IT-Bereich, Kfz-Zulassung, Jobcenter - Oberhavel will hunderte neue Jobs in der Verwaltung schaffen

Di 16.05.23 | 12:13 Uhr | Von Karsten Zummack
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Symbolbild: Kreisverwaltung Oberhavel.(Quelle:imago images/J.Ritter)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 12.05.2023 | Karsten Zummack | Bild: imago images/J.Ritter

Ob in der Gastronomie, Kraftfahrer oder Bürokauffrauen: Zahlreiche Unternehmen suchen Fachkräfte. Nicht nur Privatfirmen buhlen derzeit um Personal, sondern auch die öffentlichen Verwaltungen. Der Landkreis Oberhavel will hunderte Stellen schaffen. Von Karsten Zummack

In Oberhavel bieten sich demnächst zahlreiche neue berufliche Perspektiven. Die Kreisverwaltung will 376 zusätzliche Jobs ausschreiben - in der Kfz-Zulassung, im IT-Bereich oder im Jobcenter. Der Kreistag gab dafür in der vergangenen Woche grünes Licht.

Mehr Bürgerservice, weniger Belastung

"Wir sind ein wachsender Landkreis und auch die Aufgaben werden mehr", begründet Landrat Alexander Tönnies (SPD) seinen Vorstoß. Er will die ganze Verwaltung umkrempeln und sie für die Zukunft aufstellen. Aus vier Dezernaten sollen sechs werden, statt knapp 1.300 Jobs sollen es fast 1.700 werden. Davon könnte auch die Bevölkerung in Oberhavel profitieren. "Wir erhoffen uns eine Verwaltung, die ein guter Standortfaktor ist, dass Anträge schnell bearbeitet werden und dass man gut beraten wird", so Tönnies.

Unterstützung kommt vom Personalrat der Kreisverwaltung. Die Vorsitzende Ricarda Schlötcke freut sich über die geplante Personalaufstockung, "weil die Kollegen am Rande ihrer Belastungsgrenzen sind". Sie würden mehr als 1.600 Mehrarbeitsstunden vor sich herschieben, es gebe immer mehr Überlastungsanzeigen. "Die Kollegen können einfach nicht mehr", warb die Personalvertreterin auf der entscheidenden Kreistagssitzung in Oranienburg für Neueinstellungen.

Oberhavel investiert 50 Millionen Euro für Einstellungsoffensive

Mehr als zwei Stunden hatten die Kommunalparlamentarier über den Stellenaufwuchs diskutiert. Knackpunkt war natürlich die finanzielle Mehrbelastung, die damit verbunden ist. Die CDU forderte im Vorfeld eine unabhängige Untersuchung zur Personalbedarfsermittlung. Doch am Ende gab es für den Plan 27 Ja- bei 22 Nein-Stimmen. Zwei Abgeordnete enthielten sich. Damit steht der Einstellungsoffensive nichts mehr im Wege.

Die zusätzlichen Kosten beziffert Landrat Tönnies auf acht Millionen Euro in diesem Jahr. 2024 und 2025 könnte der Mehraufwand jeweils etwa 20 Millionen betragen. "Wir gehen davon aus, dass wir das mit unserem Haushalt finanzieren können", betont der SPD-Landrat. Die Kreisumlage, die Gemeinden in der Region zahlen, soll nicht erhöht werden.

Die Bedenken der Bürgermeister

Trotzdem beobachten die Bürgermeister in Oberhavel das Vorhaben mit Skepsis. Sie haben in einem offenen Brief ihre Bedenken niedergeschrieben. Die Kommunen befürchten vor allem, dass sie auf längere Sicht vielleicht doch irgendwann für den Personalzuwachs zur Kasse gebeten werden.

"Ich habe Bauschmerzen, weil dieser Beschluss in die nächsten Jahre reinreichen wird", erklärt der Bürgermeister von Fürstenberg/Havel, Robert Philipp (parteilos). Außerdem befürchtet er einen zunehmenden Wettbewerb um gutes Personal.

Auch andere Kreise und Städte stocken Personal auf

Überhaupt ist der allgemeine Fachkräftemangel längst auch in den öffentlichen Verwaltungen angekommen. Die Kreise und kreisfreien Städte in Brandenburg suchen über ihre Internetseiten aktuell mindestens 380 Mitarbeiter. Überall finden sich Stellenausschreibungen, Stellen bleiben unbesetzt.

Zugleich werden eben in vielen Regionen in diesem und im kommenden Jahr neue Jobs geschaffen. Auf Nachfrage des rbb bestätigten das Brandenburg (Havel), Frankfurt (Oder), Oder-Spree, Oberspreewald-Lausitz, Uckermark, Ostprignitz-Ruppin und Dahme-Spreewald. Teltow-Fläming möchte um mehr als 100, Potsdam um 290 Stellen aufstocken. Spitzenreiter aber ist eben Oberhavel mit einem geplanten Zuwachs von 376 Arbeitsplätzen.

Grafik Stellenzuwachs Verwaltung in Brandenburg.(Quelle:rbb)

Zuzug verursacht mehr Arbeit

Auch kleinere Kommunen brauchen Zusatzpersonal, bestätigt der Städte- und Gemeindebund Brandenburg. "Zum Teil nehmen die Aufgaben zu, die Anforderungen an den öffentlichen Dienst sind gestiegen", erklärt Geschäftsführer Jens Graf. Er führt als Beispiele die verbesserten Betreuungsschlüssel in den Kindertagesstätten sowie die Wohngeldreform ins Feld. Außerdem gibt es immer mehr Zuzug. Auch das verursacht Mehrarbeit in den Verwaltungen. In Oberhavel naht jetzt zumindest Verstärkung. Vorausgesetzt, die Kreisverwaltung findet passende Fachkräfte.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 12.05.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Karsten Zummack

16 Kommentare

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  1. 16.

    "Wer kennt es nicht. Ärzte, die Anträge in der Verwaltung annehmen und eintippen."

    Also ich kenne das nicht. Ärztinne und Ärzte, in der Regel im Gesundheitsamt tätig, erstellen z.B. Gutachten und Stellungnahmen im Rahmen ihrer Amts- und Vertrauensäztlichen Tätigkeit; führen Untersuchungen durch z.B. hinsichtlich Schulfähigkeit, Sport- und Schwimmfähigkeit, nach Beamtenrecht, Hochschulsatzungen, SGB, Feststellung von Pflegebedürftigkeit etc.; Prävention und Früherkennung von Entwicklungsstörungen bei Kindern; Impfberatung; Hygienekontrollen in Krankenhäusern usw.
    Kann man im Ürbigen alles auf den Seiten der Landkreise nachlesen, sofern man daran wirklich interessiert ist. Ansonsten gibt man einfach weiterhin seine stereotypen Ansichten von sich.

  2. 15.

    Ihrer Aussage muss ich widersprechen. Laut Entgelttabelle TVÖD VKA entsprechen Ihre angegeben 3.900 Euro brutto der EG 11 Stufe 2. Je nach Berufserfahrung erfolgt die Zuordnung in der jeweilgen Stufe. Diese können, je nach beruflichen Werdegang, deutlich unterschiedlich ausfallen. Schon mit der nächsten Stufe liegt das Gehalt bei über 4.000 Euro. Und ganz nebenbei, die Gehaltssteigerungen erhalten Mitarbeitende ganz automatisch, ohne Verhandlung mit den Vorgesetzten. Ganz zu schweigen von den regelmäßigen Tarifverhandlungen. Die öffentliche Verwaltung ist sich durchaus bewusst, dass sie nicht mit Spitzengehälter in der freien Wirtschaft konkurrieren kann. Dafür hat sie aber andere Vorzüge, wie bspw. 30 Tage Urlaub + 24. und 31.12., 39-Stunden- Woche, flexible Arbeitszeitmodell mit Homeoffice und Teilzeit, Jobtickets, Jahressonderzahlungen, betriebliches Leistungsentgelt, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, betriebliche Altersvorsorge sowie einen krisenfesten Arbeitsplatz usw.

  3. 14.

    "Oberhavel investiert 50 Millionen Euro für Einstellungsoffensive". Nicht "Oberhavel", sondern der Steuerzahler. Wo kommen denn die neuen 50 Millionen her und sind sie auch dauerhaft finanzierbar? Wohl nur ein Parteiloser darf das sagen: "Ich habe Bauschmerzen, weil dieser Beschluss in die nächsten Jahre reinreichen wird", erklärt der Bürgermeister von Fürstenberg/Havel, Robert Philipp (parteilos). "

  4. 13.

    Und nun bitte die 376 Jobs bei den üblichen Jobsuchmaschinen eintragen und interamt.de nicht vergessen, das Jobportal des öffentlichen Dienstes.

  5. 12.

    Na, Sie scheinen ja bestens informiert, was eine Verwaltung heutzutage so für Fachaufgaben wahrnimmt und daraus abgeleitet qualifiziertes Personal sucht. Informieren Sie sich mal im Bereich der Stelleausschreibungen von Behörden, vielleicht bekommen Sie da einen sachdienlichen Eindruck....

  6. 11.

    Wer kennt es nicht. Ärzte, die Anträge in der Verwaltung annehmen und eintippen.

  7. 10.

    Neue Stellen sind noch lange keine zusätzlichen Mitarbeiter! Oder habe ich etwa verpasst, dass OHV bisher seine offenen Stellen alle besetzen konnte.

    Welch ein politisches Versprechen an die Mitarbeiter... Erst sagt man diesen, wir brauchen 30 % mehr Personal, einfach so diese Zahl ohne konkrete Bedarfsermittlung in den Raum gestellt. Und was passiert nun mit der Motivation der Mitarbeiter, wenn es wie bisher nicht gelingt, diese Stellen zu besetzen?

    Ich persönlich mag eher Politiker, die Brötchen backen, die auch später gegessen werden können. Respekt, vor denen, die erstmal mit 100 anfangen und nicht Wolkenschlösser versprechen.

  8. 9.

    Aus gesicherten Quellen möchte ich hier gerne erwähnen, dass es zutreffen mag das u. a. der Landkreis Oberhavel in seiner Verwaltung aktuell und zukünftig viele neue Stellen ausschreibt. Zugleich unterlässt es z. B. auch dieser Landkreis, qualifizierte Menschen mit Behinderung zu beschäftigen und führt inhaltlich teils fragwürdige Begründungen in Fällen der "Ablehnung" von Bewerbern auf.

  9. 8.

    "Viele denken über Jobs im öffentlichen Dienst, dass diese gut bezahlt werden. Ist leider nicht so."

    Das denken zum Glück die wenigsten. Auch qualifizierte Tätigkeiten werden gering entlohnt und somit wenig bis kaum nachgefragt. Projektingenieure, Bauleiter, Architekten werden auf dem Amt mit 3900€ brutto eingestellt. Aber bitte mit Berufserfahrung. Nicht böse sein, aber im ÖD arbeiten nur diejenigen, die woanders nicht genommen wurden oder an ihre berufliche Tätigkeit keinerlei Ansprüche haben.

  10. 7.

    Aktuell werden Psychiater, Sozialarbeiter und Bauingenieure gesucht.
    Das braucht schon Fachpersonal und ganz gewiss geben die nicht nur Sachverhalte in den Computer ein.

  11. 6.

    Na schauen Sie doch einfach auf den entsprechenden Internetseiten nach. Vielleicht ist ja auch etwas für Sie dabei.
    In der Regel fehlt es insbesondere an Ingenieuren, Ärztinnen und Ärzten, IT-Spezialisten, Hygienekontrolleure, Sozialarbeiter/-innen oder qualifizierte Führungskräfte mit Verwaltungshintergrund.

  12. 5.

    Viele denken über Jobs im öffentlichen Dienst, dass diese gut bezahlt werden. Ist leider nicht so. Es gibt auch niedrige Entgeltgruppen, wo man mit wenig Geld nach Hause geht. Trotzdem finde ich es gut, dass überhaupt neue Jobs geschaffen werden, um vorhandene Mitarbeiter zu entlasten. Denn diese bekommen immer mehr Arbeit aufgebürdet und stehen kurz vor dem Kollaps. Schön, dass Oberhavel das erkannt hat. Andere Landkreise/Städte können gerne nachziehen!

  13. 4.

    KfZ-Zulassungsstelle:
    "Du hast fleißig eine jahrelange Ausbildung durchgezogen. Hier ist Deine E6-Stelle. Und nun frisch ans Werk!"

  14. 3.

    "Die Kreisverwaltung will 376 zusätzliche Jobs ausschreiben - in der Kfz-Zulassung, im IT-Bereich oder im Jobcenter"

    Traumjobs. Hochbezahlt. Die Bewerbungen stapeln sich. Nicht.

  15. 2.

    Übrigens: Was für "Fachkräfte" sucht man denn? Ich will ja niemanden zu nahe treten, aber das ist fast alles nur Daten in den Computer eingeben. Das kann jeder. Wie sieht es denn mal mit Quereinsteigern aus?

  16. 1.

    Wird alles nichts. In anderen Ländern hat man die Verwaltung schon vor 25 Jahren digitalisiert. In Deutschland hat es noch nicht mal angefangen. Traurig.... milde gesagt.

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