Institut in Müncheberg - Kotfressender Stierkäfer wird Insekt des Jahres 2024

Do 30.11.23 | 11:51 Uhr
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Symbolbild:Ein männlicher Stierkäfer mit Kotpille.(Quelle:picture alliance/blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecke)
Audio: Fritz | 30.11.2023 | Nachrichten | Bild: picture alliance/blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecke

Der Stierkäfer hat eine besondere Auszeichnung bekommen: Das kotfressende Tier wird Insekt des Jahres 2024. Experten am Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg (Märkisch-Oderland) wählten den Stierkäfer aus einer Reihe von Vorschlägen, wie das Institut am Donnerstag bekanntgab. Das Tier, das zur Familie der Mistkäfer gehört, besetze eine Schlüsselrolle in Ökosystemen, die Bestände gingen aber bedenklich zurück, so das Institut.

Der Stierkäfer, ein "Kraftprotz"

Der Stierkäfer (Typhaeus typhoeus) ist zwischen 14 und 20 Millimeter groß. Der Name kommt von drei Hörnern, von denen die beiden äußeren wie beim Stier nach vorne gerichtet sind. Sie werden beim Kampf mit Rivalen und zum Schutz der Nistplätze eingesetzt. Der Käfer sei ein Kraftprotz, erklärte Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg-Instituts und Vorsitzender des Kuratoriums. Der Stierkäfer könne mehr als das Tausendfache seines Körpergewichts ziehen.

"Diese Stärke nutzen die Käfer, um Kot von Kaninchen, Rehen, Rindern, Schafen oder Pferden in Form einer Kugel als Nahrung für ihren Nachwuchs in die engen Gänge ihrer Brutkammern zu schieben", so Schmitt. Dafür graben Stierkäfer nach der Paarung einen bis zu 1,50 Meter tiefen Schacht in den Boden. In den Kammern wird der Kot zu einer Pille geformt, neben der das Weibchen das Ei ablegt. Aus dem Ei schlüpft die Stierkäfer-Larve, die zu der Brutpille kriecht und sich dort ernährt.

Mistkäfer sorgten dafür, dass Kot rasch von der Bodenoberfläche verschwindet, erklärt Werner Schulze, der für den Naturschutzbund (Nabu) an der Auswahl beteiligt war. "So regulieren die Käfer auch die Entwicklung von parasitischen Würmern und Fliegen im Säugetierkot, fördern den Transport von Pflanzensamen und reduzieren die Emission von Treibhausgasen vor allem aus Kuhfladen."

Anti-Wurmmittel töten Käfer

Seit Mitte der 1980er Jahre verzeichnen Entomologen weltweit einen starken Rückgang der Populationen von Mistkäfern. Der Grund: Weidetiere würden zunehmend vorbeugend Anti-Wurmmittel bekommen. Die Wirkstoffe werden von den Tieren ausgeschieden und gelangen über den Kot in die Käfer, die sich davon ernähren. "Das hat zur Folge, dass koprophage [kotfressende; Anm. d. Red.] Käfer absterben oder sich nur noch eingeschränkt reproduzieren", so Schulze.

Der Rückgang von Dung- und Mistkäfern wird von der Wissenschaft als ein wesentlicher Teil des weltweiten dramatischen Verlustes der Insektenfauna eingestuft. Um dem entgegenzusteuern, müsse der Einsatz von Antiparasitika bei Haus- und Nutztieren reduziert werden, so der Kuratoriumsvorsitzende Schmitt. Nutztiere sollten zudem wenn möglich wieder mehr auf Weiden als in Ställen gehalten werden.

Sendung: Fritz, 30.11.2023, 14:12 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Was genau bitte ist ein Hoschie?
    Und zur Größe - Ironie??
    Ein stinknormaler Mistkäfer wird bis zu 45 Millimeter...

  2. 3.

    Zitat: "Der Stierkäfer (Typhaeus typhoeus) ist zwischen 14 und 20 Millimeter groß."

    Mein lieber Kokoschinski, das sind ja ganz schöne Hoschies. Ich habe einen solchen Brummer leider noch nicht in natura beobachten können, finde diese Käfer aber sehr faszinierend.

  3. 2.

    Äh, kann man den nicht umbenennen? Sich und uns mit einem wohlklingenden Namen eine Freude machen?
    Oder er sollte vielleicht heiraten, dann könnte er den Namen seiner Frau annehmen...

  4. 1.

    Schöner Artikel. Da sieht man mal wieder, dass in der Natur alles zusammenhängt.

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