Viele ungeimpfte Beschäftigte - Behindertenwerk Spremberg befürchtet Personalmangel bei Impfpflicht
Die einrichtungsbezogene Impfpflicht ist umstritten. Das Behindertenwerk Spremberg ist grundsätzlich dafür, dass sich
möglichst viele Beschäftigten impfen lassen. Doch es
ist gegen die Pflicht. Sie würde das Werk vor personelle Probleme stellen.
Die Einführung der Impfpflicht für Beschäftigte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen Mitte März sorgt für Diskussionen - und bei einigen betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Ungewissheit, wie es weitergeht, so auch im Behindertenwerk BWS in Spremberg (Spree-Neiße).
In der Einrichtung ist die Quote der Ungeimpften hoch. Der Start der Impfpflicht würde das Werk vor personelle Probleme stellen, sagt Werkstattleiter Erik Höhna. Von den rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind etwa 100 nicht geimpft. Selbst der Ausfall von nur wenigen Kräften wäre fatal.
Sozialarbeiterin: "Furchtbar, dass so ein Gesetz erlassen wird"
"Selbst, wenn wir nur einen Kollegen ab dem 16.3. nach Hause schicken müssten, stellt uns das vor Probleme, weil wir unserem Versorgungsauftrag nicht mehr gerecht werden könnten", sagt Höhna. Jede helfende Hand werde gebraucht.
Sozialarbeiterin Silke Dorbritz-Kamratowsky arbeitet seit 31 Jahren mit geistig behinderten Menschen, kümmert sich um Schwerstbehinderte, die im Spremberger Werk wohnen. Dem Impfen und der bevorstehenden Pflicht widersetzt sie sich. "Ich finde es ganz furchtbar, dass so ein Gesetz erlassen wird", sagt sie dem rbb. Ihrer Ansicht nach ergebe es für sie keinen Sinn.
Sorge um Mitarbeiterverlust
Das Behindertenwerk Spremberg ist grundsätzlich dafür, dass sich möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter impfen lassen. Doch es ist gegen eine branchenbezogene Impfpflicht. Die größte Sorge von Werkstattleiter Erik Höhna ist, dass Angestellte kündigen und sich an anderer Stelle neue Jobs suchen. Genau das hat Sozialarbeiterin Dorbritz-Kamratowsky bereits im Sinn.
"Wenn ich mich impfen lasse, wäre das nicht ehrlich", sagt sie. "Wenn ich mich so verbiegen muss, um diese Arbeit zu tun, möchte ich nicht mehr kommen." Dann würde sie die Branche wechseln - nach über 30 Jahren.
Impfpflicht auch Thema beim Bund-Länder-Gipfel
Ab dem 16. März gilt eine Impfpflicht für Personal in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Doch die Regelung ist umstritten. Am Mittwoch ist sie auch Thema beim Corona-Gipfel von Bund und Ländern, die Vorlage geht auf die Impfpflicht ein.
Die Gesundheitsämter hätten demnach ein Ermessen bei der Umsetzung der Maßnahmen, heißt es im Entwurf. Ein Betretungsverbot der Einrichtungen etwa für Beschäftigte, die keinen Impfnachweis vorlegen, sei die letzte Stufe: "Daher wird es nicht sofort flächendeckend automatisch zu derartigen Betretungsverboten kommen."
Außerdem soll über den Geimpften- und Genesenenstatus künftig nicht mehr das Paul-Ehrlich-Institut und das Robert-Koch-Institut (RKI) entscheiden. In der Öffentlichkeit hatte für Kritik gesorgt, dass das RKI jüngst sehr kurzfristig den Genesenenstatus auf drei Monate verkürzt hatte.
Mit Informationen von Josefine Jahn.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.02.2022, 16:40 Uhr
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