22.000 Demonstranten am Wochenende - Berliner Polizei stellt sich auf Demos und illegale Partys ein

Fr 31.07.20 | 12:18 Uhr
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Querdenken 711 Demo
Video: Abendschau | 31.07.2020 | Timo Fabian Nicolas | Bild: imago-images/Dimitri Drofit

Der Hauptstadt steht ein Wochenende mit vielen Demos bevor. Für die größte sind am Samstag 10.000 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei steht mit 1.500 Beamten bereit. Bei sommerlichen Temperaturen ist zudem auch wieder mit illegalen Partys in den Parks zu rechnen.

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Rund 22.000 Demonstranten werden am Wochenende in der Hauptstadt erwartet. Das sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Freitag dem Inforadio des rbb. Im Fokus stehen vor allem Kundgebungen von Corona-Leugnern und Verschwörungsideologen. Allein für die Versammlung am Samstag auf der Straße des 17. Juni rechne er mit etwa 10.000 Menschen, so Geisel.

Nach Polizeiangaben will dort die Initiative "Querdenken 711" aus Stuttgart unter dem Motto "Das Ende der Pandemie - Tag der Freiheit" demonstrieren (15.30 bis 22.00 Uhr). Mit Bussen würden die Menschen etwa aus Baden-Württemberg anreisen. Bundesweit werde mobilisiert, so Geisel, "auch die verschiedensten Neonazi-Organisationen haben aufgerufen, daran teilzunehmen".

Insgesamt seien 80 Versammlungen am Wochenende in Berlin angemeldet. Zu den Auflagen gehöre, Abstandregeln einzuhalten und Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Das werde die Polizei auch durchsetzen. "Wer die Auflagen verletzt - vor allen Dingen von Seiten der Organisatoren, wird dann mit entsprechenden Konsequenzen zu rechnen haben." Dazu gehörten auch Bußgelder.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) appellierte in diesem Zusammenhang an die Vernunft aller Beteiligten. Das Demonstrationsrecht sein "ein hohes Gut", er erwarte aber, dass " jeder Teilnehmer auch die Regeln beachtet und sich verantwortungsvoll verhält."

Corona sei gefährlich sei, mahnte Müller. "Die Infektions- und Todeszahlen haben dies in den vergangenen Monaten deutlich gemacht. Die Situation bleibt weiterhin ernst, das bestätigen uns auch die Wissenschaftler, und das sehen wir auch in anderen Ländern."

"Querdenker" im Tiergarten

Innensenator Andreas Geisel plant mit ungefähr 1.500 Beamten im Einsatz. Grundsätzlich sehe er die Einsatzkräfte dafür gut aufgestellt. Er rechne damit, dass die meisten Demonstrationen friedlich ablaufen. Gegen Gewalt werde die Polizei aber energisch vorgehen. "Auch das gehört zur Angemessenheit dazu, dass dann Gewaltausbrüche entsprechend begrenzt werden."

Die Initiative "Querdenken 711" aus Stuttgart will von 15:30 bis 22:00 Uhr auf der Straße des 17. Juni zwischen Großem Stern und Yitzhak-Rabin-Straße unter dem Motto "Das Ende der Pandemie - Tag der Freiheit" demonstrieren. Geisel kritisierte das Anliegen des Protests: Es sei kein Akt der Freiheit, in einer Pandemie sich und andere in Gefahr zu bringen. Die Gewerkschaft Verdi sprach zuletzt von einem rechtsextremen Bündnis. Bei der Demonstration würden Einschränkungen der Pressefreiheit und körperliche Übergriffe gegen Journalisten befürchtet, teilte die Gewerkschaft mit.

In Stuttgart hatte "Querdenken 711" zudem wiederholt gegen Auflagen zur Eindämmung des Coronavirus und für die Wahrung der Grundrechte demonstriert. Die Initiative unterstützt nach eigener Darstellung selbstständiges Denken, Nachprüfen von Quellen und die Bildung einer eigenen Meinung.

Auch per Fahrrad wird demonstriert

Bei einer Kundgebung auf dem Platz des 18. März am Brandenburger Tor (14 bis 22 Uhr) sind bislang 3.000 Teilnehmer angemeldet. Ein weiterer Aufzug mit rund 100 Menschen soll von der Straße Unter den Linden bis zur Straße des 17. Juni (11 bis 15:30 Uhr) stattfinden.

Am Abend (20 bis 23 Uhr) ist dann auch noch eine Fahrrad-Demonstration mit 400 angemeldeten Teilnehmern geplant. Laut Polizei soll sie in Neukölln am Herrfurthplatz starten. Diese wollen unter anderem gegen Räumungen, zum Beispiel der Kiezkneipe "Syndikat", demonstrieren.

Eine Versammlung am Lustgarten zum Thema Corona-Politik, angemeldet von einer Einzelperson, sei verboten worden, hieß es von der Polizei, ohne dass Gründe genannt wurden.

Polizei behält auch die Partys in den Parks im Blick

Die Polizei begleitet nicht nur die größeren Demos, auch etliche kleinere müssten im Blick behalten werden. Hinzu kämen Partys in Parks und Grünanlagen. Dort treffen sich immer wieder vor allem abends und nachts meist junge Menschen zum Feiern, ohne auf die Corona-Regeln zu achten. Auch dort sei man "mit zusätzlichen Kräften im Einsatz", sagte Thilo Cablitz, Sprecher der Berliner Polizei bei radioeins vom rbb. Man habe in der jüngeren Vergangenheit bei nicht genehmigten Partys bereits Musikanlagen konfisziert. Dennoch versuche die Polizei, zu deeskalieren und mit den Partygängern erst einmal zu sprechen, so Cablitz. "Es kann aber nicht sein, dass die Polizei die Vernunft ersetzt."

Stark frequentiert seien der Mauerpark, der Park am Gleisdreieck und der Volkspark Hasenheide. Auch am Schlachtensee gebe es vereinzelte Zusammenkünfte, hieß es. Die Orte würden auch wechseln, die Polizei sei auf eine dynamische Situation eingestellt. Polizeistreifen hätten die Zusammenkünfte frühzeitig im Blick. Jedoch könne bei der Vielzahl von Party-Locations und der Größe Berlins nicht alles gleichzeitig überwacht werden.

Die Polizei habe eine abgestufte Strategie: zunächst frühzeitig und zugewandt das Gespräch suchen. Wenn das nicht helfe, werde konsequent gegen Straftäter eingeschritten. Die meisten Feiernden würden die Aufforderungen aber beachten. Es sei jedoch auch bereits zu Angriffen gegen Polizisten gekommen. Am vergangenen Wochenende feierten allein in der Hasenheide rund 3.000 Menschen, eng beieinander und viele von ihnen ohne Maske.

Sendung: Abendschau, 31.07.2020, 19:30 Uhr

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48 Kommentare

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  1. 48.

    Ich kann es nicht mehr hören:-(
    Nur weil die Mehrheit sich an die Regeln hält,waren überhaupt Lockerungen möglich,die nun von immer nehr Leuten schamlos ausgenutzt werden.
    Ist ja wie :"ich rase immer in der Stadt,is ja noch keiner gestorben,also mache ich weiter."

  2. 47.

    Die drei Corona-Ampeln stehen in Berlin wieder auf Grün.
    So schlimm kann es also nicht mit der Ansteckung durch wilde Parties, Demos etc. sein.

  3. 46.

    Hier mal eine Idee, wie man den einen oder anderen Leugner doch zur Einsicht bringt: die Teststationen in Schönefeld und Tegel heute schließen und bei JEDEM Demo-Teilnehmer Testen. Also ganz so wie bei der Fanmeile, mit Einlasskontrolle ;-) hätte auch den Vorteil, daß man die Kosten dann gleich dem Veranstalter und den Teilnehmer(n) in Rechnung stellen kann... Ist ja nix, also können die sich ja beruhigt testen lassen.

  4. 45.

    Da brauchen wir uns nicht wundern wenn die Zahlen nicht zurückgehen.

  5. 43.



    Die Wirralität der selbsternannten Widerstands / Freiheitskämpfer, die sich schon seit Wochen an Wochenenden treffen und nun zu einer Großdemo in Berlin ziehen, um gegen den nach ihrer Meinung Krieg der Regierung gegen das Volk zu kämpfen, gegen eine vermeintlich gewollt herbeigeführte und gesteuerte Wirtschaftskrise, gegen eine Diktatur in der man sich wähnt und gegen was weiß ich nicht noch alles. Traurig dabei ist, dass die Menschen durch die Spinner untergehen und nicht beachtet werden, die wirklich von der Coronasituation betroffen sind (Familien mit Kindern z.B.).

  6. 42.

    Also ich finde alle illegalen Partygänger auf ne einsame Inseln mit ner Beat Box, ohne Arzt, ohne Krankenhaus, dann können sie feiern so lange sie möchten....die Frage ist nur wie lange werden sie feiern?

  7. 41.

    Genau !!!so ich ich es auch
    Man könnte vorsichtig von einer fahlässigen Körperverletzung reden

  8. 40.

    Lieber Gott,lass Hirn regnen und klau den Bedürftigen die Schirme.
    Gib ihnen Masken,halte sie auf Abstand und bringe sie zur Vernunft.
    Es wird immer Gründe geben,weshalb Menschen demonstrieren aber man kann die Demokratie auch ausnutzen und mißbrauchen . Corona ist nicht vorbei und wer meint, dass man uns hier alle Freiheiten nimmt,der sollte man über den Tellerrand schaun bzw. in andere Länder. Das hier heute und ohne Teilnehmerbegrenzung demonstriert werden kann,liegt an den Coronamaßnahmen und deren Einhaltung der vielen Disziplinierten. Die Fahrlässigkeit der Coronaleugner kann das Erreichte schnell zunichte machen. Zum Schaden der ganzen Bevölkerung.
    "Die Freiheit besteht darin, daß man alles das tun kann, was einem anderen nicht schadet."
    Matthias Claudius (1740-1815)

  9. 39.

    Es gibt halt Corona-Lügner wie Corona-Leugner.
    Und es gibt Klimawandel-Lügner wie Klimawandel-Leugner.
    Und dazwischen sitzt er, der Mensch mit dem gesunden Menschenverstand. Er ist die größte Gruppe mit 99,99 Prozent. Leider bekommt er kein Gehör.

  10. 38.

    Werte Verschwörungsfetischisten:
    Warum vermehrt ihr euch immer in gesellschaftlich angespannten Zeiten?
    Warum sieht man euch nie, wenn die Wirtschaft brummt und alle gut beschäftigt und zufrieden sind?
    Beide volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Zustände unterliegen in ihrer Entstehung mehreren rationalen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen, die bekannt und teilweise vorhersehbar sind. Wo bitte waren da in den letzten 200 Jahren Verschwörungen durch Außerirdische, fremdgelenkte Droide oder sonst wem im Spiel?
    Jetzt mal fix paar Demo-Banner mit Antworten auf wirklich dringende Fragen basteln für die nächste Demo!

  11. 37.

    Natürlich dürfen Minderheiten ihre Meinung sagen und demonstrieren, aber sie dürfen dabei nicht die Gesundheit und das Leben andere gefährden oder schädigen.

  12. 36.

    Die Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut und nicht ohne Grund liegt die Messlatte für ein Verbot einer Demonstration sehr hoch.
    Ansonsten wären Demonstrationen am 1.Mai in den vergangenen Jahren auch verboten worden.
    In einer Demokratie muss ich es aushalten, dass auch Minderheiten ihre Meinung sagen dürfen.
    Ansonsten sind wir bald auf einem falschen Weg.

  13. 35.

    Ok , Demos sind mit 10.000 Teilnehmern erlaubt . Open Air Veranstaltungen nicht ....ginge auch mit MNS und Abstand?

  14. 34.

    Ich kann es nicht mehr hören! Was ist so schlimm daran, eine Maske zu tragen, wenn man auf engem Raum ist? Die meisten tun dies seit Monaten ohne Probleme. Nein, wer auf solche Veranstaltungen geht, hat echt eine Schraube locker.....

  15. 31.

    Für meine Begriffe müßte die Polizei viel härter durchgreifen dürfen, in Berlin gibt es doch keine Ordnung mehr und die Polizei muss sich von so vielen Chaoten verarschen lassen und müssen sich dann auch noch rechtfertigen.

  16. 30.

    Das Virus lacht sich kaputt ob der Dummheit der Menschheit.
    Ihr wollt eine zweite, noch schlimmere Welle? Ihr bekommt sie.

  17. 29.

    SO sehen die sich selber: "Die Initiative unterstützt nach eigener Darstellung selbstständiges Denken, Nachprüfen von Quellen und die Bildung einer eigenen Meinung."

    Gerade DIE. Das Einzige, was für die sehr wichtig ist, sind Beiträge und Videos vom russischen Presseorgan "RT deutsch", sowie "QAnon". Da hecheln diese Leutchen hinterher. Hinterfragen............FINDET NICHT STATT
    Hatte mich 2 Wochen in einer der Haupt-FB-gruppen (35.000 Mitglieder)da umschauen können

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