Oder-Spree - Tesla-Beschäftigte haben Betriebsrat gewählt - IG Metall liegt vorn

Do 21.03.24 | 10:50 Uhr
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Symbolbild: Mitarbeiter der Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg arbeiten an einer Fertigungslinie eines Elektrofahrzeuges vom Typ Model Y. (Quelle: dpa/Pleul)
Video: rbb24 Spätausgabe | 19.03.2024 | Bild: dpa/Pleul

In der Elektroautofabrik von Tesla in Grünheide (Oder-Spree) haben die Beschäftigten einen neuen Betriebsrat gewählt. Von den rund 12.500 Mitarbeitern gaben von Montag bis Mittwoch etwa 8.900 Ihre Stimme ab. Die IG Metall stellt nach der ersten Auszählung die größte Gruppe, die Mehrheit hat sie aber nicht.

60 Prozent stimmen für Nicht-Gewerkschafter

Zur Wahl traten nach Angaben neun Listen mit 234 Kandidatinnen und Kandidaten an. Nach dem vorläufigen Wahlergebnis gehen demnach knapp 60 Prozent der Sitze an nicht gewerkschaftlich organisierte Listen. Das teilte der Elektroautobauer am Mittwochabend mit. Von 39 Sitzen im neuen Betriebsrat entfallen demnach 23 Sitze an Listen außerhalb der Gewerkschaft.

Wie die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen am Mittwochabend mitteilte, erreichten deren Gewerkschaftsmitglieder mit ihrer Liste 2 nach der ersten Auszählung rund 39,4 Prozent der Stimmen. Sie stellen den Angaben zufolge im künftigen Betriebsrat voraussichtlich 16 der insgesamt 39 Mitglieder.

Die Liste um die derzeitige Betriebsratschefin Michaela Schmitz erhielt knapp 36 Prozent der Stimmen.

In der kommenden Woche wird der neue Betriebsrat voraussichtlich seine Arbeit aufnehmen. "Wir werden unsere erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat fortsetzen", teilte eine Sprecherin von Tesla mit.

Brandenburgs Arbeitsminister Jörg Steinbach (SPD) wies auf ein großes Interesse an der Wahl hin. "Die hohe Wahlbeteiligung ist ein klares Signal für die Bedeutung der betrieblichen Mitbestimmung bei Tesla und den Wunsch nach Mitgestaltung der Arbeitsbedingungen durch die Beschäftigten", sagte Steinbach. Er wünsche dem neuen Gremium viel Erfolg für die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen.

Im Vorfeld Debatte um Wahl

Es war bereits die zweite Betriebsratswahl in der einzigen europäischen Autofabrik von Elon Musk. Die erste Wahl fand noch vor der Eröffnung des Werks statt, damals waren es viel weniger Beschäftigte. Um die Betriebsratswahl gab es Streit. Das Arbeitsgericht Frankfurt (Oder) hatte die Wahl auf Antrag der IG Metall stoppen wollen. Die Gewerkschaft forderte mehr Zeit für die Vorbereitung - auch mit Blick auf den Produktionsstopp im Januar wegen der unsicheren Lage am Roten Meer. Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg entschied dann, dass die Wahl wie geplant Mitte März erfolgen kann. Damit waren Tesla und der Wahlvorstand erfolgreich.

Tesla lehnt Tarifvertrag ab

Die IG Metall hofft darauf, ihren Einfluss zu vergrößern. Sie verlangt bessere Arbeitsbedingungen und die Bindung an einen Tarifvertrag. Tesla lehnt einen Tarifvertrag ab und sieht viele Forderungen der Gewerkschaft wie etwa Arbeitssicherheit oder bessere Bedingungen für Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter bereits jetzt umgesetzt.

Der IG-Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, Dirk Schulze, hatte dem bisherigen Betriebsrat vorgeworfen, nicht komplett auf der Seite der Belegschaft zu stehen.

Die bisherige Betriebsratsvorsitzende Michaela Schmitz hatte das zurückgewiesen und zum Beispiel auf Gehaltserhöhungen von bis zu 18 Prozent ohne Tarifvertrag hingewiesen. Tesla will laut Werksleiter André Thierig jährliche Lohnänderungen anbieten.

Nahe dem Werk protestieren seit Ende Februar Umweltaktivisten im Wald gegen eine von Tesla geplante Erweiterung des Geländes um einen Güterbahnhof. Dafür müsste Wald gerodet werden. Nach einer Gerichtsentscheidung darf das Protestcamp mit Baumhäusern zunächst bestehen bleiben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.03.2024, 17:00 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Ich glaube diese Materie überfordert sie doch sehr. Befassen sie sich mal näher damit. Könnte unter Umständen helfen.

  2. 19.

    Wieso gibt es keinen Grund für einen Tarifvertrag. Offenbar verkennen sie Funktion eines Tarifvertrags.Dieser wirkt zwischen den tarifschließenden Parteien quasi wie ein Gesetz. Die Normen eines Tarifvertrags gelten unmittelbar und zwingend. Das heißt z.B. ein Arbeitnehmer hat einen "gesetzliche" Anspruch auf den ihm zustehenden Tariflohn auch wenn im Arbeitsvertrag etwas anderes vereinbart wurde. Das gleich gilt für Urlaub, Zulagen etc. Betriebsräte sind rechtlich überhaupt nicht in der Lage Löhne und andere Arbeitsbedingungen durchzusetze. Ihnen fehlt nämlich hierzu das Streikrecht. Betriebsräte können bestenfalls um bessere Arbeitsbedingungen betteln. Wenn der Arbeitgeber hierzu aber mal keinen Bock hat, dann heisst es Ende Gelände.

  3. 18.

    "Die IGM (SPD/Linke) will überall mitreden und ihre Pfründe sichern."

    Mit solchen Aussagen macht man sich lächerlich.

    "Diese setzen sich ohne Scheuklappen nur für die Beschäftigten ohne politische Weisungen ein."

    So wie der vorherige BR von Teslas Gnaden?

  4. 17.

    Tesla hatte bisher einen Betriebsrat, der von den damals Beschäftigten gewählt wurde.
    Vor Produktionsstart waren das eben nicht sehr viele Mitarbeiter der Produktion, sondern überwiegend Mitarbeiter aus der Verwaltung, HR z.B. D.h. aber nicht, dass der BR vom Management gesteuert wurde.

  5. 16.

    OK., 16 von 39 BR Mitgliedern. Jetzt muss die IGM zeigen, ob sie mehr kann als Populismus.

  6. 15.

    Aber nun mal ein besonderes Lob für Prof. Dr. Steinbach.

    Sein werben hat einen tollen Erfolg eingefahren. Die SPD lässt die Gewerkschaften halt nicht in Stich.

  7. 14.

    16 von 39 ist nicht die Mehrheit. Es ist wie in der Politik. Wenn man etwas erreichen will muss man Kompromisse eingehen. Ebenso steht die Geschäftsleitung unter Druck nachzuweisen dass die Arbeitnehmer in Grünheide ohne Tarifvertrag besser fahren als in Leipzig oder Zwickau. Das kann nur gut sein.

  8. 12.

    Die IGM (SPD/Linke) will überall mitreden und ihre Pfründe sichern.
    Es gibt auch sehr gute Betriebsräte die nicht dieser Organisation angehören und keine parteipolitische Forderungen stellen.
    Diese setzen sich ohne Scheuklappen nur für die Beschäftigten ohne politische Weisungen ein.

  9. 11.

    Bekommt da jemand Angst, dass die Teslarendite schwinden könnte? Arbeitnehmerrechte- und vertretung sind schon scheiße für den Gewinn. Und dann noch bei Tesla - ein Skandal schlechthin. Auweia.

  10. 10.

    "wo es keinen Grund gibt, auf einen Tarifvertrag bestehen" 1)Sie arbeiten eher nicht bei Tesla 2)Sie verallgemeinern mit D I E Gewerkschaften. 3)Die Inhalte vonTarifverträgen sind einklagbar und damit ein Stück Sicherheit des Arbeitsplatzes im Angestelltenverhältnis. 4)KEIN einziger Betriebsrat (und auch nicht mehrere Betriebsräte) kann Tarifverträge aushandeln. 5)Arbeitnehmer auf einem Arbeitsplatz im Angestelltenverhältnis ohne Tarifvertrag wechseln alsbald auf einen durch Tarifvertrag geschützten Arbeitsplatz.

  11. 9.

    "wo es keinen Grund gibt, auf einen Tarifvertrag bestehen" 1)Sie arbeiten eher nicht bei Tesla 2)Sie verallgemeinern mit D I E Gewerkschaften. 3)Die Inhalte vonTarifverträgen sind einklagbar und damit ein Stück Sicherheit des Arbeitsplatzes im Angestelltenverhältnis. 4)KEIN einziger Betriebsrat (und auch nicht mehrere Betriebsräte) kann Tarifverträge aushandeln. 5)Arbeitnehmer auf einem Arbeitsplatz im Angestelltenverhältnis ohne Tarifvertrag wechseln alsbald auf einen durch Tarifvertrag geschützten Arbeitsplatz.

  12. 8.

    16 von 39 BR-Mitglieder kommen also demnächst aus Reihen der IGM. Ich bin mal gespannt, wie der BR dann zukünftig zu einer gemeinsamen Position gegenüber dem AG kommen wird. Böses Blut gibt es heute schon innerhalb der AN-Vertreter. Ich sehe in diesem Zwist eher eine Verschlechterung der Interessensvertretung.
    Ein einiger, konstruktiv mitarbeitender, klar positionierter BR ist für die Unternehmensentwicklung und damit auch für die AN-Interessen wesentlich produktiver als ein nur aus dem eigenen Selbstbild bzw.-verständnis heraus ausschließlich auf Kontra eingestellter, von politischen Interessen getriebener Gewerkschaftsrat.

  13. 7.

    Also Deiner Meinung nach Gewerkschaften abschaffen und zurück zum Kaiserreich oder Leben in einer Diktatur?
    In der DDR, nur um mal ein Beispiel zu nennen, gab es eine sogenannte Einheitsgewerkschaft.
    Die hatte nichts zu sagen und nur den Auftrag in den Betrieben das durchzusetzen was deren Führung, bzw. was die Führung des "Sozialistischen Einheitsstaates" wollte.
    So eine Gewerkschaft ist einigen hier die Liebste?
    Wohin die Abschaffung o. die Vereinheitlichung von Gewerkschaften letztendlich geführt sollte jeder, auch mit geringen Geschichtskenntnissen, wissen.

  14. 6.

    Wenn die IG Metall mit im Betriebsrat sitzt, dann hat das auch was Gutes. Sie übernimmt auch Verantwortung für das was im Werk passiert und sie vertritt Tesla aus Arbeitnehmersicht. Damit dürften es die Skandalreporter vom Stern und von den ÖR schwerer haben, Tesla als schlechten Arbeitgeber hinzustellen.
    Auf der Seite der Erweiterungsgegner stehen sie schon lange nicht mehr.

  15. 5.

    Die Einzigen die den betrieblichen Friden stören, sind die Gewerkschaften. Das sieht man daran, dass sie schon jetzt, wo es keinen Grund gibt, auf einen Tarifvertrag bestehen, und das ist erst der Anfang.

  16. 4.

    Nein es ist kein „Hofstaat“. Machtkämpfe innerhalb der Gewerkschaftler gibt es nun mal. Fördert der Wettbewerb nicht die Interessenvertretung der Teslabeschäftigten? Die IG Metall muss sich mehr anstrengen, mehr für die Tesla Leute zu tun, um gewählt zu werden. Einen Teilerfolg hat sie errungen. Das wiederum muss den hauseigenen Vertretern Ansporn sein. Am Ende ist es aber der richtige Ort, für sich zu kämpfen... als in Talkshows.

  17. 3.

    Tja, wenn der Herr Musk jedem, der seinen gelben "Betriebsrat" wählt, einen Platz in seinem ersten Mars-Raumschiff versprochen hätte oder zumindest einen Ringplatz bei seinem Kampf gegen den Herrn Zuckerberg-dann wäre die Wahl hw. ganz anders ausgegangen.

  18. 2.

    Unfug! Der Betriebsrat hat sehr wohl eigenständig agiert, alles Andere ist IGM-Propaganda.
    Jetzt ist die IGM Teil des Betriebsrats, die Macht hat sie damit noch nicht übernommen. Jetzt müssen ihre Leute zeigen, ob sie Arbeitnehmerinteressen wirklich vertreten können.
    Ein IGM-Tarifvertrag ist noch lange nicht erreicht.

  19. 1.

    Tesla hatte also einen Hofeigenen Betriebsrat.
    Und selbstverständlich ist es nicht in Ordnung diese selbstgerechte Herrlichkeit zu stören.

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