Weggang von zwei Lehrkräften - Teil des Burger Kollegiums will sich weiter gegen Rechtsextremismus stark machen

Di 18.07.23 | 22:59 Uhr
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Die Bus-Haltestelle «Burg Schule» steht vor einer Grund- und Oberschule im Spreewaldort Burg; © dpa/Patrick Pleul
Video: rbb|24 | 18.07.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: dpa/Patrick Pleul

Nach dem Weggang zweier Lehrer von der Oberschule Burg (Spree-Neiße) hat sich erstmals eine weitere Lehrerin aus dem Kollegium öffentlich zu den Vorfällen geäußert. Die Lehrerin Jette Schega sagte dem rbb am Dienstag mit Blick auf die beiden geschassten Lehrkräfte, sie fände es "beschämend, dass wir solche Ergebnisse produzieren".

Damit meine sie nicht sich oder eine Gruppe von Lehrkräften, für die sie spreche, sondern die "Gesamtgesellschaft". Auch ohne die beiden würde sich ein Teil des Kollegiums weiterhin für demokratische Werte und gegen Rechtsextremismus stark machen.

Man wolle als Gruppe zukünftig mit einer Stimme sprechen, das soll auch in einem Brief an das zuständige Cottbuser Schulamt deutlich gemacht werden. Schulamt, Schulleitung und das Lehrerschaft müssten sich der Situation nun stellen. Das Kollegium sei nach wie vor tief gespalten.

Offene Drohungen gegen Lehrkräfte

Die beiden Lehrkräfte hatten angekündigt die Schule zu verlassen, nachdem sie vermehrt Anfeindungen ausgesetzt waren. Beide hatten in einem Brandbrief im April tägliche rechsextreme Vorfälle wie Hitlergrüße in der Schule öffentlich gemacht und beklagt, dass dagegen nichts unternommen werde.

"Ihr Weggang ist eine Reaktion auf Nichthandeln, Ohnmacht und Anfeindungen", so Schega. Auch sie "möchte das bei mir in der Schule nicht sehen, ich möchte keinen Duden einziehen, der mit Hakenkreuzen versehen ist". Zudem werde nicht genug auf die Eltern der betroffenen Schüler geschaut. So hatten beispielsweise selbsternannte Elternvertreter anonym in einem Brief gefordert, die beiden zu entlassen.

Zuletzt waren in Burg Dutzende Aufkleber mit dem Bild der beiden Lehrkräfte auf Laternenmasten verteilt worden. Zudem wurde ein Instagram-Account erstellt, in dem zur "Jagd" auf sie aufgerufen wurde.

Bildungsministerium schreibt neue Stellen aus

Der Brandenburger Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) wollte den Wechsel der beiden Lehrkräfte nicht kommentieren. Für Personalentscheidungen seien die jeweiligen Schulämter zuständig, so Freiberg.

Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) twitterte stattdessen am Dienstag, dass nach einer neuen Lehrkraft für die Oberschule Burg gesucht werde. Ein Lehrer oder eine Lehrerin für Erdkunde und Mathematik werde gesucht. Eine Sprecherin erklärte, Stellengesuche würden regelmäßig per Twitter verteilt. Die entsprechende Stelle sei schon länger ausgeschrieben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.07.2023, 12:30 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Meine Güte, rufen Sie doch einfach mal den von mir eingestellten Link zum rbb24 Artikel auf, dort ist der Brief im Video zu sehen. Noch viel leichter kann ich es Ihnen nun wirklich nicht machen, Rainer.

  2. 29.

    Was ihnen scheint, ist irrelevant .
    Ich wüsste auch gerne,was in dem Brief der Eltern steht.

  3. 28.

    Zitat: "Gibts irgendwo den Brief, den die Eltern schrieben, und der sich gegen die beiden ehemaligen Lehrer richtete, nachzulesen? Denn m.E. ist es gut, wenn man beide Seiten zu der Angelegenheit hört."

    Naja, einen anonymen Brief, den also jeder geschrieben haben könnte, würde ich nicht gerade dokumentierten rechtsextremen Vorfällen an der Schule als gleichwertig gegenüberstellen. Da scheinen mir auch die Aussagen der beiden Lehrkräfte doch weitaus glaubwürdiger zu sein.

    Hier wird der Brief ins Bild gerückt:

    https://www.rbb24.de/studiocottbus/panorama/2023/07/brandenburg-burg-schule-rechtsextreme-vorfaelle-lehrer.htm/listallcomments=on.html

  4. 27.

    Hallo,
    ob die Kollegin mal Unternehmensberater war, ist meines Erachtens nicht wichtig. Sie arbeitet jetzt als Lehrerin und hat, da schon seit zwei Jahren an der Schule, die pädagogische Kompaktqualifizierung hinter sich. Seiteneinsteiger werden weitergebildet. Dafür engagieren sich viele studierte Lehrer. Und die meisten Seiteneinsteiger machen eine gute und engagierte Arbeit. Deswegen sollte man ihnen nicht das Recht auf eine Meinung absprechen, da "sie keine studierten Lehrer" sind. Das finde ich echt daneben.

  5. 26.

    Danke. Ich dachte immer: "... vom Pferd", was ja irgendwie logisch klingt.
    Wie ist das mit den deutschen Sprichwörtern?: Muß, wer im Glashaus sitzt, sich tatsächlich im Dunkeln ausziehen?

  6. 24.

    Sie haben vollkommen recht, das ist in keinster Weise zu entschuldigen und woher das geschlossene Weltbild kommt sieht man am halben Kollegium, Schulleiterin, Schulamt und nicht zuletzt an den Eltern.

    Burg liegt im Landkreis Spree-Neiße, wo die NSAfD 2019 mit 26,5 % gewählt wurde. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt man.

  7. 23.

    Und wen interessiert das? Sie ist an der Schule als Lehrkraft tätig, einzig das zählt.

    Manche versuchen mit allen Mittel zu rechtfertigen, daß die beiden Lehrer weggemobbt wurden.

  8. 22.

    Zumindest hegen sie offensichtlich reichlich Sympathien für die braune Flut, wie die Diskussion zum Thema u.A. bei LR-Online aufzeigt. Und wenn ein AfD Stadtverordneter aus Cottbus dort seine kruden "Gedanken"gänge herausposaunt, bekommt er genau von diesen Eltern Beifall.

  9. 21.

    Björn Höcke ist auch Lehrer - mit dem Recht auf Rückkehr in den Schuldienst. Da läuft leider was ganz schief.

  10. 20.

    „Alles erschreckend und traurig....leider färbt die wunderschöne Landschaft von Burg und Umgebung anscheinend nicht auf die rechte Gesinnung einiger/vieler ab.“

    Nein, bedauerlicherweise ist es eher andersrum. Mich persönlich schreckt das alles ab, diese Gegend in Zukunft zu besuchen; womit ich höchstwahrscheinlich auch nicht allein sein werde.

  11. 19.

    Das finde ich auch.....warum erst jetzt....
    Alles erschreckend und traurig....leider färbt die wunderschöne Landschaft von Burg und Umgebung anscheinend nicht auf die rechte Gesinnung einiger/vieler ab.

  12. 18.

    Das ist keine Entschuldigung, aber junge Menschen testen die Grenzen aus und haben wahrscheinlich wenig Ahnung, was dieser Armgruß überhaupt echt bedeutet - sie klingen nicht gerade klug oder dass sie aus Familien voller intelligenter Menschen stammen. So traurig bin ich auch für diese Kinder, denn die große weite Welt ist ein erstaunlicher Ort, voller Kultur und Erfahrungen. Diese Kinder werden Burg wahrscheinlich nie verlassen und das ist alles, was sie je kennenlernen werden - den Hass auf nicht-weiße, nicht-deutsche Menschen.

  13. 17.

    "Lehrerin solidarisiert sich mit angefeindeten Lehrkräften" lese ich. Die Dame ist Unternehmensberaterin seit 30 Jahren, Pädagogik hat sie nicht studiert.

  14. 15.

    Ob es "ein Teil des Kollegiums" ist, der sich empört, ist zunächst nicht ersichtlich. Es ist keine Pädagogin, sondern eine "Kulturwissenschaftlerin", die als Seiteneinsteigerin vor zwei Jahren in den Schuljob eingestiegen ist. Die zwanzig Jahre davor war sie Unternehmensberaterin.

  15. 14.

    Gibts irgendwo den Brief, den die Eltern schrieben, und der sich gegen die beiden ehemaligen Lehrer richtete, nachzulesen? Denn m.E. ist es gut, wenn man beide Seiten zu der Angelegenheit hört.

  16. 13.

    Wer sich zum anderen Teil der Lehrerschaft zählt, sollte sich einen andern Job suchen. Braungetünchte "Lehrer/innen" brauchen wir nicht.

  17. 12.

    Die Überschrift sagt ja alles. "Ein Teil des Kollegiums will...". Der andere Teil will also nicht. Warum nicht? Weil alles egal ist oder weil man selbst die rechten Positionen teilt? Was sind das für Lehrkräfte? Kein Rückgrad oder Rechtsdenker?
    Respekt für die Lehrerin,die sich jetzt äußert. Aber auch hier die Frage: warum erst jetzt und warum alleine? Wenn sie allein der Teil des Kollegiums ist,dann ist es mutig.
    Schulamt/Schulaufsicht und Bildungsministerium schieben Verantwortung hin und her, damit sie keiner übernehmen muss. Es ist ein Trauerspiel und wer profitiert davon? Nur das rechte Spektrum.

  18. 11.

    Ich bin gespannt was für Lehrer sich für die Stellen da bewerben. Lehrer sind zur Zeit so gefragt, wer geht denn da auf eine Dorfschule voller Nazis?

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