Brandenburger Fußball-Verband will Wettbewerb fortsetzen - Landespokal mit unterschiedlichen Vorzeichen?

Mo 05.04.21 | 16:09 Uhr | Von Jonas Bürgener
Der Brandenburger Landespokal. Quelle: imago images/Fotostand
Bild: imago images/Fotostand

Die Liga-Saison im Brandenburger Fußball wurde abgebrochen, doch der Landespokal soll nach Möglichkeit regulär zu Ende gespielt werden. Die kleinen Vereine sehen das kritisch und fürchten einen Nachteil - sie haben seit Monaten nicht trainiert. Von Jonas Bürgener

Vor einer Woche gab der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) bekannt, dass die Saison wegen der anhaltenden Corona-Pandemie nicht beendet wird. Der Landespokal solle allerdings unter Berücksichtigung der behördlichen Verfügungslage zu Ende gespielt werden. Das sehen insbesondere die unterklassigen Vereine aus Brandenburg kritisch. Sie dürfen seit Monaten nicht richtig trainieren, sollen in absehbarer Zeit allerdings im Pokal-Viertelfinale antreten - teilweise gegen Klubs aus der Regionalliga Nordost.

Zwar wurde auch hier kürzlich ein Abbruch der Saison bekanntgegeben, allerdings dürfen die Vereine aus der vierten Liga seit geraumer Zeit schon wieder als Mannschaft trainieren und haben sogar Testspiele ausgetragen. Die Klubs aus den unteren Klassen sehen darin für den Landespokal einen klaren Wettbewerbsnachteil. Am Dienstag will sich der Verband mit den für das Viertelfinale qualifizierten Vereinen über das weitere Vorgehen beraten. Ob die drei verbliebenen Spielrunden tatsächlich wie angedacht ausgetragen werden können, ist fraglich.

Kein Mannschaftstraining seit November

"Ich bin Realist und erfahren genug", sagt Norbert Welzel, Trainer des Brandenburgligisten Frankonia Wernsdorf. Seine Mannschaft müsste im Viertelfinale gegen den Regionalligisten FSV Union Fürstenwalde antreten. "Ich glaube nicht, dass der Wettbewerb weitergeführt wird", so Welzel. Zwar würden auch er und sein Team den Pokal gerne sportlich zu einem Ende bringen, allerdings hat er Bedenken: "Meine Mannschaft ist im Moment nicht auf Brandenburgliga-Niveau, die Regionalligisten mit mittlerweile fünf, sechs Wochen Training sind ein ganz anderes Kaliber. Es wäre kein Kampf auf Augenhöhe", sagt Welzel kritisch.

Seit November konnte sein Team nicht als Mannschaft trainieren, die Spieler haben sich nur individuell fit gehalten - so gut es eben ging. Außerdem glaubt der Trainer nicht, dass die Politik in dieser Phase der Pandemie und inmitten der dritten Corona-Welle Lockerungen für den Amateur-Fußball beschließen wird. "Dafür habe ich auch Verständnis", sagt er. Selbst Konzepte mit Schnelltests und strikten Hygienemaßnahmen, die offenabr von einigen Vereinen gehandelt werden, hält er deshalb eher für unrealistisch.

Insbesondere die großen Klubs haben aber ein Interesse daran, dass der Wettbewerb fortgesetzt wird - es steht viel Geld auf dem Spiel. 6.500 Euro zahlt der Verband für das Erreichen des Landespokal-Halbfinals, im Endspiel bekommt der Verlierer 14.000 Euro, dem Gewinner winken stolze 126.500 Euro. Speziell in der Corona-Krise eine enorme Summe. Hinzu käme für den Sieger die Teilnahme am DFB-Pokal.

"Eher ein finanzielles Risiko"

Sabine Berg ist die Vorstandsvorsitzende bei Frankonia Wernsdorf. Auch ihr Klub leidet unter der Corona-Pandemie, lebt nach ihren Angaben "von der Hand in den Mund". Allerdings glaubt sie, dass sich der Landespokal bei einer Fortsetzung für Frankonia in dieser Saison wirtschaftlich - anders als für die großen Klubs - wohl kaum lohnen würde. "Tatsächlich wäre das eher ein finanzielles Risiko. Die Anforderungen an Sicherheit, Ausstattung und Infrastruktur wären wegen Corona nochmal höher", sagt sie. "Ein Pokalspiel ohne Zuschauer würde wirtschaftlich also gar keinen keinen Sinn machen". Trotzdem würde der Verein ein Spiel aber in Kauf nehmen, "weil die sportliche Begegnung an sich wichtig wäre".

Unvorbereitet will der Klub seine Mannschaft aber nicht ins Rennen schicken, um die Gesundheit der Spieler nicht zu gefährden. Womit man wieder beim fehlenden Training und den nötigen Freigaben der Politik wäre. Sollte der Verband sich deshalb doch auf eine alternative Lösung verständigen, hofft Berg, dass auch die kleinen Klubs etwas Geld abbekommen. "Ich bezweifel, dass der Pokal komplett ausgespielt werden kann. Das müsste dann finanziell ausgeglichen werden", sagt sie.

Es zeigt sich also, dass die vom FLB angekündigte Fortsetzung derzeit wohl kaum umsetzbar wäre. Ob es dem Verband gelingt, eine faire Lösung für alle Vereine zu finden, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

Sendung: rbb24, 05.04.21, 21:45 Uhr

Beitrag von Jonas Bürgener

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