Berlin-Liga - Sparta Lichtenberg startet mit Rekord - und ohne Gegentor

Fr 30.09.22 | 15:27 Uhr | Von Friedrich Rößler
SV Sparta Lichtenberg - Die Mannschaft der Stunde(Bild: imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Der SV Sparta Lichtenberg ist in der Berlin-Liga das Fußball-Team der Stunde. Ohne Gegentor und Punktverlust steht die Mannschaft von Trainer Dragan Kostic auf Platz eins. Und das soll nur der Anfang sein. Von Friedrich Rößler

Es klingt wie der Beginn eines Fußball-Märchens. Zwar spielt die Geschichte in der Berlin-Liga, der sechsthöchsten Spielklasse, aber alle großen Storys fangen klein an. Nach sechs Spieltagen in der Berlin-Liga hat der SV Sparta Lichtenberg sechs Siege geholt. Die volle Ausbeute von 18 Punkten bedeuten Tabellenplatz eins. Bei 25 erzielten Treffern musste die Elf von Trainer Dragan Kostic zudem bisher noch kein Gegentor hinnehmen.

Lichtenberg hat damit nach über 20 Jahren einen neuen Startrekord in der Berlin-Liga aufgestellt. Wer jetzt an Zufall oder Glück denkt, wird vom 42-jährigen Sparta-Trainer eines Besseren belehrt: "Unser Saisonziel ist ganz klar der Aufstieg. Wir wollen Meister werden, mit Rekord", sagt Kostic zu rbb|24 am Telefon.

Nur fünf Torschüsse bisher zugelassen

Sein sportlicher Leiter Alexander Fischer ergänzt, dass "wir immer nur Zweiter oder Dritter am Saisonende wurden und schon das Gerücht aufkam, Sparta steige niemals auf". Das wollten das Trainerteam und die Mannschaft nicht auf sich sitzen lassen und so überlegten sich die Vereinsverantwortlichen vor dem Saisonstart ganz genau, wie man sicher eine Klasse höher kommt. "In der letzten Saison waren wir vorne eine Tormaschine, haben aber hinten zu viel zugelassen", erinnert sich Sparta-Trainer Kostic. Dank eines breiteren Kaders und einer Neuverpflichtung im Tor habe sein Team jetzt auch die Defensive komplett im Griff. "Wir haben in allen Spielen bisher nur fünf Torschüsse zugelassen", fügt Kostic als Beleg an.

Dass alles nun gleich so gut klappt und die Marke von Tennis Borussia II überboten wurde, die 2001 mit vier Spielen ohne Gegentor starteten, überrascht dann aber sowohl den Trainer als auch den sportlichen Leiter. "Das muss ich mir jeden Tag vor Augen führen", und: "Das haben wir so nicht erwartet", erzählen sie am Telefon.

Kein Druck

"Wir wollen mit dem Team jedes Spiel gewinnen, dafür leistet jeder im Verein Tag für Tag seinen Beitrag", sagt Spartas sportlicher Leiter. Dieses Ziel hält Fischer für möglich, weil es in Lichtenberg keine "One-Man-Show" sei, sondern alle 28 Spieler im Team und das Umfeld im Verein daran glaubten.

Kostic ist seit zehn Jahren Trainer bei den Spartanern, wohnt mittlerweile im Bezirk Lichtenberg und wirkt im Gespräch locker und zugewandt. Druck verspüre der 42-Jährige gar nicht, sagt er: "Alle warten jetzt natürlich auf unser erstes Gegentor und auf unsere erste Niederlage." Sein Team wisse das und überzeuge mit Fleiß und Demut, da käme also kein Hochmut auf. "Der Startrekord wirkt sich eher positiv auf meine Spieler aus, das steigert unser Selbtsbewusstsein enorm." Außerdem wisse seine Mannschaft jetzt, dass sie zu so einer Leistung fähig sei und könne auch nach einem Rückschlag erneut Siegesserien hinlegen.

Spartas Philosophie könnte ebenfalls ein Garant für den beeindruckenden Saisonstart sein. Die Lichtenberger bauen auf ihre Jugend und sehen sich als große Familie, auf und neben dem Platz, betont Kostic: "Wir machen das alle aus Liebe zum Spiel, aus Liebe zum Sport und nicht für Geld."

Seine Spieler verdienen als Amateure kaum etwas mit ihrem Fußball, den sie spielen. Alle arbeiten im echten Leben und haben eine Familie, um die sie sich kümmern. Der Fußball sei bei Sparta also kein reiner Beruf, sondern eher eine Liebeserklärung an das Spiel. "Mich faszinieren im Amateurfußball die Werte, die wir dort leben", ergänzt Kostic und spricht anschließend von Moral, Gemeinschaft und sportlichem Ehrgeiz. "Es geht nicht um das große Geld - und damit werden wir ganz vorne landen."

Kommt es bald zum Lichtenberger Bezirksderby?

Falls der SV Sparta Lichtenberg wirklich seine ärgsten Verfolger Hilalspor, Reinickendorfer Füchse und Stern 1900 so abschütteln kann wie den TSV Rudow (6:0), dann wolle man sich nach dem ersehnten Aufstieg in der Oberliga etablieren und vielleicht kommt es irgendwann mal zum Bezirksderby Sparta gegen Lichtenberg 47, derzeit Regionalligist.

"Das erleben wir vielleicht schon im Pokal", scherzt Kostic. Dafür müssten die Spartaner aber am 26. Oktober beim 1. FC Lübars bestehen und die 47er im Regionalliga-Duell den BFC Dynamo besiegen. Druck verspüren sie bei Sparta in Berlin-Lichtenberg wirklich nicht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.09.2022, 14:16 Uhr

Beitrag von Friedrich Rößler

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