Ergebnis noch nicht bekannt - Warnstreik des Personals in Arztpraxen endet mit Tarifeinigung

Do 08.02.24 | 16:37 Uhr
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Symbolbild: Anmeldung in einer Arztpraxis mit Praxispersonal. Am Donnerstag wollen viele MFA streiken. (Bild: imago images/ Kai Kitschenberg/ Funke Photo Services)
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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 08.02.2024 | Robert Schwaß | Bild: imago images/ Kai Kitschenberg/ Funke Photo Services

Längere Wartezeiten für Patienten oder gar geschlossene Arzpraxen: Am Donnerstag war das Praxispersonal in ganz Deutschland vom Verband VMF zum Warnstreik aufgerufen. Am selben Tag verkündete der Verband eine Tarifeinigung.

Der eintägige Warnstreik des Praxispersonals ist mit einer Tarifeinigung zu Ende gegangen: Die Tarifpartner verständigten sich in ihren Verhandlungen am Donnerstag auf einen Abschluss, wie der Verband medizinischer Fachberufe (VMF) mitteilte. Zum Inhalt der Einigung wurde zunächst nichts mitgeteilt. Die Tarifpartner hätten sich darauf geeinigt, "das Ergebnis erst nach Ende der Erklärungsfrist am 16. Februar bekanntzugeben", hieß es.

Der Verband hatte für Donnerstag bundesweit 330.000 medizinische Fachangestellte, Arzthelfer und Arzthelferinnen zum Streik aufgerufen. Den Angaben zufolge war es der erste Warnstreik in der Geschichte des Verbandes, der seit 1969 Tarifverhandlungen für Arzthelferinnen und -helfer führt.

Mehr als 200 Streikteilnehmer hatten sich laut VMF im Vorfeld der Verhandlungen vor dem Gebäude der Bundesärztekammer in Berlin versammelt und für mehr Gehalt protestiert. Verbandspräsidentin und Verhandlungsführerin Hannelore König zeigte sich zufrieden mit der Resonanz auf den Warnstreik: MFA (Medizinischen Fachangestellten) seien "keine Lokführer", erklärte sie in Anspielung auf den letzten großen Streik bei der Deutschen Bahn. Die Problematik sei um einiges komplizierter und liege zu einem wichtigen Teil im System der Finanzierung des Gesundheitswesens.

KV Brandenburg unterstützt Streik

Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) unterstützte den Warnstreik. Die Vorsitzende Catrin Steiniger erklärte, der Fachkräftemangel in dem Bereich bedrohe die ambulante Versorgung, von daher sei die Forderung nach einer besseren Bezahlung verständlich.

Hannelore König sagte, sie gehe davon aus, dass auch die Patientinnen und Patienten ein hohes Verständnis für den Streik hätten. Sie wüssten schließlich, was die medizinischen Fachangestellten leisten.

Der Verband hatte vorab gewarnt, dass die Abläufe in den Praxen länger dauern und manche Behandlungen nicht durchgeführt werden könnten. Einige Praxen könnten auch ganz geschlossen bleiben - der Notdienst sei aber nicht betroffen.

KV Berlin: Praxen können Mehrausgaben kaum stemmen

Die KV Berlin zeigt ebenfalls Verständnis für die Forderungen, allerdings sei es den Praxen aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage kaum möglich, die Mehrausgaben zu tragen, erklärte die Kassenärztliche Vereinigung nach Angaben des "Tagesspiegel" [externer Link]. Etwaige Lohnsteigerungen müssten von den Krankenkassen und der Politik auskömmlich finanziert sein.

König sagte zu den Verhandlungen: "Unsere Arbeitgeberseite argumentiert mit dem ökonomischen Druck in den Arztpraxen, wir sehen aber jetzt den Handlungsbedarf, dass die Gehälter der medizinischen Fachangestellten deutlich steigen müssen, weil wir der Gesundheitsberuf sind, der im Gesundheitswesen weit abgehängt ist." Unter anderem wegen der Belastungen während der Corona-Pandemie seien in den letzten Jahren bereits viele medizinische Fachangestellte aus dem Beruf ausgestiegen, so König. Laut einer Befragung aus dem vergangenen Jahr würden 39 Prozent von den noch im Beruf tätigen mindestens einmal im Monat über einen Ausstieg nachdenken.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.02.2024, 19:30 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Ich habe 20 Jahre in diesem Beruf gearbeitet und 12 Euro erst mit Einführung des gesetzlichen Mindestlohns erhalten weil es kein Herumkommen gab. Dies liegt sicher nicht an dem schlechten Einkommen der Mediziner, sondern an ihrer sozialen Einstellung die nicht bis zur MFA reicht (Androhung von Konsequenzen bei Teilnahme am Streik!)Auch die Solidarität der MFAs untereinander war und ist bis heute ein erhebliches Problem, es war auch an der Beteiligung an diesem Streik sichtbar. Da diese Situation mein ganzes Berufsleben zu einer Qual machte, habe ich vor einem Jahr den Beruf verlassen. Die Belastung war für mich unerträglich geworden.

  2. 23.

    Deutschland gibt 12,5 % vom BIP aus, so viel wie kein anderen Land, weltweit!

    Das Geld wird also „nur“ ineffizient genutzt…
    Noch höhere Beträge wären also irrsinnig.

  3. 22.

    So ist es.
    Es werden nicht mehr Millionen, sondern Milliarden in Dinge investiert, deren Sinn nicht nachvollziehbar ist. Unser Gesundheitswesen/-system ist abgesoffen, es fehlen Ärzte und Personal, sei es in Praxen oder Krankenhäusern, Untersuchungen, Eingriffe etc. können deswegen nicht mehr zeitnah erfolgen, immer mehr Krankenhäuser schreiben rote Zahlen oder sind insolvent. Das ganze Sozialsystem ist am Ende, aber darin zu investieren, fällt unserem Staat nicht ein. Geld ist genug da, nur landet UNSER Geld nicht da, wo es hingehört. Mittlerweile frage ich mich, ob es Absicht ist.

  4. 21.

    Wenn in letzter Zeit öfters in Deutschland gestreikt und demonstriert wird, in den verschiedensten Branchen, in relativ kurzen Zeitabständen, könnte es doch irgendwie sein, daß hier insgesamt wirtschaftlich einiges im Argen liegt. Nahezu für jeden und alles halten die Politik und so einige Arbeitgeber das Füllhorn bereit - nur nicht für die, die eben dieses Horn auch füllen. Ich glaube nicht, das dies an den Streikenden liegt.

  5. 20.

    Wenn man Ihnen mit personalrechtlichen Schritten droht, kennt man den Wert der Mitarbeiter nicht. An Ihrem Tresen entscheidet sich so häufig, ob es ein guter Artzbesuch wird. Eventuell kennt der Arzt diese Herausforderung nicht. Es geht aber auch hier nur im Team. Das Praxisoersonal häufig am Limit arbeitet, ist doch bekannt. Sie waren auch die ersten die Corona Patienten gegenüber standen. Ich denke unsere Krankenschwestern und Pfleger haben eh viel mehr Anerkennung verdient.

  6. 19.

    Ich glaube, so manch eine/r hat das System und den Grund des Streiks nicht verstanden. Das Gesundheitssystem ist auch nicht mehr zu verstehen, es wird kaputt gespart und eine Besserung ist nicht in Sicht. Die, die hier dumme Kommentare abgegeben, werden die Ersten sein, die meckern und sich lauthals beschweren, wenn kein Rettungsdienst mehr kommt, weil, weil das Personal fehlt, wenn der Chirurg nicht mehr operieren kann, weil er keine MFA hat usw. Und dann ... die Ärzte nagen nicht am Hungertuch. Darum geht's nicht. Die Budgetierung lässt keine Planung mehr zu, Anschaffungen werden xmal überlegt, dadurch sind keine Lohnerhöhungen möglich, usw. Kein Handwerker würde unter den Bedingungen einen Auftrag annehmen. Aber naja, egal. Ihr werdet ja alle doch irgendwie versorgt, weil es noch genug MFA gibt, die trotz Personalmangel den Praxisbetrieb am Laufen halten. Aber meckern, wenn es dauert ....danke für die Wertschätzung und Unterstützung.

  7. 17.

    Schön, dass man sich so zügig einigen konnte.

  8. 16.

    Arbeitgeber wechseln und anzeigen wegen Nötigung.
    Es gibt genug Ärzte die ihre Helfer Achten und für einen guten Arbeitsplatz sorgen.
    Solche Arbeitgeber, die gerade selber gestreikt haben gehören abgestraft.
    Streik ist ein Grundrecht.
    Ich bezweifle auch etwas die Not der Ärzte. Mein persönlich bekannter Orthopäde und Hausarzt „nagt nicht am Hungertuch „ mal vorsichtig ausgedrückt.

  9. 15.

    Ja, die bösen Schreienden, die für 12€ arbeiten, 6 Millionen Menschen, die heute schon wissen, dass sie alt arm werden und bleiben, trotz täglicher Schinderei.

    Sie gönnen tatsächlich anderen viel, solidarisch geht anders.

  10. 12.

    Falls Sie es nicht mitbekommen haben, deutsche Politiker machen immer mit und für deutsche Bürger Politik. Für russische Bürger machen Russische Politiker Politik. So einfach ist das tatsächlich zu verstehen, liebe Grüße.

  11. 11.

    Unter 4 Augen kann er das machen ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Umsetzen wird er das nicht… absolut rechtswidrig.
    Macht er das vor versammelter Mannschaft dann betritt der den Bereich der Nötigung.
    Aber bei so einem Chef sollte man sich lieber nach einem anderen umsehen, glaube da hat man z.Zt. Sehr gute Karten.

  12. 10.

    Unter anderem wegen der Belastungen während der Corona-Pandemie seien in den letzten Jahren bereits viele medizinische Fachangestellte aus dem Beruf ausgestiegen, so König.

    Und natürlich in Brandenburg weil sich viele medizinische Fachangestellte nicht impfen lassen wollte.

  13. 9.

    Echt jetzt? Macht nix, bei dem „Fachkräftemangel“. Suchen Sie sich eine Stelle, wo man für weniger Arbeitsstunden mehr Geld bekommt ;-)

  14. 8.

    So langsam frage ich mich, wer das alles bezahlen soll. Milliarden von Krankenkassenbeiträgen reichen offensichtlich nicht, um das Gesundheitssystem zu finanzieren. Alle schreien nach mehr Geld. Es gibt zwei Möglichkeiten in diesem System. Entweder man nimmt den einen was weg oder erhöht die Kassenbeiträge für die Versicherten. Einsparen wäre auch noch eine Möglichkeit, aber dann streikt wahrscheinlich wieder ein anderer. Der Patient scheint dabei irgendwie auf der Strecke zu bleiben.

  15. 6.

    Androhung einer Abmahnung
    Unmögliches Verhalten, so kann motiviert arbeiten!

    Ich habe die Hoffnung schon längs aufgegeben das es einen Aufschwung bezüglich der Rahmen- und Arbeitsbedingungen gibt! Mich als MFA mit 20 Jahren Berufserfahrung hat D verloren. Der Unterschied ist gewaltig.

  16. 5.

    Ich hatte im vorigen Monat einen Termin beim HNO-Arzt in der Uniklinik in Dresden, da es bei uns keine Fachkraft gibt.
    Wartezeit über 4 Stunden!
    War das etwa schon eine Generalprobe für den jetzt stattfindenden Bummelstreik?
    Ansonsten sind in kleineren Städten bei Fachärzten, auch ohne Streik, bis zu zwei Stunden u. mehr durchaus Alltag.
    Also wenn heute bei meiner Allgemeinärztin ein solcher Streik stattfinden sollte ist, zumindest bei uns, alles im Grünen Bereich.

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