Hertha-Trainer Sandro Schwarz bei Medienrunde - "Wir brauchen kein Mitleid"

Sa 17.09.22 | 13:57 Uhr
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Hertha-Trainer Sandro Schwarz gibt im Training Anweisungen (imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Auch wenn Hertha den Sieg in letzter Sekunde verschenkt hat, sieht Sandro Schwarz eine positive Entwicklung in der Mannschaft. Am Tag nach dem Unentschieden in Mainz spricht der Trainer über Mitleid, Ringkämpfe und Hertha als unangenehmen Gegner.

Sandro Schwarz über ...

... den verschenkten Sieg in letzter Sekunde.

Der Frust ist da. Auch mit wenig Schlaf ist er noch da, weil wir einfach in der ersten Halbzeit ein sehr ordentliches Spiel abgeliefert haben. In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann auf diesen Ringkampf eingelassen, dennoch leidenschaftlich verteidigt und gekämpft. Aber was da gefehlt hat, war natürlich die Entlastung in unserem Offensivspiel. Da waren wir nicht gut und das hat uns dann am Ende auch die zwei Punkte gekostet, in dieser letzten Sekunde.

... zwei komplett gegensätzliche Halbzeiten.

Die Fehler lagen ganz klar schon im Aufbau. Aber auch wenn wir mal durchgekommen sind, dann war es auch in der Ballbehauptung schwierig, in der vordersten Linie. Das haben wir in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht, ruhig gespielt, dennoch zielstrebig.

In der zweiten Halbzeit, auch mit dem Wissen, dass es in Mainz schwierig ist, haben wir uns beeindrucken lassen. Mit vielen langen Bällen, ohne dass wir viele Torchancen zugelassen haben. Aber dann wurden wir nicht mehr so aktiv in unserem Anlauf. Jeder lange Ball kam an und wir mussten jedes Mal in die Kopfball-Duelle rein. Aber wir haben es nicht geschafft einen Lucky Punch für uns zu setzen, das hat einfach gefehlt.

... seine Rückkehr nach Mainz.

Es war total wertschätzend. Wenn du knapp 15 Jahre dort in dem Club warst, als Spieler, als Trainer, dann freust du dich auf viele alte Bekannte, mit denen wir schöne Zeiten, aber auch Leidenszeiten hatten. Es war ein gutes Gefühl, die Jungs wiederzusehen. Es wäre ein noch besseres Gefühl gewesen, um ehrlich zu sein, wenn wir mit drei Punkten wieder nach Hause gefahren wären.

... über fehlende Spieler in der Länderspielpause

Neun Spieler gehen zur Nationalmannschaft. Das macht es natürlich nicht einfacher und da bist du als Trainer im Verein auch immer etwas im Zwiespalt. Ich gönne es den Jungs im Nationaltrikot zu spielen, das ist ja auch immer eine Ehre. Aber ich hätte sie natürlich auch gern hier im Training, um Abläufe zu testen und hoffe jetzt, dass sich keiner verletzt.

... über die Entwicklung seiner Mannschaft.

Wir kommen jetzt langsam dahin, für andere Mannschaften ein unangenehmer Gegner zu sein. Das haben wir uns erarbeitet. Aber wir brauchen kein Mitleid, sondern wir müssen aus solchen Spielen wie in Mainz lernen und sehr kritisch damit umgehen. Dazu mit dem Wissen, dass wir sehr ordentliche Partien abgeliefert haben und Leistung produzieren können in der Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen.

Manchmal erwische ich mich selbst dabei, als Trainer ungeduldig zu sein, weil du direkt die Belohnung haben willst, für das, was wir produzieren. Da müssen wir aber aufpassen, dass die Ansprüche die höchsten bleiben, der Mannschaft aber auch eine Entwicklungszeit bleibt.

Ich finde, dass wir sehr stabil auftreten. Wir haben in den letzten drei Spielen auch Punkte geholt und technisch etwas mitgenommen. Dennoch ist das Gefühl da, es hätte der ein oder andere Punkt mehr sein können, ganz klar.

Sendung: rbb24, 17.09.22, 18:00 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Ein Neuaufbau geht auch nicht so schnell. Die realistische Einschätzung des Trainers ist gut. Der Verein findet langsam seine Stabilität. Sowohl bei den Funktionären als auch den Sportlern. Das merkt man auch außerhalb der Fußballabteilung. Hertha hat Achim viele Krisen überstanden und wird es schaffen.

  2. 1.

    Also sehr ehrlich der Sandro in seiner Einschätzung.
    Bravo ich muss sagen er überrascht und überzeugt mich langsam.
    Man sieht den Willen der Mannschaft auch ist scheinbar bereit für jeden zu kämpfen, der Erfolg wird kommen.

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