Medizinische Versorgung für Menschen ohne Papiere - "Das Leid ist gleich groß"

Mi 02.04.14 | 10:38 Uhr

Bloß nicht krank werden! Für Menschen ohne Papiere ist dieser Satz mehr als nur ein guter Wunsch. Sie haben keine Krankenversicherung und können sich Arztbesuch oder Medikamente oft nicht leisten. Die Malteser Migranten Medizin hilft anonym und kostenlos.

Auf dem Schreibtisch von Adelheid Franz, Leiterin der Malteser Migranten Medizin, stapeln sich die Patientenakten. Im Flur vor ihrem Raum warten dutzende Patienten. Kleinkinder trampeln über den grauen Linoleum-Fußboden. Sie juchzen, während ihre Eltern angespannt schweigen. In jeder anderen Praxis müssten sie für die Behandlung viel Geld bezahlen, denn ohne Versicherung verlangen die Ärzte normalerweise Privathonorare.

Identität spielt keine Rolle

Bei den Maltesern ist das anders. Hier fragt niemand nach der Versicherungskarte. Unter dem Schutz der Anonymität betreut Gründerin Adelheid Franz ihre Patienten. "Wenn jemand krank ist, ist das Leid immer gleich groß", lautet ihr Grundsatz. Wegen der ärztlichen Schweigepflicht muss sie die Patientendaten auch nicht an die Ausländerbehörde weitergeben. 

Erste Hilfe auf Spendenbasis

Als erste von mittlerweile zwölf Malteser Migranten Medizin-Einrichtungen in Deutschland hat die Berliner Praxis vor 13 Jahren mit ihrer Arbeit begonnen. Die Praxis wird aus Spendengeldern von den Maltesern, einer katholischen Hilfsorganisation, finanziert. Dazu kommen Sachspenden von Apotheken und die ehrenamtlichen Arbeitsstunden von mehr als 20 Ärzten, Hebammen und Krankenschwestern.

Behandelt werden alle Menschen ohne Krankenversicherung, ob mit oder ohne Aufenthaltserlaubnis. Der Anteil derer, die illegal in Deutschland leben ist seit der EU-Osterweiterung von fast 90 auf 36 Prozent gesunken.

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