Interview | Potsdamer Volleyballerin bei der WM - "Wir gehören unter die besten Acht der Welt"

Mo 03.10.22 | 18:32 Uhr
Laura Emonts setzt im Trikot der Nationalmannschaft zum Schmetterball an. (Quelle: imago images/Gerold Rebsch)
Bild: imago images/Gerold Rebsch

Die Volleyball-WM der Frauen geht in die heiße Phase. Laura Emonts vom SC Potsdam ist mittendrin. Mit dem deutschen Team braucht sie ein kleines Wunder fürs Weiterkommen. Ein Interview über Hoffnung, die Rolle der Team-Mama und eine Stadtrallye.

rbb|24: Laura Emonts, die Volleyball-WM findet gerade in den Niederlanden und Polen statt. Wo erwischen wir Sie?

Im Hotelzimmer in Lodz. Wir haben unsere ersten beiden Gruppenspiele in den Niederlanden ausgetragen und mussten während der Vorrunde dann umziehen. Wir sind dann von Arnheim nach Amsterdam und von Amsterdam wiederum ging es dann mit dem Flieger nach Warschau und später mit dem Bus nach Lodz. Dann waren wir fünf Tage in einem Hotel und sind gestern innerhalb von Lodz nochmal umgezogen. Ich finde es ehrlich gesagt nicht so schön, während der Vorrunde umzuziehen, aber die Veranstalter wollten das so.

Sie stehen mit dem deutschen Team in der zweiten Gruppenphase, der Zwischenrunde. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Zunächst war es erstmal unser großes Ziel, in die Zwischenrunde zu kommen - weil wir eine ziemlich krasse Gruppe hatten. Wir versuchen uns jetzt ins Viertelfinale zu kämpfen. Aber es wird auf jeden Fall schwierig. Wir müssen alle vier Spiele mit drei Punkten gewinnen (also nur maximal einen Satz abgeben, Anm. d. Red.) und Thailand dürfte nur ein Spiel mit drei Punkten gewinnen, damit wir weiterkommen. Wir wollen von Spiel zu Spiel sehen und den Spaß nicht dran verlieren.

Im letzten Gruppenspiel gegen Kanada haben Sie eine 2:0-Satzführung aus der Hand gegeben und sich so eine bessere Ausgangslage für die Zwischenrunde verhagelt. Wie war im Anschluss die Stimmung im Team?

Wir haben nach dem Spiel kurz in der Kabine miteinander gesprochen und haben uns dann gesagt, dass nichts unmöglich ist. Dass wir weiterkämpfen wollen. Alle im Team haben aber gegen Kanada gemerkt, dass das unnötig war - die Enttäuschung war schon ziemlich groß.

Laura Emonts beim Zuspiel im Trikot des SC Potsdam. (Quelle: imago images/Marcel Lorenz)Laura Emonts und ihre Spezialität: die Annahme.

Sie sind seit 2014 Nationalspielerin. Was hat so eine WM für einen Stellenwert für Sie?

Es ist eine Ehre für Deutschland zu spielen. Und eine WM ist wirklich was Schönes. Es ist unglaublich, gegen welche Spielerinnen wir antreten dürfen. Gegen Olympiasiegerinnen zum Beispiel oder die aktuellen Weltmeisterinnen. Ich glaube, das sollte man genießen. Wir wohnen gerade im Hotel mit noch sieben weiteren Teams zusammen – das ist schon echt viel los. Und man trifft dann auch immer Spielerinnen in der Stadt. Das ist ganz angenehm.

Wie schätzen Sie den deutschen Frauen-Volleyball im internationalen Vergleich ein?

Ich denke schon, dass wir hier ins Viertelfinale kommen könnten. Wir gehören unter die besten acht Teams der Welt.

Was muss möglicherweise passieren, um zur absoluten Weltspitze aufzuschließen?

Wenn man sich Italien oder Serbien anschaut: Die haben richtige Superstars, die jeden Punkt machen. So jemand fehlt uns. Aber ich glaube, dass wir durch unseren Teamspirit dagegenhalten können. Viele Länder haben übrigens in ihren Ligen eine Ausländerregelung, die besagt, dass nur drei oder vier Ausländer spielen dürfen. Dann musst du halt deine Eigengewächse fördern. Das fehlt in Deutschland.

Das deutsche Nationalteam ist sehr jung - sie sind bereits 31 Jahre alt. Wie würden Sie Ihre Rolle im Team beschreiben?

Tatsächlich fühle ich mich gar nicht wie 31 (lacht). Ich fühle mich immer noch jung. Es ist schon so, dass die jüngeren Spieler zu mir aufschauen und auch mal bei Fragen zu mir kommen. Aber als eine Mama würde ich mich jetzt nicht bezeichnen.

Mit dem SC Potsdam startet die Saison Ende Oktober. Nach der Vizemeisterschaft in der vergangenen Spielzeit ist der SC in der Bundesliga kein Außenseiter mehr - wie gehen Sie mit der neuen Rolle um?

Das wird man sehen. Man muss sich als Team erstmal finden. Wir haben viele neue Spielerinnen dazubekommen. Aber es ist ja nichts Neues im Volleyball, dass viele Spielerinnen kommen und viele Spielerinnen gehen. Uns ist klar, dass wir die Gejagten sind und jeder will gegen uns 100 oder sogar 200 Prozent geben. Mal schauen, wie wir mit dem Druck dann umgehen können. Ich kann es kaum erwarten, dass die Saison losgeht und wir dann auch endlich Champions League spielen – zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte. Wir haben in der Vorbereitung auch schon eine Team-Bonding-Maßnahme gemacht. Und seitdem habe ich ein sehr gutes Gefühl.

Wobei haben Sie denn gebondet?

Bei einer Stadtrallye durch Potsdam.

Sie sind Kapitänin des Teams, sind bekannt für klare Ansagen. Welche Ziele haben Sie für die kommende Saison?

Wir wollen wieder unter die besten vier Teams der Bundesliga und möglichst mindestens ins Halbfinale im Pokal.

Viel Erfolg dabei!

Das Interview führte Uri Zahavi, rbb Sport.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.10.2022, 10:15Uhr

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