Fördergelder für Test-Kraftwerk - "Immer wieder war das Ding schon halb tot"

Mi 22.02.23 | 15:23 Uhr
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Robert Habeck bei seinem Besuch in Schwarze Pumpe (Bild: rbb/Schneider)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 22.02.2023 | Aline Lepsch | Bild: rbb/Schneider

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Mittwoch Fördermittel für ein Kraftwerk in der Lausitz übergeben. In diesem soll mit der Speicherung von grüner Energie experimentiert werden. Ein früherer Kohleausstieg wurde nur am Rande thematisiert.

  • Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat einen Förderbescheid über mehr als 28 Millionen Euro für ein experimentelles Kraftwerk in Schwarze Pumpe übergeben
  • Das sogenannte Referenzkraftwerk Lausitz soll die Frage klären, wie auch in Zeiten ohne Wind oder Sonne Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden kann
  • Habeck und Leag-Vorstandschef Kramer sprachen hinter verschlossenen Türen, vermieden im Anschluss aber das Thema früherer Kohleausstieg in der Lausitz

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bei einem Besuch in Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) am Mittwoch mehr als 28 Millionen Euro Fördermittel für ein neuartiges Kraftwerk übergeben. Habeck informierte sich zudem über die Transformation des Energiekonzerns Leag - weg von der Braunkohle hin zu Erneuerbaren Energien.

Kraftwerk zum Experimentieren

Die Fördergelder sind für den Aufbau eines Wasserstoff-Speicherkraftwerks im Industriepark Schwarze Pumpe gedacht. Das Pilotprojekt an der brandenburgisch-sächsischen Grenze hatte sich 2019 bei einem bundesweiten Ideenwettbewerb durchgesetzt. Mit Hilfe des Kraftwerks soll erforscht werden, wie Strom aus Erneuerbaren Energien gespeichert werden kann.

Das sogenannte Referenzkraftwerk besteht aus Windparks und einer Solaranlage. Mit Strom aus Wind und Sonne wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der Wasserstoff wird gespeichert oder als grüner Wasserstoff verkauft. Ein Teil wird rückverstromt für Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.

Das ganze ist allerdings noch in einem kleinen Maßstab geplant. Das Referenzkraftwerk soll zehn bis zwölf Megawatt Leistung haben. Zum Vergleich: Das Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe hat eine Leistung von 1.600 bis 1.700 Megawatt.

Das Projekt kostet insgesamt rund 50 Millionen Euro. Mehr als 28 Millionen kamen nun als Fördermittel vom Bund. Habeck sagte am Mittwoch, es sei dem Engagement vieler Menschen in der Region zu verdanken, dass dieses Projekt zustande komme. "Immer wieder mussten Widerstände überwunden werden, immer wieder war das Ding schon halb tot - und immer wieder haben Leute einen neuen Anlauf genommen, in der Region etwas aufzubauen", äußerte sich Habeck anerkennend.

Bereits seit Längerem baut die Leag ihr Geschäft um und will mehr und mehr auf Erneuerbare Energien setzen. So soll beispielsweise eine schwimmende Solaranlage auf dem künftigen Cottbuser Ostsee entstehen. Außerdem will der Konzern eine sogenannte "Gigawatt Factory" entwickeln. Auf insgesamt rund 33.000 Hektar ehemaliger Tagebauflächen sollen große Solar- und Windparks entstehen. Die Leag will nach eigenen Angaben das größte Zentrum Erneuerbarer Energien in Deutschland werden.

Streitthema Ausstiegsdatum

Bei dem Treffen wurde zudem ein möglicher früherer Kohleausstieg thematisiert. Habeck hatte sich zuletzt für einen früheren Kohleausstieg auch im Osten ausgesprochen. Ein auf 2030 vorgezogener Ausstieg wie in Nordrhein-Westfalen müsse aber im Konsens vereinbart werden, hatte er erklärt.

Habecks Vorschläge für einen früheren Kohleausstieg hatten in der Region teils heftige Kritik hervorgerufen. Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Kohleländer, Rainer Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Michael Kretschmer (Sachsen) hatten dieser Forderung genau wie Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) eine Absage erteilt. Auch Kommunalpolitiker hatten ihre Ablehnung ausgedrückt.

Ein Leag-Sprecher erklärte vor dem Treffen am Mittwoch, dass über einen Ausstieg 2030 nicht verhandelt werden solle; es könne aber über mögliche Rahmenbedingungen gesprochen werden, die für einen früheren Ausstieg nötig wären. Leag-Auszubildende demonstrierten außerdem am Rande des Habeck-Besuchs für ihre Zukunft im Unternehmen.

Protestaktion von Leag-Auszubildenden (Bild: rbb/Rausch)
Protestaktion von Leag-Auszubildenden | Bild: rbb/Rausch

Etwa 20 Minuten sprachen Leag-Vorstandschef Torsten Kramer und Robert Habeck hinter verschlossenen Türen miteinander. Im Anschluss äußerten sie sich nicht über einen früheren Ausstieg. Kramer erinnerte aber erneut an den gesetzlich vereinbarten Ausstiegspfad bis 2038. "Wir haben ein gemeinsames Ziel, den Umbau hin zu erneuerbaren Energien, bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit", so Kramer. Man sei den Zielen der Energiewende verpflichtet, sehe aber auch Vertreter der Politik in der Pflicht, Zusagen einzuhalten und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, erklärte der Vorstandschef.

Kramer selbst hatte im Januar in einem Interview gesagt, er könne sich unter bestimmten Bedingungen auch in der Lausitz einen Ausstieg schon 2033 vorstellen.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 22.02.2023, 19:30 Uhr

25 Kommentare

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  1. 25.

    Frau Baerbock sagt zu den Speichern im Netz "Und das ist alles ausgerechnet". Eine Frage dazu, wo hier so viele Experten versammelt sind:
    Gibt es einen Link, wo die Berechnung veröffentlicht wurde? Denn es ist doch eine zentrale Frage, ob erstens diese Speicher überhaupt existieren und zweitens welches wissenschaftliche Institut diese Berechnungen vorgenommen hat.

  2. 24.

    Vor allem dürfte es interessant und notwendig sein, das ganze am realen Netz inklusive der Integration in die Prozesse der Netzbetreiber zu betreiben.
    Im Labor mit Lastwiderständen ist das technologisch interessant aber unter realen Netzbedingungen wird die Betriebsfähigkeit getestet und somit die Wirtschaftlichkeit, die letztenendes über die Investition und optimale Skalierung entscheidet.

  3. 23.

    "Nicht aus dem Zusammenhang gerissen, sondern exakt zum Thema."
    Die Aussage selbst aber schon wenn man immer wieder nur einen Satz aus der gesamten Aussage herausnimmt, reißt man den Zusammenhang auseinander.
    Frau Baerbock ist mit Sicherheit keine Expertin für Energie und ich hab nicht den Eindruck, dass sie diesen Anspruch irgendwo erhebt. Deshalb hat sie auch im gleichen Atemzug auf die Experten verweisen die das eben durchgerechnet haben. Man könnte über ihre unprofessionelle oder genervte Ausdrucksweise und die grammatikalisch falsche Verwendung von "haben" anstatt "werden haben" satirisch herziehen.
    Im gesamten Kontext versteht der gut informierte Bürger aber worauf sie hinaus wollte.
    Speicher außerhalb des Netzes dürften wenig Nutzen bringen. Mal von Gas im Speicher abgesehen, das eben erst wieder verstromt werden muß.
    https://www.deutschlandfunk.de/kandidatin-fuer-den-parteivorsitz-der-gruenen-ich-bin-100.html

  4. 22.

    Lesen Sie die Kommentare unter ihrem aufgeführten Beitrag.
    Die haben aktuell Kohle genug...dank der deutschen Energiepolitik.

  5. 21.

    Selbst für die Demo-Minianlage ist nicht klar, wo die fehlenden 22 Millionen herkommen lesen. Da gibt es keine Angaben im aktuellen RBB Beitrag. Ob die Leag überhaupt in der Lage sein wird, die gewaltigen Investitionen die mit dem "Grünen Wasserstoff" verbunden sind, zu stemmen, bleibt abzuwarten. "Der in der Lausitz ansässige Energiekonzern Leag steckt offenbar in großen finanziellen Schwierigkeiten. Nach einem Bericht des "Handelsblatt" [Bezahlinhalt] musste Leag kurzfristig mit einem milliardenschweren Kredit der staatlichen Förderbank KfW gestützt werden. Grund dafür seien die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise."

    https://www.rbb24.de/studiocottbus/wirtschaft/2022/03/leag-kfw-foerderbank-kredit-milliarden-handelsblatt.html

  6. 20.

    "Als Stromspeicher zur Sicherstellung der Stromversorgung taugt das Stromnetz also nur für Sekunden."

    Totaler Quatsch!
    Die schnellste Regelung ist als Primärreglung definiert und wird bei Netzschwankungen sofort von Erzeugungseinheiten ausgeglichen. Diese haben ihre rotierenden Massen im entsprechenden Arbeitspunkt zu fahren (verpflichtend für >100kW). Die Anregung erfolgt automatisiert und unverzögert über die Frequenz des UCTE.

  7. 19.

    Für Sie einfacher:
    Auf dem Weg zum 1,5GW Elektrolyseur muss man kleinere Anlagen tiefer erforschen und optimieren.
    Machen aktuell in verschiedenen Ländern u.a. Shell, RWE, Evonik, etc...und das bestimmt nicht aus Langeweile.

    Ihre Aussage:
    "...ginge aus einer Kostenbeteiligung der Industrie hervor, doch davon ist nichts zu lesen..."
    kommentiere ich nicht, sondern verweise auf obigen Text:
    ""Das Projekt kostet insgesamt rund 50 Millionen Euro. Mehr als 28 Millionen kamen nun als Fördermittel vom Bund""

  8. 18.

    Nicht aus dem Zusammenhang gerissen, sondern exakt zum Thema. "An Tagen wie diesen, wo es grau ist, da haben wir natürlich viel weniger erneuerbare Energien. Deswegen haben wir Speicher. Deswegen fungiert das Netz als Speicher. Und das ist alles ausgerechnet." Das Stromnetz lässt sich höchstens als Sekundenreserve einsetzen, die genutzt werden kann, bis eines der schnell anlaufenden Pumpspeicherkraftwerke an- und einspringt, um eine Unterbrechung der Stromversorgung und einen Zusammenbruch des Netzes zu verhindern, bevor ein Gaskraftwerk und dann ein thermisches Kraftwerk die Versorgung sichern, falls aus den erneuerbaren Quellen nicht genügend Strom geliefert werden könnte. Als Stromspeicher zur Sicherstellung der Stromversorgung taugt das Stromnetz also nur für Sekunden. Da kann man rechnen, solange man will.

  9. 17.

    Speicher im Netz....na klar darf sich jeder hier mit aus dem Zusammenhang gerissenen Aussagen der Grünen lächerlich machen. Kobolde fehlt noch...
    Ansonsten, endlich eine Regierung die mit dem agerichteten Mist von 16 Jahren Union aufräumt.

  10. 16.

    "Immer wieder war das Ding schon halb tot". Das Ding müßte eigentlich schon lange beerdigt sein. Niemand steckt da Geld rein, ausser Habeck, der sich seinen Spleen bezahlen lassen will. Warum korrigiert Habeck nicht die Falschaussagen seiner Mitvorsitzenden, der Völkerrechtlerin, die von "Speichern im Netz" fabuliert hat? Denn die "Speicher im Netz", das hat Baerbock richtig verstanden, sind der springende Punkt der gesamten linksgrünen "Energiewende".

  11. 15.

    "Es wird massiv in Ökostrom und Wasserstoff investiert " Ich weiss nicht, wo Sie das gelesen haben. Richtig ist, dass die Ampel-Regierung im Augenblick mit Steuergeldern versucht, das Thema Wasserstoff zu subventionieren. Allerdings geht es weltweit in die andere Richtung. es wird massiv in die Atomtechnik investiert. In Europa hat Franlreich gegen den massiven Widerstand von Deutschland die EU überzeugt, dass Atomtechnik nun "grün" und damit auch von der EU subventioniert wird, was den Vorteil hat, dass Frankreich seine Atomkraftwerke über eine EU-Beteiligung modernisieren kann.

  12. 14.

    "Es geht hier um Dimensionen bis zum 50fachen des aktuell größten Elektrolyseurs." Das habe ich bisher nicht gelesen. Mit den 28 Millionen, die Habeck nun bewilligt hat, geht es um eine Mini-Versuchsanlage mit 10 Megawatt Leistung, "Zum Vergleich: Das Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe hat eine Leistung von 1.600 bis 1.700 Megawatt"steht doch alles im RBB Artikel, doch der Artikel läßt offen wer wenigstens denn nun den Rest bis zu den 50 Millionen für die Mini-Versuchsanlage bezahlt, geschweige denn für eine realistische Weiterentwicklung ins Obligo gehen will. Die Elektrolyse für eine Leistung von 10 Megawatt braucht nicht mehr erforscht zu werden, das ist gängige Technik. Ob so eine Mini-Versuchsanlage reales Interesse der einschlägigen Industrie wecken würde, ginge aus einer Kostenbeteiligung der Industrie hervor, doch davon ist nichts zu lesen.

  13. 13.

    Bisher wurden allerdings immer wieder andere zu deren Leidwesen von der Realität eingeholt.

  14. 12.
    Antwort auf [bürger33] vom 22.02.2023 um 21:32

    Das ist keine Grundlagenforschung wie vor 150 Jahren....falls Sie den Unterschied zur angestrebten industriell-ökonomischen Nutzung kennen.
    Es geht hier um Dimensionen bis zum 50fachen des aktuell größten Elektrolyseurs.

  15. 11.

    Das sollte wieder eine "Jubelveranstaltung" für Herrn Habeck werden. Bei Lichte besehen war es eine Nullnummer. Herr Habeck will seine Phantastereien unter's Volk bringen und wird stets von der Realität überrascht und eingeholt.

  16. 10.

    Man kann es nicht glauben.... Woidke kann sich auf einmal einen früheren Kohleausstieg vorstellen. Geht wohl nur noch darum wie hoch die Leag den Steuerzahler abzocken kann.

  17. 9.

    Die Zeiten haben sich seit 33 geändert. Es wird massiv in Ökostrom und Wasserstoff investiert

  18. 8.

    Das mag sein - aber Alternativen wie Pumpspeicherkraftwerke sind hier ja nicht gerade üppig.
    Da muss man nehmen was man kriegen kann.

  19. 7.

    "Ein Teil wird rückverstromt für Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht." Der Gesamtwirkungsgrad dieser Energieumwandlungskette vom ursprünglich erzeugten Strom durch Wind und Sonne und dem "rückverstromten" Strom dürfte 5 Prozent nicht überschreiten.

  20. 6.

    Das Verfahren gibt es seit über 150 Jahren. Wirklich sinnvoll zum tausensten Male weitere Fördergelder für etwas auszugeben was solange schon bekannt und erforscht wurde?

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