Gleiches Produkt, höherer Preis - Brandenburger Kunden zahlen bei Kaufland teils drauf

Mo 11.09.23 | 18:04 Uhr
  100
Einkaufswagen von Kaufland Einkaufswagen von Kaufland am 14.07.2019 in Ludwigsfelde, Brandenburg. (Quelle: Imago Images/Sascha Steinach)
Imago Images/Sascha Steinach
Video: rbb Im Dialog | 11.09.2023 | Bericht: Laura Wolf | Bild: Imago Images/Sascha Steinach

Einige Sonderangebote kosten in Brandenburger Kaufland-Filialen bis zu einem Drittel mehr als in Berlin. Das zeigt eine Recherche des rbb. Neben Kaufland passen auch andere Supermarktketten ihre Preise lokal an. Ist das legal?

Zwischen Kaufland-Filialen existieren bei einigen Sonderangeboten enorme Preisunterschiede. Das hat eine Recherche des rbb-Verbrauchermagazins Super.Markt ergeben. Demnach zahlen Kunden für gleiche Produkte bis zu 34 Prozent mehr.

In rund drei Viertel der vom rbb aufgesuchten Filialen waren die Preise in Brandenburg bis zu 34 Prozent höher als in Berlin. Eine empörte Zuschauerin hatte sich an die Super.Markt-Redaktion gewandt, weil sie sich nach eigenen Angaben in Werder (Havel) gegenüber Kunden in großen Städten benachteiligt fühle. Sie war in ihrem Heimatort immer wieder auf deutlich höhere Preise gestoßen, vor allem bei Alkohol und Süßigkeiten.

"Preisgestaltung orientiert sich an lokaler Marktsituation"

Kaufland gibt auf rbb-Nachfrage diese Unterschiede offen zu: "Die Preisgestaltung orientiert sich unter anderem an der jeweiligen lokalen Marktsituation bzw. am Wettbewerb, aber auch an Angebot und Nachfrage. Daher kann es an einzelnen Standorten, unabhängig von der Region oder dem Bundesland, zu Preisunterschieden kommen." Fazit der Redaktion: Liegt die Filiale ungünstig und hat wenig Wettbewerber um sich, zahlt man oft drauf.

Darf Kaufland in Brandenburg mehr verlangen?

Das Problem für Kundinnen und Kunden in Regionen ohne viele Wettbewerber: Es gibt keine rechtliche Vorgabe für einheitliche Preise. Unterschiedliche Filialpreise seien typisch für den Lebensmitteleinzelhandel und eine Form der wettbewerbsorientierten Preissetzung, erklärt Annett Wolf, Professorin für Marketing und strategische Unternehmensführung, von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. "Preisstrategien liegen immer im Handlungsbereich jedes einzelnen Unternehmens. Solange man da nicht Preisabsprachen trifft, was wettbewerbswidrig wäre, ist das rechtlich zulässig."

Kaufland sind nicht die Einzigen

Kaufland ist dabei kein Einzelfall. Lidl will auf rbb-Nachfrage keine Auskunft zur eigenen Preisgestaltung geben. Aldi Nord verkauft seine Produkte in allen Filialen zum gleichen Preis: "Dabei können allerdings unterschiedliche Reduzierungen in unseren Märkten aufgrund der Mindesthaltbarkeit sowie bei Restbeständen von Non-Food Produkten auftreten."

Aber Edeka Minden-Hannover und der Drogeriemarkt dm erklären gegenüber dem rbb, dass sie wie Kaufland ebenfalls den Wettbewerb vor Ort beobachten. So schreibt die dm-Pressestelle, ihr Anspruch sei es, vor Ort dauerhaft der günstigste Anbieter von Drogeriewaren zu sein: "Um diesem Anspruch gerecht zu werden, betrachten wir situativ das Mitbewerberumfeld unserer dm-Märkte sowie die allgemeine Kostenstruktur vor Ort und passen unsere Preise entsprechend an."

Eine Frau vergleicht im September 2023 die Preise von Angeboten von Kaufland. (Quelle: rbb)Eine Frau vergleicht die Preise von Angeboten von Kaufland in Berlin und Brandenburg.

Sendung: SUPER.MARKT 11.09.2023, 20:15 Uhr.

100 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 100.

    "...eine Form der wettbewerbsorientierten Preissetzung..."
    Cool umschrieben. Könnte heissen, der Platzhirsch macht Kasse.
    Konkurrenz belebt das Geschäft und wenn kein vergleichbares Angebot innerhalb eines für den Kunden lohnenden Radius zu finden ist, wird sich an der "Abzocke" auch nichts ändern. Die andere Frage ist, ob es sich für einen Konkurrenten lohnt sich innerhalb dieses Radius zu etablieren, wenn der Kundenstamm für zwei ähnliche Unternehmen nicht sicher ausreicht. Nicht wenige Unternehmen treffen da ein "Gentlemen-Agreement" - du bleibst da, ich bleib hier und wir beide verdienen. "Sauber" an einer Preisabsprache vorbei und alle, naja, fast alle, sind glücklich - zumindest solange bis ein größerer Platzhirsch kommt. Dann gehts von vorn los und die Fläche hat wieder gegenüber den größeren Städten die A-Karte.
    Aber dafür ist die Luft sauberer, der Verkehr weniger, die Grillen zirpen .....

  2. 99.

    Ein Angebot ist ein Angebot und keine Pflicht. Die Menschen werden immer unverschämter. Und ihr riesen Verlust, als hätte sie all die schlimmen Angebote (die trotzdem noch billiger als der Originalpreis waren) auch wirklich zusammen kaufen wollen um auf ihre Panic-Summe zu kommen. Ich kann ihr nur sagen, dann geh doch zu REWE einkaufen oder EDEKA.
    Ich fordere jetzt mal ein kostenloses 49€ Ticket und Taxigutscheine, weil der nächste Supermarkt zu weit weg ist.

  3. 98.

    Die (empörte) Omi hat offenbar ein neues Hobby gefunden und sich dabei m. E. in etwas hineingesteigert. Sie wälzt seit mehr als einem Jahr stapelweise Angebotsblättchen der Märkte und rechnet auf Heller und Cent aus, was in Supermärkten/Discountern hauptsächlich bei Sonderangeboten in der Stadt mehr als auf dem Land nachgelassen wird.

    Dass diese Strategie der Märkte absolut legal und keiner Empörung wert ist, dürfte wohl jedem klar sein. Der Bericht, und überhaupt die SUPERMARKT Recherche, lässt sich wohl eher ins angestrebte RBB Profil einordnen, das vermehrt auch auf "kleine" Themen abseits der Metropolenregion fokussieren will. Und das ist ja gar nicht mal verkehrt.

  4. 97.

    Ich hoffe das war zynisch, denn mir fehlt die Logik, wer nicht begünstigt wird durch Billigfahrkarte soll auch noch mehr für die Lebensmittel zahlen. Versteh ich nicht, obwohl ich die 1.Klasse 5 mal gemacht habe

  5. 96.

    Ja, Preise auch innerhalb von Berlin, können sich (speziel bei Franchise-Märkten) unterscheiden.
    Allerdings habe ich das Gefühl, das Angebotsvielfalt, und bei Obst/Salat, die Qualität auf dem Land, wesentlich besser ist.

    In Berlin gibt es viele kleine Minisupermärkte, teilweise schmutzig, mit geringem Sortiment, und auf dem Land ist mehr Platz da, und vieles XXL.

    In der Stadt sind die Mieten/Grundstückspreise höher, aber man hat mehr Kunde/Umsatz auf weniger Raum, auf dem Land bietet man oft mehr Auswahl besserer Qualitätl, für weniger Kunden, ergo ist es auf dem Land etwas teurer.
    - Land statt Gosse, muss man sich halt erlauben können… :)

  6. 95.

    Es hat zwar hiermit nichts zu tun, aber dass die Aussage, dass es den "Städtern" mehr nützt als der Landbevölkerung wird nicht richtiger umso öfter sie wiederholt wird.

    Was richtig ist, es nützt mehr Stadtbewohnern, da dort eben mehr wohnen. Aber rein vom finanziellen werden die Pendler vom Land in die Stadt wesentlich stärker entlastet als die Stadtbewohner.

    Wenn ÖPNV auf dem Land vorhanden, das ist ja das größte Problem, war der bisher unfassbar teuer. Ich habe selbst lange auf dem Land gewohnt und hatte dort das Glück einen stündlichen Zug in die Stadt zu haben. Über die Kosten brauchen wir gar nicht sprechen.

  7. 93.

    "... Wenn die Menschen schamlos verarscht werden, werden Sie aggressiv. ..."
    Wenn sich Menschen verarschen lassen, ist dies kein Grund für Aggressivität - höchstens man ärgert sich über sich selbst (passiert mir auch ab und an)!
    Wir leben im Kapitalismus, also bestimmt die Nachfrage den Preis!

    Manchen "Preisen" kann man leicht ausweichen, anderen nicht so einfach ... nur kümmern MUSS man sich schon selbst!

  8. 92.

    >"Klar das dann die Lebensmittel für Dörfler teurer sein müssen"
    Das sind sie schon seit der Abschaffung der volkseigenen Dorfläden. Wenn man aus nem Dorf nicht wegkommt, bleibt einem nur der mobile Lebensmittelhandel einmal die Woche als Bäckerwagen, Fleischerwagen oder Kramladen on Tour. Die Preise dort sind natürlich samt Aufwendungen für die Fahrerei übers Land kalkuliert, also teurer als im Supermarkt oder Discounter in der nahem Stadt.

  9. 91.

    Da die Mieten auf dem Land meist niedriger sind,
    als in Berlin,
    müssten die Preise doch auch niedriger sein, als in Berlin. Das wäre logisch. Denn die Supermärkte haben, da sie weniger Miete bezahlen, niedrigere Unkosten.

  10. 90.

    Na dann schauen Sie sich doch mal um, wo die meisten Logistikzentren so liegen...

  11. 89.

    Und das ÖPNV 49 Euro - Ticket nutzt den Städtern mehr als den Dörflern. In der Folge werden Dörfler nicht entlastet.

    Klar das dann die Lebensmittel für Dörfler teurer sein müssen. Wer das nicht versteht, hat die erste Klasse nicht besucht.

  12. 87.

    Jetzt müssen sie nur noch den Preiszusqmmenhang zwischen Mieten und Lebensmitteln erklären.

    Auf dem platten Land müssen nach ihrer Logik die höchsten Lebensmittelpreise gezahlt werden.

    Aha….

  13. 86.

    Nur das es nicht um Wucherpreise geht/ging, sondern lediglich um marktübliche Abweichungen, also einfach mal richtig lesen, beim Thema bleiben und nicht krampfhaft versuchen, Recht zu haben und das letzte Wort obendrein.

    Das Wettbewerbsrecht hat mit solchen Dingen absolut nichts zu tun und das Kartellrecht schon zweimal nicht, aber Hauptsache war ja eh, einen auf dicke Hose zu machen und mit Pseudo-Wissen zu glänzen.

  14. 85.

    Sie haben das - im Gegensatz zu vielen anderen Menschen - gewusst. Da muss ich mich doch ernsthaft fragen, warum Sie das so lange für sich behalten haben.

  15. 84.

    Es gibt ja auch bundesweit keine einheitlichen löhne und Gehälter, also warum sollte es einheitliche Preise geben. Auch Gebühren, Tarife des ÖPNV, kommunale Abgaben sind unterschiedlich. Wo ist das Problem? Niemand zwingt mich teuer einzukaufen.

  16. 83.

    Steile These-Liegt vielleicht auch daran, dass es viele Besserverdiener nach Brandenburg gezogen hat und diese somit auch mehr Geld zur Verfügung haben zum Einkauf.

  17. 82.

    Die Stimmung ist insgesamt schon mies, das zeigen nicht zuletzt die Umfragen. wenn es um die Parteien geht. Mit fällt auf, dass in allen Supermärkten gerne mal die Preisschilder so aufgestellt werden, dass man nicht genau zuordnen kann, welches Produkt hier ausgepreist wird. Das Tankstellenspielchen erreicht auch neue Dimensionen. Ohne Not sind die Preise für Benzin und Diesel exorbitant. Wenn die Menschen schamlos verarscht werden, werden Sie aggressiv. Scheinbar fühlt die Wirtschaft sich animiert, auszuprobieren, wie weit man den Kunden treiben kann. Da die Politik hier tatenlos zusieht, braucht sie sich auch nicht zu wunderen, das die Rechten Argument für Argument sammeln, um einen erfolgreichen Wahlkampf zu führen. Ich sage: Vorsicht! Am Ende rettet auch ein Söder die CDU nicht mehr!

  18. 81.

    Nichts Neues! Das weiß ich schon seit Jahren. Warum ist das gerade jetzt ein Thema? Nichts anderes gefunden?

Nächster Artikel