Flugplatz Schwarzheide/Schipkau - Was zur möglichen Porsche-Ansiedlung bekannt ist - und was nicht
Der Autobauer Porsche plant offenbar den Bau einer Batteriefabrik in der Lausitz. Vieles ist allerdings noch unklar, offizielle Bestätigungen für die Pläne gibt es noch nicht - aber jede Menge Indizien. Von F. Ludwig, D. Schneider und A. Opitz
Die Lausitz ist aktuell nicht arm an Erfolgsmeldungen aus der Wirtschaft: Das Bahnwerk Cottbus ist im Bau, die BASF in Schwarzheide (Oberspreewald-Lausitz) produziert moderne Batteriekomponenten und Guben will mit Bifi nicht nur Fleisch-Snacks produzieren, sondern durch Lithiumhydroxid von Rock Tech einen der wichtigsten Batteriegrundstoffe liefern. Institute siedeln sich im Lausitz Science Park an, eine geplante Universitätsmedizin in Cottbus wartet auf eine letzte Bestätigung vom Wissenschaftrat.
Nun soll das nächste Leuchtturmprojekt für die Lausitz in den Startlöchern stehen, zumindest hat das die Deutsche Presse-Agentur (DPA) am Dienstag berichtet, eine Woche zuvor meldete die "Lausitzer Rundschau" ähnliches. Kein geringerer als der Autobauer Porsche soll Pläne haben, auf dem Flugplatz Schwarzheide/Schipkau eine Batteriefabrik zu errichten. Bestätigen will die Meldung bislang niemand - doch es spricht einiges für den Standort.
Keine Bestätigungen vom Land oder von Porsche
Aus dem Brandenburger Wirtschaftsministerium heißt es, man wolle sich nicht zu möglichen Ansiedlungen äußern. Solche Gespräche müssten vertraulich bleiben. Ähnlich äußerte sich die Brandenburger Wirtschaftsförderung.
Auch Porsche selbst ist zurückhaltend. Der Autohersteller baut aktuell eine Batteriefabrik in Baden-Württemberg. Perspektivisch soll ein zweiter Standort hinzukommen, es werde aber noch geprüft wo. Bis zum Jahresende soll laut Porsche eine Entscheidung fallen, nach rbb-Informationen sogar noch im Oktober.
Dass nun der Flugplatz Schwarzheide/Schipkau im Gespräch ist wird nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert. Und es gibt Hinweise, dass eine Großinvestition dort kurz bevorsteht.
Flugplatz wird als Gewerbegebiet vorbereitet
Der Flugplatz soll ohnehin zu einem grünen Gewerbegebiet umgestaltet werden. Das plant die Gemeinde seit längerem. Zahlreiche Solar- und Windparks in der Region machen das möglich.
"Die Großansiedlungsfläche ist seit mehreren Jahren in der Landesplanung mit berücksichtigt, als eine der wenigen Industrieflächen, die eine Ansiedlung ermöglichen würden", sagt Marcel Petermann. Er ist Manager des Regionalcenters Oberspreewald-Lausitz der Industrie- und Handelskammer Cottbus (IHK). Man könne den Flugplatz durchaus als "Filetstück" bezeichnen, bei den wenigen großen und zusammenhängenden in Brandenburg verfügbaren Flächen. Der direkte Autobahnanschluss sei ein weiterer Pluspunkt. "Die Parameter drum herum stimmen", so Petermann.
Neuer Planungsverband gegründet
Die Gemeinde Schipkau bemüht sich um Ansiedlungen, "jedoch können wir zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren, dass sich Porsche in Schipkau ansiedeln wird", heißt es auf rbb-Nachfrage. Noch in diesem Jahr sollen aber Entscheidungen über mögliche Ansiedlungen auf dem Flugplatz getroffen werden, heißt es. In Vorbereitung dieser ist bereits der Planungsverband "Industriegebiet Schipkau-Schwarzheide" gegründet worden.
Das Gelände ist etwa 120 Hektar groß und würde einer möglichen Batteriefabrik ausreichend Platz bieten. Entwickelt wird die Fläche vom Dresdener Planungsbüro Gicon. Gegenüber dem rbb wollte sich Gicon am Mittwoch nicht äußern. Zu möglichen Ansiedlungen, die sich für den Flugplatz bewerben, äußerte sich Gicon-Chef Jochen Großmann allerdings in der "Lausitzer Rundschau" [Bezahlinhalt]. Firmennamen nennt Großmann nicht. Zu den Bewerbern gehören aber beispielsweise ein Rechenzentrum, Solarrecycling und Zulieferer der chemischen Industrie und: eine Batteriefabrik.
Kündigung für Fliegerclub
Aktuell wird der Flugplatz vom Aeroclub Schwarzheide/Schipkau genutzt, einem Fliegerverein. Der hat nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Klaus Wonneberger noch einen Pachtvertrag bis 2030. Am Dienstag sei dem Verein nun aber mitgeteilt worden, dass der Flugbetrieb zum 31. Dezember eingestellt werden muss.
Für den Verein ist das eine Hiobsbotschaft. Eine Ersatzfläche, obwohl laut Wonneberger zugesagt, gibt es noch nicht. Die 75 Mitglieder wissen demnach noch nicht, wo sie zukünftig ihr Hobby ausüben können. Es sei einer der wenigen Vereine überhaupt, in dem Segelflug, Motorflug, Ultraleichtfliegen und Modellflug möglich sei, so Wonneberger. Gegenüber dem rbb erklärte er am Mittwoch, er sei außer sich, weil für den Verein noch nichts geklärt sei.
Der Vorgang lässt sich aber auch so erklären, dass die Gemeinden Schipkau und Schwarzheide auf ihrer geplanten Industriefläche Tatsachen schaffen wollen. Selbst, wenn Porsche nur lose interessiert ist an dem Standort, könnten die Gemeinden ein Interesse daran haben, mit einem "fertigen" Industriegebiet ins Rennen um die Ansiedlung zu gehen.
BASF als Standortfaktor
Ein weiterer großer Punkt, der für die Ansiedlung von Porsche in der Lausitz spricht, ist die Nähe zu einem weiteren Industrieriesen der Region: in Schwarzheide, einen Steinwurf vom Flugplatz entfernt, betreibt der Chemiekonzern BASF ein Werk mit mehr als 2.100 Mitarbeitern.
Das Thema Batterien ist mittlerweile in Brandenburg nicht mehr ohne die BASF zu denken. Der Konzern hat in Schwarzheide die erste Kathodenproduktion Europas aufgebaut. Passend dazu produziert das französische Unternehmen Air Liquide am Standort Schwarzheide Grundstoffe für diese Fabrik. Beide Produktionen können, sofern es die Nachfrage erlaubt, vergrößert werden. Und die Batteriefabrik von Porsche könnte die Nachfrage deutlich erhöhen. Hinzu kommt, dass BASF bereits seit zwei Jahren mit Porsche zusammen arbeitet und am Standort bereits eine Anlage zum Batterierecycling plant. Dass die geplanten und im Bau befindlichen Batterie-Projekte in der Lausitz ebenfalls für eine Ansiedlung der Porsche-Batteriefabrik sprechen, sieht auch die IHK Cottbus so.
Es bleibt also spannend für Schipkau und Schwarzheide. Offizielle Bestätigungen gibt es für eine mögliche Porsche-Ansiedlung nicht. Doch die Indizien sprechen durchaus dafür. Klarheit wird es wohl erst im Oktober geben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 06.09.2023, 14:10 Uhr