Spree-Neiße - Auch Schüler beschreiben in Brief rechte Vorfälle an Schule in Burg

Fr 28.04.23 | 15:48 Uhr
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Symbolbild:Ein Schüler in einem Kapuzenpullover steht vor einer Tafel.(Quelle:dpa/J.Stratenschulte)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 28.04.2023 | Diana Azzam | Bild: dpa/J.Stratenschulte

In einem Brief schildern Lehrkräfte aus dem Spreewald in Brandenburg rechtsextreme Vorfälle an einer Schule. Nun haben sich auch Schüler in einem Brief zu den Zuständen geäußert. Der Verfassungsschutz sieht teils Einfluss von Rechtsextremen in der Sozialarbeit.

Nach einem rbb-Bericht zu zahlreichen rechtsextremen Vorfällen an der Oberschule in Burg (Spree-Neiße) liegt dem rbb ein Brief vor, der von Schülern der Schule stammen soll. Er war über eine Lehrkraft der Schule an den rbb übermittelt worden.

In dem Brief wird von rassistischen Beleidigungen, rechtsextremen und fremdenfeindlichen Aussagen und von Schulmöbeln, die mit Hakenkreuzen beschmiert seien berichtet. Sexismus und Homophobie seien an der Tagesordnung. Regelmäßig werde der Hitlergruß gezeigt. Die meisten Lehrkräfte würden außerdem nur wegschauen, unter den Schülern seien viele Mitläufer. Die Verfasser bitten deshalb um schnelle Hilfe. Alleine, mit der Hilfe der wenigen unterstützenden Lehrer, würden sie die Probleme nicht lösen können. Mittlerweile hätten einige Schüler Angst in die Schule zu gehen.

Lehrer hatten Problem öffentlich gemacht

In dem Brief wird etwa eine Situation geschildert, in der eine Lehrkraft im Geschichtsunterricht die Frage gestellt habe, wer sich der Hitlerjugend angeschlossen hätte. Laut dem Brief meldeten sich daraufhin mehr als die Hälfte der Klasse, obwohl zuvor ausführlich über das Thema aufgeklärt worden sei.

Zuletzt hatten sich Lehrer der besagten Schule ebenfalls mit einem Brandbrief an die Medien gewandt und ähnliche Vorfälle geschildert. Schulamt, Landrat und Bildungsministerium hatten daraufhin erklärt, sich um die Probleme kümmern zu wollen. Zudem ermittelt die Polizei zu den Vorfällen an der Schule.

Verfassungsschützer warnt nach Lehrer-Brief vor Rechtsextremismus

Brandenburgs Verfassungsschutz-Chef Jörg Müller hat nach der Veröffentlichung eines offenen Briefs von Lehrern zu Rechtsextremismus an einer Schule vor einer Normalisierung rechtsextremen Gedankenguts gewarnt.

"Wenn Rechtsextremisten permanent mit Veranstaltungen, aber auch schon allein mit ihrer Sprache in die Gesellschaft hineinwirken, macht das etwas mit den Menschen um sie herum", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Die Räume dessen, was gesagt werden kann, weiten sich."

Verfassungsschützer Müller sieht auch Versuche der Einflussnahme von Rechtsextremisten in der Sozialarbeit. Er sagte der Zeitung: "Eine Gefahr, die wir sehen, ist, dass Rechtsextremisten im Bereich Soziale Arbeit aktiv werden. Uns sind Fälle bekannt, in denen sie etwa mit schwer erziehbaren Jugendlichen in Projekten arbeiteten."

CDU-Politiker Hoffmann sieht keine neue Entwicklung

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Brandenburg, Gordon Hoffmann, sieht in den berichteten rassistischen und rechtsextremen Vorfällen an einer Schule im Spree-Neiße-Kreis keine neue Entwicklung.

Dem rbb24 Inforadio sagte er am Freitag, Schulen seien keine Orte, die vom Rest des gesellschaftlichen Lebens abgekoppelt seien. "Natürlich sieht man in den Schulen dann auch zum Teil das, was irgendwie zuhause passiert." Wichtig sei, dass die Leute vor Ort, die so etwas mitbekämen, Unterstützung erhielten.

Hoffmann habe schon in den 1990ern Erfahrungen ähnlicher Art gemacht

Hoffmann erläuterte, man habe schon in den 1990er Jahren in Brandenburg Erfahrung damit gesammelt, dass in herausfordernden Zeiten für das Land "solche Entwicklungen" überall vorhanden seien. Damals habe man reagiert und verschiedene Dinge auf den Weg gebracht. Darunter seien das Handlungskonzept tolerantes Brandenburg und die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA). Auch Unterstützung durch Sozialarbeiter falle darunter.

Hoffmann betonte, deswegen sei er auch "sehr dankbar", dass am Donnerstag der designierte Bildungsminister, Steffen Freiberg (SPD), gesagt habe, dass an der konkreten Schule nun die RAA und das Schulamt miteinbezogen seien, um zu prüfen, wie man die Leute unterstützen könne.

Was war passiert

In einem anonymen Brief beklagten Lehrkräfte an einer Schule in Burg im Spreewald (Spree-Neiße-Kreis), dass sie täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert seien. Es geht unter anderem um Hakenkreuze auf Möbeln, rechtsextreme Musik im Unterricht und demokratiefeindliche Parolen in den Schulfluren. Zudem erlebten sie eine "Mauer des Schweigens", hieß es in dem Brief. Es fehle Unterstützung von Schulleitungen, Schulämtern und Politik.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.04.2023, 09:25 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    "Was will man Leuten die an Great Reset, Bill Gates Impfverschwörung, Chemtrails usw glauben, da noch erzählen?"

    Ganz einfach, AfD wählen! Tut nicht weh......

  2. 22.

    Reden geht schon, bringt nur nix....

    Wie oft ich schon als Systemtreues Schlafschaf und sonstwas betitelt wurde. Was will man Leuten die an Great Reset, Bill Gates Impfverschwörung, Chemtrails usw glauben, da noch erzählen?

  3. 20.

    Ok, wie lautet Ihr Vorschlag im Umgang mit Rechtsextremen? Reden geht nicht, Ignorieren auch nicht, Bestrafen bringt offenbar auch nichts. Was nun?

  4. 19.

    Ich rede öfter mit AFDlern etc.

    Wissen Sie was ein geschlossenes Weltbild ist?

    Argumente, Logik, Empathie ist nicht wenigen von denen vollkommen Fremd.

    Wie hier erkennbar, wird nur gemeckert "Die Politik macht ja nix für mich den kleinen Mann"....

  5. 18.

    Sie können ja mal mit Rechtsextremen reden. Dann wissen Sie es. Diese Menschen abzutun bringt im Ergebnis nichts. Man muss sich mit ihnen befassen und Alternativen aufzeigen. Niemand wird als Extremist geboren, es kommt erst später. Durch das Umfeld, die Erlebnisse usw…. Und natürlich hilft dagegen nur Aufklärung und Bildung. Aufgabe des Staates. Besonders wenn der Regierung bekannt ist, dass Eltern ins rechte Lager wandern könnten. Brandenburg hat ein strukturelles Problem. Die AfD hat Zulauf.

  6. 17.

    Die Leute werden Rechtsextrem weil Ihnen keiner zuhört? Das glauben Sie doch selbst nicht.

  7. 16.

    Die AfD ist alles andere als eine Partei "für den kleinen Mann". Das ist eine Partei mit marktradikalen, neoliberalen Einflüssen, die den Sozialstaat quasi auflösen will. Amerikanische Verhältnisse einführen. Vor lauter Verblendung (oder mangels Bildung?) merken das aber viele der Anhänger nicht. Dafür beklatschen sie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Adelige in der AfD wie z.B. Frau Storch haben doch gar keinen Draht zu "kleinen Leuten". Die wollen den Einfluss ihrer Kaste zementieren und verfolgen ein ganz spezielles Weltbild. Siehe auch diese Richterin aus Berlin, die zusammen mit dem merkwürdigen Prinz einen Umsturz geplant hatte. Natürlich mit sich selbst im neuen "Schattenkabinett". Größenwahn und Verfassungsfeindlichkeit.

  8. 15.

    Wie würden Sie denn den Geist dieser Täter beschreiben? Wir reden hier über Rechtsextreme. Leute, die sich für etwas "Besseres" halten, nur weil sie "Deutsch" oder "weiß" sind. Dabei werden sie kriminell und greifen auch andere Deutsche an, die nicht in ihre Welt passen. Leute, die absichtlich andere erniedrigen und ihnen weh tunn. Und sich auch noch toll dabei vorkommen.

  9. 14.

    @Fantas
    … und bei 25% ist nur der Teil gemeint, welcher auch zur Wahl geht…
    So lange sich grundlegend in der Bundes und Landespolitik nichts ändert um den „kleinen Mann“ abzuholen, so lange ist das Wasser auf die Mühlen demokratiefeindlicher Kräfte .
    Das ewige blablabla der regierenden Politiker geht so langsam den meisten Menschen - mit Verlaub - auf den S*ck! Es werden Politiker benötigt, welche auch mal etwas entscheiden und sich nicht nur den Hintern auf ihren Posten breitsitzen, bis sie hoffentlich zur nächsten Legislaturperiode wieder einen neuen Sessel bekommen.
    DANN haben wir auch gesamtgesellschaftlich eine Chance gegen die braune Masse und den Rückhalt der Mehrheit!

  10. 13.

    Dann bedenken Sie bitte, dass die AfD in Brandenburg auf fast 25% bei Umfragen kommt. Und Sie erwarten von solchen Eltern genau was?

  11. 12.
    Antwort auf [Thomas aus Berlin] vom 28.04.2023 um 20:36

    Es sind Personen aus dem öffentlichen Leben, aus der Parteienlandschaft, die dieses bewekstelligt haben.

    Dass andererseits in Medien heute früher benannt wird was ist zeigt in Verbindung mit Menschen die denken wie Sie, wie groß das Problem schon wieder ist.

  12. 11.

    Ihr Kommentar ist leider eher geeignet, den Rechten noch Futter zu bieten. Andere als kleingeistig zu bezeichnen ist nicht hilfreich. Und Sie hinterfragen nicht die Ursachen, sondern erklären pauschal, was gut und böse ist. Rechtsextreme sehen es anders. Reden Sie mal mit denen. Welche Herausforderungen meinen Sie? Rechte haben eventuell andere als Sie. Wer entscheidet, was ein Mensch für Probleme hat und wer stuft was als wichtig ein? Hier sind Jugendarbeit und Sozialarbeit gefragt. Und zwar konkret vor Ort. Die Probleme sind lokal, bitte kommen Sie nicht mit der globalen Weltlage. Das wäre genau diese Art von Bevormundung, die Jugendliche grundsätzlich ablehnen. Sie verfahren nach dem Motto, „Dein Problem ist unwichtig“.

  13. 9.
    Antwort auf [nk] vom 28.04.2023 um 20:19

    Ja - und nach der Rechtslage sind die wohl nicht strafmündig - also?
    Erziehung zu einer gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit § 1 SGB 8.
    Aufgabe der Lehrer/Schulleitung Polizei/Jugendamt ggf. zu benachrichtigen.
    Aufgabe der Aufsichtsbehörde bzgl. Untätiger Lehrer vorzugehen.
    NICHT Aufgabe hier die große Tragödie abzuziehen, nur damit der rbb wieder "Futter" hat...

  14. 8.

    Das ist ganz gruselig - es ist schwer in der Schule gegen die von ungebildeten und sich abgehängt fühlenden Elternhäuser anzukommen, die Ihren Kindern diesen Unfug in die Köpfe eintrichtern, noch dazu wenn sich dann eine irgendwann Gewaltbereitschaft breit macht. Es müssen unbedingt Mittel zur Verfügung gestellt werden, diese Missstände anzugehen. Ob Mitläufer:innen oder nicht..als ich noch auf die Schule ging, war das auch schon ein Problem - aber eher an den Brennpunktschulen und dann gab es noch die Schulen die mit Stolz um die Auszeichnung Schule mit Courage Schule ohne Rassismus gekämpft haben. Wie Kleingeistig muss man sein, wenn man sich an Diversität nicht erfreuen kann und sie als Bedrohung versteht und warum ist es Niemandem peinlich? Am schlimmsten daran finde ich den Hass und die Zerstörung - wir haben wirklich andere Herausforderung zu meistern - da sollten wir eigentlich alle Hand in Hand handeln..

  15. 5.

    Na ja, "Gewalt" im eigentlichen Sinne, also körperliche Auseinandersetzungen, liegen ja offenbar nicht vor. Die Problematik liegt ja sogar tiefer, nämlich in einer unverhohlenen Zurschaustellung von vermeintlicher "Meinungshoheit" (Hakenkreuzschmierereien, Hitler-Jugend-Affinität usw.). Das aber ist ein gesamt-gesellschaftliches Problem (nicht nur eines des Staates oder der Politik), bei dem dringend die breite gesellschaftliche Mitte als Verbündeter benötigt wird, ob sie mir nun im Einzelfall passt oder nicht. Das Abdriften in Richtung AFD & Co. ist auch "unser" Verschulden, wenn kein Diskurs auf Augenhöhe mehr angeboten wird. Wer hat denn einmal ernsthaft Brandenburgerinnen und Brandeburgern zugehört oder mit ihnen ergebnisoffen diskutiert? Der RBB als wichtiges Medium sicherlich nicht, andere aber auch nicht...

  16. 4.

    Nur mal durch Wohngebiete im ländlichen Brandenburg fahren.
    Reichsflaggen sind immer öfter zu sehen. Für Woidke scheint das in der Tat kein Problem zu sein.

  17. 3.

    5 von 5 Sterne für diesen Kommentar!
    Bleibt nur zu hoffen, dass die verantwortlichen Herrschaften, diesen Blickpunkt
    auch mal zur Kenntnis nehmen und entsprechend handenln!

  18. 2.

    Von Woidke nichts zu hören, unglaublich dieses Politikversagen.
    Wie kriegt man die braune Grütze wieder aus den Köpfen?
    Und viel schlimmer, das sind sicher keine Einzelfälle.

  19. 1.

    Schule ist ein öffentlicher Raum. An der hier betroffenen Schule muss Gewaltlosigkeit erst wiederhergestellt werden. Das ist Aufgabe des Staates. Ministerium, Schulaufsicht, und Kollegium sind gefordert.
    Drei Fragen drängen sich auf:
    1. An wie vielen Schulen gibt es gleiche Probleme?
    2. Was sagen eigentlich die Elternvertreter?
    3. Wo in Brandenburgs öffentlichem Raum haben Rechtsradikale sonst noch viel zu sagen?


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