Energiekrise - Bitkom fordert Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren

Di 26.07.22 | 11:12 Uhr
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Ein Gang führt zwischen den Speichersystemen des Hochleistungsrechners CARA (Computer for Advanced Research in Aerospace) vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hindurch. (Quelle: dpa/Robert Michael)
Audio: rbb24 Inforadio | 26.07.2022 | Josefine Grützmacher | Bild: dpa/Robert Michael

Mit der Abwärme großer Rechenzentren ließen sich laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom jährlich rund 350.000 Wohnungen in Deutschland mit Energie für Heizung und Warmwasser versorgen. "Dieses Potenzial sollten wir nicht weiter brachliegen lassen", erklärte Bitkom-Präsident Achim Berg am Dienstag. Die Rechenzentren müssten direkt an öffentliche und private Fernwärmenetze angeschlossen werden - oftmals fehle dafür jedoch die nötige Infrastruktur.

Bitkom: Rechenzentren in Berlin geeignet

Mit der Abwärme der Rechenzentren könnten beispielsweise kommunale Einrichtungen wie Schwimmbäder, aber auch Privatwohnungen und Gewerbegebäude mit Wärme versorgt werden, erklärte der Bitkom. In Betracht kämen mittlere und große Rechenzentren, insbesondere in den Regionen Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg und München. Insgesamt belaufe sich die Anschlussleistung der entsprechenden Rechenzentren auf 965 Megawatt, rund die Hälfte dieser Leistung könne für die Abwärmenutzung herangezogen werden. Die Berechnungen basieren auf einer Studie, die das Borderstep Institute im Auftrag von Bitkom erstellte.

Um die Abwärme zu nutzen, sind laut Bitkom jedoch zusätzliche Investitionen notwendig. So fehlten Fernwärmenetze oftmals komplett oder seien für die Abwärme der Rechenzentren nicht nutzbar. Die Temperatur der Abwärme liege meist knapp unter der Temperatur der Fernwärmenetze und müsse deshalb mit Hilfe von Wärmepumpen noch leicht erhöht werden. Der Einsatz von Wärmepumpen in Kombination mit der Nutzung von Abwärme sollte deshalb von Netzentgelten befreit werden, forderte Bitkom.

Wärme aus Rechenzentren emissionsfrei

Mit der Nutzung der Abwärme aus Rechenzentren ließe sich nicht nur die Abhängigkeit von russischem Gas verringern, erklärte Bitkom weiter. Auch die Energiebilanz der stark wachsenden Rechenzentren könne so verbessert werden. Bisher werde die emissionsfreie Wärmeenergie der Rechenzentren meist ungenutzt an die Umwelt abgegeben.

Sendung: Inforadio, 26.07.2022, 12:00 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    "Die Erklärung ist ganz einfach: Eine Kilowattstunde Gas hat bis vor kurzem so 7 Cent gekostet."
    Richtiger Ansatz.
    Falsche Schlussfolgerung.

  2. 13.

    Über ökonomisch sinnvolle Lösungen, wie man die lästigen Wärme in Rechenzentren (RZ) mindert oder gewinnbringend abführt, wird schon so lange drüber diskutiert wie es RZ‘s gibt. Warum Bitkom nun so‘n alten Hut als tolle Idee verkauft, werden die Initiatoren der Bitkom wissen. Aber warum die Medien raufspringen, verwundert.
    Wie wärs denn mit einem gleichfalls alten Hut für die Bitkom: schnelles Internet für jeden Ort, der als Vertragspartner für ein Provider gelten kann. Ist doch auch mal was!

  3. 12.

    In dem Fall hat die Politik aber Recht wenig Anteil oder ist es verboten Abwärme anderweitig zu nutzen oder gesetzlich vorgeschrieben diese an die Umgebung abzugeben?
    Falls es technisch nicht oder nur schwer geht, kann die Politik wie helfen? Rohre verlegen, Maschinen bauen?

  4. 11.

    Was Rechenzentren für den Energieverbrauch und den Wärmehaushalt einer Stadt bedeuten, zeigt Singapur, einer der weltweit führenden Standorte für Datenverarbeitung: über 100 Rechenzentren auf ca. 700 qkm, Mehrere Jahre lang galt ein Ansiedlungsstop für Datenfirmen - wegen des Strombedarfs für Betrieb und Kühlung und wegen der Aufheizung der Stadt. Neue Kühl- und Energietechniken wurden entwickelt, das Moratorium wurde aufgehoben.

    Nun wird in Deutschland die - dringend notwendige - Digitalisierung ausgeweitet. Folge: mehr Rechenzentren. Die sollten energetisch-klimatisch vernünftig konzipiert werden, und die Erfahrungen können in die Anpassung bestehender Datenzentren einfließen.

    Von Singapur lernen heißt…

  5. 10.

    Genau da liegt das Problem. Es fehlt am Willen und den Kenntnissen vieler Politiker!

  6. 9.

    Das verkennen momentan viele Leute. Energie insbesondere Wärme war jahrelang viel zu billig als das man über Alternativen oder effizientere Nutzung intensiv nachdenken musste.
    Die Maxime Elektroenergie so günstig wie möglich könnte dabei nun sehr hilfreich sein.
    Der Bitkom verschiebt den Ball momentan aber auch zur Energiewirtschaft oder fordert er von seinen Mitgliedern und deren Lieferanten mehr Energieeffizienz? Optimal wäre ja das Vermindern der Abwärme auf das nötigste.

  7. 8.

    Sogar die Chinesen haben uns in vielen dingen industriell überholt, weil wir zu überheblich sind. Aber einfach die Wärme sammeln, um diese sinnvoll zu nutzen. Bäh, sollen das doch andere machen. Nun ist das Gejammere groß. Wobei es in DE tatsächlich kleinere (schlaue) Ortschaften gibt, die genau die Abwärme von wärme-intensiven Firmen weiternutzen. Aber die wurden bisher wahrscheinlich eher belächelt. Und nun sind genau solche Ortschaften im Vorteil. Solche Berichte darüber gabs auch schon im TV.

  8. 7.

    Schon bevor Putin den Gaspreis explodieren ließ, wurde über so etwas nachgedacht. Größter Hemmnis ist die Versorgungsicherheit. Wie lange bleibt der kleine Serverraum oder die hier thematisierten großen Rechenzentren in Betrieb? Kann das Fernwärmenetz über Jahrzehnte sicher mit Abwärme versorgt werden? Dennoch sind andernorts in D. die Planungen für die Versorgung einen Neubaugebiets weit fortgeschritten.

  9. 6.

    Die Erklärung ist ganz einfach: Eine Kilowattstunde Gas hat bis vor kurzem so 7 Cent gekostet. Allein eine Wärmepumpe kostet ein paar Tausend Euro und dann müssen noch Rohre und dergleichen gebaut werden und Wartungskosten fall auch an. Da können Sie sich ausrechnen wie lange es dauert bis sich das rentiert.

  10. 5.

    Nicht WIR - die Politik dank der Lobbyisten. Es wird Zeit, endlich mal innovativ zu werden und nicht immer nur zu Labern.

  11. 4.

    Warum wir das in D nicht machen? Weil wir bisher in diesen Fragen einfach zu überheblich waren (und noch sind).
    War ja alles im Überfluss da, warum in die Zukunft investieren?
    Und selbst wenn ein Projekt gewollt ist, braucht es Jahre, bis die (dann bereits veraltete) Anlage in Betrieb genommen wird.
    Wir verlassen uns noch immer zusehen darauf, dass es "so schlimm " nicht Erden wird.
    Wird es aber. Und dann ziehen die anderen an uns vorbei...

  12. 3.

    Der Grund, vermute ich, warum es noch nicht gemacht wurde, die Abwärme von Rechenzentren zu nutzen, liegt in den hohen Investitionskosten und in den Wartungskosten der Infrastruktur für die Anbindung an das Fernwärmenetz, was ja auch nicht überfallen vorhanden ist, wo aufheizende Rechenzentren betrieben werden.

  13. 2.

    Die französische Fa.
    Qarnot nutzt die Abwärme von Computern in Zentralheizungen(siehe ZDF Bericht von 2021). In Bordeaux sind Sozialbauten damit ausgestattet worden. Ideen gibt es also, sie dürfen nur nicht von der Bürokratie ausgebremst werden.

  14. 1.

    Das hört sich für mich so logisch an, dass ich mich gerade wundere, dass es nicht längst gemacht wird. Zumindest Bürogebäude, in denen es diese Serverräume gibt, hätte man doch längst auf diese Weise beheizen können und für Warmwasser reicht es sicher da auch.

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