Verstoß in Oder-Spree - Zehn Menschen bei Quarantäne-Kontrolle nicht zu Hause

Fr 27.03.20 | 21:38 Uhr
  55
Fürstenwalde, Landkreis Oder-Spree: Mitarbeiter einer Arztpraxis stehen in Schutzausrüstung auf einem Corona-Testzentrum. (Quelle: dpa)
Sendung: Antenne Brandenburg | 27.03.2020 | Bild: dpa

In Oder-Spree ist massiv gegen die Anordnung häuslicher Isolation verstoßen worden: Bei einer Quarantäne-Kontrolle von 55 Personen, die positiv auf das Coronavirus gestestet wurden, waren zehn Menschen nicht zu Hause. Das könnte teure Folgen haben.

Was Sie jetzt wissen müssen

Bei Quarantäne-Kontrollen im Landkreis Oder-Spree haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung zehn von 55 Personen nicht in ihren Wohnungen angetroffen. Dies teilte der Sprecher des Kreises am Freitag mit. Die Verwaltungsmitarbeiter hatten die Haushalte am Donnerstag aufgesucht und die Einhaltung der häuslichen Isolation überprüft.

"Das ist völlig inakzeptabel", sagte Landrat Rolf Lindemann (SPD). "Die Einhaltung der angeordneten Quarantäne ist keine Wahlveranstaltung, hier gibt es null Spielraum. Wer als am Coronavirus Erkrankter so unverantwortlich handelt, der konterkariert die Bemühungen aller, ein äußerst gefährliches Krankheitsgeschehen einzudämmen."

Der Landkreis werde die Hintergründe des Fehlverhaltens ermitteln und - wenn es keine plausiblen Erklärungen gebe - auch Bußgelder verhängen.  

Unterstützung beim Einkaufen

Wer Unterstützung in der häuslichen Isolation beispielsweise bei der Versorgung mit Lebensmitteln benötigt, für den bietet der Landkreis in Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfall-Hilfe Regionalverband Oderland sowie dem DRK MOHS e.V. Hilfe an. Betroffene könnten sich unter der Rufnummer 03361 599-3901 melden.

Der Landkreis habe auch die Schutzmaßnahmen in Supermärkten und Discountern überprüft. Maßnahmen zur Abstandsregelung und Schutzvorkehrungen in den Kassenbereichen würden durchgesetzt, teilte der zuständige Beigeordnete mit. In der kommenden Woche will der Landkreis auch Baumärkte und Getränkemärkte überprüfen.  

Verstöße gegen Kontaktverbot in Frankfurt (Oder)

In Frankfurt (Oder) gab es im Verlauf dieser Woche mehrere Verstöße unter anderem gegen das Kontaktverbot. Die Stadte teilte mit, dass sie 28 Strafanzeigen und 25 Ordnungswidrigkeiten festgestellt habe. Polizeistreifen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollieren verstärkt, ob die Auflagen auch eingehalten werden, sagte Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke (Linke).

"Die Allermeisten scheinen verstanden zu haben, wie sie sich zu verhalten haben, einige aber nicht", sagte der Oberbürgermeister. Zugleich wies er aber auch auf aus seiner Sicht übertriebenes Verhalten hin. "Leute zeigen sich gegenseitig an, weil in Kaufhallen der Abstand gefühlt nicht eingehalten wird", sagt er. "Wir erleben auch viele Denunziationen. Wir sind natürlich dankbar für Hinweise. Aber ich habe den Eindruck, dass einige denken, wenn sie das Virus bekommen, sind sie des Todes." Dies sei nicht der Fall.  

Keine Familien in Gruppen

Frank Bonack, Leiter des Polizeireviers Frankfurt (Oder) stellte vor allem unerlaubte Gruppenbildungen fest. "Nicht Familien dürfen in voller Zahl miteinander unterwegs sein, sondern Mitglieder eines Haushaltes, weil diese auch innerhalb des Wohnraumes naturgemäß dicht beieinander sind", präzisierte er.

Für alle, die nicht im selben Haushalt wohnen, gelte eine Anzahlbeschränkung von genau zwei Personen, die mindestens 1,5 Meter Abstand voneinander zu halten haben. "Oma und Opa aus deren Wohnung zum Familienspaziergang einzuladen ist genauso verboten wie die gemeinsame Grillparty von zwei oder mehr befreundeten Familien aus verschiedenen Haushalten", sagte Bonack.

Fünf getestete Personen genesen

Im Landkreis Oder-Spree sind 63 Personen positiv auf eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus getestet. Seit Beginn des Krankheitsausbruchs wurden im Landkreis Oder-Spree insgesamt 68 Fälle positiv getestet. Fünf Personen sind inzwischen wieder genesen. In Frankfurt (Oder) sind inzwischen sechs Personen positiv getestet worden. Insgesamt waren in Brandenburg am Freitagnachmittag 696 Personen positiv auf das Virus getestet, 117 mehr als am Vortag.

55 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 55.

    Ist alles im Infektionsschutzgesetz geregelt, so ist auch u. a. Art. 13 Abs. 1 Grundgesetz (Unverletzlichkeit der Wohnung) eingeschränkt.

  2. 54.

    Wie wird geprüft, ob die Menschen zuhause sind? Die dürfen ohne Durchsuchungsbefehl nicht die Wohnung absuchen. Den Durchsuchungsbefehl werden sie nicht bekommen. Wenn sie nur an der Tür klingeln und keiner macht auf und niemand geht ans Telefon, kann das folgende Gründe haben: Der Gesuchte sitzt auf dem Klo, liegt in der Badewanne oder duscht, schläft tief, fühlt sich zu schwach, die Tür zu öffnen, will niemand anstecken, hört Musik mit Kopfhörern und hört deshalb das Klingeln nicht, ist schwerhörig und hat sein Hörgerät nicht im Ohr. Wenn geprüft wird, in welcher Zelle das Mobiltelefon eingeloggt ist, geht das schief, wenn es ausgeschaltet ist, der Mensch sein Mobiltelefon zuhause läßt und ohne es aus dem Haus geht. Dann wäre noch die elektronische Fußfessel, die bei Straftätern angewendet wird. Wird den Kontrolleuren vom Gesundheitsamt sofort gemeldet, wenn Quarantänepatienten ins Krankenhaus kommen?

  3. 53.

    Die meisten Menschen hier in dem Forum, schreiben genau das, was ich auch denke.

  4. 52.

    Sie haben wohl nicht mitbekommen, wie viele tausende schon gestorben sind. Genau das versucht man mit solchen Maßnahmen bei uns zu verhindern.

  5. 51.

    So wie in Jessen. Dort haben sich 2 Personen nicht dran gehalten. Was jetzt rausgekommen ist kann man ja sehen.

  6. 49.

    "Aber ich habe den Eindruck, dass einige denken, wenn sie das Virus bekommen, sind sie des Todes."
    Tja das haben auch die Medien mitzuverantworten, und wie man hier an den vielen Kommentatoren sieht, ist auch bald wieder Hexenverbrennung und teeren und federn angesagt.
    Danke an die ganzen Panik verbreiter und Angstmacher, das wird noch böse enden für die Gesellschaft.

  7. 48.

    Was ist nur passiert?
    Hier wird gejammert, weil man Kontakte vermeiden soll und auf das Notwendigste beschränken. Infizierte mit mildem nicht behandlungsbedürftigem Verlauf dürfen zu Hause bleiben, schwerer Erkrankte im Krankenhaus.
    Ich habe 1975 6 1/2 Wochen in Potsdam/Hermennswerder in Quarantäne verbringen müssen mit einer infektiösen Hepatitis (ohne zu wissen woher) mit 4 anderen Männern abgeschottet in einem Krankenzimmer mit eigenem Klo. Keine Symptome außer gelbe Augen, etwas verhärtete Leber - aber eben hochinfektiös. Keine Medien außer ein kleines Kofferradio, das einer hatte. Kontaktpersonen nur das medizinische Personal. Einmal wöchentlich Blutentnahme zum Testen. Lange Langeweile. Besucherkontakte nur vom Klofenster zur Family im Hof. Jammern wäre kontraproduktiv gewesen. Wir haben es auch überlebt.

  8. 47.

    Wie es scheint haben Sie noch gar nicht mitbekommen, dass wir uns immer noch am Anfang der Krise und nicht am Höhepunkt, geschweige darüber hnweg sind. Die Zahlen der täglich nachgewiesenen Neuinfektionen steigt immer noch an. Und die symptomarmen oder sogar -freien Coronainfizierten kennt kein Mensch. Etwa alle 3 Tage hat sich die Zahl der nachgewiesenen Infizierten verdoppelt. Vor einigen Tagen waren es noch 4. Wobei man auch den zeitlichen Ablauf: Infektion, Inkubationszeit und Zeigen von Symptomen berücksichtigen muss. dieser Zeitablauf soll etwa 10 Tage dauern. . Erst mal muss ja die Wirkung der Maßnahmen abwarten. Erst wenn die Neuinfiziertenzahlen sinken (sh. China), kann man neu entscheiden. Es geht um den Zeitgewinn, der gebraucht wird. Oder wünschen Sie Verhältnisse wie in Italien, Frankreich oder wie sie sich nun in den USA abzuzeichnen beginnen?

  9. 46.

    Na ich vermute mal, dass die Kontolleure sich nicht wie Paketdienste verhalten: kurz klingeln und (bis ich die Treppe zur Haustür runterkraxele ... geht mit Arthrose nicht wie ein Springinsfeld) - längst wieder weg sind - sondern schon intensiver bemühen sich bemerkbar zu machen.

  10. 45.

    Also, so groß ist das nun auch nicht. Da kann man von einem Ende zum anderen alles noch sehen. Entweder Sie wollen uns veräppeln und denken 2500qm sind riesig, oder Sie leben in einer Erdhöhle. Wie erreichen Lieferanten Sie? Wie gesagt, es gibt auch in Berlin solche Grundstücke. Da sieht man den übernächsten Nachbarn noch.

  11. 44.

    Ich verstehe hier den Herrn Lindemann überhaupt nicht. Die Leute sind in Quarantäne und da gibt es im Infektionsschutzgesetz entsprechende Festlegungen. Was heißt denn dann erstmal feststellen, warum sie nicht angetroffen worden sind. Keiner hat so ein großes Grundstück das er nicht mitbekommt wenn jemand etwas von ihm will. Hier müssen die Sanktionen voll greifen ansonsten brauchen wir keine Gesetze mehr. Es kann doch nicht sein das ein zu schnelles Fahren und damit geblitzt zu werden ein schlimmeres vergehen ist als sich trotz Quarantäne von zu Hause zu entfernen. Das beste Beispiel ist der Verkehrsunfall mit einer sich in Quarantäne befindlichen Dame am letzten Wochenende auf der B87. Was ist nun bei Ihr? Welche Strafe bekommt sie. Das Infektionsschutzgesetzt legt ja da bestimmte Strafen fest. Wäre schön das mal zu erfahren!!!!

  12. 43.

    Also manche Leute haben den Gong immer noch nicht mitbekommen !!!
    Aber dumme muss es ja auch geben

  13. 42.

    Da ist Abhilfe aber leicht möglich. Die Medien wie Wasser und Strom liegen doch auch im Haus ? Es gibt da nun ganz viele Lösungen für die Klingelanlage. Ich kenne sogar eine noch existierende "Anlage" mit Zugdraht, der an einer kleinen Messingglocke endet. So 80 m lang ist das Drahtgeflecht.

  14. 41.

    Mich würde im Nachgang mal interessieren, wo die nun waren. Sind die indessen im Krankenhaus gelandet? Oder hatte das Gesundheitsamt ihnen gesagt "öffnet keinem Fremden die Tür"? Wären sie im Garten oder auf'm Klo? Oder in Berlin?
    Rbb, Gesundheitsamt, bitte auflösen!

  15. 40.

    Und das Ordnungsamt würde Sie weder auf dem Grundstück finden können noch telefonisch kontaktieren? Ich bin sicher, dass die Leute, die kontrollieren, ob Sie zuhause sind, etwas mehr versuchen würden, als die Türklingel zu betätigen. Oder ist es von der Straße aus nicht erkennbar, dass es sich um ein Haus mit Garten bzw. Grundstück handelt? Außerdem hätten Sie bei plausibler Erklärung ja auch nichts zu befürchten.

  16. 39.

    Bitte nicht die allgemeine Kontaktsperre mit der wesentlichen rigideren Quarantäne verwechseln!

  17. 38.

    Sie verdrehen da etwas. Quarantäne ist Quarantäne. Wenn man Hilfe braucht oder Angstzustände hat und raus muss, dann muss man Hilfe holen. Selbstjustiz ist gerade unangebracht. Ein Verstoß gegen die Quarantäne hat auch nichts mit zivilem Ungehorsam zu tun. Und gerade zum Arzt, um Ihr Beispiel aufzugreifen, sollte man nicht gehen, wenn man infiziert ist. Der kann es auch weitergeben (wie das Beispiel Merkel deutlich gemacht hat)

    Die Gründe würden mich aber auch interessieren @ rbb. Könnt Ihr diese Menschen mal fragen, warum sie gegen die Quarantäne verstoßen haben? Hilft vlt auch anderen. Oftmals ist es was Banales, das mit Hilfe von Außen geklärt hätte werden können.

  18. 37.

    Wer diese Menschen in Schutz nimmt hat immer noch nicht begriffen, worum es hier geht. Es geht um unser aller Gesundheit und nicht um den Spaß Einzelner.
    Aber die Strafen sind noch zu gering und ein Umdenken beginnt bei diesen Egoisten vielleicht erst bei italienischen Verhältnissen, wenn da überhaupt genug Gehirn vorhanden ist.
    Quarantäne ist nun mal Quarantäne und Punkt.

  19. 36.

    Die "Stimmungsmache" geht sogar so weit, dass sie nicht davor zurückschreckt, von bislang ca. 27.000 Toten weltweit zu sprechen, wobei es in vielen Regionen gerade einmal anfängt, sich zu entwickeln.
    Die "Stimmungsmache" spricht auch von Verdoppelung der Infektionszahlen ca. alle 3-4 Tage, und dass gewisse Maßnahmen wahrscheinlich dazu beitragen können, die Verdoppelungszeit zu strecken, was sich für die Versorgung in den Krankenhäusern in den nächsten Wochen positiv auswirken könnte.
    Diese "Stimmungsmache" beinhaltet natürlich nicht, die Augen vor manchen Realitäten zu schließen und zu meinen, es könnte uns nicht schlimm treffen, wenn wir so täten, als gäbe es die rasante Weiterverbreitung des Virus nicht.

Das könnte Sie auch interessieren