Regionalliga Nordost - Energie Cottbus, Babelsberg, Altglienicke und Hertha BSC im Zwischen-Check

Do 12.10.23 | 19:11 Uhr | Von Till Oppermann
Energie Cottbus-Spieler bejubeln ein Tor. (Quelle: IMAGO/Steffen Beyer)
Bild: www.imago-images.de

Die ersten zehn Spieltage der Regionalliga Nordost sind passé. Energie Cottbus führt die Liga an, Babelsberg 03 mischt im Aufstiegsrennen mit, Altglienicke schielt nach oben und Hertha II rutscht ins Tabellenmittelfeld. Ein Zwischenfazit – Teil 2.

Energie Cottbus

Der FC Energie hat einen Lauf: Seit dem ersten Spieltag Ende Juli haben die Lausitzer kein Regionalligaspiel mehr verloren. In der Konsequenz steht die Mannschaft von Trainer Pele Wollitz nach zehn Spieltagen auf dem ersten Tabellenplatz. Das sei laut Wollitz jedoch nicht ausschlaggebend, sondern: "Dass wir uns jetzt stabilisiert haben und relativ konstant spielen." Im Klartext: Energie ist die einzige Mannschaft, die die letzten fünf Spiele alle gewonnen hat. So nähert sich die Mannschaft Wollitz‘ Idealvorstellung an. Denn in einer engen Liga wie der Regionalliga Nordost, in der Nuancen über Erfolg und Misserfolg entscheiden, brauche man vor allem Konstanz, Stabilität und eine gute Struktur, so Wollitz.

Landespokal-Achtelfinale vorgezogen

Letztere steht nach der Verletzung des Kapitäns Axel Borgmann etwas in Frage. Der Linksverteidiger hat sich das Kreuzband gerissen und könnte bis Saisonende ausfallen. Borgmann sei nicht nur sportlich, sondern auch menschlich schwer zu ersetzen, so der Trainer. "Der ist fünf Jahre hier, hat sich zu einer Persönlichkeit entwickelt, ist Kapitän, ist ein sehr guter Kommunikator zwischen Mannschaft und Staff."

Für Wollitz hängt der weitere Erfolg seiner Mannschaft auch damit zusammen, wie schnell ein anderer Spieler Borgmanns Rolle übernehmen kann. Die Ansetzungen gegen Greifswald, Babelsberg und dem BFC in den nächsten Wochen machen ihm weniger Sorgen: "Das sind 50:50 Spiele und wir haben in Altglienicke gezeigt, dass wir die gewinnen können." Nachdem Cottbus letztes Jahr in der Relegation gescheitert war, könnte es diese Saison endlich für den Aufstieg reichen.

Babelsberg 03

Vor der Saison zählte Babelsberg nicht zu den Favoriten auf den Aufstieg. Nach zehn Spielen liegen die Potsdamer mit vier Punkten Rückstand auf Energie in Schlagdistanz zur Tabellenspitze. Der vierte Platz sei verdient, sagt Trainer Markus Zschiesche, "aber es geht auch ruckzuck, dass man ins Mittelfeld zurückfällt". Damit das nicht passiert, müsse seine Mannschaft in erster Linie an der Konstanz arbeiten, findet der Trainer. Da hilft nur: "Mehr Konzentration, mehr Kommunikation, um uns gegenseitig immer wach zu machen", erklärt Zschiesche, der den Unterschied zu Mannschaften wie Cottbus, Greifswald oder dem BFC damit begründet, dass die Konkurrenten seiner Ansicht nach weniger vermeidbare individuelle Fehler begehen.

Um weiter oben mitzuspielen, gilt es die guten Leistungen zu verstetigen. Auch die Niederlage in Greifswald bot Zschiesche und seiner Mannschaft positives Anschauungsmaterial. Denn Babelsberg hatte genug Chancen, um die knappe 0:1-Niederlage zu verhindern. "Da konnte ich meiner Mannschaft kaum einen Vorwurf machen", resümiert Zschiesche. Ihm ist die spielerische Entwicklung nämlich mindestens ebenso wichtig wie die Ergebnisse. "Am Ende geht es darum, dass man eine Visitenkarte hinterlässt und die soll sein: Die lassen uns nicht in Ruhe, die spielen guten Fußball, die sind bissig", meint Zschiesche. Wenn das gelingt, können die Babelsberger lange in der Spitzengruppe mitspielen.

Trainer Markus Zschiesche vom SV Babelsberg 03 (Quelle: IMAGO/Picture Point)Babelsberg-Trainer Markus Zschiesche treibt sein Team an.

VSG Altglienicke

Die Treptower gehören seit Jahren zu den Spitzenteams der Regionalliga Nordost. Trainer Karsten Heine ist deshalb mit dem sechsten Platz nach zehn Spielen nicht vollauf zufrieden. "Durchwachsen" sei die Saison bisher gewiesen. Fünf Siegen stehen vier Niederlagen und ein Remis gegenüber. "Da fehlt noch die Konstanz." Ein Grund dafür sei der Umbruch im Sommer: "Wir haben 20 Feldspieler abgegeben und haben 22 neue Spieler geholt." Auch wenn sich die Spieler abseits des Feldes schon mannschaftlich verhalten würden, sei die Integration auf dem Platz noch nicht abgeschlossen. Altglienickes erfolgreicher Offensive mit 20 Toren stehen aktuell schon 16 Gegentreffer gegenüber. Diese Zahl sei zu hoch, moniert Heine und liefert seiner Mannschaft einige Lösungsansätze: "Wir müssen einfach gieriger und entschlossener sein, wenn es um die Verteidigung des eigenen Tores geht."

Bis die Spieler das adaptiert haben, tut sich der Trainer trotz zwei Siegen in Serie schwer von einem Aufwärtstrend zu sprechen. "Es ist ja wirklich kein sinnloses Geplapper, wenn man sagt: Die Liga ist brutal", sagt Heine, der zwischen Eilenburg und Cottbus keinen Unterschied machen will. Jedes Spiel sei eine Herausforderung. Die nächste dieser Herausforderungen ist der FSV Zwickau. Dann will Heine das dritte Spiel in Serie gewinnen, um in der Tabelle weiter zu klettern. Sein Ziel ist ein Platz in der Spitzengruppe: "Daraus machen wir kein Geheimnis: Natürlich ist es unser Anspruch, oben mitzuspielen." Erfahrene Stars wie die Ex-Unioner Akaki Gogia und Martin Kobylanski lassen hoffen, dass Altglienicke noch weiter in der Tabelle klettern könnte.

Hertha BSC II

Die Hertha-Bubis sind nach einem hervorragenden Saisonstart mit 13 Punkten aus fünf Spielen mittlerweile ins Mittelfeld abgerutscht. Nach vier Auftaktsiegen blieb die Mannschaft sechsmal in Serie sieglos. "In den ersten Spielen hatten wir vielleicht ein bisschen Matchglück, das uns zuletzt ein bisschen gefehlt hat", sagt Trainer Stephan Schmidt. Bei einer Nachwuchsmannschaft wie der Hertha U23 stehen Ergebnisse nicht im Vordergrund. Die laut Schmidt stärkste Regionalliga aller Zeiten sei für seine jungen Spieler der richtige Ort, um sich zu entwickeln. Das gilt auch für den weiteren Saisonverlauf. Gegen Gegner wie den BFC oder Energie Cottbus wären weitere sportliche Ausrufezeichen willkommen, doch die schönste Überschrift, die sich Schmidt vorstellen könne, sei, "dass es wieder einer nach oben geschafft hat".

Herthas "Berliner Weg" definiert sich über Talente, die den Sprung zu den Profis schaffen. Die Ausbildung in der Akademie habe große Tradition, betont Schmidt: "Diese Tradition ist gleichzeitig Verpflichtung für uns, die Spieler auch in Zukunft so zu fordern, dass sie im besten Fall irgendwann im Olympiastadion spielen können." Konstanz kann man von Herthas Kader typischerweise nicht erwarten. Das Talent der Mannschaft von Schmidt wird aber wohl dazu reichen, erneut nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.

Sendung: rbb 24 Inforadio, 12.10.2023, 19:15 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

Nächster Artikel