteil ist, daß ich ein Mißbrauchspotential und Erpressungspotential auf die demokratischen Gremien der Gemeinden sehe. Das muß nicht eintreten, aber ich glaube die Möglichkeit dazu zu sehen.

  6. 13.

    Nochmal; Enough is Enough! Die riesigen Solarwiesen hier in Brandenburg sind maximal zuviel!

  7. 12.

    Gigantischer Flächenverbrauch, ohne jede Wertschöpfung, bei den verbauten Produkten fand die Wertschöpfung in Asien statt. Der Bürger muss das alles über die Stromrechnung begleichen. Da ist es mir ziemlich wurscht, wenn die Gemeinde mit dem zusätzlichen Geld wieder irgendwas neues zu betoniert.

  8. 11.

    Man kann uber jede Straße Solaranlagen bauen. Warum muss das immer auf Feldern passieren?

  9. 10.

    Die Abgabe ist nicht für dem Betreiber sonder wird von dem Betreiber entrichtet und schmälert hier den Profit. Also genau das Gegenteil zu dem was Sie behaupteten!

  10. 9.

    Um das herauszulesen, muss man sich aber vorher auch entsprechende Vorurteile gebildet haben.
    Die andere Interpretation ist einfach eine Entschädigung für die Veränderung des Landschaftsbildes rund um die Gemeinde.
    Und wenn man diese auf gesetzliche Basis stellt ist es eben nichtmal ansatzweise oder versteckt Bestechung weil es für alle Marktteilnehmer gleichermaßen gilt und kein Wettbewerb um die beste oder höchste Entschädigung angefacht wird bzw. das Verhandlungsgeschick der jeweiligen Verwaltung gefordert ist, was nunmal nicht in jeder kleinen Gemeinde vorhanden ist. Sind ja meist Ehrenamtler die Wirtschaftsprofis gegenüber stehen.
    Natürlich bezahlen dies alle Stromkunden mit. Transfer von Geld der Stromverbraucher (Städte+Industrie) in die Gebiete der Erzeugung.
    Gerecht? Ja auf jeden Fall.

  11. 8.

    "Es ist schon jetzt marktwirtschaftlich bedenklich, neue Abgaben zu erfinden, die letzten Endes die Rentabilität einer Solaranlage verbessern sollen."
    Von welchen neuen Abgaben sprechen Sie denn hier?
    Das was im Artikel erwähnt wird verschlechtert die Rentabilität, soll dafür aber die Akzeptanz verbessern.

  12. 7.

    Hat denn jede Solaranlage funktionierende und unmanipulierbare Zähler? Woher weiß die Kommune denn, wieviel Strom erzeugt wurde und wie kann sie das kontrollieren? Was ist wenn soviel Strom wie produziert wird, nicht abgenommen und verkauft werden kann?

  13. 6.

    Warum wollen die Kommunen diese tolle Technik, mit der man so viel Geld verdienen kann, nicht freiwillig installieren?

  14. 5.

    Offensichtlich rentieren sich Solaranlagen, entgegen vollmundigen Versprechungen von Politikern und Solarindustrie, doch nicht immer. Zunehmende Akzeptanzprobleme aus vielerlei Gründen sagt der Amtsdirektor. Es ist schon jetzt marktwirtschaftlich bedenklich, neue Abgaben zu erfinden, die letzten Endes die Rentabilität einer Solaranlage verbessern sollen. Das muss sich selber tragen, oder man sollte es sein lassen.

  15. 4.

    interessant wäre zu erfahren, wo denn der ganze Solarstrom eingespeist wird, denn die Netze können soviel Strom garnicht aufnehmen und transportieren. Und das Märchen von der Verteuerung wenn der "solareuro" gezahlt wird, glaubt doch sowieso keiner mehr. Ohne Subventionen könnte keiner der Betreiber von solar und Windkraft schwarze Zahlen schreiben. Wird zuviel Strom produziert wird das Windrad abgestellt, der Staat, also Steuerzahler, trägt den fiktiven Verlust.

  16. 3.

    Bitte selbiges auch für Kohlekraftwerke einführen und für Gaskraftwerke. Damit nicht nur die Erneuerbaren belastet werden.

  17. 2.

    "Auf diese Weise könne man sich schnell dem Vorwurf der Vorteilsnahme bzw. Vorteilsgewährung aussetzen – also der Bestechlichkeit und der Bestechung. Der Solar-Euro soll diese Unsicherheiten bei der Planung von neuen Solarparks minimieren." Das liest sich komisch nacheinander. Es kling wie eine gesetzliche Grundlage zur lagalen Bestechlichkeit. Also das, was unserer Industrie gern bei Auslandsinvestitionen vorgeworfen wird, daß die zur Realisierung der Projekte etwas Geld an die lokalen Körperschaften zur "Überzeugung" rüberreichen.

  18. 1.

    "Brandenburg will mit dem sogenannten Solar-Euro die Akzeptanz von neu gebauten Solarparks erhöhen." Das hat so ein klein wenig den Beigeschmack der Bestechung. Die Kosten dafür werden dann auf den Strompreis umgelegt?

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