Teamcheck Alba Berlin - Die gejagten Jäger

Di 27.09.22 | 15:45 Uhr | Von Fabian Friedmann
Die Alba-Spieler Maodo Lo und Luke Sikma jubelnd. (Bild: IMAGO / Contrast)
Video: rbb24 | 27.09.2022 | Torsten Michels | Bild: IMAGO / Contrast

Als aktueller Meister geht Alba Berlin nicht als Topfavorit in die neue Saison der Basketball-Bundesliga, obwohl Trainer Israel Gonzalez kaum namhafte Abgänge zu verzeichnen hat. Dazu verstärken zwei vielversprechende Talente seinen Kader. Von Fabian Friedmann

Die neue Saison der Basketball-Bundesliga steht vor der Tür und Meister Alba Berlin eröffnet zum Auftakt am Mittwoch (19 Uhr) in der Arena am Ostbahnhof gegen die Hamburg Towers. Die Berliner sind als aktueller Meister wieder die Mannschaft, die es zu schlagen gilt, doch Topfavorit auf den Titel ist der abermals enorm aufgerüstete FC Bayern München. In Berlin ist man dennoch optimistisch, auch am Ende dieser Saison das letzte Spiel zu gewinnen, um dann die vierte Meisterschaft in Serie perfekt zu machen.

So lief die vergangene Saison

Alba holte sich in der abgelaufenen Saison durch eine beeindruckende Finalserie (3:1) gegen den großen Kontrahenten Bayern München den dritten Deutschen Meistertitel in Folge. Die Berliner nahmen sich nur im dritten Finalspiel eine Auszeit und holten anschließend im vierten Spiel in München souverän den Titel.

In der Euroleague lief es solide für die Albatrosse – sicherlich auch bedingt durch Verletzungen und Corona-Ausfälle stand am Ende ein 10. Platz in der 15er Staffel zu Buche, was aber aufgrund der Leistungsdichte in Europas Topliga durchaus positiv zu bewerten ist.

Satt ist man bei Alba trotz der Erfolge noch lange nicht, betont Nationalspieler Johannes Thiemann: "Wir sind zwar ein bisschen erfolgsverwöhnt durch die letzten Jahre. Aber wir wollen daran anknüpfen, wollen weiter erfolgreich spielen und unser Team weiter verbessern."

Wer kommt, wer geht

Großer Pluspunkt für Alba: Erstmals seit vielen Jahren ist der Kern des Teams zusammengeblieben. Im Kader stechen vor allem die deutschen EM-Helden Johannes Thiemann und Maodo Lo heraus, aber auch die erfahrenen Jaleen Smith und Luke Sikma. Einzig Center Oscar da Silva hat Berlin Richtung Barcelona verlassen. Ein Verlust, den die Mannschaft von Trainer Israel Gonzalez aber durchaus verkraften und kompensieren kann.

Für die Center-Position konnte man den 26-jährigen Neuseeländer Yanni Wetzell vom spanischen Erstligisten Saski Baskonia verpflichten. Zuvor spielte Wetzell viele Jahre an amerikanischen Colleges. "Er ist ein starker, schneller Center mit guten Skills im Low Post", sagt Trainer Gonzalez über seine Neuverpflichtung. Wetzell wird sich vermutlich in Rotation mit Thiemann, dem 2,21 Meter großen Christ Komadje und Ben Lammers die Position unter dem Korb teilen.

Es ist schon fast ein Albtraum. Ich habe 15 Top-Leute, nur 12 kann ich nominieren für ein Spiel und nur fünf können anfangen. Aber diese Probleme mag ich.

Israel Gonzalez, Trainer Alba Berlin

Ein weiterer, vielversprechender Neuzugang ist der erst 20-jährige Italiener Gabriele Procida, der im Sommer bereits vom NBA-Team Portland Trailblazers gedraftet wurde und nun einen Dreijahresvertrag in Berlin unterschrieben hat. Der 1,98 Meter große Shooting Guard begeisterte schon in der Vorbereitung mit seiner frechen Spielweise. Procida setzt häufig und gerne zum Dunk an. "Er ist ein sehr talentierter Spieler. Er wird den Fans viel Freude bereiten mit seiner physischen Spielweise. Noch ist er bei uns, um zu lernen, aber ich bin schon sehr zufrieden mit seiner bisherigen Entwicklung", sagt Coach Gonzalez über den Youngster im Team.

Procida und Wetzell werden dem Alba-Kader also noch mehr Tiefe verleihen, was die Albatrosse auch dringend benötigen werden, wenn erst die stressigen Euro League-Wochen anstehen. Zumal mit Marcus Eriksson (Entzündung an der Fußsohle) und Malte Delow (Meniskus) zwei etatmäßige Leistungsträger zum Saisonstart verletzungsbedingt ausfallen werden. Dennoch hat Gonzalez die Qual der Wahl: "Es ist schon fast ein Albtraum. Ich habe 15 Top-Leute, nur 12 kann ich nominieren für ein Spiel und nur fünf können anfangen. Aber diese Probleme mag ich."

Trainer

Meistercoach Israel Gonzalez sitzt felsenfest im Sattel bei Alba. Sein Auftrag für die kommende Saison: das Team weiterentwickeln und auch in der Euroleague den nächsten Schritt machen. Mit diesen Verstärkungen allemal möglich: "Wir haben nur einen Spieler verloren. Ich bin sehr glücklich mit dem Team, und die beiden Neuen passen sehr gut zu uns", sagt Gonzalez.

Dabei muss der Trainer auch versuchen, die beiden ausgepowerten EM-Spieler Lo und Thiemann schnell ins neue Gefüge zu integrieren und auf den Bundesliga-Alltag einzuschwören. Beide hatten durch das EM-Turnier fast die gesamte Vorbereitung verpasst. Gonzalez bereitet dieser Umstand aktuell keine Sorgen: "Sie sind zwar mental etwas müde, weil sie so viele wichtige Spiele am Stück bei der EM bestreiten mussten, aber mit ihrer großen Qualität werden sie uns sehr bald wieder helfen können."

Erwartungen

In Verein und Umfeld herrscht große Vorfreude. Zur Saisoneröffnung kamen vergangenen Freitag mehrere hundert Fans. Alle Spieler gingen auf Tuchfühlung mit den Besuchern und erfüllten sämtliche Selfie- und Autogrammwünsche. Das sportliche Ziel ist zunächst die Titelverteidigung in der BBL, auch wenn die Verantwortlichen wissen, dass der Gewinn der Meisterschaft, bei der Stärke und durch die vielen namhaften Zugänge des ärgsten Konkurrenten Bayern München, mit Sicherheit kein Selbstläufer wird.

Denn: Topfavorit sind und bleiben die Bayern. "Ich denke, wenn wir alle fit bleiben und unseren Rhythmus beibehalten, dann ist vieles drin. Es ist eine Stärke von Alba, dass wir weiterhin Kontinuität haben", freut sich Point Guard Maodo Lo, dass fast alle Leistungsträger in Berlin geblieben sind. Daneben will das Team auch auf europäischem Parket für mehr sportliche Kontinuität sorgen: "Wir wollen in der Lage sein, den nationalen Titel zu verteidigen und in der Euroleague einen Schritt weiterzukommen", sagt Lo.

Trainer Israel Gonzalez weiß, dass man auch diese Saison als amtierender Titelträger der Gejagte der Bundesliga sein wird -trotz des geringeren Etats im Vergleich zu Bayern München: "Wir können uns nicht zurücklehnen. Wir haben den Druck, die Meisterschaft zu gewinnen und wir wissen, dass wir das tun können."

Sendung: rbb24, 27.09.2022, 21:45 Uhr

Beitrag von Fabian Friedmann

Nächster Artikel