Überlegungen von CDU und SPD - Ehemaliger Flughafen Tempelhof erneut als ZLB-Standort im Gespräch

Do 23.03.23 | 11:18 Uhr
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Symbolbild:Zwei Besucherinnen stehen zwischen Bücherregalen in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin.(Quelle:dpa/A.Riedl)
Audio: rbb24 | 23.03.2023 | Kirsten Buchmann | Bild: dpa/A.Riedl

In den Berliner Koalitionsverhandlungen diskutieren CDU und SPD nach rbb-Informationen auch darüber, die Standortfrage für die Erweiterung der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) wieder aufzumachen. Neben dem Standort an der Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz in Kreuzberg, auf den sich der rot-rot-grüne Senat bereits 2018 festgelegt hatte, ist nun auch wieder das ehemalige Flughafengebäude in Tempelhof im Gespräch.

Sowohl von CDU- als auch von SPD-Seite wird eine ZLB-Erweiterung als "dringend" angesehen. Allerdings, so heißt es aus Verhandlungskreisen, müsse man sich damit auseinandersetzen, wie kritisch Einwände der Stadtentwicklungsverwaltung zum Blücherplatz-Standort seien. Dort müsse der Bau mehrere Stockwerke in die Tiefe gehen, was zu Problemen mit dem Grundwasser führen und den Bau deutlich verteuern könnte.

Ehemaliger Airport als Kulturszenetreff?

Zuletzt war von 500 Millionen Euro für den Ergänzungsbau die Rede. Schon länger wird daher argumentiert, ob das Land dieses Geld besser für die ohnehin nötige Sanierung des ehemaligen Flughafengebäudes Tempelhof verwenden solle. Daher lautet eine denkbare Variante, die Bibliothek dort unterzubringen. Das würde allerdings den Zeitplan für die ZLB verzögern. Bisher ist, mit Blick auf den Blücherplatz, von einem Start 2026/27 die Rede. Ein Architekturwettbewerb für diesen Standort wurde allerdings bisher nicht ausgeschrieben.

Eine weitere Idee in den Koalitionsverhandlungen ist offenbar, das ehemalige Flughafengebäude Tempelhof schrittweise für die Kultur- und Kreativszene zu sanieren, also Hangar für Hangar vorzugehen und verschiedene Nutzer reinzunehmen. Wichtig sei es, die Kultur mitzudenken, so der Hinweis aus den Verhandlungsrunden.

Milliarden für vier Bauprojekte

Insgesamt sind die großen Bauvorhaben wie die ZLB-Erweiterung, die Komische Oper, das Flughafengebäude in Tempelhof sowie die ICC-Sanierung mit Milliarden-Kosten verbunden. Überlegungen lauten daher, sie teils gemeinsam mit dem Bund zu stemmen sowie mit privaten Geldgebern. "Die staatlichen Mittel werden nicht reichen", heißt es aus Verhandlungskreisen zum ICC und zum Flughafen Tempelhof.

Auch vom ICC als möglichem Ort für die ZLB war in der Vergangenheit die Rede. Vor allem die CDU hatte eine solche Lösung ins Gespräch gebracht. In Experten-Gutachten hatten das Flughafengebäude Tempelhof und das ICC allerdings als mögliche Bibliotheksstandorte schlecht abgeschnitten, unter anderem aus baulichen Gründen und weil die ÖPNV-Anbindung nicht ausreiche.

In den laufenden schwarz-roten Koalitionsverhandlungen ist die ZLB-Frage Verhandlungskreisen zufolge noch nicht entschieden. Zu den großen Investitionsvorhaben solle die Verhandlungs-Dachgruppe von CDU und SPD am Ende eine Entscheidung treffen. Über einen Koalitionsvertrag beraten die beiden Parteien weiter in dieser und in der kommenden Woche. Anfang April wollen sie ihn vorstellen.

Sendung: rbb24, 23.03.2023, 12 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Lars:
    "Naja, das ist ein Argument. Wieviel Exemplare hat denn die ZLB von solcher Literatur? Eins? was macht man dann wenn ausgerechnet das eine Exemplar ausgeliehen ist?"

    Von den teuren Büchern hat die ZLB teilweise wirklich nur ein Exemplar und manche sind auch nicht entleihbar, also nur Präsenz für den Lesesaal.

    Lars:
    "In erster Linie geht es mir um die Kostenfrage, ich denke wir wissen beide dass aus 500 Millionen eher mal 3,5 Milliarden werden. Stadtteilbibliotheken sind vorhanden."

    Ja, Kosten vs. Kultur & Bildung. Beide Bibliotheksarten haben ihre Berechtigung: Stadtteilbibliotheken für Kinder & Jugendliche und Belletristik und Alltagshilfe. ZLB für Fachmedien. Der ZLB-Standort Breite Straße ist nur für Erwachsene mit Senatsbibliothek und Berlin-Sammlung (hier macht eine Zentralisation richtig Sinn). Die AGB erfüllt beide Funktionen: Zentralbibliothek und irgendwie auch Stadtteilbibliothek für Kinder, Jugendliche & Erwachsene.

    Außerdem hat die ZLB große Archive!

  2. 12.

    "Meinen Sie wirklich, es wäre besser, wenn die Bücher und Fachzeitschriften, die dort zu einem Thema nebeneinander stehen, auf die ganze Stadt verteilt wären?"

    Naja, das ist ein Argument. Wieviel Exemplare hat denn die ZLB von solcher Literatur? Eins? was macht man dann wenn ausgerechnet das eine Exemplar ausgeliehen ist?

    In erster Linie geht es mir um die Kostenfrage, ich denke wir wissen beide dass aus 500 Millionen eher mal 3,5 Milliarden werden. Stadtteilbibliotheken sind vorhanden.

  3. 11.

    Okay, ich muß mich ein wenig revidieren, es gibt schweineteure Fachliteratur z.B. für Studenten, bliebe noch das Austauschen untereinander oder Leseexemplare.

    Okay, 4 Wochen vor der Bachelorarbeit wäre eng aber...

  4. 10.

    Lars:
    "Antwort auf [Immanuel] vom 24.03.2023 um 15:46
    "Es gibt sehr viele Medien, die es nicht kostenlos im Internet gibt." Welche?"

    Die allermeisten Bellestristik-Bücher, Fachbücher, DVDs, CDs etc. pp.

    Lars:
    ""Es gibt viele teure Medien, die sich die Stadtteilbibliotheken nicht leisten können und die in Berlin nur einmal angeschafft werden und die dann sinnvollerwiese in der ZLB auszuleihen bzw. zu lesen sind."
    Das ist ein Widerspruch in sich. Man könnte die Medien auch auf die Stadtteilbibliotheken aufteilen, bzw. untereinander ausleihen, die Stadtteilbibliotheken sind näher an den Menschen, es entfallen die Wege bis zur ZLB."

    Haben Sie schon mal in einer Bibliothek zu einem Fachthema recherchiert? Meinen Sie wirklich, es wäre besser, wenn die Bücher und Fachzeitschriften, die dort zu einem Thema nebeneinander stehen, auf die ganze Stadt verteilt wären?

  5. 9.

    "Es gibt sehr viele Medien, die es nicht kostenlos im Internet gibt." Welche?

    "Es gibt viele teure Medien, die sich die Stadtteilbibliotheken nicht leisten können und die in Berlin nur einmal angeschafft werden und die dann sinnvollerwiese in der ZLB auszuleihen bzw. zu lesen sind."

    Das ist ein Widerspruch in sich. Man könnte die Medien auch auf die Stadtteilbibliotheken aufteilen, bzw. untereinander ausleihen, die Stadtteilbibliotheken sind näher an den Menschen, es entfallen die Wege bis zur ZLB.

  6. 8.

    Lars:
    "Wer braucht denn noch eine ZLB in Zeiten von Smartphone und Tablet?"

    Es gibt sehr viele Medien, die es nicht kostenlos im Internet gibt.

    Lars:
    "Das Geld wäre sinnvoller in den Stadtteilbibliotheken aufgehoben."

    Es gibt viele teure Medien, die sich die Stadtteilbibliotheken nicht leisten können und die in Berlin nur einmal angeschafft werden und die dann sinnvollerwiese in der ZLB auszuleihen bzw. zu lesen sind.

  7. 7.

    "Den Blödsinn in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf" scheint das Motto von rot/schwarz zu sein.

    Wer braucht denn noch eine ZLB in Zeiten von Smartphone und Tablet? Das Geld wäre sinnvoller in den Stadtteilbibliotheken aufgehoben.

  8. 6.

    Ich hätte eine Idee für einen Standort. Fragen sie Herrn Lindner. Sein Bau ist gestoppt, dann könnte die ZLB dahin. Nähe Potsdamer Platz wäre gut. Aber nicht der Flughafen THF. Finger weg!

  9. 5.

    Warum sind denn der FH Tempelhof oder das ICC nicht gut genug an den ÖPNV angebunden? Beide sind nah an U-Bahnlinien, das ICC hat noch die Ringbahn vor der Tür, hinten dran auch noch das Westkreuz. Ich finde beide wirklich gut erreichbar.
    Der aktuelle Leerstand ist doch total daneben!

  10. 3.

    Klaro: Die Klaus-Wowereit-Gedächtnisbibliothek würde heute natürlich auch nur 500 Milliönchen kosten. Die Baukosten würden nicht "völlig unvorhersehbar" auf eine bis 1,5 Milliarden explodieren. Ebenso wie sich die Fertigstellung bis zirka 2035 verzögern würde (ebenfalls ganz überraschend). Worauf dann ab etwa 2038 die Beseitigung der ersten Bauschäden folgen würde (verantwortliche Firmen leider alle inzwischen insolvent). Und 2040 die erste umfassende Sanierung.

  11. 2.

    Die "ZLB" (in Berlin-Kreuzberg und Berlin-Mitte) ist zwar heute schon die mit Abstand am meisten besuchte Informations-, Bildungs- und Kultureinrichtung Berlins. Sie könnte aber in den THF-Hangars noch stärker zu einer urbanen und lebendigen "Mediathek für Alle" weiterentwickelt werden: Mit 500 Arbeitsplätzen insbesondere für junge und ältere Berliner*innen, die sich sprachlich, kulturell, politisch, technisch oder beruflich weiterbilden wollen.

    Die (sanierten und funktionsgerecht ausgebauten)THF-Hangars bieten dafür genug Raum. ... Und eine U-Bahn-Station ist auch noch in der Nähe. Das zukunftsorientierte Berlin kann es sich wohl nicht leisten, diesen Standort nicht "optimal" zu nutzen.

  12. 1.

    500 Millionen für Stückwerk anstelle der von den Berliner abgelehnten Wowereit-Gedächtnis-Bibliothek auf dem Feld, bei der die Kosten auch auf 500 Mio geschätzt worden sind.

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