Standort für neue Fußballarena - Hertha und Senat kommen sich im Stadionstreit näher

Tegel, Olympiapark, Brandenburg? Viele Standorte für Herthas neues Stadion wurden diskutiert, ohne Ergebnis. Nun aber sprechen Verein und Senat konkret über ein Grundstück, das sogar ein Plätzchen für das Gründungsschiff bietet. Von Sebastian Schöbel
Eigentlich hat sich seit dem 31. März 2017 nichts verändert: Damals verkündete Hertha BSC offiziell den Plan, ein neues, eigenes Fußballstadion zu bauen - am liebsten im Olympiapark. Heute, mehr als zweieinhalb Jahre später, sagt Herthas Stadion-Manager im rbb-Interview: "Wir halten nach wie vor das Olympiagelände für den besseren Standort, weil er die bessere infrastrukturelle Anbindung hat."
Nur kann Hertha dort nicht bauen: Das bevorzugte Grundstück in der Sportforumstraße gehört einer Wohnungsgenossenschaft. Die hat, wie der rbb im Oktober exklusiv erfuhr, erneut und endgültig ein millionenschweres Kaufangebot des Vereins abgelehnt.
Alle Augen auf Tegel
Nun wird also das Angebot des Senats, die Arena stattdessen auf oder am Flughafengelände in Tegel, zu bauen, immer konkreter, sagt Teichert. "Wir haben mit unseren Planern die Standortoptionen, die aus unserer Sicht in Betracht kommen, durchgespielt, und die Tegel Projekt GmbH hat das für die präferierten Standorte auch gemacht. Jetzt haben wir unsere Sachen zusammengelegt. Das wird jetzt ein kooperatives Miteinander und lässt sich gut an."
Dass der Vorschlag zu Tegel von Innensentaor Andreas Geisel (SPD) kam, wertet Teichert als kleinen Sieg: Man habe damit Herthas Stadionwunsch akzeptiert. Allerdings sind bei den vier untersuchten Standorten in Tegel, darunter auch dem Festplatz, noch etliche Fragen offen, vor allem beim ÖPNV-Anschluss. Der fehlt dort nämlich. Trotzdem wird nun ernsthaft geprüft, ob ein Stadionbau am Zentralen Festplatz möglich wäre. Teichert jedenfalls bleibt beim angekümdigten Zeitplan. "Wir wollen im ersten Quartal 2022 mit dem Bau anfangen, weil wir dann bis zum Sommer 2025 die Baumaßnahme abschließen können."
Genau in diesem Punkt gewinnt aber der Olympiapark mit seinem gigantischen S-Bahnhof jeden Vergleich. Deswegen bringt Teichert weiterhin das Maifeld als Stadionstandort ins Gespräch. Der Platz sei nämlich ausreichend, sagt Herthas Stadionmanager, der Denkmalwert hingegen fraglich. "Es ist als nationalsozialistischer Aufmarschplatz geplant und gebaut worden", so Teichert, "und danach war dann relativ wenig Betrieb dort."
Jedenfalls nicht so viel wie 1937, als hier Italiens faschistischer Diktator Mussolini auf Einladung von Adolf Hitler auftrat und zu 700.000 Berlinern sprach.
Am Festplatz wäre sogar Platz für die "Hertha" (das Schiff)
Das Maifeld: Ein Nazi-Relikt, das nicht geschützt werden sollte? Berlins oberster Denkmalschützer, Christoph Rauhut, sieht das anders. Auf Nachfrage des rbb, ob das Maifeld Stadionbauplatz sein könnte, antwortet der Landeskonservator: Das Feld sei ein "überragendes Zeugnis der Olympischen Idee wie aber auch der Bau- und Kunstpolitik im Dritten Reich. Eine Überbauung des Maifelds ist insofern nicht genehmigungsfähig."
In Tegel gäbe es keinen solchen historischen Ballast. Der Zentrale Festplatz inklusive der umliegenden Grünfläche bietet laut Insidern sogar genug Raum für Parkplätze - und einen U-Bahnanschluss. Die passende Geschichte für das neue Zuhause auf dem Festplatz würde sich dann fast von selbst schreiben: Die Heimkehr der Hertha. Denn der Festplatz liegt im Wedding. Und als der sich noch Bezirk nennen durfte, hatte Hertha BSC dort sein erstes echtes Stadion, die "Plumpe".
Und das bis dahin wohl restaurierte Gründungsschiff "Hertha" könnte sogar direkt an der Arena anlegen. Denn direkt vor der Haustür verläuft der Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.