Nach Urteil in Thüringen - Brandenburger Gedenkstätten sehen sich weiter zu politischer Arbeit verpflichtet

Do 21.11.24 | 21:20 Uhr
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Besucher laufen durch die Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen, ein ehemaliges Konzentrationslager. (Quelle: imago-images/Jürgen Ritter)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 21.11.2024 | Th. Bittner | Gespräch mit A. Drecoll | Bild: imago-images/Jürgen Ritter

Für die Brandenburgischen Gedenkstätten gehört die politische Arbeit auch weiterhin zum Alltag. Laut Satzung seien die Gedenkstätten der historisch-politischen Bildung verpflichtet, sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, rbb24 Brandenburg aktuell am Donnerstagabend.

Außerdem sei man der Würde der Opfer verpflichtet. Das bedeute für ihn auch, im politischen Diskurs aktiv zu sein und einzugreifen, etwa, wenn Fragen der gesellschaftlichen Vielfalt verhandelt würden, so Drecoll. Das sei notwendigerweise auch ein politischer Diskurs.

Der Gedenkstättendirektor reagiert damit auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts in Weimar. Dieses hatte vor kurzem dem Thüringer Gedenkstättenleiter untersagt, Wahlempfehlungen für oder gegen eine Partei auszusprechen. Gleichzeitig dürfe die Gedenkstätte aber politisch informieren und einordnen.

Gedenkstätten wollen Zusammenarbeit mit Schulen und Initiativen stärken

Das sieht vor allem die AfD anders. Sie will, dass Gedenkstätten zur politischen Neutralität verpflichtet werden. Der Brandenburger AfD-Fraktionsvorsitzende, Hans-Christoph Berndt, sagte rbb24 Brandenburg aktuell, wenn sich Gedenkstätten, Schulen oder Vereine, gegen Parteien wie die AfD äußern würden, dann dürften sie keinen Anspruch auf staatliche Finanzierung haben.

Eine Gedenkstätte könne nicht neutral sein, sagte hingegen die Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Andrea Genest, rbb24 Brandenburg aktuell. "Wir gehen mit einem Verbrechen um, das ganz Europa betroffen hat."

Die Gedenkstätten-Stiftung setzt weiterhin darauf, die Zusammenarbeit mit Schulen und zivilgesellschaftlichen Initiativen zu stärken. Außerdem versuche man mit verwandten Institutionen wie den Geschichtsmuseen oder der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg eng zusammenzuarbeiten.

Drecoll sagte, man brauche die Zivilgesellschaft für eine funktionierende Gedenkstätten- und Erinnerungsarbeit. Solche Kooperationen versuche man zu intensivieren, und man versuche auf verschiedenen Wegen, auch mit besonders gegenwartsnahen Themen in die Diskussion zu gehen. So wolle man beispielsweise Veranstaltungsformate finden, die möglichst auch Menschen ansprechen, die vielleicht normalerweise nicht in Gedenkstätten gehen würden.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 21.11.2024, 19:30 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Falsch! jede KZ-Gedenkstätte, KZ!, kann nicht ,,Neutral'' sein! Sie ist eine permanente Anklage und Aufforderung, z.B. die AfD zu bekämpfen, besser, zu verbieten! Dit is meine Meinung!

  2. 5.

    Ganz so banal ist es leider nicht. Staatliche Institutionen und Behörden sind, im Gegensatz zu Parteien und rein privat agierenden Trägern, zur Neutralität verpflichtet. Institutionen, die staatlich finanziert werden, gehören eigentlich dazu. Politisch dürfen die natürlich insoweit agieren, als es Tatsachen und historische Ereignisse und Zusammenhänge betrifft. Diese mit aktiven, zugelassenen Parteien zu verbinden, gehört nicht dazu. Diesen Schluss muss der Besucher und mündige Bürger dann schon selber ziehen.

  3. 4.

    Selbstverständlich ist Gedenkarbeit politisch. Die Gedenkstätten sollten zwar keine Wahlenpfehlungen aussprechen, aber wenn sie die Menschen gut informieren und bilden, sollten die eigentlich von alleine drauf kommen, welche Partei man auf gar keinen Fall wählen sollte. Nämlich die, deren Spitzenpersonal mit Begriffen wie "Vogelschiss" und "Schuldkult" operiert.

  4. 3.

    Klar, alles ist ,,politisch“ - die afd will ernsthaft gegen die Aufklärung der KZ-Gedenkstätten vorgehen!? Das ist für mich ein weiterer Grund für das Verbot!

  5. 2.

    Herr Berndt nimmt sich wie immer viel zu wichtig. Es geht nicht um Parteien, sondern um Welt- und Menschenbilder sowie im wahrsten Sinne des Wortes Gedenkstätten. Aber mit Denken hat Herr Berndt das ja auch nicht so. Wenn eine Partei dem Welt- und Menschenbild, für dass die Gedenkstätte einsteht, so derart diametral entgegen steht, dann ist es nur mehr als verständlich und nachvollziehbar, dass man auch ihrer in mahnender Weise gedenkt. Das ist der Sinn des Ganzen.

  6. 1.

    Wie kann eine Gedenkstätte politische Neutralität wahren müssen. An so einer Aussage kann man ja wieder sehr gut ersehen, wes Geistes Kind die AfD ist.

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