Zweite Saisonhälfte - Auf diese vier Dinge wird es bei Union besonders ankommen

Di 17.01.23 | 10:41 Uhr | Von Till Oppermann
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Die Spieler des 1. FC Union Berlin bilden einen Kreis vor dem Spiel, im Vordergrund liegt der Ball (Bild: Imago Images/Contrast)
Bild: Imago Images/Contrast

Der 1. FC Union hat bisher eine hervorragende Hinrunde gespielt und stand wochenlang an der Tabellenspitze. Kurz vor der Pause ging der Mannschaft die Luft aus. Vier Dinge könnten im Kampf um die Champions League entscheidend sein. Von Till Oppermann

1. Mehr taktische Variabilität

Urs Fischer und eine Dreierkette: Das gehört einfach zusammen. Zumindest könnte man das denken, denn in den 144 Pflichtspielen seit Unions Aufstieg setzte der Trainer 122 Mal auf ein System mit drei Innenverteidigern und Schienenspielern auf dem Flügel. Dabei hatte Fischer selbst vor Jahren mal gesagt, er möge Systeme mit Viererkette lieber. Insbesondere durch zwei heftige Niederlagen in Leverkusen (0:5) und Freiburg (1:4) wuchsen in Köpenick die Sorgen, dass das Erfolgssystem zunehmend entschlüsselt wurde. Gerade nach Rückständen gelang es nicht immer, mit einer veränderten Taktik zu reagieren.

Union braucht mehr taktische Variabilität, um auf verschiedene Spielverläufe reagieren zu können. Urs Fischer nutzte die lange Vorbereitung deshalb dazu, ein neues System einzustudieren. In fünf der sechs Testspiele setzte er auf eine Viererkette. Nicht unwahrscheinlich also, dass die Unioner in der Rückrunde häufiger mit nur zwei Innenverteidigern spielen. Urs Fischer sagt: "Es heißt aber nicht, dass wir es machen. Am Schluss geht es um Punkte."

2. Besseres Spiel in Ballbesitz

Sportlich ist Union in der Bundesliga schon lange kein Underdog mehr. Allerdings fehlt den Eisernen bei ihrer Entwicklung zum Spitzteam seit Jahren ein überdurchschnittliches Ballbesitzspiel. Mit nur 77,7 Prozent erfolgreichen Pässen pro Spiel bewegen sich die Berliner in der unteren Hälfte der Liga. Wer Union den Ball überlässt und sich hinten reinstellt, raubt der Fischer-Elf eine ihrer größten Stärken: das Umschaltspiel. Unvergessen sind zum Beispiel die Tore aus dem Ligaspiel gegen RB Leipzig, als Jordan Siebatcheu und Sheraldo Becker nur wenige Sekunden nach einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte vor dem Tor freigespielt wurden und trafen.

Unvergessen sind allerdings auch die Niederlagen gegen Union Saint-Gilloise und den VfL Bochum, als Union trotz 60 beziehungsweise 54 Prozent Ballbesitz jeweils nur drei Torabschlüsse zustande brachte. Nicht umsonst soll Oliver Ruhnert aktuell noch nach einem kreativen Mittelfeldspieler suchen. In Bezug auf das schlechte Ballbesitzspiel könnte allerdings auch Fischers Versuch helfen, häufiger auf eine Viererkette zu setzen. Statt einem dritten Innenverteidiger wäre es dann möglich, das Mittelfeld oder die offensiven Außenbahnen zu stärken und so in höheren Spielfeldzonen mehr Spieler zu haben.

3. Siebatcheu in Form bringen

Über mehr Torchancen würde sich sicher auch eines der Sorgenkinder im Kader freuen: Rekordtransfer Jordan Siebatcheu. Der US-Amerikaner schien im Sommer der perfekte Nachfolger für Taiwo Awoniyi zu sein. Er traf im Pokal gegen Chemnitz, im Derby gegen Hertha und beim Sieg gegen Leipzig. Seine Ballkontrolle und seine Fähigkeiten im Kombinationsspiel ermöglichten es Union, in der Offensive den Ball besser laufen zu lassen als mit Awoniyi. Jedoch erzielte Jordan Mitte September sein bisher letztes Pflichtspieltor. Sein Formtief kostete ihn die WM-Teilnahme mit der US-Nationalmannschaft.

Ein Grund für seine Probleme ist schwer auszumachen. Seine 1,6 Torabschlüsse pro Spiel sind wenig für einen Stürmer, aber Unions Toptorschütze Sheraldo Becker kommt auf denselben Wert und schoss in der Liga vier Tore mehr. Urs Fischer nennt zusätzlich die Anpassung an die Bundesliga, denn Siebatcheu kam aus der Schweiz nach Deutschland. "Ich glaube, dass ihm diese Pause gutgetan hat. Es waren sehr viele Spiele für ihn", so Fischer. Hinter Siebatcheu lauert Kevin Behrens: Er ist der Toptorschütze der Testspiele.

4. Kein Verletzungspech

Einer der Gründe für den Erfolg des 1. FC Union Berlin liegt in der Fitness der Mannschaft. Kein Bundesligist hatte in den letzten Jahren so wenige Verletzte wie Union. Insbesondere die Leistungsträger stehen dauerhaft zur Verfügung. Diese personelle Konstanz ist ein Trumpf, denn sie erlaubt es einer Mannschaft, sich richtig einzuspielen. Und natürlich hat Fischer lieber Zugriff auf alle Spieler im Kader und ihre unterschiedlichen Qualitäten.

Bevor die Bundesliga am kommenden Wochenende wieder beginnt und Union Hoffenheim empfängt, sieht die Personalsituation etwas anders aus als gewohnt. Denn neben Morten Thorsby und Andras Schäfer, die nach Operationen noch nicht wieder spielfähig sind, musste Fischer im Training und beim Test gegen Zilina auf vier weitere Spieler verzichten, die eine Grippe haben. Rani Khedira, Sheraldo Becker, Sven Michel und Paul Seguin sollen im Laufe der Woche wieder trainieren, hofft Fischer. Eine längere Phase mit vielen Verletzten ist ein Stresstest, den der Trainer seiner Mannschaft und sich selbst sicher ersparen möchte.

Sendung: rbb24, 17.01.2023, 18 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

3 Kommentare

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  1. 3.

    Bei allem Respekt Herr Oppermann, nach der Einleitung mit „Kampf um die Championsleague“ habe ich schon aufgehört weiterzulesen.

    Ist daß das Ziel von Union?

  2. 2.

    Es ist immer schwer einzuschätzen, wie eine Mannschaft nach langer Pause zurückkommt. Aber Urs legt den Finger in die Wunde und dreht immer an den richtigen Schrauben. Dazu das zweite Heimspiel nach dem Weihnachtssingen, Unioner, was willst du mehr. Ich freue mich auf eine geile Restsaison.
    EISERNEN

  3. 1.

    Union, weiter so. -- (Kommentar wegen Forist 10 bei Hertha-bericht)

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