Warnstreik - Alle Lufthansa-Flüge am BER fallen heute aus

Di 20.02.24 | 07:20 Uhr
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Archivbild:Der leere Flughafen Berlin Brandenburg wahrend einem Streik der Lufthansa Mitarbeiter am 07. Februar 2024 in Schönefeld, Brandenburg.(Quelle:picture alliance/R.Keuenhof)
Video: rbb24 | 20.02.2024 | Nachrichten | Bild: picture alliance/R.Keuenhof

Die Gewerkschaft Verdi hat das Bodenpersonal der Lufthansa erneut zum Streik aufgerufen. Am Flughafen BER fallen deshalb am Dienstag alle Flüge der Airline aus. Auch am Mittwoch könnte der Streik noch Auswirkungen haben.

  • Streikaufruf für Bodenpersonal seit Dienstagmorgen, 4 Uhr
  • Alle 50 geplanten Lufthansa-Verbindungen am BER fallen aus
  • Angebot der Fluggesellschaft beinhaltet Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro
  • Verdi kritisiert Nullmonate sowie zu geringere Erhöhungen

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat das Bodenpersonal der Lufthansa zu einem rund eintägigen Warnstreik ab Dienstag aufgerufen. Seit 4 Uhr soll das Bodenpersonal an den Standorten Frankfurt, München, Hamburg, Düsseldorf, Köln/Bonn, Stuttgart und Berlin die Arbeit niederlegen. Der Streik soll bis Mittwochfrüh, 7:10 Uhr dauern

Am BER sind die für Dienstag geplanten je 25 Lufthansa-Starts und -Landungen gestrichen, wie auf der Webseite des Flughafens zu sehen war. [ber.berlin-airport.de] Betroffen sind Flüge von und nach München sowie Frankfurt am Main - die einzigen Ziele der Lufthansa vom BER aus. Andere Ziele werden von Tochterunternehmen des Konzerns angeflogen.

Am Mittwoch einzelne Ausfälle möglich

Die Lufthansa hat angekündigt, am Dienstag deutschlandweit 10 bis 20 Prozent des Flugplans aufrecht zu erhalten. Etwa 100.000 Passagiere könnten betroffen sein.

Am Mittwoch sollen am Flughafen BER die meisten Starts und Landungen nach aktuellem Stand durchgeführt werden können, laut Webseite wurden nur einzelne Lufthansa-Verbindungen gestrichen. Flüge der Lufthansa-Töchter Eurowings, Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines wurden laut der Online-Auskunft bisher nicht gestrichen.

Hintergrund des Warnstreiks sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Beschäftigten am Boden in Konzerngesellschaften wie Deutsche Lufthansa, Lufthansa Technik oder Lufthansa Cargo. Die Tarifverhandlungen sollen am Mittwoch fortgesetzt werden.

Flugausfälle bereits am Montag

Bereits am Montagabend hat der Warnstreik erste Auswirkungen. An ihrem wichtigsten Drehkreuz in Frankfurt am Main fielen bereits vor dem offiziellen Streikbeginn etliche Verbindungen aus. Nur einige wenige Interkontinental-Flüge sollten noch stattfinden.

Am Montagabend gingen bereits Lufthansa-Beschäftigte der Technik, der Logistik, der Fracht und der IT in den Warnstreik, wie Verdi-Streikführer Marvin Reschinsky gegenüber der Nachrichtenagentur DPA bestätigte.

Vor zwei Wochen hatte die Gewerkschaft ebenfalls zum Streik aufgerufen. Auch dieser Ausstand hatte zum Ausfall sämtlicher Lufthansa-Flüge von und zum Flughafen BER in Schönefeld geführt.

Verdi: Personal fühlt sich "vor den Kopf gestoßen"

Auch in der dritten Verhandlungsrunde am 12. Februar 2024 kam es zu keiner Einigung, so Verdi. Das Angebot der Arbeitgeber wurde in den vergangenen Tagen demnach "breit in den Belegschaften diskutiert". Dabei hätten 96 Prozent der Beschäftigten das Angebot abgelehnt.

Kritisiert würden die im neuen Angebot nochmals erweiterten Nullmonate von bislang acht auf nun elf Nullmonate, außerdem die deutlich geringeren Erhöhungen für Bodenbeschäftigte im Vergleich zu anderen Berufsgruppen im Konzern, die Länge der Laufzeit, "sowie völlig unbeantwortete Themen". Auch sei der Konzern bislang nicht bereit gewesen, "den Beschäftigten einen Teil ihres Einkommensverzichts aus der Corona-Pandemie nun in Zeiten von Rekordgewinnen wieder zurückzugeben", teilte die Gewerkschaft mit.

Laut Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky würden sich die Bodenbeschäftigten "einmal mehr vor den Kopf gestoßen" fühlen. "Während der Konzern seinen Piloten mit Jahresgrundeinkommen von bis zu 270.000 Euro hohe zweistellige Vergütungserhöhungen zukommen lässt, sollen die Bodenbeschäftigten mit Einstiegsstundenlöhnen von teils 13 Euro noch nicht mal die Preissteigerungen der letzten Jahre ausgeglichen bekommen. Das ist krass unsozial", so Reschinsky.

Lufthansa kritisiert Streik, trotz "deutlich verbesserten Angebots"

Die Lufthansa übte Kritik an Verdi. Man habe ein "deutlich verbessertes Angebot" vorlegt - zudem seien schon Gesprächstermine vereinbart gewesen. Der Konzern betonte, er habe sich am "von Verdi erzielten Abschluss im öffentlichen Dienst orientiert". Es sehe mindestens rund zehn Prozent Gehaltserhöhung in zwölf Monaten vor sowie eine "zeitnahe Zahlung" von steuerfreien Inflationsausgleichsprämien von 3.000 Euro in Summe vor. Bereits in den vergangenen 18 Monaten seien die Gehälter für die rund 20.000 Bodenbeschäftigten im Mittel um 11,5 Prozent erhöht worden, hieß es.

Personalvorstand Michael Niggemann sagte, der weitere Warnstreik belaste sowohl Fluggäste als auch Beschäftigte erneut unverhältnismäßig. "Das ist nicht der Weg, um unserer gemeinsamen Verantwortung für unsere Mitarbeitenden, für unsere Gäste, für eine starke und verlässliche Lufthansa nachzukommen."

Der Ausstand sei besonders bitter, da die nächste Verhandlungsrunde bereits am Mittwoch stattfinde, hieß es weiter.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.02.24, 16:30 Uhr

68 Kommentare

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  1. 68.

    Als Bürger zweiter Klasse ohne Privilegien kann ich nur noch über diese Forderungen staunen. Was muss es diesen armen Menschen doch schlecht gehen ? Hunger, Durst, Kälte, kein Auto und die ganzen anderen unangenehmen Begleiterscheinungen am Existenzminimum von Leicht-Lohngruppen und chronisch unterbezahlten Tätigkeiten dürfen natürlich nicht sein. Mal sehen, wer als nächstes nachzieht ?

  2. 67.

    Mich stimmt diese Aktion von VERDI schon sehr nachdenklich. 10% mehr Lohn plus 3000 EUR steuerfreie Inflationsausgleich ist doch ein sehr faires Angebot von der AG Seite. Ich frage mich heute um so mehr, warum hat sich denn VERDI damals, vor knapp drei Jahren die Mitarbeiter der Charité und öffentlichen Dienst in Berlin im 1. Jahr mit 2,4% und im 2. Jahr 1,2% abspeisen lassen? Bei den Verhandlungen im letzten Jahr wurden wir mit 5,5% ab 1.03.2024 und für 2023 mit der 3000 EUR Inflationszulage, dafür hatten wir dann für 2023 eine Nullrunde, abgefüttert. Sind die Mitarbeiter am Flughafen (wobei fliegen nicht unbedingt lebensnotwendig ist) mehr Wert als die Mitarbeiter in den Krankenhäuser (die lebensnotwendig sind)?

  3. 66.

    Buch-Empfehlung : Die Verwaltungsarmee - Wie Beamte den Staat ruinieren von Olaf Baale

  4. 65.

    ... und da sie selber Steuern entrichten müssen, sind sie auch an dem Aufkommen für die eigenen Pensionsansprüche selber beteiligt und sie sind während ihrer aktiven Dienstjahre bedeutend billiger als gleichrangige Angestellte*Innen und zahlen auch noch ihre KV selber, weil der ArbG am Beitragsaufkommen nicht beteiligt ist.

  5. 64.

    Mit dem Zug, per Anhalter oder ganz im Sinne des Billigheimerns: Flixtrain oder Flixbus. Aber Frankfurt/Oder - Berlin kann man auch laufen. *lol*

  6. 62.

    Oh nein! Wie kommen wir denn jetzt nach Frankfurt?!

  7. 61.

    Sie wissen aber schon, dass Beamte zu 100% aus Steuern bezahlt werden, folglich nur eine Belastung für die wirklichen Einzahler ins System sind, oder?

  8. 60.

    Besser kann man es kaum ausdrücken. Manchen Leuten ist halt auch einfach die eigene Stellung im System nicht klar. Wenn man sich nicht selbst ohne jegliche fremde Hilfe ernähren kann ist man einfach auf selbiger Stufe mit denen, denen man sich warum auch immer überlegen fühlt.

  9. 59.

    Dünnes Eis. Aber das ist wirkich einfach - sehr einfach sogar zu eruieren. Hätte Sheela das "Ei fachste" wie sie schrub, mal gemacht, wüsste sie, dass außer Lohnsteuern und MWSt keinerlei Sozialabgaben, die dem Sozial- und Rentensystem direkt zugute kommen, durch Verbeamtete geleistet werden. Ziemich weit daneben gezielt.....

  10. 58.

    Verbeamtete zahlen zwar Steuern in Leben, tragen aber nichts im Sozialsystem bei und werden vom Steuerzahler indirekt alimentiert. Um mit Ihren Worten zu sagen: "Diesen Ei fachsten Sachverhalt zu erkennen schafft eigentlich jeder"
    Welche SV-pflichtigen Abgaben zahlen Verbeamtete, die dem Sozialsystem zuguten kommen? Na jetzt raten Sie doch mal.

  11. 56.

    Korrektur: mein Satz "Denn diese erstrecken am Ende auch Ihre Rentensteigerung." sollte so geschrieben sein:
    Denn diese erstreiten am Ende auch Ihre Rentensteigerung.

  12. 55.

    Wieder einmal zeigt sich, dass aktuell noch zu wenig Technik an den Flughäfen in Deutschland eingesetzt wird. Wir brauchen mehr Technik und Automatisierung an Flughäfen, um gerade auch in Zeiten von Arbeitskräftemangel und Fachkräftemangel unabhängiger agieren zu können.

  13. 54.

    Es ist erschreckend was sich Unternehmen gegenüber ihren Mitarbeitern alles herraus nehmen. Das funktioniert aber nur weil so viele bereit sind sich von Unternehmen ausnutzen zu lassen.

  14. 53.

    Dann schimpfen Sie nicht herum und gestehen denen, denen Sie nichts gönnen und die Sie herabwürdigen, gerechtere Entlohnung zu. Ich darf trotzdem ich die 45 Jahre demnächst drin habe, insgesamt 49 Jahre arbeiten und werde es immer denen gönnen, die für gerechte Bezahlung streiken. Denn diese erstrecken am Ende auch Ihre Rentensteigerung. Sollten Sie Pension beziehen, sollten Sie schweigen, denn Sie haben nichts zum Sozialsystem beigetragen.

  15. 52.

    Warum so Bescheiden ? Das doppelte oder dreifache würde das Einkaufen wieder zum Erlebnis machen.

  16. 51.

    Vor lauter Aufregung alle Bildung zum Thema Orthographie vergessen? Welchen Frust Sie geschoben haben müssen, verdeutlichen Ihre Worte, die Sie bei mir hinten herunterfallen lassen - danke für Ihre Offenheit und Ihre Zurschaustellung Ihrer Charakterzüge, sich selbst über andere zu erheben. Bleiben Sie munter und viel Spaß im Ruhestand.

  17. 50.

    Nach 45 Arbeitsjahren und immer auch Steuern gezahlt muss ich mich nirgendwo mehr bewerben. Da habe ich mir den Ruhestand verdient. Und habe viele Sachen erlebt. Auch mit Mitarbeiten wie ihnen die eine andere Auffassung haben sind immer hinten runter gefallen.

  18. 49.

    Nun ist es ja so, dass es sich hier um Anlernjobs handelt, die schon jetzt zu dem guten Grundlohn auch noch Zulagen in nicht unbedeutender Höhe erhalten. Das wird leider unter den Tisch fallen gelassen.

    Phantasten wie Jesse stellen Runen höheren Stundenlohn über die Arbeitsplatzsicherheit. LH kann jederzeit Personal auslagern.

    Natürlich muss es zwischen Anlernjobs und Ausbildungsberufen einen deutlichen Unterschied geben.

    Durchschnittlich kommen diese AN auf 23 Eur brutto incl. Zulagen.

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