Gastspiel beim FSV - Union spielt in Mainz gegen sich selbst

Der Erfolg im Derby hat beim 1. FC Union viel Selbstvertrauen freigesetzt. In Mainz wartet aber eine Herausforderung. Trainer Urs Fischer erkennt ganz viel Union in der Spielweise der Gastgeber. Von Jakob Rüger
Das Thema der Woche
Als Derby-Sieger sind die Fans des 1. FC Union die ganze Woche mit einem breiten Grinsen durch die Stadt gelaufen. Der 3:1-Sieg im Stadion An der Alten Försterei war ungefährdet und hoch verdient. Nun heißt es aber: nicht abheben. Zum Glück ist Urs Fischer Trainer der Eisernen. "Ist mit dem Derby-Sieg alles, wie es sein sollte?", fragte der Schweizer unter der Woche, um die Antwort gleich selbst zu geben. "Nein, ist es nicht. Es gibt noch sehr viel zu tun."
Urs Fischer muss nach saisonübergreifend acht Spielen ohne Niederlage die Euphorie nicht bremsen, aber zur Sicherheit warnt er. Eine Erfolgsformel des 1. FC Union ist in den letzten drei Jahren gewesen, dass man sportlich jeden Gegner ernst genommen hat. Natürlich lächelt man über die Aussagen von Urs Fischer, der nur von Spiel zu Spiel denkt und die 40-Punktemarke als Saisonziel ausgegeben hat. Doch die Erfolge der letzten Jahre geben dem knurrigen Schweizer einfach Recht.
Der Gegner
Der FSV Mainz ist unter Trainer Bo Svensson wieder zu einem heimstarken Bundesliga-Mittelfeldteam geworden. In der vergangenen Saison konnten nur zwei Mannschaften in Mainz gewinnen: der BVB und Union. Der selbsternannte Karnevalsverein suchte in den letzten Jahren seine Identität. Der Bundesliga-Alltag fiel nicht mehr ganz so leicht, die Nullfünfer schrammten knapp an der Abstiegszone vorbei. Doch mit Svensson spielt Mainz wieder ekligen Fußball.
"Kompakt, gut organisiert, aggressiv gegen den Ball, ihre größte Stärke ist das Umschaltspiel", so Urs Fischer. "Ich sehe viele Ähnlichkeiten zu unserem Spiel, es wird um Intensität und Zweikämpfe gehen." Auf Union wartet ein unangenehmer Gegner, denn wenn jemand weiß, wie schwer es ist gegen Union zu spielen, dann sind das die Eisernen selbst. Und besser als die Kopie ist immer noch das Original. Die Mainzer haben vor allem in der Defensive einige Leistungsträger verloren. Zum Bundesliga-Auftakt gab es ein hart erkämpftes 2:1 beim VfL Bochum.
Ein historisches Duell
Der 9. November 2019 war natürlich ein Samstag. Pünktlich um 17:22 Uhr gab es im Gästeblock des Mainzer Stadions und auf der Bank des 1. FC Union kein Halten mehr. Die Köpenicker feierten ihren ersten Bundesliga-Auswärtssieg der Vereinsgeschichte. Beim 3:2 erzielte Sebastian Andersson zwei Tore, der Mainzer Daniel Brosinski traf ins eigene Tor. Alle Treffer wurden vorbereitet vom Kapitän Christopher Trimmel. Nach dem Derby-Heimsieg eine Woche zuvor im Stadion An der Alten Försterei war es damit eine perfekte Woche für die Eisernen und ihre 2.700 mitgereisten Fans. Ach ja, durch den Auswärtssieg kletterte Union in der Tabelle am 9. November an Stadtrivale Hertha BSC vorbei.
Der Kneipen-Tipp
Torsten Mattuschka ist nicht nur eine Union-Legende sondern auch Kneipenbesitzer. "Tusches Kick & Rush 17" ist unweit der Köpenicker Altstadt zu finden. Fußballtrikots aus aller Welt hängen an den Wänden. Am Tresen stehen Barhocker mit knallig roter Polsterung und mit etwas Glück findet man sogar den Hocker, auf dem Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bei einem Besuch seine Unterschrift hinterlassen hat. In einer solchen Kneipe läuft natürlich das Spiel des 1. FC Union auf dem Bildschirm. Und mit etwas Glück steht Mattuschka sogar hinter dem Tresen und zapft das Bier persönlich für seine Gäste.
Die erwartete Aufstellung
Trainer Urs Fischer hat eigentlich keinen Grund seine siegreiche Derbyelf zu verändern. Einzige denkbare Veränderung wäre, dass Niko Gießelmann seine Chance auf der linken Mittelfeldseite für Julian Ryerson erhält, aber vermutlich wird Fischer seinen Derbyhelden das Vertrauen schenken.
So könnte Union beginnen: Rönnow - Jaeckel, Knoche, Diogo Leite - Trimmel, R. Khedira, Ryerson - Haraguchi, Haberer - Becker, Siebatcheu
Unsere Prognose
Wenn Union auf Union, äh Mainz, trifft, dann wird es ein intensives und umkämpftes Spiel. Der FSV ist unter Bo Svensson unangenehm und bissig. Und doch hat der 1. FC Union das Selbstvertrauen und die Qualität, um die Nullfünfer nicht nur zu bespielen, sondern auch zu schlagen. Gerade das Sturmduo Becker/Siebatcheu, mit der Wucht und Geschwindigkeit, müssen die Mainzer erst einmal in den Griff bekommen. Köpenicker Effizienz setzt sich am Ende durch und so wird der 1. FC Union wohl einen 2:0-Auswärtssieg feiern, weil die Eisernen statistisch gesehen einfach gerne gegen die Mainzer gewinnen.
Sendung: rbb24, 12.08.2022, 21:45 Uhr