Neue Tourismusstrategie - Brandenburg wird selbstbewusst als Urlaubsregion

Do 08.06.23 | 22:23 Uhr | Von Andreas B. Hewel
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Raum für Ideen (Quelle: TMB-Fotoarchiv/Birgit Kunkel)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 08.06.2023 | Carsten Krippahl | Bild: Quelle: TMB-Fotoarchiv/Birgit Kunkel

Die Tourismusbranche in Brandenburg hat sich eine neue Strategie gegeben. Nachhaltigkeit und authentisches Naturerlebnis sollen ganz oben stehen. Man will nicht mehr auf Touristen aus Berlin schielen, sondern auf eigene Angebote setzen. Von Andreas B. Hewel

Zurückhaltung war gestern. Die Tourismusbranche in Brandenburg will sich vom großen Touristenmagneten Berlin emanzipieren und gibt die neue Losung aus: "Brandenburg - mehr brauchst du nicht". Mutiger sei man geworden, sagt Mathias Knospe, Marketingleiter der Tourismus-Marketing GmbH TMB. "Wir sind weg von höher, schneller, weiter", erklärt Knospe die neue Tourismusmarke. "Heute muss Tourismus ganz viel Sinn machen und Relevanz haben."

Im Gegensatz zur hektischen Hauptstadt also wirbt man mit Erholung, Besinnung, Zu-sich-Kommen. Berlin hat die Branche zwar immer noch im Blick, aber wer nach Brandenburg kommt, der sucht etwas, was er in Berlin nicht findet, wie es das Motto zu sein scheint.

Nachhaltigkeit ist ein neues Ziel

Umweltbewusstsein und Klimaschutz seien wichtige Kriterien geworden, um Gäste zu gewinnen. "Gäste, die nach Brandenburg kommen", so Knospe, "sind immer Gäste, die ein absolut authentisches, entspanntes Naturerlebnis suchen, die aktiv hier unterwegs sind und die natürlich fasziniert sind von dem ganzen Wasser, das wir hier haben." Und genau dafür habe Brandenburg tolle Gastgeber und tolle Produkte, schwärmt Knospe weiter. Mit der Marke "Brandenburg - mehr brauchst du nicht" gebe man ein Versprechen für Qualitätsansprüche und Nachhaltigkeit.

Und natürlich will der Tourismus hier auf nachhaltige Mobilität setzen, auf Radtourismus und Elektromobilität auch auf dem Wasser. "Im Tourismus sind wir immer abhängig von der natürlichen Umwelt", hebt Andreas Zimmer von der TMB hervor. So gehöre Brandenburg zu den trockensten Landstrichen in ganz Deutschland. Schon jetzt sei der Seddiner See von der Austrocknung bedroht. Letztes Jahr flossen im Spreewald die Fließe rückwärts. Auch der Algenbewuchs schwäche den Tourismus. "Tourismus kann nicht Klimafolgen vermeiden, sondern stellt Forderungen zur aktiven Landschaftsgestaltung und auch zur aktiven Klimaanpassung in Brandenburg", sagt Zimmer.

Besonders umworbene Touristen sind über 50

Die Zielgruppe, die man in der neuen Tourismusstrategie ausgemacht hat, ist eher älter. 50 plus ist die Generation, die jetzt angesprochen wird. Natürlich kommen auch Jüngere und Familien, die allerdings kommen besonders im Sommer, also in der absoluten Hauptsaison. Mit der älteren Generation hofft man, auch im Herbst und Frühling mehr Gäste gewinnen zu können. Das würde die gesamte Saison verlängern.

Insgesamt wächst die Branche wieder. Der herbe Einschnitt durch Corona sei überstanden, sagt Andreas Zimmer. Im ersten Quartal dieses Jahres habe man die gleichen Übernachtungszahlen erreicht, wie im Vergleichsquartal 2019, also vor der Pandemie. Damals war man im gesamten Jahr auf knapp 14 Millionen Übernachtungen in Brandenburg gekommen, ein absolutes Rekordjahr für die Branche. Jetzt also steuert man ähnlichen Zahlen entgegen.

Fachkräftemangel seit langem auch im Tourismus ein Problem

Gebremst werden - so scheint es - kann dies nur durch eine Sache: Der Fachkräftemangel schlägt auch im Tourismus zu. Schon lange kämpfen Hotels und Restaurant um Personal. Eigentlich ein gutes Zeichen, versucht sich Andreas Zimmer zu trösten, wenn Arbeitskräfte gebraucht werden. Zudem zeige es, dass die Branche wächst. Schon jetzt arbeiten rund 100.000 Menschen in Brandenburg im Tourismus. Aber das reicht offenbar nicht. Dieter Hütte, Geschäftsführer der TMB, sagt, dass der Fachkräftemangel schon zu Einschränkungen führe. "Wir müssen uns mittelfristig als Gäste darauf einstellen, dass wir veränderte Serviceangebote haben. Wir haben es ja heute schon so in der Praxis, dass eine feste Essenszeit angeboten wird, dass es eben nicht mehr bis 23 Uhr etwas gibt. Darauf muss man sich als Gast einstellen."

Ausreichend Arbeits- und Fachkräfte, da ist sich Andreas Zimmer sicher, wird die Tourismusbranche nicht in der Umgebung finden. "Wir können die Absolventen, die wir in Brandenburger Schulen haben, sehr locker unterbringen", beschreibt der Redaktionsteamchef der TMB den Mangel. "Ich glaube, dass wir eine große Linderung nur durch einen geordneten Zuzug auch aus dem Ausland schaffen und dass wir anwerben müssen."

Dennoch boomt die Branche. Die Nachfrage nach neuen Hotelkapazitäten sei groß, betont Dieter Hütte. Die Investoren hätten Brandenburg entdeckt. Vielleicht kommt genau deshalb jetzt die Besinnung auf Nachhaltigkeit. Die Eigenwilligkeit des Landes erlebbar machen, sei das Ziel. Damit ein Gast spüre, so Hütte, "dass man eigentlich gar nicht mehr braucht, um glücklich zu sein."

Natur, Entspannung, auf das Wesentliche besinnen

"Brandenburg - mehr brauchst Du nicht" heißt der Slogan der neuen Marke, mit der für Brandenburg geworben werden soll. Naturerlebnisse, Entspannung und die Besinnung auf das Wesentliche stehen für die Macher der Strategie im Vordergrund. Dennoch werde auch vermittelt, dass man beim Urlaub in Brandenburg nicht auf Komfort verzichten müsse, so TMB-Marketingchef Mathias Knospe.

Nach den Einbrüchen in den Corona-Jahren hat sich die Branche laut Tourismusmarketing inzwischen weitgehend erholt: Im ersten Quartal 2023 sei bei den erfassten Übernachtungen bereits wieder das Allzeithoch von 2019 erreicht worden.

Um die Nachfrage bedienen zu können, soll künftig verstärkt im Ausland um Fachkräfte geworben werden. Außerdem gehe es immer mehr darum, gute Arbeits- und Lebensbedingungen für die Mitarbeitenden im Tourismus zu schaffen, damit diese auch mittelfristig in den Betrieben blieben, hieß es.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.06.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Andreas B. Hewel

36 Kommentare

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  1. 36.

    Ich bezweifele, das es wirklich alles Einheimische sind, die motzen. Da wird die ein oder andere "False Flag" bei sein. Ich meine, da wird z.B. aus Brandenburg/Havel die Miesmuschel rausgekramt - dabei ist der wundervolle Sternenpark gleich um die Ecke. Ein Naturliebhaber lässt sich über Flugzeuge vom BER aus - vll. ist er auch öfters im Hohen Fläming. Da ist er den Flugzeugen näher ;-).

  2. 35.
    Antwort auf [TRAMSR] vom 09.06.2023 um 14:37

    "Brandenburgs Kreise an Berlin grenzend bieten irgendwie alle etwas besonderes." Vorallem, da diese Landkreise ob dieser sehr speziellen Zuschnitte bis an die Außengrenzen von Brandenburg wie Speichen verlaufen.

  3. 34.

    Eins verstehe ich nicht, wie können Sie nur im Langzeitarbeitslosen Naziland Urlaub machen. Da wird doch Fremden die Fresse poliert!

  4. 33.

    Herr Knospe überschätzt sich, anscheinend. Denn zwei Dinge passen nicht:
    Selbstbewusst war gestern, neue Marke: Es muss eine Leistung erbracht werden nicht Sprüche. Wie entsteht eine MARKE? Nicht in dem man diese ausruft. Ein langwieriger Prozess ist nicht mit Sprüchen zu ersetzen. So wirkt es eher arrogant.
    Die Deutungshoheit, warum Leute nach Brandenburg kommen hat er nicht. Genauso gut kann ich das Gegenteil behaupten: Brandenburg hat etwas, wofür es nichts kann: Das Wasser. Gerne kommt man mit dem Boot, wenn man Platz findet und überall willkommen ist. Oder man bleibt weg wenn es nicht so ist. Wenn also Stege gebaut werden, dann ist das eine Leistung mit der man werben kann. Das macht aber Herr Knospe nicht. Er hofiert sein eigenen Spruch. In Werder wird gerade ein über 100 T€ Steg an der neuen Fahrradbrücke über den Zernsee abgerissen. Er wurde aus Fördermitteln errichtet und muss geopfert werden, für die Therme!
    Am Kanal du Midi in Südfrankreich kann man sehen was ich meine...

  5. 32.

    Endlich!
    Ich mache seit Jahrzehnten Urlaub in Brandenburg und es genügt tatsächlich. Alles was man braucht, gibt es in Brandenburg.
    Ist auch schon ziemlich teuer geworden, der Spaß..
    Probleme sehe ich beim Klima. Das saftige Grün brandenburgischer Wälder schwindet dahin. Seen trocknen aus und die Landschaft wird insgesamt Richtung Juli (Ferienzeit) karger, öder und schroffer.
    So, wie das Ganze sich aber abzeichnet, wird die Idee an Personalfragen scheitern.
    Wer will denn bitte nach Brandenburg ziehen und sich am Wochenende die Fresse von gelangweilten Langzeitarbeitslosen-Nazis polieren lassen um dann am Montag mit blauem Auge und schweren Hämatomen die Kundschaft zu bedienen?

  6. 31.

    "Und Arbeitskräfte aus dem Ausland zu aquirieren, stärkt das dann nicht wieder die AfD, deren Brandenburgisches Boot doch jetzt schon voll ist?" Die Aussage im Artikel verstehe ich auch nicht. Es sind doch schon so viele Arbeitskräfte/Fachkräfte nach Brandenburg gekommen, daß man die teilweise gar nicht mehr unterbringen kann. Warum will man da noch mehr Arbeitskräfte im Ausland anwerben? Wo sollen die dann untergebracht werden?

  7. 30.

    Mehr kriegst du nicht.

    Sehr treffend.

    Aber unser Umland ist schon in Ordnung, wenn man mal nicht weiter fahren möchte.

  8. 29.

    Also ich komme überall gut ohne Auto hin und vor Ort nutze ich mein Faltrad.
    Die Busstaktung könnte besser sein.

  9. 28.

    Herrlich schöne Idylle, wenn man dort mit dem Boot lang fährt.
    Hat auch Vorteile liegt kein Müll herum.

  10. 27.

    Richtig, nicht nur un der Hauptstadt steigen die Zahlen der Neuzulassungen. Die Menschen lieben ihr Auto und möchten keinen ÖPNV, das sollte die Politik langsam begreifen!

  11. 26.

    @Björn:"Schon wieder eine neue Werbekampagne? Gab es nicht erst vor Kurzem erst eine Werbekampagne für Brandenburg? Was ist aus "JWD - Jeder will dahin" geworden?"
    Da wurde zwischenzeitlich "Brandenburg. Es kann so einfach sein." draus.
    War es dann aber wohl doch nicht.


    Wenn man nun den Mangel zum Qualitätsmerkmal erhebt, kostet das Weniger an Leistung dann auch wenigstens mehr?

    Und Arbeitskräfte aus dem Ausland zu aquirieren, stärkt das dann nicht wieder die AfD, deren Brandenburgisches Boot doch jetzt schon voll ist?

  12. 25.

    „ dortigen Bootsstege in der Luft hängen.“
    Na wenigstens mit dem staubtrockenen Untergrund ihres Trockengebietes, über dem die Flugzeuge im Tiefflug rüber brettern und es überall nur Windkrafträder statt Bäume gibt, also keinen Schatten mehr, sollten sie doch noch verbunden sein.
    Wenn Brandenburg solche Naturliebhaber hat, braucht es „keine Feinde mehr“!

  13. 24.

    Achja, zum Flughafen: Der hätte m. E. irgendwo mittig zwischen Berlin und Leipzig hingehört, verbunden durch den Transrapid.

  14. 23.

    „ Brandenburg benötigt mehr, als nur Werbung.“ Ja - Tourismus!!!
    Kein Wunder, dass es mit dem in Brandenburg nicht klappt, bei solchen einladenden Bewohnern! Sie versauen allen Gastgebern, ihren Gästen das schöne Fleckchen Erde zu zeigen.
    Manche Menschen müssen einfach immer nur rummeckern, dann halten Sie doch lieber die Klappe!

  15. 22.

    Was soll denn das, warum machen Sie Ihre Heimat so schlecht, ihre Kommentare können nur Fake‘s sein!!!
    Ich habe dort noch nie „Tiefflieger“gesehen, nur gaaaanz weit oben.

  16. 21.

    Das kann ich mir vorstellen, wenn man so garkeine Ahnung hat.
    Ich empfehle am Samstag um 7.28Uhr den RE8 von Charlottenburg bis Neustadt/Dosse, von dort den RE73 nach Pritzwald Hainholz. Dort gibt es das hübsche Waldhotel Forsthaus Hainholz und das Hainholzbad. Die ganze Fahrt dauert 2 Stunden. Ist doch was fürs 49,-€ Ticket :->

  17. 20.

    "Brandenburg - mehr brauchst Du nicht"
    Klingt irgendwie nach Relativierung eines Mangels und nicht nach Jahresurlaub. Soll es aber vielleicht auch nicht. Mit dem Fahrrad sind wir auch schon durch Brandenburg gefahren, auch den ein oder anderen Tagesausflug oder auch mal eine Nacht hier verbracht. Aber 1-2 Wochen? Kann ich mir noch nicht vorstellen, sind aber auch noch 4 Jahre bis 50...

  18. 19.

    Mein täglicher Slogan als Pendler ist:
    Brandenburg -- Wie komme Ich nach Berlin/ oder
    Warum fällt der Regio ständig aus

  19. 18.

    Ich finde auch gut:
    Brandenburg Wie komme Ich ans Meer / und warum ist es hier, überhaupt so trocken.

  20. 17.

    Die Autozulassungen in der Hauptstadt Region steigen von Jahr zu Jahr - der Flächendeckend gute ÖPNV ist daher mehr Wunschdenken als Wirklichkeit.
    Das Auto wird noch auf Jahrzehnte, in Berlin und Brandenburg eine tragende Rolle spielen, Viele Grüße.

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