Schwacher Saisonstart nach Umbruch - Alles neu bei Tennis Borussia

Mi 24.08.22 | 16:27 Uhr | Von Lukas Witte
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Der neue TeBe-Trainer Abdou Njie bei der Niederlage seiner Mannschaft in Leipzig (imago images/Picture Point)
Bild: imago images/Picture Point

Das Trainer-Duo, der sportliche Leiter und 16 Spieler haben TeBe im Sommer verlassen. Mit völlig neuem Personal haben die Berliner nun einen Fehlstart in die Regionalliga-Saison hingelegt, in der ein harter Kampf um den Klassenerhalt bevorsteht.

Drei Niederlagen, null Punkte und ein Torverhältnis von 0:13 – für Tennis Borussia hätte der Start in die neue Regionalliga-Spielzeit nicht schlechter laufen können. "Man kann gegen diese Mannschaften verlieren, aber wie das geschehen ist, war wirklich erschreckend", erzählt der Vorstandsvorsitzende Günter Brombosch. Mit Chemnitz, Jena und Leipzig trafen die Berliner wahrlich nicht auf Konkurrenten auf Augenhöhe. Denn für TeBe geht es in dieser Saison nach dem großen Umbruch im Sommer nur noch um eines: den Klassenerhalt.

Es begann mit dem Trainer-Duo

Dabei war in der vergangenen Spielzeit noch alles bestens. Mit dem Abstieg hatten die Lila-Weißen nichts zu tun, wurden am Ende Zehnter. Doch mit diesem Erfolg ergaben sich auch die ersten Probleme. Der Trainer Markus Zschiesche und sein Assistent Ronny Ermel fühlten sich zu Höherem berufen und wollten ihre Verträge in der Hauptstadt nicht verlängern. "Wenn jemand die Chance hat, höher zu trainieren, dann legen wir keine Steine in den Weg. Das hat für die beiden aber nicht so ganz geklappt. Jetzt sind sie bei Babelsberg gelandet, die in der letzten Saison hinter uns standen", erzählt Brombosch.

Mit dem Abgang des Trainer-Duos begann auch der Kader auseinanderzubrechen. Zschiesche und Ermel hatten ein gutes Verhältnis zu den Führungsspielern der Mannschaft und nahmen mit Tahsin Cakmak und Rico Gladrow gleich zwei Leistungsträger mit nach Potsdam. Insgesamt hatten die Berliner im Sommer insgesamt 16 Abgänge zu verzeichnen. Vor allem, weil viele Spieler aus dem großen Kader auf der Suche nach mehr Spielzeit waren. "Wenn man einen 22-Mann-Kader hat, kann man die nicht alle ständig einwechseln. Zumal wir eine sehr erfolgreiche Saison hatten und man dann nicht ständig rotiert", erklärt der Vorstandsvorsitzende.

Nachholbedarf auf dem Transfermarkt

Bei der Zusammenstellung des neuen Kaders haben sich die Berliner auf junge Spieler aus der eigenen Jugendmannschaft oder dem Nachwuchs anderer Vereine fokussiert. Zuständig für die Verpflichtungen war der sportliche Leiter Claudio Offenberg, der die Mannschaft nach den Vorstellungen und Wünschen des neuen Cheftrainers Abdou Njie gestaltete. Im Juli legte Offenberg sein Amt bei TeBe allerdings nieder, noch bevor die komplette Kaderplanung abgeschlossen war. Ohne ihn füllten die Verantwortlichen die Mannschaft weiter auf und glaubten, mit einer guten Truppe in die neue Saison zu gehen. Nun stellte sich nach den ersten Pflichtspielen heraus, dass es durchaus noch Handlungsbedarf gibt. "Als der Hinweis vom Trainerteam kam, dass noch Spieler fehlen, haben wir sofort die Initiative ergriffen", sagt Brombosch.

Am vergangenen Wochenende gab TeBe die Verpflichtung von Uzoma Eke bekannt. Der 33-jährige Linksverteidiger bringt Erfahrung aus der 2. Bundesliga und 3. Liga mit und soll damit ein Loch im Kader flicken. Auch weitere Zugänge könnten laut dem Vorstandsvorsitzenden noch folgen.

Zwei Brüder sollen die Klasse halten

"Ich bin sehr dankbar über den Transfer von Uzoma Eke", erklärt der neue Trainer Abdou Njie glücklich. Der 48-Jährige hat die Berliner im Sommer übernommen und den Vorstand auf die Lücken in der Mannschaft aufmerksam gemacht. Jetzt sei der Kader stark genug, um die Klasse zu halten, glaubt er.

Die Verpflichtung von Abdou Njie als neuen Cheftrainer und seinen Bruder Momar als Assistenten ist bei den Fans nicht unumstritten. Schließlich war ihre letzte Saison bei Stadtkonkurrent Tasmania alles andere als erfolgreich. Nach 22 Spielen mussten sie dort ihre Posten räumen und hinterließen die Berliner, die am Ende der Spielzeit in die Oberliga abstiegen, auf dem vorletzten Tabellenplatz.

Trotzdem hält Brombosch die Entscheidung für richtig. "Wir haben mit fünf Trainern Gespräche geführt und uns dann für Abdou Njie und seinen Bruder entschieden. Nach den Gesprächen mit den beiden waren wir überzeugt, dass es die bestmögliche Lösung ist. Deshalb haben wir auch keine Bedenken, weil es für sie bei Tasmania nicht so gut lief", erklärt er.

Es müssen Punkte her

Das neue Trainer-Duo sollte dennoch bald für Resultate sorgen. Mit der zweiten Mannschaft von Hertha BSC und dem Drittliga-Absteiger Viktoria Berlin stehen allerdings zwei weitere schwierige Aufgaben bevor. Cheftrainer Abdou Njie zeigt sich trotzdem motiviert: "Auch wenn das Auftaktprogramm hart ist, gibt es keine Ausreden. Wir müssen punkten. Wir wollen nichts verschenken, sondern uns auch gegen diese starken Gegner beweisen. Das bringt uns dann Selbstvertrauen."

Auch Brombosch ist optimistisch. Zuletzt habe man bei der 0:4-Niederlage gegen Leipzig durchaus auch erste positive Entwicklungen sehen können. Mit drei weiteren Niederlagen rechnet der Vorstandsvorsitzende nicht. Wirklich entscheidend wird es für TeBe aber sowieso erst nach dem Auftaktprogramm, wenn sie erstmals auf direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt treffen. "Die Regionalliga ist in diesem Jahr besonders stark. Es kann sein, dass sogar vier Mannschaften absteigen. Deswegen ist es wichtig, in diesen Spielen Top-Leistungen zu bringen. Und genau das erwarten wir auch", sagt Brombosch. Erst in diesen Duellen wird sich zeigen, ob der neu aufgestellte Verein in der Lage sein wird, auch in der nächsten Saison wieder in der Regionalliga zu stehen.

Sendung: rbb24, 24.08.2022, 18 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

7 Kommentare

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  1. 7.

    Bingo!
    Im Abseits von der Geldmaschine Profifußball oder irgendwelchen Influencer-Hypes oder gar Konstrukten ala Delay Sports zu stehen, ist richtig in richtig gute Abseits!

  2. 6.

    Ja, für TeBe wird es eine verdammt schwere Saison, jedoch kann sich der Verein auf seine kleine aber feine Fangemeinde verlassenen für die der Einsatz gegen Antisemitismus und Homophobie nicht nur ein Marketing "Spaß" ist. Hier wird noch (egal in welcher Liga)Fußball, Freunde, Rock-n-Roll gelebt.
    Für Berlin einmalig, weiter so TeBe.

  3. 4.

    Die Wahnsinnssummen, die heute in 1. bis 3. Für Spieler gezahlt werden, machen sich auch in den unteren Ligen bemerkbar. Wenn ein unterklassiger Klub - wie z.B. TeBe in der letzten Saison - überrascht, dann weckt das Begehrlichkeiten anderer, finanziell besser gestellter Klubs und mit Beginn der neuen Saison kann der finanziell schwächer aufgestellte Klub gewissermaßen wieder bei Null beginnen.
    Dem kann eigentlich nur entgegen gewirkt werden, wenn es eine Begrenzung von Spielergehältern und Ablösesumme und zudem finanzielle Abgaben der Profiligen an den Amateurbereich gibt...
    Da das aus vielen Gründen absolut unrealistisch und nicht durchführbar ist, bleibt es wie es seit langem ist - ein Auf und Ab einiger Teams, dazu in den Ligen stets die gleichen Anwärter für Auf- bzw. Abstieg und Bayern wird Meister...
    Und aus diesen Gründen wird TeBe jedes Jahr aufs Neue ums Überleben kämpfen müssen - leider...

  4. 2.

    Stimmt voll die innovative Idee, ein Absteiger Trainer Gespann einzustellen und dann auch noch paßt Spieler von genau dem Verein zu holen....kann ich mein Geld auch direkt anzünden als es dem Verein zu geben....

  5. 1.

    TEBE? Wollte ich mal als Sponsor einsteigen. Zum Glück habe ich mir dann doch 2 Eigentumswohnungen gekauft.

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