Wasserhaushalt in der Lausitz - Umweltverbände beklagen fehlende Objektivität bei Umweltamt-Studie

Di 18.07.23 | 21:45 Uhr
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Symbolbild: Unregulierter natürlicher Flussverlauf der Spree. Mönchwinkel Brandenburg (Quelle: IMAGO/Jochen Eckel)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 18.07.2023 | Michael Schon | Studiogast: Dirk Messner | Bild: IMAGO/Jochen Eckel

Wie kann Wasserknappheit in der Lausitz begegnet werden, sobald dort keine Kohle mehr abgebaut wird? Dieser Frage ist das Umweltbundesamt nachgegangen. Für Naturschützer hat die entsprechende Studie jedoch einen schwerwiegenden Makel.

Eine Studie des Umweltbundesamtes zum Wasserhaushalt in der Lausitz wird von den Umweltverbänden Nabu, Grüne Liga und BUND kritisiert. In einer gemeinsamen Pressekonferenz am Dienstag erklärten sie, die Studie sei nicht unabhängig erstellt worden.

Die Studie beschäftigt sich mit dem drohenden Wassermangel in der Lausitz, speziell in der Spree, nach dem Ende der Braunkohleförderung. Aktuell wird für die Tagebaue Grundwasser abgepumpt, damit die Gruben nicht vollaufen. Das abgepumpte Wasser wird derzeit in die Spree gegeben - an heißen Sommertagen macht das Grubenwasser bis zu 90 Prozent des Spreewassers aus, so der Tagebaubetreiber Leag.

Die Studie stellt Lösungsansätze vor. So sollen beispielsweise Seen im Winter mit überschüssigem Wasser gefüllt werden und dieses im Sommer wieder abgeben. Außerdem geht es um die Möglichkeit Wasser aus anderen Flüssen, etwa aus der Elbe, zu entnehmen.

Wurden wichtige Faktoren ausgeblendet?

Laut den Umweltverbänden wurde die Studie von Gutachtern erstellt, die unter anderem für die Leag arbeiten. "Ein Unding" nannte das Björn Ellner vom Nabu Brandenburg.

Rene Schuster von der Grünen Liga fügte hinzu: "Die vom Gutachten empfohlene Überleitung von Wasser aus der Elbe würde vor allem die Flutung der geplanten Tagebauseen und andere Projekte der Leag sichern, wird aber allen anderen Wassernutzungen in die Schuhe geschoben."

Er habe festgestellt, dass sich die Berechnungen hauptsächlich auf Angaben der Leag gestützt und stichprobenartigen Überprüfungen nicht standgehalten hätten. Für Schuster sei in der Studie die Notwendigkeit der Überleitungen von der Elbe nicht nachgewiesen worden. Hier halte er von der Leag unabhängige Untersuchungen für notwendig, zumal solch ein Projekt sehr aufwendig und teuer sei. Schätzungen vor Jahren seien von Kosten in Höhe von 500 Millionen Euro ausgegangen, so Schuster.

Umweltverbände fordern neue Studie

Außerdem kritisierten die Verbände, dass Beiträge der Leag zur Problemlösung ausgeblendet worden seien. Es sei gar nicht erst untersucht worden, welche Maßnahmen der Tagebaubetreiber leisten müsste, um den Tagebau-Folgeschaden für den Wasserhaushalt und damit für die Allgemeinheit zu begrenzen, sagte Nabu-Landeschef Björn Ellner.

Es wurde zudem kritisiert, dass die Folgen des Klimawandels in der Studie nicht berücksichtigt worden seien. Das war allerdings bei der Vorstellung der Studie so kommuniziert worden. Die Umweltverbände fordern nun eine neue Studie auf Grundlage "klarer Daten". Diese solle zudem von "unabhängigen Gutachtern" erstellt werden.

Umweltbundesamt weist Kritik zurück

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, verteidigte dagegen das Gutachten über das künftige Wassermanagement in der Lausitz. "Wir hatten sehr wenige Bewerber, die dieses Gutachten erarbeiten wollten, weil sich ein Großteil der erforderlichen Daten in privater Hand befinden, so zum Beispiel beim Tagebaubetreiber Leag", sagte Messner am Dienstababend in rbb24 Brandenburg Aktuell. Man habe aber Transparenz hergestellt und Methoden und Gutachter hinterfragt. Jetzt müsse nach den kostengünstigsten und umweltverträglichsten Lösungen gesucht werden, so der Präsident des Umweltbundesamtes.

Schließlich betonte Messner, dass die Leag an den Folgekosten der Tagebaue beteiligt werde. "Das Unternehmen bekommt rund 1,7 Milliarden Euro Entschädigung dafür, dass der Bergbau aufgegeben werden muss. Das Geld musss für die Renaturierung der bergbaugeschädigten Landschaften verwendet werden. Die Leag wird also für einen Teil der Kosten aufkommen. Der Rest muss von den betroffenen Ländern aufgebracht werden."

Mit Informationen von Andreas König

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 18.07.2023, 19:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Solange Politiker und Parteien von Wirtschaftsunternehmen abhängig sind, wird es dererseits nie objektive Gutachten oder. Stellungnahmen geben.

  2. 8.

    Also weil sich die Daten sowieso in privater Hand der LEAG befinden, sind die Menschen dem nicht unabhängigen "Gutachten" der LEAG ausgeliefert. Funktioniert so Verwaltung in einer Demokratie, Herr Messner? Das ist Fahrlässigkeit im Amt. Schämen Sie sich!

    (Ja, ich weiß, er wird das nie lesen.)

  3. 7.

    Na, vor allem müssen wir endlich dahinkommen, dass die Wasserentnehmer Industrie und (!) Landwirtschaft -- sorry -- nicht nur cents bezahlen, sondern wie der Bürger Euros! Wasser sinnvoll verwenden, sollte immer drin sein, ein Pool am Haus und ein sog. englischer Rasen sind für einen Eigenheimbesitzer nicht überlebensnotwendig, das kann eingespart werden. Aber Aich der Industrie und LW wäre dringend geraten, den Wasserverbrauch zu überarbeiten. Obwohl die Industrie verpflichtet ist, dass Wasser mehrmals zu verbrauchen, d.h. auch selber reinigen. In den Gartenbaubetrieben fängt man an, sehr intelligente Bewässerungssyteme zu installieren. Also muss auch in der LW etwas folgen, das s das aus dem Hut nicht zu machen ist, ist auch klar. Aber wie wäre es mit Roggenanbau. Ein Roggenbrot ist rare Ware. Ich müsste mit dem Pkw aufs Land fahren.... Verkehrte Welt!

  4. 6.

    netter Versuch die Akteure des Umweltdesasters zu entlasten.
    Hoffentlich wird den Menschen jetzt langsam klar was der" billige" Kohlestrom noch kosten wird.
    Im Prinzip soll es doch wie mit der Atomlobby laufen. Gewinne einstreichen, Folgekosten dem Steuerzahler.

  5. 5.

    @2 liegt schon richtig, ie Spree wird kein stark wasserführender Fluss bleiben/werden, die Talsperre SPB (eigentl. Bräsinchen, denn bei diesem Wohnplatz a.d.Spree wurde sie 1959/61 errichtet) sowie der Schwielochsee b. Goyatz, auch so eine Art Speicherbecken(m. einer definierten Staulamelle) werden eher zu den ursprünglichen Verhältnissen zurückkehren. Wobei in den ehemaligen Nass-/Sumpfwiesen-bereichen,so sie unangetastet blieben auch Land unter infolge d.Setzung der Bodenschichten passieren kann. Das wird sich zeigen, wie sich der Endwasserstand einpegeln wird. Damit werden sich künftige Generationen befassen müssen, da es im Einzugsgeb.d. Spree durchaus kleinräumig wechselnde Bodenpartien gibt.Die Tiefenmelioration in der DDR war verbreitet u. ist die andere Größe. Dennoch ist vernünftig, das kostbare Wasser nicht zu vergeuden. Doch das richtet sich an die Industrie &LW, die bitte schön nicht nur symbol. cents f. d. Wasserentnahme zu entrichten haben, sondern EURs wie d. Bürger

  6. 4.

    cool - auch ich beklage die fehlende Objektivität des Umweltamtes.

    Unternehmen, die sich tatsächlich um eine Verbesserung der Situation aktiv bemühen werden aus grün-Ideologischen Betrachtungswinkel einfach "abgestempelt" mit "reicht nicht". Das ist für ein Amt einfach zu dünn; egal auf welcher Ebene.

    Zu betonen wäre die Rolle des ohnehin sehr einseitig agierenden Bundesumweltamtes.

    Aber schön, dass sich auch diese angeblichen Umwelt-Vereine dazu äußern.

  7. 3.

    Erst erscheint es schwierig. Und dann ist es einfacher als gedacht. Die Spree wird sich halbieren. Bin gespannt was die „Odergegner“ aus dem gleichen Hause für Argumente bringen.... Oder auch nicht. Die Wahlen nähern sich ja...

  8. 2.

    Wir gehen mal davon aus, dass sich der Wasserstand der Spree nach dem Ende der Tagebaue und damit der Zuführung von abgepumptem Grundwasser auf den eigentlich normalen Wasserstand normalisiert. Dass die Spree ohne die Trockenlegung einiger Sumpfgebiete der Oder-/Spreeregion und ohne Grundwasser der Tagebaue ein eher nur kleines Flüsschen ist, ist so gesehen historisch belegt.
    Wollen Nabu, Grüne Liga und BUND die Spree nach dem Schluss von Tagebaugrundwasser auf dem gleichen Wasserstand wie heute erhalten? Das ist reineweg illosorisch. Das gesamte Gefüge Spree und Berliner Gewässer ist eine Kulturlandschaft und keine Naturlandschaft. Seit dem es in der Lausitz Bergbau gibt, gibt es auch die Spree als Zufluss zu Berlin in dieser Dimension. Vorher ja nicht. Rehnen wir mal so 10% Spreewasser auf Grund des Klimawandels weg, ist die Spree von Natur aus immer noch ein kleines Flüsschen ohne die Kultureigriffe des Menschen. Bleibt nur Spree wie im Mittelalter ohne Bergbau.

  9. 1.

    Der Klimawandel wurde beim Gutachten nicht berücksichtigt?
    Dann noch mal von vorn.

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