Seit Wochen gesucht - Mutmaßlicher Axt-Mörder nahe der polnischen Grenze festgenommen

Fr 22.07.22 | 17:32 Uhr
Symbolbild: Ein Fahrzeug der Bundespolizei (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 22.07.2022 | Nachrichten | Bild: dpa/Patrick Pleul

Fast fünf Wochen lang war ein 36-Jähriger auf der Flucht. Die Vorwürfe: ein Mord mit einer Axt und eine Vergewaltigung. Im Landkreis Oder-Spree, Hunderte Kilometer vom Tatort entfernt, hat jetzt ein Spezialeinsatzkommando zugeschlagen.

Nach mehrwöchiger Fahndung hat die Polizei in Brandenburg nahe der polnischen Grenze einen mutmaßlichen Mörder gefasst. Der 36-Jährige wurde am Donnerstagabend in Brieskow-Finkenheerd (Landkreis Oder-Spree) festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft Detmold und die Polizei Bielefeld am Freitag mitteilten. Er soll vor rund fünf Wochen im nordrhein-westfälischen Kalletal einen 39-jährigen Mann im Schlaf mit einer Axt getötet und anschließend seine frühere Freundin vergewaltigt haben. Das bestätigte der Oberstaatsanwalt Christopher Imig dem rbb.

"Am Dienstag und Mittwoch haben wir durch eigene Ermittlungen Hinweise darauf bekommen, er könnte sich im Grenzgebiet in Frankfurt (Oder) herum aufhalten", so der Oberstaatsanwalt. In den vergangenen Tagen hatte es demnach Hinweise gegeben, dass er sich nahe der polnischen Grenze aufhalte. Als diese konkreter wurden, stürmte schließlich ein Spezialeinsatzkommando das Haus, in dem sich der mutmaßliche Mörder aufhielt. Laut Oberstaatsanwalt Imig wurden sowohl die Brandenburgische Polizei als auch das polnische Strafverfolgungsorgan informiert.

Der 36-jährige Verdächtige soll in der Nacht auf den 18. Juni einen 39-jährigen Mann mit einer Axt erschlagen haben - wohl aus Eifersucht. Laut den Ermittlern hatte das Opfer ein Verhältnis mit der Ex-Freundin des mutmaßlichen Täters. Die beiden lagen bei den Axthieben im Bett.

Er soll seine Ex-Freundin vergewaltigt haben

Im Anschluss soll der 36-Jährige die Frau ins Badezimmer gezerrt und dort vergewaltigt haben. Danach zwang er sie und ihre beiden kleinen Kinder aus einer früheren Beziehung in ein Auto und raste davon. Doch weder hatte er einen Führerschein noch konnte er Auto fahren, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte. Durch seine Fahrweise geriet er in den Fokus der Polizei - die von der blutigen Tat zu diesem Zeitpunkt noch nichts ahnte. Laut Staatsanwaltschaft nutzte der 36-Jährige einen Überraschungsmoment und rannte davon.

Der Mann sei am selben Tag nochmal im niedersächsischen Rinteln gesehen worden, sagte der Sprecher. "Dann verliert sich die Spur." Eine Großfahndung in der Gegend blieb erfolglos. Für die Fahndung veröffentlichten die Ermittler den vollen Namen und ein Foto des Mannes, versuchten es mit Plakaten und einer ausgerufenen Belohnung von 5.000 Euro für Hinweise.

Dass es den 36-Jährigen womöglich in Richtung Osten zieht, hatten die Ermittler schon bald nach der Tat geahnt - laut Polizei kommt er aus Aserbaidschan. Welche Staatsbürgerschaft er hat, ist demnach aber noch nicht eindeutig geklärt. Mit Flugblättern, die sie auf Autobahnraststätten verteilten, machten die Ermittler vor allem osteuropäische Fernfahrer auf den Flüchtigen aufmerksam. "Da sieht man sich jetzt bestätigt, dass die Theorie Hand und Fuß hatte", sagte ein Polizeisprecher am Freitag mit Blick auf die Festnahme in der Nähe der polnischen Grenze.

Verdächtiger mittlerweile in Untersuchungshaft

Wie genau der 36-Jährige es mehrere Hundert Kilometer weiter schaffte, war zunächst unklar. Eine Hypothese sei, dass er irgendwie über die Autobahn weiter nach Osten gelangt sei, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Tatort in Kalletal liegt nur wenige Kilometer von der A2 entfernt, die - weiter östlich als die A12 - geradewegs in Richtung Warschau verläuft. Auch der Festnahmeort liegt in der Nähe der Autobahn.

Wie die Ermittler dem 36-Jährigen in der Gemeinde Brieskow-Finkenheerd auf die Schliche kamen, sagte der Sprecher nicht. "Da gibt es verschiedene Trickkisten - die wir hier aber nicht offenlegen", sagte er. Es sei auch für eine Weile nicht klar gewesen, ob er sich dies- oder jenseits der Oder aufhalte. Daher standen die Ermittler auch mit den polnischen Strafverfolgungsbehörden in engem Austausch. Die wären für den Fall einer Flucht nach Polen zum Zugriff bereit gewesen, hieß es.

Noch am Freitag wurde der mutmaßliche Mörder nach Detmold gebracht und dort einer Haftrichterin vorgeführt. Diese verkündete ihm einen Haftbefehl wegen Mordes, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Der Haftbefehl war bereits vorher erlassen worden. Der 36-Jährige habe sich dabei nicht zu den Vorwürfen geäußert. Er kam in Untersuchungshaft.

Die Ermittlungen zur mutmaßlichen Vergewaltigung seiner Ex-Freundin gehen noch weiter. Es würden etwa DNA-Proben ausgewertet, hieß es.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.07.2022, 14:30 Uhr

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