Viele ungeimpfte Beschäftigte - Behindertenwerk Spremberg befürchtet Personalmangel bei Impfpflicht

Di 15.02.22 | 18:01 Uhr
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Im BWS Behindertenwerk Spremberg (Foto: rbb/Manske)
Audio: Antenne Brandenburg | 15.02.2022 | Josefine Jahn | Bild: rbb/Manske

Die einrichtungsbezogene Impfpflicht ist umstritten. Das Behindertenwerk Spremberg ist grundsätzlich dafür, dass sich möglichst viele Beschäftigten impfen lassen. Doch es ist gegen die Pflicht. Sie würde das Werk vor personelle Probleme stellen.

 

Die Einführung der Impfpflicht für Beschäftigte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen Mitte März sorgt für Diskussionen - und bei einigen betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Ungewissheit, wie es weitergeht, so auch im Behindertenwerk BWS in Spremberg (Spree-Neiße).

In der Einrichtung ist die Quote der Ungeimpften hoch. Der Start der Impfpflicht würde das Werk vor personelle Probleme stellen, sagt Werkstattleiter Erik Höhna. Von den rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind etwa 100 nicht geimpft. Selbst der Ausfall von nur wenigen Kräften wäre fatal.

Sozialarbeiterin: "Furchtbar, dass so ein Gesetz erlassen wird"

"Selbst, wenn wir nur einen Kollegen ab dem 16.3. nach Hause schicken müssten, stellt uns das vor Probleme, weil wir unserem Versorgungsauftrag nicht mehr gerecht werden könnten", sagt Höhna. Jede helfende Hand werde gebraucht.

Sozialarbeiterin Silke Dorbritz-Kamratowsky arbeitet seit 31 Jahren mit geistig behinderten Menschen, kümmert sich um Schwerstbehinderte, die im Spremberger Werk wohnen. Dem Impfen und der bevorstehenden Pflicht widersetzt sie sich. "Ich finde es ganz furchtbar, dass so ein Gesetz erlassen wird", sagt sie dem rbb. Ihrer Ansicht nach ergebe es für sie keinen Sinn.

Sorge um Mitarbeiterverlust

Das Behindertenwerk Spremberg ist grundsätzlich dafür, dass sich möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter impfen lassen. Doch es ist gegen eine branchenbezogene Impfpflicht. Die größte Sorge von Werkstattleiter Erik Höhna ist, dass Angestellte kündigen und sich an anderer Stelle neue Jobs suchen. Genau das hat Sozialarbeiterin Dorbritz-Kamratowsky bereits im Sinn.

"Wenn ich mich impfen lasse, wäre das nicht ehrlich", sagt sie. "Wenn ich mich so verbiegen muss, um diese Arbeit zu tun, möchte ich nicht mehr kommen." Dann würde sie die Branche wechseln - nach über 30 Jahren.

Impfpflicht auch Thema beim Bund-Länder-Gipfel

Ab dem 16. März gilt eine Impfpflicht für Personal in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Doch die Regelung ist umstritten. Am Mittwoch ist sie auch Thema beim Corona-Gipfel von Bund und Ländern, die Vorlage geht auf die Impfpflicht ein.

Die Gesundheitsämter hätten demnach ein Ermessen bei der Umsetzung der Maßnahmen, heißt es im Entwurf. Ein Betretungsverbot der Einrichtungen etwa für Beschäftigte, die keinen Impfnachweis vorlegen, sei die letzte Stufe: "Daher wird es nicht sofort flächendeckend automatisch zu derartigen Betretungsverboten kommen."

Außerdem soll über den Geimpften- und Genesenenstatus künftig nicht mehr das Paul-Ehrlich-Institut und das Robert-Koch-Institut (RKI) entscheiden. In der Öffentlichkeit hatte für Kritik gesorgt, dass das RKI jüngst sehr kurzfristig den Genesenenstatus auf drei Monate verkürzt hatte.

Was Sie jetzt wissen müssen

Mit Informationen von Josefine Jahn.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.02.2022, 16:40 Uhr

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31 Kommentare

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  1. 31.

    Wenn Sie es bis jetzt nicht verstanden haben, wie wollen Sie den simplen Infektionsschutz je verstehen?

  2. 30.

    Noch einmal zum Mitdenken, das Phantom der ungeimpften Pflegekraft ist unrealistisch, real sind aber die Voraussetzungen für die Profession. Am lautesten schreien jene, die keine Ahnung von der Materie haben, denn die Pflegekräfte sind längst fast alle geimpft, weil es ihre Profession so beinhaltet. Der Schutz der Schutzbefohlenen ist Grundvoraussetzung für diesen Beruf und ich wiederhole diese Selbstverständlichkeit gern noch einmal, wenn es irgendjemand immer noch nicht verstehen will oder kann. Michael, Sie versuchen Meinungen abzuwürgen, indem Sie andere beleidigen, aber haben Sie auch irgendeine fachlich fundierte Aussage getroffen?

  3. 29.

    Sie sollten mal die Kirche im Dorf lassen. Motte hat kritisiert, aber niemanden beleidigt. Wenn einige wie Sie auf Kritik beleidigt reagieren, ändert das aber nichts daran, dass die Kritik berechtigt ist. Natürlich hat sich die Impffrage während der ersten Welle nicht gestellt, eben weil es noch keinen Impfstoff gab. Lesen Sie eigentlich, was Sie schreiben? Und die meisten Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind übrigens geimpft. Und zwar, weil sie das Grundrecht ihrer Patienten/Kunden/Klienten auf körperliche Unversehrheit achten. Dass eine Impfung auch das Risiko reduziert, sich zu infizieren bzw. im Falle einer Infektion selber infektiös zu sein, sollte mittlerweile bekannt sein. Auch Ihnen. Und auch um die Belastung der pflegenden Menschen zu reduzieren (z. B. in den Krankenhäusern), sollte man sich impfen lassen. Und wovor ich Angst habe, ist die Gesundheit meiner Klienten, die aufgrund ihrer Behinderungs-/Krankheitsbilder trotz Impfung nur bedingt geschützt sind.

  4. 28.

    Sie bekommen aber schon mit, dass viele Impfskeptiker/-verweigerer für Sachargumente nicht zugänglich sind, Falschbehauptungen verbreiten, die seit Monaten immer wieder aufs Neue widerlegt werden (müssen) und den Impfbefürwortern unter anderem vorwerfen, Kinder vergiften zu wollen? Und ja, inwiefern jemand für Sachargumente zugänglich ist und Fake-News als solche erkennt, hat mit Intelligenz und unter Umständen auch mit Bildung zu tun.

  5. 27.

    Unsere Gesellschaft hat eine merkwürdige Art sich bei den Pflegekräften/Ärzten die seid mehr als 2 Jahren tolle Arbeit in der Pandemie leisten zu bedanken und ganz besonders sie Motte! Warum lassen die Menschen nicht einfach in Ruhe ihren Job machen und hören sie auf sie zu belehren. Bei den ersten Wellen der Pandemie wo es noch keinen Impfstoff gab hat es auch niemanden interessiert ob sie geimpft sind oder nicht und jeder war froh das die Pflegekräfte durchgehalten haben. Also hören sie auf in ihren Kommentar diese Menschen zu beschimpfen, glauben sie eigentlich selber noch was sie da schreiben? Ich nehme mal an sie sind 3x geimpft vor was haben sie Angst oder vertrauen sie etwa dem Impfstoff nicht, aber dafür können die Pflegekräfte nichts! Im GG steht jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das schließt das impfen mit ein. Diese Entscheidung sollten Sie also jedem selbst überlassen, Punkt.

  6. 26.

    Bei vielen ist noch immer nicht angekommen, dass die Impfung nicht vor einer Infektionsübertragung schützt, somit kann also eine Pflegekraft auch die Patienten anstecken und führt somit nicht zum Ziel, diese Personengruppe zu schützen. Ich habe noch nirgends gehört oder gelesen, was mit der Impfpflicht erreicht werden soll.

  7. 25.

    Nichts für ungut, aber Ihr Beitrag ist völlig unverständlich. Sie sollten vielleicht zumindest halbwegs verständliche Sätze formulieren.

  8. 24.

    Haben Sie den Text aufmerksam gelesen? Es geht nicht um eine Person, diese eine Person wurde lediglich als Beispiel herausgestellt. Was geimpfte Menschen nicht geimpften Menschen teilweise an den Kopf werfen, ihren Bildungsstand in Frage stellen und Kommentare, die nicht die eigene Meinung vertreten als unsinnig hinstellt werden, macht fassungslos und löst in mir aus, dass ich mich als Geimpfter für die Geimpften schäme.

  9. 23.

    Miese Arbeitsmoral? Ist die Arbeit ohne Impfung schlechter von der Qualität her? Kenn sie Frau Dobritz personlich das sie über ihre Arbeitsleistung und Arbeurseinstellung urteilen können?

  10. 22.

    Nicht wenige Menschen mit Behinderung sind auch durch eine Impfung nur bedingt geschützt, allen voran die Besucher in den Förderbereichen der Werkstätten. Sollten Sie tatsächlich Sozialarbeiter sein, müssten Sie das eigentlich wissen. Auch den sehr veralteten Terminus "Behinderte" würden Sie dann nicht verwenden.

  11. 21.

    Ich arbeite in der Pflege und bin 3x geimpft, vielleicht können Sie aber mit gutem Beispiel voran gehen!

  12. 20.

    Ja, das ist richtig. Die Impfpflicht soll eigentlich gestoppt werden. Normalerweise das Impfen ist nicht gesund, aber das Problem ist das Gesetz soll gestoppt werden, aber in Deutschland ist schwierig das zu stoppen ist, aber wäre dann Impfpflicht so beenden am 20. März zweite das normalerweise das beenden, aber grundsätzlich die Ermittlungen läuft noch ist ein Strafverfahren Verfolgung. Und die Impfpflicht wer der Täter ist, das wird noch ermittelt.

  13. 19.

    Ich kenne die BWS in spremberg. Es wird immer viel und oft gejammert. Was mich nur verwundert, es gibt ja schon eine pflichtimpfung im pflegebereich. Die ist gegen hepatitis und muss jeder pfleger vorweisen können. Warum jammert denn da keiner? Oder wenn einige ins ausland fahren und urlaub machen? Dann wird über eine impfpflicht auch nicht gejammert.

  14. 18.

    Fast alle Behinderten haben keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die ein impfen verhindern - wie übrigens fast alle anderen auch nicht. Daher kann sich fast jeder Behinderte mit einer Impfung vor einem schweren Verlauf schützen. Zumindest lese ich das jeden Tag.

  15. 17.

    Sie „widersetzt“ sich der Impfung? Kann der rbb endlich mal aufhören, mit unseren Gebühren Geschwurbel zu verbreiten? Ganz abgesehen davon, dass hier allein die Perspektive eines Teils der Betreuer*innen eingenommen wird. Was ist mit denen, die sich nicht anstecken möchten? Was ist mit den unterbezahlten Beschäftigten? Warum wird die berechtigte Kritik an Behindertenwerkstätten nicht mal mit einem Halbsatz erwähnt?

  16. 16.

    Das ist der springende Punkt. Worin besteht der Schutz für meine Patienten, wenn meine Erkrankung nicht schwer verläuft?

  17. 15.

    Verantwortungsvoll und ungeimpft, ein Widerspruch in sich...

  18. 14.

    Na dann man los Jens, mit gutem Beispiel voran! Verantwortung übernehmen und bewerben! Werden ja wohl bald paar Stellen frei demnächst.

  19. 13.

    Die Politik erlässt ein Betretungsverbot.
    Folge 1: Fleißige und verantwortungsvolle Pflegekräfte werden entlassen.
    Folge 2: Behinderte Menschen verlieren Betreuung und sozialen Halt.
    Und hier im Forum haben einige nichts besseres zu tun, als gegen diese Pflegekräfte (für die man 2020 noch geklatscht hat) zu HETZEN?
    Furchtbar, wie manche Menschen ihr Gesicht verlieren.

  20. 12.

    Dieser Eindruck entsteht nur in den Medien, denn qualifizierte Mitarbeiter kennen die Voraussetzungen für die Ausübung des Berufes und es sind ja auch fast alle geimpft. Ungeimpft sind Helfer und Unqualifizierte, die vom Infektionsschutz wenig verstehen können, bei manchen reicht es nicht für das Erkennen von Zusammenhängen. Auch Pfleger mit Examen, Fachkräfte, sind geimpft. Eigentlich darf man nicht einmal mit einer Erkältung in diesem Bereich arbeiten, zum Schutz der Ungeschützten. Einfach mal die Berufsbilder durchleuchten, alles klar definiert. Diese eine Sozialarbeiterin hat den Beruf verfehlt.

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