Einzug ins Pokal-Viertelfinale - Bei Union ist die Mannschaft der Star

Mi 01.02.23 | 08:06 Uhr | Von Till Oppermann
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Unioner Spielkreis nach Spiel am 31.01.2023.(Quelle:imago images/J.Engler)
Audio: rbb24 | 01.02.2023 | Philipp Büchner | Bild: imago images/J.Engler

Im Pokal-Achtelfinale gegen Wolfsburg dreht der 1. FC Union erneut das Spiel. Eine starke Kollektivleistung macht das Transferdrama um Isco vergessen. Auch das Spiel im Ballbesitz scheint verbessert. Von Till Oppermann

Die Szene des Abends im Stadion an der Alten Försterei ereignete sich erst nach Abpfiff des Pokal-Achtelfinals des 1. FC Union gegen Wolfsburg. Linksverteidiger Jérôme Roussillon lag im Strafraum vor der Waldseite auf dem Boden und vergrub seine Hände im Gesicht. Kurz vor Ende der Nachspielzeit hatte er aus wenigen Metern und mit viel Zeit das Tor nicht getroffen.

Trotzdem feierten ihn seine Mannschaftskollegen, als wäre er der Held dieses Dienstagabends. Selbst die Auswechselspieler rannten quer über den Platz, um den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals mit dem Pechvogel zu bejubeln. Roussillon spielt noch keine drei Wochen bei Union, ist aber längst in das Team integriert. Siegtorschütze Kevin Behrens kommentierte im Sky-Interview lachend: "Wir sind alle füreinander da! Das sieht man auch auf dem Rasen."

Union lässt sich nicht ablenken

Wenige Stunden nachdem der Deal mit dem spanischen Star Isco in letzter Minute geplatzt war, bewiesen die Köpenicker ihre größte Stärke. Den dritten Sieg nach einem Rückstand im vierten Spiel nach der Winterpause verdankt Union einer weiteren Energieleistung der Mannschaft. Rani Khedira: "Isco ist leider nicht bei uns, aber wir sind trotzdem eine geile Truppe."

Obwohl Union auch ohne den spanischen Techniker eine herausragende Saison spielt, galt die Aufmerksamkeit in den 24 Stunden vor dem Pokalspiel einzig und allein der Transfersaga um Isco. Die Vorbereitung auf das Spiel sei nicht optimal gewesen, räumte Trainer Urs Fischer ein, "aber wir wollten uns vor dem Spiel kein Alibi schaffen." Das gelang seiner Mannschaft.

Der Star ist die Mannschaft

Trotz des frühen Rückstands nach vier Minuten spielten die Unioner, als habe es all die Aufregung um den andalusischen Mittelfeld-Regisseur nie gegeben. Sie verschoben klug, zogen das Spiel in Ballbesitz in die Breite und glichen bereits nach kurzer Zeit aus - natürlich nach einer Flanke, die auf einen Standard folgte. Man habe in der Kabine über Isco gesprochen, gab Kevin Behrens zu. "Aber wir haben das super weggesteckt."

Sein Trainer war gleicher Meinung: "Man kann den Charakter der Truppe nicht hochgenug loben", sagte Fischer. Vielleicht freute er sich insgeheim sogar ein bisschen, dass er keinen Weltstar in sein Team integrieren muss. Bei Union ist die Mannschaft der Star - am Dienstag noch etwas mehr als sowieso schon.

Besseres Spiel mit Ball

Gäste-Trainer Niko Kovac sah einen "typischen Pokal-Fight". Sein Kapitän Maxi Arnold sagte: "So ist es immer bei Union." Dieser Eindruck kann sich aufdrängen. Schließlich hatten die Berliner - typisch Union - mal wieder weniger Ballbesitz als der Gegner, schossen beide Tore nach Flanken und foulten häufiger als Wolfsburg.

Aber wer genau hinschaute, sah auch eine Weiterentwicklung im Spiel der Köpenicker. "Bis auf die ersten fünf Minuten haben wir mit dem Ball ein gutes Spiel gemacht", befand Kevin Behrens. Tatsächlich lief die Kugel deutlich flüssiger als in vielen Spielen in der ersten Saisonhälfte. Auch in Phasen, als sich die Wolfsburger weiter zurückzogen.

Juranovic öffnet Räume

Die Unioner rotierten immer wieder ihre Positionen. So rückten die Innenverteidiger Diogo Leite und Danilho Doekhi im Ballbesitz auf die Außenverteidiger-Positionen. Union bildete im Spielaufbau eine Viererkette. Der Schienenspieler auf der Ballseite konnte dadurch abgesichert in die Offensive rücken. Niko Gießelmann und Winterneuzugang Josip Juranovic gelangten so immer wieder in gefährliche Positionen am gegnerischen Strafraum. Generell überzeugte der kroatische Nationalspieler Juranovic in seinem zweiten Startelf-Einsatz bei Union.

Mit einer Weltklasse-Flanke auf den zweiten Pfosten ermöglichte er den Ausgleich durch Knoche. Taktisch interessanter waren seine Bewegungen auf der rechten Außenbahn: Der spielstarke Juranovic rückt oft ins zentralere Mittelfeld ein, wo er mit Dribblings Gegenspieler anzog. Den freien Raum auf der Außenbahn nutzten Paul Seguin und Khedira dann für Tiefenläufe.

Auf diese Weise entstand auch das Siegtor: Juranovic schickte Khedira, der viel Platz für eine perfekte Flanke hatte. Sheraldo Becker legte am langen Pfosten per Kopf ab, Behrens schoss ein. "Genau da muss er stehen", lobte Fischer.

Fischer hat die Qual der Wahl

Der eingewechselte Behrens knüpfte mit dem Tor an seine guten Leistungen nach der Winterpause an. Fischer steht im Angriff Spiel vor Spiel vor einer schweren Entscheidung: Stürmt im nächsten Spiel gegen Mainz 05 der formstarke Behrens oder der technisch beschlagenere, aber vor dem Tor glücklose Jordan Siebatcheu? "Wir tun uns im Moment schwer, wen wir da bringen sollen", gab Fischer zu.

Das gilt auf vielen Positionen in der Startelf. Auf der Achterposition begannen gegen Wolfsburg Seguin und Janik Haberer, die beide innerhalb der vergangenen Woche trafen. Aber auch der eingewechselte Neuzugang Aïssa Laïdouni deutete mit guter Passschärfe, körperlicher Präsenz und Übersicht an, dass er eine Verstärkung ist.

Behrens: "Jeder gönnt es dem anderen"

Zwar hat Union aktuell keinen herausragenden Star im Team, aber viele Spieler die auf gleich hohem Niveau spielen können. Ärger drohe deshalb aber nicht, versprach Kevin Behrens: "Jeder gönnt es dem anderen, wir sind ein Team."

Das sind gute Voraussetzungen, dass sich Unions Serie von aktuell vier Siegen am Stück noch eine Weile fortsetzt. Warum nicht bis zum Pokal-Viertelfinale in zwei Monaten?

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.02.23, 7:15 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

3 Kommentare

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  1. 3.

    Verein, Mannschaft und Fans sind das Team. U.N.V.E.U. Und die AF ist unsere Festung. Versuche der Gegner, die Punkte per Post zu schicken werden abgelehnt.

  2. 2.

    Sehr guter Beitrag.

  3. 1.

    Suuuuuper Union.
    Weiter so.

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