Union-Verteidiger in der Corona-Pause - Papa Parensen und sein ganz besonderes Fitness-Programm

Di 31.03.20 | 19:11 Uhr | Von Johannes Mohren
Verteidiger Michael Parensen von Union Berlin. / imago images/Matthias Koch
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Audio: Inforadio | 02.04.2020 | Stephanie Baczyk | Bild: imago images/Matthias Koch

Michael Parensen sehnt sich nach der Bundesliga. Für die geplante Fortsetzung hält sich der Routinier von Union Berlin fit - mit einem besonderen Trainer. Und er würde eine Einschränkung hinnehmen, die für ihn vor Kurzem noch tabu war. Von Johannes Mohren

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Es ist nicht so, dass es Michael Parensen aktuell langweilig würde. Ganz im Gegenteil. Denn der Profi-Fußballer ist zweifacher Papa - "und die Kinder sind in der Regel zwischen 6 und 7 Uhr wach. Ausschlafen ist also nicht." Der Verteidiger von Union Berlin sitzt vor seinem Rechner und erzählt einem Dutzend Journalisten via Skype von seinem ganz persönlichen Fitness-Workout in der Bundesliga-Pause. Kicken mit dem Sohn, toben mit der Tochter - und das eigentlich immer im Garten. "Insofern habe ich hoffentlich nicht zugenommen", sagt der 33-Jährige und lacht. "Ich bin abends genauso platt, wie wenn ich ganz normal trainieren würde."

Schwerstarbeit für den Kopf

Und dann ist da ja noch das Programm, dass der Fußball-Bundesligist Parensen und seinen Teamkollegen für das Home-Office aufträgt. Der Routinier fühlt sich also fit für den Tag X, der - Stand jetzt - Anfang Mai liegen könnte, von dem aber letztendlich keiner so genau weiß, wann er wirklich sein wird. Alles andere als eine leichte Situation für den Kopf: "Eine Sommerpause lässt sich immer gut überbrücken, weil du einen festen Tag hast, an den du dich klammern kannst und an dem du weißt, dass es da weitergeht", sagt Parensen.

Aktuell müsse man sich hingegen "künstlich einen Zeitpunkt schaffen, an dem du sagst: Da muss ich wieder bereit sein." Es ist ein mühsames Hangeln, das momentan beleibe nicht nur der Fußball kennt. Von Fixpunkt zu Fixpunkt, der - je näher er rückt - dann auf einmal doch gar nicht mehr so fix ist. Dem angekündigten Neustart ins Mannschaftstraining zum Beispiel, der bei den Köpenickern in den vergangenen Wochen gleich mehrfach wieder verschoben werden musste. Aktuell plant der Klub mit dem 6. April.

Sohn als Personal Trainer

Individuelle Übungen im Stadion An der Alten Försterei könnte Parensen auch momentan schon machen - allerdings nur in sehr fest getakteten Zeitfenstern. "Es dürfen ja immer nur zwei Leute gleichzeitig trainieren. Und ich habe soweit alle Sachen daheim, die ich brauche. Ich kann auch laufen gehen, habe meinen Garten", sagt er - und dann ist da ja noch der Sohn im Kita-Alter als Personal Trainer: "Der macht immer ein gutes Fitness-Programm mit mir und inzwischen auch für mich. Der hat die ganzen Übungen jetzt schon alle adaptiert und stellt sie für mich zusammen. Insofern bin ich absolut gut versorgt - auch zuhause."

Es ist unsere erste Bundesliga-Saison. Wenn uns die auf diese Art und Weise genommen würde, wäre schon sehr schade.

Michael Parensen

Die Hoffnung bleibt, dass sich dieses Training bald wieder so richtig auszahlt - und die Spielzeit nicht abgebrochen wird. "Es ist unsere erste Bundesliga-Saison. Wenn uns die auf diese Art und Weise genommen würde, wäre schon sehr schade", sagt Parensen. Eine Wunschlösung sind Geisterspiele für ihn dabei weiterhin nicht - jedoch auch kein Tabu-Thema mehr wie noch vor ein paar Wochen. "Natürlich ist das für uns ein riesiger Nachteil. Aber auch da hat uns die Zeit ein bisschen eingeholt. Ich muss natürlich von diesem Grundsatz: 'Das geht gar nicht!' ein bisschen abweichen. Wenn es für das Überleben der Vereine Sinn macht, die Saison ohne Zuschauer zu Ende zu spielen, dann ist das notwendig, und dann müssen wir uns dementsprechend anpassen und ein bisschen umstellen. So schade das auch ist", sagt er. 

"Gehaltsverzicht tut schon weh"

Es sind feste Standpunkte, ja: Gewissheiten, die sich auch bei Parensen verschoben haben und es weiter tun - jetzt, da eben nichts normal ist. "Vielleicht müssen in der ungewöhnlichen Zeit ungewöhnliche Maßnahmen getroffen werden", sagt er. So wie es auch der Gehaltsverzicht eine ist, zu dem sich die Union-Profis - wie ihre Kollegen in vielen anderen Teams auch - bereiterklärten. "Das tut schon weh. Absolut. Da brauchen wir nicht drüber reden", sagt der 33-Jährige. "Jeder, der mit einem festen Betrag rechnet, der bemerkt das. So viel Geld habe ich in meinem Leben noch nicht gemacht, dass ich sagen kann: Da bin ich überhaupt nicht drauf angewiesen. Aber ich mache es auch gerne, weil ich weiß, dass es dem Verein hilft."

Sein eigener Vertrag bei eben diesem Verein, zu dem er bereits 2009 wechselte, als die Köpenicker noch in der dritten Liga spielten, läuft am 30. Juni 2020 aus. Gespräche stehen in der momentanen Ausnahmesituation hintenan. Fakt ist aber: Ein Karriereende ist für Parensen noch keine Option. Das spürt er - gerade jetzt. "Ich merke ja jetzt auch, dass es mir fehlt, jeden Tag zum Stadion zu fahren und auf dem Trainingsplatz zu stehen. Ich glaube, das ist das beste Indiz dafür, dass ich noch weiter Fußball spielen möchte", sagt er. Und mit dem familiären Fitness-Programm dieser Tage steht dem ganz sicher auch körperlich nichts im Wege. 

Beitrag von Johannes Mohren

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