Uefa Europa League - Fünf Fakten über Union-Gegner Braga

Di 13.09.22 | 15:30 Uhr | Von Till Oppermann
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Sporting Braga(rotweiß) - ein Dauergast in der Europa League(Bild: imago images/shutterstock)
Bild: imago images/shutterstock

Der Sporting Clube de Braga steht in Portugal im Schatten der Konkurrenz aus Lissabon und Porto. Trotzdem sind die Nordportugiesen Dauergast in der Europa League - und spielen in einem der schönsten Stadien Europas. Von Till Oppermann

Das Stadion

Vor ihrer ersten Europapokal-Reise in dieser Saison erlaubten sich die Ultras des 1. FC Union einen Spaß. Ihr Motto für den Trip nach Braga lautet: "Damals undenkbar, heute wahr: Union spielt international – Reisekader 1. FC Union Berlin e.V." Reisen ins sogenannte Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet waren in der DDR nur wenigen vorbehalten, die vorher von der Stasi überprüft wurden.

Die Eisernen, die sich heutzutage selbst zum Reisekader erklären, dürfen sich auf eines der schönsten Fußballstadien Europas freuen. Das Estádio Municipal de Braga hat zwar nur zwei Tribünen, fasst aber trotzdem etwas mehr als 30.000 Zuschauer. Hinter den Toren öffnet sich auf der einen Seite der weite Blick in die nordportugiesische Landschaft, auf der anderen Seite wird das Feld von einem Granitfelsen begrenzt. 80 Stahlseile überspannen das Feld und tragen die ausladenden Dächer. Architekt Eduardo Souto de Moura erhielt für den die Konstruktion den renommierten Pritzker-Architekturpreis.

Das Estadio Municipal de Braga rockt!(Bild: imago images/shutterstock)
Die steinige Seite des Stadions von BragaBild: imago images/shutterstock

Das Dérbi do Minho

Seine heißesten Abende erlebt es beim Dérbi do Minho zwischen dem SC Braga und Vitoria SC aus Guimarães. Wenn die beiden Teams um die sportliche Vorherrschaft in Nordportugal kämpfen, dürfen Kinder unter 13 Jahren nicht ins Stadion. Zu hitzig ist das Duell der beiden Traditionsvereine, die sich hinter den großen Drei SL Benfica, Sporting CP und FC Porto um den vierten Platz im portugiesischen Fußball streiten. Bei dem Spiel geht es allerdings um weit mehr als nur Fußball. Die Rivalität der Städte Braga und Guimarães reicht Jahrhunderte zurück.

Obwohl Guimarães der Amtssitz des ersten portugiesischen Königs Afonso Henriques war, ist Braga seit jeher Erzbischofssitz und das wirtschaftliche Zentrum der Region. Weil die stolzen Kleriker aus Guimarães die Autorität des Erzbischofs von Braga als weltlicher Herrscher über seine Ländereien rund um die Stadt nie wirklich anerkannten, entstand ein Machtkampf, der die Beziehungen seither prägt und beispielsweise dazu führte, dass es zwischen den beiden etwa 20 Kilometer entfernten Städten keine Bahnverbindung gibt. Mit dem Zug sind sie nur durch einen Umweg über die Stadt Porto zu erreichen. Einer der Spitznamen der Anhänger des SC Braga ist bis heute "os Arcebiscos" – "die Erzbischöfe".

Der portugiesische FC Arsenal

Ein weiterer Spitzname der Fans lautet wegen der Trikots des Vereins "Arsenalistas". Als der SC Braga 1921 gegründet wurde, spielte die Mannschaft in Grün-Weiß. Seit 1947 tragen die Spieler rot-weiße Trikots, die denen des FC Arsenal nachempfunden sind.

Über den Grund des Farbwechsels gibt es zwei Theorien: Die erste besagt, dass der damalige Vereinspräsident José Antunes Guimarães – der Nachname ist keine Anspielung – auf einer Geschäftsreise nach London einen Sieg des englischen Vereins sah und seine Mannschaft deshalb ebenfalls in roten Trikots sehen wollte. Die andere Theorie macht den ungarischen Trainer József Szabó verantwortlich. Als großer Fan der spielstarken Arsenal-Mannschaft der 1940er-Jahre soll er die Taktik der Londoner mit nach Braga gebracht haben. Damit seine Mannschaft sich besser in das neue Spiel versetzen konnte, bat Szabó demnach den Präsidenten, die rot-weißen Trikots einzuführen.

Hin oder her: In der ersten Saison in den neuen Farben wurde Braga Zweitligameister und schaffte den Sprung in die Primeira Liga.

Dauergast in Europa

National steht Braga im Schatten der übermächtigen Konkurrenz aus Lissabon und Porto. Aber weil sie in den letzten 15 Jahren zwölfmal mindestens Vierter in der Liga wurden, entwickelten sich die "Braguista" zu einem Stammgast in Europa. Insbesondere in der Europa League kennt sich Sporting Braga bestens aus. Gleich die erste Teilnahme an der K.o.-Runde des 2009 etablierten Wettbewerbs führte Braga 2011 ins Finale.

In der vergangenen Saison stieß Braga bis ins Viertelfinale vor, bevor die Mannschaft am späteren Finalteilnehmer Glasgow Rangers scheiterte. Insgesamt hat der SC Braga mit 72 Auftritten mittlerweile die fünftmeisten Spiele aller Teilnehmer in diesem Wettbewerb absolviert. Weil sich der Erfolg des Vereins erst in diesem Jahrtausend verstetigte, reicht das in der ewigen Tabelle der Europa League und des Vorgängers Uefa-Cups für den 35. Rang.

Ex-Verein von Union-Neuzugang Diogo Leite

Mit von der Partie für Braga in Europa war auch schon der jetzige Union-Innenverteidiger Diogo Leite, der die vorige Saison auf Leihbasis dort verbrachte. Allerdings beobachtete Leite das Ausscheiden seiner Mannschaft gegen Glasgow von der Bank aus. Der Innenverteidiger wurde nur in den sechs Gruppenspielen eingesetzt, dort immerhin jeweils über die volle Distanz. Sein Stammverein FC Porto verlieh ihn im Sommer weiter an den 1. FC Union, der eine Kaufoption über 7,5 Millionen Euro besitzt.

Leites sportlicher Weg ist in Portugal nicht unüblich. Häufig verleihen die großen Drei ihre Spieler in der eigenen Liga. Die besseren von ihnen finden nicht selten den Weg nach Braga, weil sie dort garantiert wichtige Erfahrung auf europäischer Ebene sammeln können. Im aktuellen Kader stehen so auch fünf Spieler, die eine Vergangenheit bei Sporting, Benfica oder Porto haben.

Sendung: rbb24 Inforadio Sport live, 15.09.2022, 20:43 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

1 Kommentar

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  1. 1.

    Union Viel Glück. Hauptsache die Einstellung und der Kampfgeist stimmt und mit ein wenig Glück holen wir auch Punkte

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