Frankfurt (Oder) - Oberbürgermeister René Wilke lehnt stationäre Grenzkontrollen weiter ab

Mi 16.08.23 | 07:47 Uhr
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Ein Polizist winkt am 27.07.2023 einWohnmobil mit der Haltekelle heraus. An deutschen Grenzen wurden im ersten Halbjahr 2023 mehr unerlaubte Einreisen von der Bundespolizei registriert als im Jahr zuvor. (Quelle: Picture Alliance/Hannes P. Albert)
Audio: Antenne Brandenburg | 16.08.2023 | Robert Schwaß | Bild: Picture Alliance/Hannes P. Albert

Die steigende Zahl von Asylsuchenden in Deutschland hält die Debatte über die Ausweitung stationärer Grenzkontrollen am Laufen - Frankfurts Oberbürgermeister stellt sich bisher dagegen. Derweil werden Klagen über Racial Profiling lauter. Von Robert Schwaß

Seit 2015 gibt es stationäre Grenzkontrollen an der bayerisch-österreichischen Grenze. Doch weil es derzeit vor allem über die Belarus-Route und Polen zu illegalen Einreisen kommt, fordern Landespolitiker aus Brandenburg und Sachsen stationäre Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien. Sowohl Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) als Ministerpräsident Dietmar Woidke (SDP) hatten das zuletzt immer wieder bekräftigt. Brandenburgs CDU-Landeschef Jan Redmann reist am Mittwoch nach Bayern, um sich an der Grenze zu Österreich über die Arbeit der Grenzpolizei zu informieren.

An der Frankfurter Stadtbrücke, die Frankfurt (Oder) mit der polnischen Nachbarstadt Slubice verbindet, führen Beamte der Bundespolizei lediglich verstärkte Grenzkontrollen durch. Die Stadtbrücke wird von vielen Pendlern täglich genutzt. Stichprobenartig kontrollieren Polizisten Fahrzeuge und Passanten. Fast täglich werden Personen entdeckt, die versuchen illegal nach Deutschland einzureisen. Deshalb kontrolliert die Bundespolizei seit mehreren Wochen mit mehr Personal an der Odergrenze, bestätigte Sprecher der Bundespolizei in Brandenburg, Jens Schobranski, dem rbb: "Mitte dieses Jahres hatten wir 12.000 Migrantinnen und Migranten an der gesamten deutsch-polnischen Grenze festgestellt. Das sind 168 Prozent Steigerung im Vergleich zum Vorjahr."

Frankfurter OB begrüßt verstärkte Kontrollen

Die Zahl der Asylsuchenden steigt weiter. Deshalb unterstützt auch Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke verstärkte Kontrollen. Von stationären Grenzkontrollen, die auch Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen von der CDU immer wieder fordert, hält der Linken-Politiker wenig. Derartige Forderungen hält er für Populismus: "Wenn ich mir anschaue, was denn der konkrete Unterschied ist zu dem was jetzt passiert und was der Mehrwert von so genannten stationären Grenzkontrollen ist, da wird es dann meistens recht dünne."

Wilke sei wichtig, dass das Alltagsleben in der Doppelstadt nicht beeinträchtigt wird. Das sei derzeit, durch den verstärkten Einsatz der Polizei, auch nicht der Fall: "Es gibt auch keine Staus, die dadurch erzeugt werden. Hin und wieder wird der Doppelstadtbus auch mal angehalten und dann gibt es da wieder eine stichenprobenartige Kontrolle, aber das sind alles Sachen, die ich nicht als Einschränkungen bezeichnen würde."

In der Bevölkerung stoßen die verstärkten Kontrollen auf gemischte Gefühle. "Ich denke, dass es gut ist, das so kontrolliert wird. Unterschiedliche Leute überqueren die Grenze und sie verhalten sich auch verschieden, sagte Slawomir Hajodarz aus Slubice dem rbb. Marcus Kopps aus Eisenhüttenstadt, findet hingegen, dass das Geld für sinvollere Zwecke eingesetzt werden sollte, statt in "Grenzkontrollen Kontrollen, die sowieso nicht bringen werden."

Michael Kurzwelly FFOKünstler Michael Kurzwelly fordert das Ende von Racial Profiling gegenüber Asylsuchenden.

Vorwurf des Racial Profiling

Kritik an den jetztigen Kontrollen kommt auch von Michael Kurzwelly. Der Frankfurter Künstler ist Mitbegründer von Slubfurt. Der multikulturelle Verein ist auch Treffpunkt für viele Frankfurter aus Syrien oder Afghanistan. Schleierfahndungen, so Kurzwelly, begünstigen Racial Profiling, die Identitätskontrolle aufgrund äußerlicher Merkmale wie der Hautfarbe: "Die noch kein Asyl haben, die dürfen natürlich weiterhin nicht auf die polnische Seite. Und andere, die Asyl haben, werden dann trotzdem von der Polizei öfter kontrolliert als zum Beispiel jemand wie ich. Also sie sind von dieser Form des Racial Profiling betroffen."

Mitte Juli organisierte Kurzwelly gemeinsam mit weiteren Slubfurt-Mitgliedern, darunter auch ehemalige Flüchtlinge, eine Demonstration gegen die EU-Außenpolitik. Sie demonstrierten gegen Racial Profiling, Pushbacks an der belarussisch-polnischen Grenze und forderten die Gleichbehandlung aller Asylsuchenden.

Oberbürgermeister kann Racial Profiling nicht bestätigen

Oberbürgermeister Wilke kann Eindruck von Racial Profiling nicht teilen. Er selbst werde regelmäßig kontrolliert, berichtet der Linken-Politiker. Vielmehr spiele seiner Beobachtung nach die Frage des Transportmittels und Kennzeichens eine Rolle bei der Kontrolle der Polizeibeamten

Die Bundespolizei bezieht sich laut eigenen Angaben bei den Kontrollen dagegen auf Lageerkenntnisse. Sie arbeite bei der Schleierfahndung verstärkt mit polnischen Grenzbeamten zusammen, so Bundespoliziesprecher Jens Schobranski. "Wir fahnden viel mehr gemeinsam in Polen und können dort schon eingreifen, wenn wir Schleusungen erkennen. Dann bleiben die Migrantinnen und Migranten auf polnischem Hoheitsgebiet."

Kurzwelly wünscht sich indes nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen EU ein gleiches Asylrecht für alle.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.08.2023, 08:30 Uhr

Mit Material von Robert Schwaß und Felicitas Montag

18 Kommentare

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  1. 18.

    Ja, ja, die Politiker und ihre Darstellungen von sich, und die mediale Welt, sind allumfassende objektive Quellen ?
    Seit wann sind Sie so gutgläubig?

  2. 16.

    Wilhelm Schlötterer versuchte wiederholt, mit behördeninternen Mitteln und mit Kontaktaufnahmen zum bayerischen Landtag dagegen vorzugehen. Dies brachte ihm erhebliche berufliche Nachteile ein, bis hin zu Strafverfahren und beamtenrechtlichen Disziplinarverfahren. Nach seinen Angaben ergab jedes dieser Verfahren, dass er sich rechtmäßig verhalten habe.

    "Er ist eine tragische rückratslose Figur, mehr nicht." Echt jetzt? Ganz dünnes Eis, hart an der Grenze zu Rufmord.

  3. 15.

    Ich habe kein Problem, aber Sie haben offensichtlich ein Problem mit mir.

  4. 14.

    Wie gesagt, sie basteln sich ihr Weltbild aus Versatzstücken zusammen. Ist ihr Problem, nicht meins.

  5. 13.

    Ein juristischer Haushalt, in Bayern in der SPD über 27 Jahre aktiv eingebunden, dem entgeht kaum was, wenn es die CSU betrifft!
    Was Dr. Wilhelm Schlötterer betrifft, er war ein CSU - Mitglied, in dieses "Gefüge" bis zur seiner Pensionierung eingebunden, seine politischen Ambitionen wurden nicht berücksichtigt, und nun nach seiner Pensionierung macht er "Kasse" mit aufreißerischen Büchern. Tja, und endlich findet er Beachtung.
    Er ist eine tragische rückratslose Figur, mehr nicht.

  6. 12.

    "Sie machen aus einen Einzelfall, ein Regelfall, sofern es zur Ihrer Ideologie passt. "

    Soll ich ihnen noch mehr "Einzelfälle" aufzählen?

    "ch habe 27 Jahre in Bayern gelebt, und kenne Bayern sehr gut, nicht nur von hören sagen. "

    Sie machen sie lächerlich! Was sie angeblich vom Hörensagen kennen ist also die allumfassende Wahrheit? Ich glaube sie hören sehr oft weg weg, wenn es "zur Ihrer Ideologie passt". Sie reimen sich aus Versatzstücken ihre eigene "Wahrheit" zusammen. Woher kennt man das bloss?

    Dr. Wilhelm Schlötterer hat noch weitere Justizskandale veröffentlicht, sie haben aus o.g. Gründen das Wort "Auch" überlesen. Während seiner Tätigkeit in der bayerischen Finanzverwaltung in den 1970er Jahren wies er, selbst seit 1975 CSU-Mitglied, auf Einflussnahmen von CSU-Spitzenpolitikern zugunsten von Prominenten und wohlhabenden Freunden in Steuerangelegenheiten hin, zum Beispiel zu Gunsten von Franz Beckenbauer.

    Aber das sind alles "Einzelfälle".

  7. 11.

    Ich habe 27 Jahre in Bayern gelebt, und kenne Bayern sehr gut, nicht nur von hören sagen. Ergo, ist mir der "Fall Mollath" selbverständlich bekannt, es ist ein Einzellfall der von Ihnen missbraucht wird.
    Sie machen aus einen Einzelfall, ein Regelfall, sofern es zur Ihrer Ideologie passt.

    Das es ein Justizskandal war, das steht außer Frage.

  8. 10.

    Ihre Behauptungen und Unterstellungen sind so falsch wie ihre Rechtschreibung und das ist hier noch immer kein Forum.

    "Der Jurist Dr. Wilhelm Schlötterer hat seine Erfahrungen mit dem direkten Einfluss der Staatsregierung auf die bayerische Justiz als Ministerialrat im Finanzministerium als Buch veröffentlicht. Sie sind unbestritten. Auch zum Bekanntwerden des Justiz-Verbrechen gegen Gustl Mollath in der breiten Öffentlichkeit hat er beigetragen. "

    Es gibt eine lange Liste wo die cSU Einfluss auf bayrische Gerichte und Richter genommen hat.



  9. 9.

    Na rigoros kontrollieren die Bayern auch nicht. Das ist übertrieben, da sind Grenzposten aufgebaut und man fährt langsam durch, das ist es. Also im Prinzip wie auf der Oderbrücke. da steht ja auch schon fast 24/7 die Bundespolizei.

  10. 8.

    Ach ne, was für eine Behauptung.
    Sie und Ihre urpersönlichen "Wahrheiten", mit denen Sie unter wechselden Nicks in diesem Forum unterwegs sind, die sind schwer zu übertreffen, nur leider stimmen sie nicht.

  11. 7.

    Wer ist den uns?
    Damit meinen Sie sich und Ihres Gleichen, die extrem links und rechts denkenden.

  12. 6.

    "Politische Justiz, die gibt es in unserem Rechtsstaat nicht, ist völlig ausgeschlossen!"

    Sie haben uns oft genug und sehr eindrucksvoll bewiesen dass sie keinen blassen Schimmer von Poitik und Geschichte haben. Stattdessen beten sie hier die immer gleichen einfältigen Parolen herunter.

    Die cSU hat Bayern zu einem Amigo Staat verkommen lassen, inklusive einer von ihr abhängigen Justiz.

  13. 5.

    Jetzt mal langsam , die Erweiterung des Polizeiiaufgabenlgesetzes (PAG) ist vom Bundesverfassungsgericht "einkassiert" worden, was nichts ungewöhnliches ist, es betraf auch viele andere Regierungsentscheidungen zuvor ebenso, beispielsweise den RRG mit ihren "Mietendeckel"
    Merke: Politische Justiz, die gibt es in unserem Rechtsstaat nicht, ist völlig ausgeschlossen!

  14. 4.

    Wenn es in Bayern eine politische Justiz gibt, dann ist das dreist aus Berlin abgekupfert !

  15. 3.

    Da muss ich aber widersprechen. Die bayern greifen wenigstens durch und kuscheln nicht noch .

  16. 2.

    Und in Bayern gibt es ein verfassungswidriges PAG und eine politische Justiz. Also ist Bayern kein Vorbild.

  17. 1.

    Der Herr sollte sich ein beispiel an Bayern nehmen. Da wird rigoros kontrolliert.

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