Geisel zu Auflauf bei Corona-Demos - "Diese Sorglosigkeit macht mir Sorgen"

Mo 18.05.20 | 10:10 Uhr
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Am 16.05.2020 demonstrieren vor dem Reichstagsgebäude Anhänger der "Hygienedemo" (Bild: dpa/Friedrich Bungert)
Audio: Inforadio | 18.05.2020 | Andreas Geisel | Bild: dpa/Friedrich Bungert

Berlins Innensenator hat die Strategie der Polizei bei den Demonstrationen am Wochenende als Erfolg gewertet. Dabei gab es offenbar weniger Zulauf als in den Wochen zuvor. Dafür gab es umso mehr Schaulustige, wie der Senator kritisierte.  

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat sich besorgt über Menschenansammlungen bei den Demonstrationen am Wochenende geäußert. Das sei ein Zeichen von "geballter Unvernunft" und nicht im Sinne der Pandemiebekämpfung, sagte Geisel dem rbb. "Die Schaulustigen sind von einer Sorglosigkeit getrieben, die mir wiederum Sorgen macht", so der Senator. "Die Menschen denken offenbar, das sei von allein weggegangen. Aber die Zahlen sind ja deswegen so niedrig, weil wir entschlossen gehandelt haben. Das jetzt aufs Spiel zu setzen, ist natürlich ungeheuer gefährlich."

Senator warnt von Vereinnahmung durch Extremisten

Geisel warnte davor, sich durch die Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen von Extremisten einnehmen zu lassen. Der SPD-Politiker sagte am Montag im Inforadio vom rbb, die Menschen müssten wissen, was sie tun, wenn sie an Demonstrationen teilnähmen: Es müsse ihnen bewusst sein, dass sie sich etwa von Rechtsradikalen, Reichsbürgern und Hooligans vor den Karren spannen ließen.

Den Polizeieinsatz bei den Demonstrationen vor allem in Berlin Mitte wertete der Senator als Erfolg: "Wir haben an diesem Wochenende ein Raumschutzkonzept umgesetzt, den Alexanderplatz eher weiträumig abgesperrt. Auf diese Weise ist es gelungen, die Situation besser in den Griff zu kriegen und gewalttätige Auseinandersetzungen in überschaubarem Rahmen zu halten."

Weniger Zulauf bei Demonstrationen

In Berlin hatte es am Wochenende wieder zahlreiche Demonstrationen gegen die Corona-Verordnungen gegeben. Insgesamt hatten sie aber deutlich weniger Zulauf als noch in den vorigen Wochen. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben 1.000 zusätzliche Beamte im Einsatz.

Eine Demonstration vor dem Reichstag wurde am Samstag aufgelöst. Auch vor der Volksbühne und auf dem Alexanderplatz forderte die Polizei die Teilnehmer von Demonstrationen auf, den Platz zu verlassen, weil sich dort zu viel Menschen versammelt hatten.

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31 Kommentare

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  1. 31.

    Zustimmung. Das Denkvermögen, auch das, dass Sie dialektisches nennen, ist doch sehr stark vom Sprachvermögen abhängig. Man kann nur in Sprache denken, oder? Und wenn ich mir so das deutsche Bildungssystem anschaue bekomme ich da starke Zweifel. Seit Jahren wird beklagt, dass das verstehende Lesen immer geringer wird. Sieht man selbst bei Abiturienten in der Matheprüfung, die die Textaufgaben beklagen, die sie einfach nicht verstehen. Und aus verschiedensten Gründen wird auch das Sprachniveau geringer, weil der Wortschatz eingeschränkter und ausdrucksärmer wird. Kinder bestimmter Schichten schauen fern oder drücken Tasten, aber bilden ihr Sprachvermögen kaum durch Bücher aus. Wieviele Kinder müssen von der Einschulung jährlich zurückgestellt werden, weil ihre Sprachkenntnisse nicht ausreichen? Und die haben alle ein Elternhaus. Welches Denkvermögen wird da wohl gefördert?
    Meine Kinder konnten lesen, bevor sie in die Schule kamen. Aus Eigeninteresse und Wissensdurst.

  2. 30.

    Sie haben völlig Recht! Es wird inzwischen ein Wettlauf in Deutschland veranstaltet, dass wir unbedingt die wenigsten Toten haben müssen, koste es, was es wolle. Das ist ohne Frage ein moralisch wertvolles Ziel, es wird dabei aber übergangen, dass es leider unrealistisch ist. Eine Gesellschaft muss, so bitter es klingt, eine gewisse Menge an Todesopfern in Kauf nehmen, um weiter existieren zu können. Denn auch die Maßnahmen zur Virusbekämpfung kosten Opfer, nicht nur wirtschaftlich sondern auch Todesopfer! Ich gebe zu, dass diese Interessenabwägung schwer ist und von Vielen aus Angst vor dem Virus nicht gewünscht ist, sie ist für die Gesellschaft insgesamt aber unabdingbar. Momentan tut die Politik leider so, als wäre das Virus das größte Problem, um bei der Bevölkerung den Eindruck der Kontrolle und der Fürsorge zu stärken, dabei wird täglich die heruntergefahrene Wirtschaft zum wachsenden Problem, werden Existenzen vernichtet.

  3. 29.

    Mein Kommentar von heute, 8:37 war eine Reaktion auf
    24. Heike Montag, 18.05.2020 | 20:50 Uhr

  4. 28.

    Wenn Ihnen die jetzigen Maßnahmen Angst machen, in bezug auf wirtschaftliche Folgen usw., dann kann ich das verstehen, das geht vielen so. Aber vielen anderen macht nunmal auch die Pandemie als solches Angst. Davor habe ich Respekt und würde es nicht als lächerlich bezeichnen. Dass momentan die Zahlen bei uns niedrig sind, ist schön. Aber dass trotzdem weiterhin mit Augenmaß mit der Seuche umgegangen wird, finde ich richtig. Das Virus ist ganz offensichtlich noch in der Welt, und dass es nicht zu der harmlosen Sorte gehört, hat sich weltweit gezeigt. Daher ist es auch weiterhin nicht nur für die Gesundheit eine Bedrohung, sondern dadurch gleichzeitig auch für die weltweite Wirtschaft.


  5. 27.

    Stimmt,, man kann es nicht mehr hören und lesen.
    Ihren Vorwurf zu Angst und "nie wieder raus", weise ich zurück. Wenn Sie angstfrei sind, kann ich Sie nur bedauern. Angst ist nicht mit Panik gleichzusetzen, Angst als ein Grundelement der Evolution ist sogar gut und kann helfen. Nur soviel dazu.
    Es geht um Gesundheitsschutz nicht mehr, nicht weniger. Denn es gibt gegen dieses Virus bislang kein Mittel, im Gegensatz zu anderen Krankheiten. Solange sind Vorsicht und Rücksicht angebracht, oder wollen Sie das auch negieren? Ich habe vielleicht auch sowas wiie Angst, aber in gesundem Maß und kann über Ihren Kommentar leider nur lächeln, weil der Inhalt doch sehr von Emotionen getragen ist. Von vernünftigen Argumenten finde ich leider nichts.
    Und dieses Virus mit anderen Krankheiten und Krebs vergleichen ist weit hergeholt, wenn man an Ursache und Wirkung denkt. Das erfordert Empathie, um sich bestimmte Konstellationen vorzustellen.
    Bleiben Sie gesund und frei von jeglicher Angst.

  6. 26.

    @ Heike: Kennen Sie einen Krebskranken, der sich durch Tröpfcheninfektion angesteckt hat?? Man konnte ja im Zusammenhang mit dem Coronavirus viel Stuss lesen, aber dieser Vergleich setzt dem ganzen die Krone auf!!

  7. 25.

    Ob nun ein absichtliches oder unabsichtliches Wortspiel, es ist nahezu genial.
    Anders ausgedrückt: Wer von Vorsorge nichts hält, wird mit unaufhörlicher Nachsorge leben müssen, nachdem die Sorge auch noch durchgestanden ist.

  8. 24.

    Man kann es nicht mehr hören, als ob es keine anderen schlimmen Krankheiten gäbe, soll ich ihnen mal sagen wie viele von Krebserkrankungen Hinterbliebene gibt.
    Aber hier wird auf einmal die Moralkeule rausgeholt und auf angeblich Gesundheitsschutz gemacht.
    Wenn sie Angst haben lassen sie sich behandeln oder gehen nie wieder raus.
    Es ist so lächerlich, die Zahlen sinken und sinken, heute waren sogar - tote, die angebliche zweite Welle seit fünf Wochen angekündigt kommt einfach nicht, aber immer noch herrschen die Panik Bürger.
    Hoffe dass ihr dann auch fleißig eure 60 % Steuern und Abgaben für die Krise bezahlt.

  9. 23.

    Das ist interessant, da ich meine Meinung nicht wirklich geäußert habe. Außer dass ich finde, dass es niemand verdammen sollte, wenn Menschen ihre Grundrechte wahrnehmen. Das gilt auch für Verschwörungstheoretiker. Mit denen habe ich auch gar nichts am Hut - ich habe schon im Februar wegen Corona die Teilnahme an Tagungen abgesagt, Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt, halte immer noch Abstand (ist ja offenbar außer Mode), bin gegen alles geimpft und demonstriere nicht mal. Aber ich weiß, dass Portugal nicht in die Länderliste gehört und hasse opamäßiges Verschicken Andersdenkender in angeblich zu ihnen passende Länder.

  10. 21.

    Anhand Ihrer Antworten erkennt man den Spott, die Inakzeptanz und die Geringschätzung, die Sie denen gegenüber empfinden, die nicht ihrer Meinung sind.

  11. 20.

    Vielleicht sollte man mal alle Möglichkeiten des groß angepriesenen Strafenkatalogs anwenden. Ob bei Demos, Zuschauern oder natürlich auch dem Borchards.

  12. 19.

    Herr Geisel, das sind keine Schaulustige (..lustig?)sondern Gaffer.

  13. 17.

    Man sollte den Tag nicht vor den Abend ...
    Als am 1. Mai viele Tausende berlinweit auf die Straßen gingen und Kreuzberg angesichts der masken- und abstandlosen Massen in vielen Medien als das neue "Ischgl" verkauft wurde, ach was war die Aufregung groß.
    Nun 2 Wochen später ....

  14. 16.

    Und in Dresden gab es einen Herr Kretschmer(sächsischer Ministerpräsident), der am Samstag im Großen Garten auch nicht mit Mundschutz bei einer Versammlung aufgetreten ist! Von Mindestabstand ganz zu schweigen! Andreas Geisel, bevor man die Leute kritisiert sollten erstmal die Politiker ein Vorbild sein! Und nicht vergessen, der Herr Kretschmer war nicht der erste Politiker, der es nicht ganz genau mit der Pandemiebekämpfung bei sich selber nimmt! Obwohl sie selber die Bestimmungen machen!

  15. 14.

    Naja - Sinn kann ich bei Ihren Worten nicht erkennen - insofern - danke für Ihren Beitrag. Wenn Sie Probleme haben, die Lager auseinander zu halten, liegt es wohl daran, dass Sie entweder nicht richtig hinsehen, oder die Menschenmenge das Auseinanderhalten erschwert - aber das Thema ist ja hinlänglich bekannt und oft in Berichten und Artikeln herausgestellt worden - nur mal dazu.
    Schweden erwähnte ich nicht - richtig, ich erhebe auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit der Aufzählung - es waren Beispiele - insofern liegt #11 völlig richtig.
    Sollte Sie nichts und niemand aus der (gesundheitlichen) Bahn werfen können: Respekt - dann helfen Sie bitte denen, die von der Erkrankung geschwächt, Hilfe, wie z.B. Einkäufe, erledigen oder Angehörigen von Gestorbenen - machen Sie mal was Gutes, ansonsten ende ich wie es die Vulkanier sagen: leben Sie lang und in Frieden.
    Damit ist der Diskurs mit Ihnen auch meinerseits beendet.

  16. 13.

    Abstrakte Rechte ohne Verantwortungsbewusstsein einfordern?

    Wie egoistisch und unvernünftig.

  17. 12.

    Dann geh doch in den Oschten! hieß es früher ja gern mal. So einer sind Sie also. Wär's nicht so traurig, müsste man einen langen Spottbeitrag schreiben (muss trotzdem lachen).
    Bei der langen Länderliste haben Sie übrigens Schweden vergessen - aber da hatten Sie Angst, dass einige sagen könnten "Aber gern!", gelle? Und wie kommt Portugal in die Liste (sich zu informieren hilft ungemein)?
    Ansonsten ist es einfach nur albern, die Themen Grundrechte und Verschwörungstheoretiker (wer auch immer einer ist) in einen Topf zu werfen.
    Eigentlich viel zu viele Worte für solch einen sinnfreien Kommentar. Und Tschö mit ö, um mit dessen Niveau zu enden...

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