Tabellenführer für drei Stunden - Effizienter 1. FC Union schießt Schalke 04 mit 6:1 ab

Die Erfolgsserie des 1. FC Union geht weiter: Die Köpenicker gewannen bei Schalke 04 mit 6:1 (3:1). Das Team von Urs Fischer nutzte die Fehler des Aufsteigers eiskalt aus - und belohnte sich für einige Stunden mit der Tabellenführung.
Vier Spiele, zehn Punkte: Der 1. FC Union hat am Samstag bei Schalke 04 furios mit 6:1 (3:1) gewonnen. Startelf-Debütant Morton Thorsby (6.), Sheraldo Becker (36., 46.), Janik Haberer (45.+3) und der eingewechselte Sven Michel (87./90.) erzielten die Tore für das Team von Urs Fischer, Marius Bülter traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich für Schalke (31./Elfmeter). Mit dem Sieg sicherte sich Union zunächst die Tabellenführung, die ihnen drei Stunden später Bayern München durch ein spätes Remis gegen Mönchengladbach aber wieder abnahm.
Erste Hälfte: Effiziente Unioner treffen dreifach
Urs Fischer veränderte seine Startelf - trotz des starken Auftritts beim 2:1 gegen Leipzig - auf drei Positionen. Der niederländische Neuzugang Danilho Doekhi kam zu seinem Bundesliga-Debüt für den 1. FC Union. Auch Morten Thorsby stand nach zwei Kurzzeit-Einsätzen erstmals in der Anfangsformation. Zudem startete Niko Gießelmann. Paul Jaeckel, Christopher Trimmel und Andras Schäfer saßen dafür zunächst nur auf der Bank.
Die Köpenicker waren gleich gut in der Partie. Erst rückte - mal wieder - das Sturm-Duo Siebatcheu/Becker in den Mittelpunkt: Jordan Siebatcheu setzte sich im Mittelfeld durch, schickte Sheraldo Becker und der forderte aus halbrechter Position mit seinem Schuss erstmals Alexander Schwolow (5.). Nach der anschließenden Ecke war der Schalke-Keeper dann jedoch machtlos und es jubelten die beiden Debütanten: Die Flanke von Gießelmann fand von Doekhis Kopf den Weg zu Thorsby, der ebenfalls per Kopf das 1:0 erzielte (6.).
Schalke reagierte - und wie: Gleich zwei Mal waren sie dem Ausgleich ganz nahe. Erst legte der Ex-Unioner Marius Bülter für den Ex-Unioner Simon Terodde auf, der Frederik Rönnow eine spektakuläre Flugeinlage abforderte (8.). Dann rettete der Keeper der Köpenicker nach einer Ecke gegen Malick Thiaw, der aus drei Metern zum Kopfball kam (10.).
Danach beruhigte sich die Partie - jedoch nur ein wenig und nur kurz. Denn im Strafraum des 1. FC Union wurde es brenzlig. Zwei Mal spielte Innenverteidiger Robin Knoche den Ball mit der Hand. Bei der ersten Situation schritten - trotz großer Schalker Proteste - weder der Schiedsrichter noch sein Video-Assistent ein, bei der zweiten zeigte Robert Hartmann dann aber auf den Punkt. Bülter trat an, schickte Rönnow in die rechte Ecke und traf flach und platziert in die linke zum 1:1 (31.).
Doch Union brauchte nur fünf Minuten, um wieder in Führung zu gehen. Wieder war es eine Ko-Produktion von Siebatcheu/Becker und dieses Mal führte sie zum Erfolg. Becker verwandelte die Ablage seines Sturmpartners noch abgefälscht von Thiaw zum 2:1 (36.). Der Jubel wurde schnell gebremst, weil ein Fotograf in ein Loch im Boden der Arena stürzte, kurz darauf folgte die Entwarnung (siehe Infobox). Und Union legte noch vor der Pause nach: Ein abgewehrter Freistoß landete bei Janik Haberer, der schloss aus 25 Metern ab und sein wuchtiger Schuss landete zum 3:1 im Netz (45.+3).
Zweite Hälfte: Schnelle Entscheidung
Nach der Pause dauerte es nur 17 Sekunden, bis Union schon wieder feierte. Über Doekhi und den Schalker Maya Yoshida, der abfäschte, gelangte der Ball zu Becker - und der Stürmer erzielte aus 12 Metern sein zweites Tor des Nachmittags (46.). Es war die frühe Vorentscheidung in der Arena auf Schalke. Am ersten Sieg der Köpenicker im fünften Bundesliga-Duell mit dem Ruhrpott-Klub bestand nun kein Zweifel mehr.
Schalke gab sich nicht auf und mühte sich weiter - brenzlig wurde es für den 1. FC Union aber nicht. Das Team von Urs Fischer verteidigte souverän und blieb nach vorne selbst gefährlich. Allen voran Thorsby kam zu Chancen: In der 67. Minute wurde sein Abschluss noch so gerade geblockt, nur zwei Minuten später zirkelte der Norweger den Ball von der Strafraumkante an die Latte des Schalker Tores (69.). Glück hatten die Köpenicker, als Diogo Leites Klärungsversuch am Pfosten des eigenen Tores landete (81.). Es folgten die Minuten des eingewechselten Sven Michel: In der 87. und 90. Minute zerlegte er die Schalker endgültig, erhöhte erst auf 5:1 und legte das 6:1 gleich nach.
Die Kurzanalyse
"Es war nicht unser bestes Spiel", sagte Union-Stürmer Sheraldo Becker nach der Partie am ARD-Mikrofon - und führte aus: "Wir können glücklich sein, aber wir müssen besser spielen und uns weiterentwickeln." Es waren Worte, die ob des furiosen Ergebnisses fast unwirklich klangen - die Teamkollege Janik Haberer aber ganz ähnlich wählte: "Wenn es 6:1 ausgeht, heißt es immer gut, gut, gut. Aber defensiv war es heute in manchen Phasen nicht gut. Das müssen wir aufarbeiten."
Der Sieg auf Schalke war einer der gnadenlosen Effizienz. "Wir hatten fünf Dinger liegen und machen sechs Tore", sagte Haberer - immerhin mit der Ergänzung: "Das zeugt dann schon von einer Qualität." Qualität, die in der selbstkritischen Eigen-Betrachtung nicht untergehen sollte. Ja, Union wackelte in der ersten Hälfte in der Abwehr auch ein paar Mal, aber: In der Summe zerlegten sie einen Bundesliga-Konkurrenten (Trainer Urs Fischer wollte vor dem Spiel nicht einmal die Favoritenrolle annehmen) im Stile eines Spitzenteams.
Sicherlich fielen die Tore genau zur richtigen Zeit. Und sicherlich war das Ergebnis am Ende etwas zu deutlich. Aber Fakt ist auch: Bei dieser Leistung ist für dieses Team - bei allem Understatement - vieles möglich. Das liegt auch an der Stärke, die der Kader in seiner Breite hat: Die Neuen Doekhi und Thorsby überzeugten direkt. Nächste Woche kommt nun Bayern an die Alte Försterei (Samstag, 15:30 Uhr). Es dürfte spannend werden.
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Sendung: rbb24, 27.08.2022, 18 Uhr