Zukunft der PCK-Raffinerie Schwedt - "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Raffinerie am 1. Januar betreiben"

Di 22.11.22 | 12:20 Uhr
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PCK-RAffinerie in Schwedt. Bild: rbb
Audio: Antenne Brandenburg | 22.11.2022 | Wirtschaftsminister Jörg Steinbach | Bild: rbb

Wegen des Angriffs auf die Ukraine soll ab Januar 2023 kein Erdöl mehr von Russland nach Deutschland fließen. Seit dem Beschluss für das Embargo wird an Alternativen für die PCK-Raffinerie gearbeitet. Am Montagabend zeigten sich Verantwortliche vorsichtig optimistisch.

In der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) wird davon ausgegangen, dass auch nach Inkrafttreten des Öl-Embargos gegen Russland zum Jahresbeginn dort weiter Öl verarbeitet wird. "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Raffinerie am 1. Januar betreiben und die Region mit Mobilität und Wärme versorgen", sagte der Geschäftsführer der PCK, Ralf Schairer, bei einer Gesprächsrunde am Montagabend in Schwedt/Oder.

Vor rund 120 Einwohnern und Gästen aus der Politik betonte Schairer, über eine Pipeline aus dem Hafen Rostock sei Öl geordert worden. Außerdem seien die eigenen Lager voll. Das Öl werde aber nicht ausreichen, dieselbe Menge Benzin, Diesel und Kerosin herzustellen, räumte Schairer ein. "Es ist so, dass die Menschen hier eine Stabilität gewohnt waren, und diese Stabilität wird mit Sicherheit nicht mehr da sein", so der PCK-Geschäftsführer.

Mehr Öl aus weiteren Quellen?

Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) erläuterte bei der Diskussionsveranstaltung, dass derzeit an zwei weiteren Lieferwegen gearbeitet werde. Nach den Worten von Michael Kellner (Grüne), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, laufen Gespräche mit Stellen in Kasachstan, in die auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) involviert sei. Das Wirtschaftsministerium erwarte demnächst eine Delegation aus Kasachstan, so Kellner. Das Frage sei, ob Russland kasachisches Rohöl in der Druschba-Pipeline über eigenes Staatsgebiet leiten werde. Deshalb gibt es auch Gespräche mit Polen über eine alternative Lösung. Eine von beiden Lösungen werde spätestens in sechs Monaten zusätzliche Sicherheit für PCK bringen, zeigte sich Steinbach überzeugt.

Mehr Betriebssicherheit nach Treuhand-Übernahme

PCK-Geschäftsführer Schairer sagte dem rbb, bereits die Treuhandschaft der Bundesnetzagentur über die Rosneft Deutschland habe zu mehr Sicherheit für PCK geführt.

Im September hatten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verkündet, dass die deutsche Tochter des russischen Staatskonzern unter Treuhandschaft gestellt werde. Rosneft Deutschland ist der Mehrheitseigner der PCK. In den vergangenen Wochen wurde entschieden, dass PCK mit Unterstützung des Bundes in Höhe von 400 Millionen Euro die Pipeline von Rostock nach Schwedt erweitere. In dieser Woche sollen die Gesellschafter darüber entscheiden, ob PCK in die Produktion von grünem Wasserstoff einsteigen kann. Bis 2025 will PCK eine erste Anlage dafür bauen.

Bürgertalk mit Bürgermeisterin Hoppe, Steinbach und KellnerBürgertalk in Schwedt

Grundsätzlich sieht Wirtschaftsminister Steinbach die Lage der Raffinerie - nach Verunsicherungen in den vergangenen Monaten - derzeitig als positiv an. Ihm zufolge konnten Geschäftskunden der PCK gesichert werden. "Das Risiko war sehr hoch, dass weitere Kunden abspringen würden, weil sie selber Sorgen hatten, Sanktionswirkungen zu erleiden, weil sie sozusagen mit einem russischen Unternehmen Geschäfte machen würden", sagte Steinbach. "Das gleiche galt für den Bankverkehr. Und nach meinem Kenntnisstand befinden sich viele Dinge heute in einem einigermaßen ruhigen Fahrwasser."

Stimmung in Schwedt verhalten optimistisch

Auch Konstanze Fischer vom Bündnis "Zukunft Schwedt" zeigt sich nach der Veranstaltung zuversichtlich. Zwar habe sie weiterhin Fragen, wie genau es ab Januar weitergehe. "Ich habe aber aufgenommen, dass es positive Grundschwingungen gibt und es relativ gut weiterlaufen kann."

Ähnlich äußerte sich Schwedts Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe (SPD). Allerdings müsse auch weiterhin an der Zukunft gearbeitet werden, forderte sie. "Es gab für mich eine Aussicht, dass wir ab Januar mit mehr als 50 Prozent Öl am Standort weiterlaufen können." Den Bürger:innen müsse aber in Aussicht gestellt werden, dass ihre bisherigen Arbeitsplätze erhalten bleiben, statt diese im Zuge von Fördermaßnahmen anderweitig abzufangen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.11.2022, 06:30 Uhr

Mit Material von Andreas Oppermann

10 Kommentare

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  1. 10.

    Ach so und wie soll das alternative Öl in gewohnter Menge mit bestehender Infrastruktur zum PCK kommen??
    Vielleicht in Schwedt den Schieber für Leuna schließen und das Öl selbst konsumieren?

  2. 9.

    Die Bürgermeisterin sieht’s am realistischen. 50% Auslastung durch Rostock und volle Lager, damit muss der PCK auskommen, der Rest sind politische Potjemkinsche Dörfer.
    Weder wird Russland kasachisches Öl durchleiten, noch wird Danzig Schwedt versorgen können, weil die lieferbare Menge vertragsgemäß nach Leuna gehen muss und sich die Kapazitäten in Danzig nicht durch wundersame Weise vergrößern lassen.

  3. 8.

    Meines Wissens ist der Schwefel, der das Erdsöl sauer macht, keine Notwendigkeit oder Qualitätsbesserung, sondern ein Schadstoff, der besser nicht drin wäre, weil er zusätzliche schädliche Abgase macht und vielleicht Leitungen und andere Anlagenteile angreift. Kann mir jemand erklären, warum Rosneft darauf angewiesen ist?

  4. 7.

    Für die Vorhersage werden Sie keinen Wirtschaftsnobelpreis bekommen.
    Das fossile Energie in all seinen Formen teurer werden wird, ist ja kein Geheimnis.

  5. 6.

    Die PCK hatte viel Zeit gehabt, sich Alternative Lieferanten zu suchen. Rosneft hatte sich aber hinter einem "Geht nicht" verschanzt, weil ja die Raffinerie angeblich auf das schwere saure Öl aus den eigenen Quellen angewiese sein. Dass das eine glatte Lüge gewesen ist, war schnell bekannt. Nur wollten die Kremlins das lange nicht zur Kenntnis nehmen und haben gemeinsam einen heißen Herbst angekündigt.

  6. 5.

    Dessen bin ich mir auch sicher. Nur wird das unabhängig von der PCK der Fall sein. Der Ausfall anderer Großraffinerien hatte auch nur zu einem kurzen Schluckauf geführt, bis sich neue Lieferketten etabliert hatten.

  7. 4.

    Vieles wiederholt sich. Schon einmal hatten „kluge Köpfe“ Tagebaue geschlossen weil es Erdöl gab. Nachdem die Gruben abgesoffen waren, merkte man, ups so geht das ja nicht und prompt wurden die Gruben wieder entwässert und angefahren. Der Unterschied zu damals, es gab echte Fachleute und keine Träumer.

  8. 3.

    Ich stimme Ihnen zu. Wage Formulierungen und keine klaren Zusagen und unzureichende Lieferketten. Mal sehen wie sie ihr Treuhandgeschäft dieses Mal abwickeln......

  9. 2.

    Zuversichtlich heißt nicht sicher. Ich dagegen bin mir sicher, dass Brenn- ind Kraftstoffe noch weitaus teurer werden.

  10. 1.

    Es wird weiter nach dem Prinzip verfahren erst aussteigen und dann nach Alternativen suchen. Das ist bei der Energiepolitik schon mal schief gegangen und zeugt von wenig Sachkenntnis

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