Mögliche Kampagne gegen Werner Gegenbauer - So könnte die Zukunft von Lars Windhorst und Hertha BSC aussehen

Sa 01.10.22 | 18:52 Uhr | Von Christian Dexne
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Lars Windhorst und Werner Gegenbauer auf dem Podium (picture alliance/dpa | Andreas Gora)
Audio: rbb24 Inforadio | 01.10.2022 | T. Kunze, D. Walsdorff & C. Dexne | Bild: picture alliance/dpa | Andreas Gora

Hertha BSC erwartet von Lars Windhorst eine Stellungnahme. Es geht um die Vorwürfe, er habe eine Kampagne gegen den damaligen Präsidenten Gegenbauer organisiert. Gelingt es Windhorst nicht, diese auszuräumen, droht eine komplizierte Zukunft. Von Christian Dexne

Am Freitagabend bekam jedes der über 41.000 Hertha-Mitglieder eine E-Mail. Darin erklärte das unterzeichnende Präsidium in drei Sätzen, dass die Vereinsgremien beschlossen hätten, die Vorgänge aus einem Artikel, der in der "Financial Times" erschienen war, "durch eine Kanzlei aufarbeiten und beurteilen zu lassen". Außerdem sei Windhorsts Unternehmen Tennor "zur detaillierten Stellungnahme aufgefordert" worden. Spätestens nach dem Empfang dieser Nachricht wird so ziemlich jedem Hertha-Mitglied klar geworden sein, dass es mit den zuletzt etwas ruhigeren Wochen vorerst vorbei sein dürfte.

Gemeinsame Pressekonferenz von Bernstein und Windhorst verschoben

Für den kommenden Dienstag war ein Auftritt von Windhorst und dem neuen Präsidenten Kay Bernstein geplant. Es sollte Bilanz der ersten hundert Tage von Bernstein als Präsident gezogen werden, gemeinsam. Dieser Termin, der sicher auch eine Geschlossenheit zum Ausdruck bringen sollte, wurde nun auf einen unbestimmten Termin in der Zukunft verschoben. Doch es stellt sich angesichts der Vorwürfe, die gegen Windhorst im Raum stehen, die Frage, ob es eine gemeinsame Zukunft noch geben kann und wird.

Gegenüber rbb|24 hatte Windhorsts Sprecher Andreas Fritzenkötter die Vorwürfe als "kompletten Unsinn" bezeichnet. Inzwischen meldete sich Windhorst in einer Facebook-Gruppe und schrieb dort ebenfalls von "Unsinn" und bemängelte fehlenden Respekt des Vereins. Laut "Kicker" soll er sich bis Montag gegenüber Hertha BSC per eidesstattlicher Erklärung äußern. Gelingt es dem 45-Jährigen, die Anschuldigungen auszuräumen oder kommt es zum großen Bruch? Und was wären dann die Konsequenzen? Wie könnte Hertha BSC mit einem Mann weiter zusammenarbeiten, dem vorgeworfen wird, eine Rufmordkampagne gegen einen ehemaligen Präsidenten organisiert zu haben?

Vereinsausschluss bei grob vereinsschädigendem Verhalten möglich

In der Satzung von Hertha BSC heißt es in Paragraf 29, dass ein Ausschluss aus dem Verein nur bei "grob vereinsschädigendem Verhalten, schweren vorsätzlichen Zuwiderhandlungen gegen die Satzung, besonders schwerwiegendem, unsportlichem oder unkameradschaftlichem Verhalten oder bei Vorliegen entsprechender Beschlüsse des Präsidiums oder der Abteilungsleitung" verhängt werden kann. Eine rufschädigende Kampagne gegen den damaligen Präsidenten Werner Gegenbauer könnte durchaus so bewertet werden. Entscheiden müsste das Herthas dreiköpfiges Vereinsgericht, dem der Berliner Rechtsanwalt Arnd Barnitzke vorsitzt.

Windhorst wäre dann möglicherweise kein Mitglied des eingetragenen Vereins mehr. Für viele kritische Fans wäre das ein symbolischer Schritt von nicht zu unterschätzendem Wert. Windhorst hielte aber davon unabhängig weiterhin seine Anteile an der Hertha KGaA. Es ist schwer vorstellbar, dass Hertha einen Weg fände, diese Anteile zurückzukaufen. 2018 hatte Hertha BSC den damaligen Investor KKR nach vier gemeinsamen Jahren ausgezahlt. Damals war der Großteil der 71,2 Millionen Euro über eine Euro-Anleihe aufgebracht worden.

In der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage und angesichts der erdrückenden Summe von 375 Millionen Euro erscheint ein Rückkauf aber aktuell unrealistisch. So blieben zwei Möglichkeiten: Windhorst findet selbst einen Käufer, an den er seine Anteile verkauft oder er bleibt weiterhin Anteilseigner, inklusive der damit verbundenen Rechte und Posten.

Windhorst darf vier Personen im Aufsichtsrat stellen

So darf Windhorst vier der neun Plätze im Aufsichtsrat der KGaA stellen. Zur Zeit nutzt er mit dem Medienunternehmer Georg Kofler, Tarek Malak von der Tennor-Group und dem Juristen Thomas Werlen nur drei dieser Plätze aus. Den vierten Platz hatte Jens Lehmann nach Rassismus-Vorwürfen nach einer Whatsapp-Nachricht an den ehemaligen Profi Dennis Aogo verloren. Windhorst lässt diesen Platz seit Mai 2021 vakant. Der Aufsichtsrat hat kontrollierende Funktion, aber keine weitreichenden Mitbestimmungsmöglichkeiten.

Der Beirat hingegen muss einer ganzen Reihe von Geschäften zustimmen wie dem jährlichen Budget und Transaktionen von über 25 Millionen Euro. Von seinem Posten im Beirat trat Windhorst im März zurück und besetzte ihn mit einem Vertreter. "Mir ist leider nach wenigen Monaten klar geworden, dass es unter der Führung von Herrn Gegenbauer sehr, sehr schwierig ist, als Team gemeinsam etwas zu erreichen, zu besprechen, zu kooperieren", sagte Windhorst damals. Im Beirat hat er keine Mehrheit.

Option des Einziehungsrechts scheidet aus

Im Aktienrecht findet sich für den Fall, dass sich Gesellschafter zerstritten haben, die Option des Einziehungsrechts. Ein Gesellschafter kann danach die Anteile eines anderen einziehen, wenn eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist. Die Anteile würden von einem gerichtlich bestellten Gutachter geschätzt. In Herthas Fall sicherlich deutlich unter den 375 Millionen Euro, die Windhorst gezahlt hatte. Allerdings ist eine "Satzungsgrundlage" erforderlich und die ist in der Satzung der Hertha BSC KGaA nicht zu finden. Diese Hintertür, sich juristisch von Windhorst zu trennen, scheidet also aus.

Als Windhorst bei der Mitgliederversammlung Ende Mai auftrat, wurde er zunächst von einigen der anwesenden Mitglieder ausgebuht und beschimpft. Als er sich dann nach mehreren Minuten doch Gehör verschaffen konnte, unterstrich er äußerlich entspannt, er sei gekommen, um zu bleiben: "Ob es den meisten gefällt oder nicht: Ich bin als Mehrheitseigner hier. Windhorst raus - das funktioniert faktisch nicht. Man kann mich nicht abwählen und meine Anteile stehen nicht zum Verkauf. Und ich werde noch viele Jahre bleiben." Es könnten anstrengende Jahre werden - für beide Seiten.

Sendung: rbb24, 30.09.2022, 21.45 Uhr

Beitrag von Christian Dexne

14 Kommentare

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  1. 14.

    Sofern Hertha je eine Seele hatte, hat sie diese spätestens mit dem Deal an Windhorst verkauft. Und die Fans haben auch alles abgenickt. Eigentlich aber schon vorher mit KKR. Aber es passt in die HIstorie, ob Bundesligaskandal, zu Mauerzeiten durchgefüttert durch die Stadt, weil Berlin einen Klub im Profifußball brauchte. War der Erfolg nicht da, hat sich niemand für den Verein interessiert, gähnend leeres Oly in den 90ern. Ein paar Monate später wollten sie plötzlich alle wieder Herthaner sein, total unangenehm.

    360 Millionen Euro versenkt und dabei fast abgestiegen. Unfassbar. Dann das fürchterliche Stadionprojekt und die Arroganz zu glauben, das sei wichtiger als alles andere. Ohne wirklich nennenswerte Verwurzelung in der Stadt.

    Was ist an den Gerüchten dran, dass Windhorst und Bernstein ein Zweckbündnis geschlossen haben, um Gegenbauer abzusägen? Profitiert haben letztlich beide davon.

  2. 13.

    Da ist wieder die selbstzerfleischung , die diesen Verein zum lächerlichsten Verein Deutschlands machen
    Deswegen 3, 4 ,5 oder besser in die Bedeutungslosigkeit

  3. 12.

    Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los. J.W.von Goethe hat das schon gewusst.
    EISERN

  4. 11.

    Da muss ich kein Insider sein. Die nackten Zahlen reichen mir. Für 120Mio hat man in die Mannschaft investiert, noch ein paar Milliönchen für sieben Trainer und der Rest? Ich weiß es nicht. Vielleicht könnte euch Herr Bernstein ja mal aufklären, das wäre dann Mal ein Neuanfang. Aber das tut er nicht, weil er mit dem windigen Horst ja ein Stadion bauen will.

  5. 10.

    Ich verstehe immer noch nicht, warum die alte Dame Hertha mit so einen windigen Typen zusammentun konnte. Ist beziehungsweise war die finanzielle Not so groß? Mit so einen Typen mit so einer negativen Vergangenheit macht man keine gemeinsame Sachen. Dann lieber 2. oder 3. Liga.

  6. 9.

    Wie dicht ist denn das Szenario vom Insider * Rotwieblut * an der Wahrheit dran oder alles nur erlogen und erstunken ? Die genannten Horror-Zahlen und Fakten, wie überteuerte Stars, Schulden, Abstiegskampf usw. sind schon lange bekannt und nichts neues. Neu sind nur die " Schmutzeleien " , die sich nahtlos in das weiterhin negative Gesamtbild HERTHA BSC einpassen.

  7. 8.

    "Wir kaufen zur Beruhigung von Windhorst ein paar überteuerte Stars"

    Kauft Hertha die, um Windhorst zu beruhigen? Oder hat Windhorst sie selbst im Portfolio und ist nur bei Hertha eingestiegen, um sie endlich an den Mann/Verein/Kunden zu bringen? :-))

  8. 7.

    Manche spielen Fußball - andere versuchen ein Verein zu sein……

    Mal ehrlich: War nie Hertha Fan.

    Aber dieses Theater hat die alte Dame nun auch nicht verdient.
    Ist natürlich nur meine Meinung.

  9. 4.

    Das ganze Szenario zeigt doch nur, wie prekär Herthas Lage vor Windhorst war. Hertha hatte gar keine Option, auf die 370Mio. von Windhorst zu verzichten. Ein letzter Srohhalm, um der totalen Pleite zu entgehen. Wir kaufen zur Beruhigung von Windhorst ein paar überteuerte Stars, mit dem größten Teil stopfen wir unsere Löcher. Dann überleben wir wenigstens, koste es was es wolle. Den Preis zählt Ihr jetzt.

  10. 3.

    2.Liga
    So könnte die Zukunft von Lars Windhorst und Hertha BSC aussehen.
    Was für Bayern München der Zirkus ist, bleibt für Hartha BSC, besser BCC, das Kasperletheater.

  11. 2.

    Am besten wird wohl sein, falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten, man zieht einen Schlussstrich unter die Sache und trennt sich. Für die hertha wird das wohl das beste sein, auch wenns finanziell sehr schmerzhaft wird. Anders wird es wohl keine Ruhe und keinen wirklichen Neuanfang geben.

  12. 1.

    Das ganze Spektakel zeigt doch nur das Bernstein neben Gegenbauer auch Windhorst weghaben will, die Kampagnen in der Ostkurve der vergangenen Saison haben doch auch dazu beigetragen. Der Brief an die Hertha Mitglieder zeigt auch das kein Gespräche zwischen Bernstein und Windhorst gewünscht ist. Wir äußern uns nicht in einem schwebenden Verfahren. Wer steckt aber detailliert Dinge an die Bild durch im Präsidium. Es gilt immer noch die Unschuldsvermutung auch bei Windhorst.

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