Verkauf von Agrarbetrieb in Südbrandenburg - Leipziger Immobilien-Firma widerspricht "Land-Grabbing"-Vorwürfen

Fr 24.02.23 | 15:19 Uhr
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Kühe in der Röderland GmbH in Bönitz (Bild: dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.02.2023 | Ralf Jussen | Bild: ZB

Ein Leipziger Immobilienunternehmen mit Beteiligung der Deutschen Wohnen will einen großen Landwirtschaftsbetrieb in Südbrandenburg kaufen. Im Ort wird befürchtet, die Landwirtschaft könnte aufgegeben werden. Das Unternehmen dementiert.

Das Leipziger Immobilienunternehmen "Quarterback Immobilien AG" hat dem Vorwurf des sogenannten "Land-Grabbings" in Südbrandenburg widersprochen. Damit dementierte das Unternehmen einen Bericht der "taz", wonach das Unternehmen versucht habe, bei dem Verkauf eines Landwirtschaftsbetriebes einen anderen Landwirt gezielt auszustechen.

Beim "Land-Grabbing" handelt es sich um das Entziehen von Landwirtschaftsflächen für andere kommerzielle Zwecke, beispielsweise wenn aus Ackerland Baugrund werden soll.

In diesem Fall geht es um die "Landwirtschaftliche Unternehmensgesellschaft Röderland GmbH" in Bönitz, einem Ortsteil von Uebigau-Wahrenbrück (Elbe-Elster). Diese soll verkauft werden. Neben der Quarterback Immobilien AG hatte auch ein in Berlin lebender Landwirt Interesse am Kauf bekundet. Laut rbb-Informationen hatte dieser acht Millionen Euro für den Betrieb geboten, war aber von dem Immobilienunternehmen um rund zwei Millionen Euro überboten worden.

Gesellschafter "in der Verantwortung"

Nach dem Pressebericht über den möglichen Verkauf an ein Immobilienunternehmen hatte es zahlreiche Befürchtungen und Gerüchte in der Region gegeben. So wurde beispielsweise befürchtet, die Landwirtschaft werde nach dem Verkauf an das Immobilienunternehmen nicht weiterbetrieben.

Die ehrenamtliche Bürgermeisterin von Uebigau-Wahrenbrück, Dittgard Hapich, sagte dem rbb, es gebe eine große Verunsicherung im Ort. Die Stadt sei ein Agrarstandort. Die Gesellschafter hätten nun die Verantwortung, genau zu überlegen, an wen sie verkaufen wollten.

Mit der Röderland GmbH stehen unter anderem 2.500 Hektar Land, etwa 900 Rinder, ein Hofladen und technische Anlagen und Geräte zum Verkauf. Der mitbietende Landwirt aus Berlin hatte dem rbb erklärt, er wolle die Landwirtschaft weiterbetreiben, die schlechten Wirtschaftszahlen verbessern und den Milchviehbetrieb, einen der größten in Brandenburg, sogar noch ausweiten. Er habe dafür nach Bönitz ziehen wollen. Was aber das Immobilien-Unternehmen mit der Fläche vorhat, war zunächst unbekannt.

Beschäftigungsgarantie und Solarflächen

Tarik Wolf, Vorstand der Quarterback, erklärte am Freitag dem rbb auf Nachfrage, man habe nicht vor, den landwirtschaftlichen Betrieb in Bönitz einzustellen. Wolf sagte, die 35 Mitarbeiter sollen eine Beschäftigungsgarantie für die nächsten fünf Jahre bekommen. Der Milchviehbetrieb solle aber etwas verkleinert werden.

Das Unternehmen habe nicht vor, auf den Flächen große Industrieanlagen oder etwa Wohnungen zu errichten. Allein die Änderung des Bebauungsplanes dauere der AG zu lange, so Wolf. Stattdessen sollen auf einem Teil der Fläche sogenannte Agri-Photovoltaik-Anlagen entstehen.

Dabei werden über bestehenden Landwirtschaftsflächen Solarflächen installiert. Die Nutzung für Weidetiere oder zur Nahrungsproduktion wird dadurch kaum eingeschränkt. Laut Wolf soll so grüner Strom, beispielsweise für die Mieter der Quarterback Immobilien AG, produziert werden. Auch die im Verkaufsverfahren mitbietende Landwirt hatte vor, auf einigen Flächen Photovoltaik zu installieren.

Noch keine Entscheidung gefallen

Ob der Betrieb tatsächlich an das Immobilienunternehmen geht, steht noch nicht abschließend fest. Bislang hat die Quarterback Immobilien AG ihr Gebot lediglich mündlich vorgetragen. Für eine Entscheidung benötigen die Gesellschafter aber ein schriftliches Gebot.

Nach rbb-Informationen hatte sich ein Großteil der Gesellschafter für den Verkauf an das Leipziger Unternehmen ausgesprochen. Über das genaue Verfahren und die Bedingungen sei Stillschweigen vereinbart worden. In zwei Wochen könnte die endgültige Entscheidung zum Verkauf fallen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.02.2023, 8:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Dieser baufreudige Berliner sollte dort lieber Kohlrüben anbauen. Beitrag zur Berlinversorgung. Unsere wirtschaftliche Perspektive ist nicht rosig; geschweige denn tomatenrot. Wer heute ein Miethausneubau plant, der hat nichts begriffen.

  2. 9.

    Erst mal Dachflächen wo es nur geht mit PV bepflastern. Den Plänen des Immos traue ich nicht. Bauernland in Bauernhand. Kennen wir doch alle noch.

  3. 8.

    Beschäftigungsgarantie für 5 Jahre und dann? Ein Agrarbetrieb gehört in Bauernhände, oder wollen wir in der Zukunft komplett unsere Nahrung importieren. Die Verkäufer haben ihr Gewissen und ihre Verantwortung offensichtlich mit Dollarzeichen überklebt. Widerlich.

  4. 7.

    Ich würde vom ersten Tag an profitieren, weil ich keinerlei Kredite bräuchte. Nachteil wäre natürlich, dass man alles zurücklassen müsste, wenn man mal aus Berlin flüchten muss. Da ist es vielleicht doch besser, das Geld im ETF zu lassen, wo man nötigenfalls weltweit rankommt...

  5. 6.

    Ackerlandkauf in Brandenburg scheint mir in mancherlei Hinsicht das neue Äquivalent zum spekulativen Häuserkauf in Berlin zu sein. Es ist zu einfach zu bekommen und (im Vergleich zu anderswo) zu billig, da muss man als Heuschrecke einfach zuschlagen und einfach nur warten, bis der Wert steigt.
    In manchen anderen Staaten gibt es Kaufrestriktionen in z.B. der Form, dass nur Einheimische Ackerland kaufen dürfen oder dass klar sein muss, dass dort weiterhin Ackerbau betrieben wird.

  6. 5.

    Antrag stellen nach §35im Außenbereich. Bei Ablehnung immer wieder neu, jedes Jahr oder alle 2 Jahre. So machen es die Großen Firmen auch. Der kleine Privatmann kann es aber auch... sich trauen und hartnäckig bleiben. Nachteil: Die Bearbeitungsgebühren.

  7. 4.

    In meinem Fall wäre das Stadtplanungsamt nicht mal bereit, der Erstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes zuzustimmen oder daran mitzuwirken. Begründung: "Wir kommen schon bei Projekten mit 100 Wohneinheiten nicht hinterher, da fallen Ihre vier Wohneinheiten sowieso nicht ins Gewicht". Wir haben hier in der Gegend Bebauungspläne, die seit über 20 Jahren in Bearbeitung sind, so dass teilweise Endgrundstücke inzwischen mehrmals die Eigentümer gewechselt haben, weil sich die Bebaubarkeit immer weiter in die Länge zieht. Das Fiese dabei: In solchen Fällen geht nicht mal eine Bebauung nach 34, weil es sich ja nicht um einen unbeplanten Innenbereich handelt. Sonst könnte man ja wenigstens Baulücken schließen. Wobei ich mich frage, ob es angesichts der politischen Lage überhaupt noch sinnvoll ist, in Berlin zu investieren...

  8. 3.

    Nachtrag:
    Ein Haus mit 4 Wohnungen für die Altersabsicherung? Bei wieviel €/m2 Baukosten? 2500€-3000€, wenn es gut läuft...
    Dann profitieren Ihre Erben. Sie nicht.

  9. 2.

    Eine Bebauung im Außenbereich ist möglich und auch gängig. (Bebauungs)Pläne sind teuer und restriktiv. Manchmal reicht ein einziger Planungsmitarbeiter aus, um eine Unterschrift zu leisten, die die Nachbarn dann nicht mehr heilen können. (Behörden machen keine Fehler) Voraussetzung ist: Die Abstände passen.
    Die Fa. hier kann viel sagen. Was sie dann macht und beantragt ist nicht dasselbe. Schon weil über Jahre sich etwas entwickelt. Eigentumsrechte sind mächtig.

  10. 1.

    Als ob es so einfach möglich wäre, aus Ackerland Bauland zu machen. Ohne die Mitwirkung der Gemeinde ist das vollkommen ausgeschlossen. Ich habe hinter meinem Grundstück in Berlin ein weiteres eingezäuntes Grundstück, wo ich gerne ein Haus mit vier Wohneinheiten bauen würde, um eine regelmäßige Einnahmequelle im Alter zu haben. Keine Chance. Liegt im Außenbereich, daher keine Bebauung möglich. Der zusammenhängend bebaute Ortsteil endet hinter den vorhandenen Häusern.

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