Corona-Lockerungen - Geschäfte in Berlin und Brandenburg dürfen jetzt wieder öffnen

Mi 22.04.20 | 20:52 Uhr
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Im Alexa stöbern bei Thalia schon einzelne Kunden (Bild: imago images/Sabine Gudath)
Audio: rbb | 22.04.2020 | Christoph Reinhardt | Bild: imago images/Sabine Gudath

Auf den Berliner und Brandenburger Einkaufsstraßen ist am Mittwoch ein wenig Normalität zurückgekehrt: Viele Geschäfte durften öffnen, mussten sich allerdings an Regeln halten. Restaurants und Cafés bleiben derweil geschlossen, was dort großes Unbehagen auslöst.

Was in anderen Bundesländern in der Corona-Krise schon seit Montag möglich ist, tritt nun auch in Berlin und Brandenburg in Kraft: Seit Mittwoch können Verbraucher auch in zahlreichen Geschäften jenseits des Lebensmittelhandels wieder einkaufen. Die Regelung gilt in beiden Bundesländern für Läden mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern. Auch Kauf- und Warenhäuser dürfen öffnen, solange sie mit einer entsprechend verkleinerten Verkaufsfläche an den Start gehen. Die Vorgaben gelten auch für einzelne Geschäfte in Shopping-Centern.

Auf ihre Kunden müssen die Ladenbesitzer und Beschäftigten derweil ein noch schärferes Auge werfen: Pro 20 Quadratmeter darf nur ein Kunde in den Laden gelassen werden. Daran orientiert sich auch die Anzahl der Menschen, die sich in den Einkaufszentren aufhalten dürfen. Aber auch vor den Malls darf es keinen Stau geben: "In den Wartebereichen von Einkaufszentren dürfen sich nicht mehr als zehn Personen gleichzeitig aufhalten", heißt es in der Berliner Verordnung, die der Senat am Dienstag beschlossen hatte.

"Wir befinden uns weiter in einer Krisensituation"

"Das ist weder der Startschuss noch die Einladung zum entspannten Bummeln und Flanieren", betonte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) am Dienstag. Die Maßnahmen dienten dazu, dass Verbraucher sich wieder mit dem Nötigsten versorgen können. "Wir befinden uns weiter in einer Krisensituation. Jede Lockerung muss angesichts der epidemiologischen Lage verantwortbar sein und nicht zu einer zweiten Welle der Infektionen führen."

Maskentragen ist weiter freiwillig

Laut der neuen Verordnung ist in Berlin das Tragen von Mundschutzmasken in Geschäften nach wie vor freiwillig - in Brandenburg soll sich das bald ändern. Wie Regierungssprecher Florian Engels am Mittwoch sagte, will die Landesregierung beschließen, dass eine Maskenpflicht auch in Brandenburger Geschäften gilt. Nur die Landeshauptstadt Potsdam hatte bereits vorher angekündigt, das Tragen von Atemschutzmasken in Geschäften zur Pflicht zu machen.

In Berlin müssen die Masken ab Montag lediglich im öffentlichen Personennahverkehr getragen werden. Die BVG kündigte allerdings schon an, dass sie die Einhaltung der Pflicht nicht kontrollieren werde.

Kalayci bittet Gastronomen um Geduld

Restaurants und Kneipen bleiben ebenso wie Diskotheken weiterhin geschlossen - in Berlin wie in Brandenburg. Die von der Corona-Krise schwer getroffenen Berliner Gastronomen zeigten sich enttäuscht darüber. Der Senat habe der Branche keinerlei Perspektive gegeben, es gebe keinen Hinweis auf einen "Soft-Opening-Termin", kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Thomas Lengfelder. "Die andauernden Corona-Beschränkungen werden zu einer noch nie da gewesenen Pleitewelle in unserer Branche führen." Sollte es nicht schnell zu weiteren umfangreichen Soforthilfen kommen, die nicht zurückzuzahlen seien, "wird es zu einer Flut von Arbeitslosen kommen".

Im rbb sagte Lengfelder am Mittwoch, der Gastroverband habe der Senatsverwaltung beschrieben, wie die geltenden Abstandsregeln auch in Restaurants oder in Biergärten eingehalten werden könnten. Darauf sei die Verwaltung aber nicht eingegangen. Es sei nicht einzusehen, weshalb Geschäften die Öffnung unter Auflagen erlaubt werde, die Gastronomie aber außen vor bleibe, so Lengfelder in der Abendschau. 

Vor einem Kneipensterben warnte auch die Präsidentin der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Beatrice Kramm. Die Abstandsregeln seien nicht nur im Einzelhandel richtig, sagte sie: "Wenn man Hygienebestimmungen und Abstandsbestimmungen auf gastronomische Betriebe anwendet, kann man durchaus Öffnungsperspektiven eröffnen. Und ich glaube auch, dass man sich intensiv damit auseinandersetzen muss, wie wir den Gastronomen bis dahin helfen können."

Hilfen seien möglich durch Zuschüsse durch den Bund, aber auch durch den Berliner Senat, forderte die IHK. Die bisher gefassten Beschlüsse seien richtig, reichten aber nicht aus, ergänzt der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände, Christian Amsinck. Auch in Hotels und in der Tourismuswirtschaft stünden viele Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) wies die Kritik der Gastronomen zurück. In der rbb-Sendung "Wir müssen reden" sagte sie am Dienstagabend, zunächst müsse abgewartet werden, wie sich die Corona-Fallzahlen entwickeln. Die ersten Lockerungen gebe es unter strengen Hygiene-Regeln. Heute könne aber noch niemand sagen, was dies für die Fallzahlen bedeute - ob diese auf niedrigem Niveau bleiben oder wieder rasant nach oben gehen, so Kalayci. Erst wenn das bekannt sei, könne über weitere Lockerungen geredet werden.

Museen und Zoos in Brandenburg wieder offen

Museen, Gedenkstätten und Bibliotheken in Berlin dürfen erst ab dem 4. Mai wieder öffnen, in Brandenburg ist dies schon seit diesem Mittwoch der Fall. Allerdings stehen trotzdem nicht alle Kultureinrichtungen wieder zur Verfügung. Insbesondere Theater und Opern sollen noch bis mindestens 31. Juli geschlossen bleiben. Auch die städtischen Museen in Potsdam öffnen noch nicht.

Auch bei den Tierparks und Zoos kehrt Brandenburg schneller als Berlin zurück zum Normalbetrieb: Der Zoo in Eberswalde und die vielen Wildtierparks im Land können ab Mittwoch wieder aufgesucht werden. Ausgenommen sind begehbare Tierhäuser. Die beiden Zoos in Berlin öffnen erst am kommenden Dienstag (28. April) wieder für ihre Besucher. Sowohl für den Zoo als auch für den Tierpark müssen Besucher ihre Tickets vorab im Internet kaufen. 

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23 Kommentare

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  1. 23.

    Damit hat die Kanzlerin für sich persönlich die einzige Möglichkeit wahrgenommen die Ihr zur Verfügung steht, um nicht mit in Verruf zu geraten, sollte es wirklich durch die Lockerungs-Orgien zum Äußersten kommen. Clever oder Sachverstand spiel da keine Rolle. Es wird auch immer noch Geschichte über Staatsoberhäupter geschrieben. Da kommt Sie dann nicht so schlecht weg!

  2. 22.

    Wie ist das mit Kleidung anprobieren. Man stelle sich mal P...mark am Alex vor. Dort ist es sonst immer extrem voll und ein Gedränge. Und die Warteschlange zur Anprobe der Kleidungsstücke würde Stunden dauern. Kleidung kaufen wird doch nahezu unmöglich. Oder werden die nach der Anprobe gewaschen?

  3. 21.

    Da hat sich die Kanzlerin wohl nicht klar genug ausgedrückt. Vorsichtig in die Normalität zurückkehren war ihre Aussage.
    Aber so ist das in einer Gesellschaft ohne Empathie, Solidarität und Rücksicht.
    Ich kann die Ministerpräsidenten nicht verstehen, die ihre Bürger mit sehenden Augen in die zweite Welle rasen lassen.
    Hoffentlich wissen sie was sie tun.
    Noch einen weiteren Stillstand wird auch das reiche Deutschland nicht ohne Schaden verkraften.
    Man kann nur auf die Vernunft der Bevölkerung hoffen, wenn die Politik unüberlegt und willkürlich entscheidet.

  4. 20.

    Soweit mir bekannt, sind Kontaktlinsen in 3-D im Gespräch, angeblich sollen die sich bei einer Infektion so eintrüben, dass der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, sich ohne fremde Hilfe zu orientieren.

  5. 19.

    Und da man jetzt dabei ist auch in Tränenflüssigkeit etwas nachzuweisen, warten wir nun auf die Brillen- Verordnung.

  6. 18.

    Weder Inkompetenz noch Angst, wir wünschen uns auch dass gestern alles vorbei ist, nur wollen wir nicht in die Schublade gesteckt werden, die der Meinung sind es handelt sich hier nur um eine mittelschwere Krätze. Auch wenn die Zahl der verstorbenen nicht mehr so hoch ist, jeder Einzelne ist immer noch einer zuviel, auch wenn es kein Angehöriger ist. Ich glaube aber dass Angehörige eines verstorbenen Deinen Kommentar sehr schätzen!

  7. 17.

    Hier hat sich ja die komplette Riege der Inkompetenz und Angst versammelt.
    Scheinbar kann keiner richtig Zahlen interpretieren, die schon seit Wochen runtergehen und mittlerweile lächerlich gering sind.
    Und Mundschutz bringt auch nur was wenn es zumindest ein richtig hergestellter ist und nicht irgendein Schal oder Tuch.
    Scheinbar können die Leute nicht mal mehr googeln hier.
    Hauptsache schön die Panik pflegen damit wir ähnlich wie bei der angeblichen Terrorgefahr unser ganzes Leben nur noch eingesperrt fristen.

  8. 16.

    Da muss ich Dir vollkommen recht geben. Nicht einmal 2 Monate rum, und mitten in der schwersten Pandemie die wir hier erleben, schmeißen die alle guten Vorsätze über den Haufen, und steuern wieder auf Normalbetrieb um. Wir hatten doch erst 2 Tage Sonne, und die haut schon so auf die Synyapsen?

  9. 15.

    Die Öffnung geht viel zu schnell. Die Gier der Politiker und Unternehmer macht die Erfolge kaputt und steuert uns in eine Katastrophe.

  10. 14.

    Wenn man sich anständig schützt, den Abstand einhält, sich die Hände desinfiziert und wäscht, dann kann man überall hingehen. Sich vor Infizierungen zu schützen, ist mir beruflich immer gelungen! Und wenn ich vor 20 Tagen 3000 Infizierte hatte und heute 5000 dann ist die Zahl enorm gestiegen, und steigt noch weiter. Auch wenn genesen, dafür muss man sich auch erst einmal Infizieren. Schön rechnen, das hört sich ja schon richtig Bundespolitisch an.

  11. 13.

    Wo steigen die Zahlen? Wenn man die Genesenen und leider Verstorbenen von der Zahl der positiv Getesteten abzieht, sind die Infiziertenzahlen gesunken. Und wenn ich mich dabei unwohl fühle, nutze ich nicht die erste Möglichkeit einen Elektronikmarkt aufzusuchen. "Bitte bleiben Sie zuhause" gehört dann auch dazu, MM liefert auch bis vor die Haustür.

  12. 12.

    Ich bin heute mal wieder seit der Wiedereröffnung mit 800 Quadratmeter pro Geschäft durch die Brandenburger Straße gelaufen und habe für mich festgestellt, das diese ohne die Gastronomie und Cafés eine langweilige Geschäftsstraße ist und nur für Diejenigen interessant ist, die sich Klamotten, Schuhe oder Ähnliches kaufen wollen.
    Ohne die Gastronomie fehlt dieser Straße absolut der Flair.

  13. 11.

    Es ist schon schlimm. War heute bei Media-Markt. Haben alles gut organisiert. Leider wenige mit Maske, und Abstände in der Warteschlange lassen auch zu wünschen übrig. Trotz steigender Zahlen keine Masken-Pflicht für alle, bei verlassen der Wohnung. Wäre in China gar nicht denkbar. Ich glaube wir werden in 3 Wochen wieder alle zuhause sitzen.

  14. 10.

    Das stimmt. Wenn ich mir aber so manchen Kommentar zu den letzten Berichten ansehe, erinnert mich das an Olympia. Höher,schneller,weiter und dabei sein ist alles.
    Und dann noch die Trotzriege. "Mundschutz" nö. ich doch nicht, kontrolliert doch keiner, wer liefert mir den??? Aus den letzten Wochen nichts gelernt und im Zweifelsfall müssen alle darunter leiden.
    Aber.... die Hoffnung stirbt zuletzt ( nicht am Virus sondern am Frust).

  15. 9.

    Hoffentlich nicht, Paula! Das wäre schlimm...

  16. 8.

    Die Kanzlerin hat recht. Jetzt herrscht der Wiedereröffnungshyp und die Fallzahlen von Ostern liegen noch gar nicht komplett vor.
    Frau Scheeres will nun auch die Spielplätze öffnen lassen, viele Geschäfte öffnen wieder , ohne Pflicht der Kunden einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und die BVG will diese Pflicht in ihren Fahrzeugen nicht kontroölieren. Es scheinen sehr viele Menschen aufgrund der aktuellen Lockerungen zu denken, die Gefahr ist gebannt. Weit gefehlt,wir werden in 2 - 4 Wochen an den Zahlen der Neuinfizierten sehen, welche Auswirkungen das hat.

  17. 7.

    Kann ich nur bestätigen.
    Ich war heute einkaufen im Supermarkt und beim Bäcker.
    Was ich da für Diskussionen führen musste mit Leuten die mir in der Schlange auf die Pelle gerückt sind oder sich dazwischen drängeln wollten.
    Kein Unterschied zu Vorcorona.
    Und die Einzelhändler schauen auch schon wieder weg.
    Abstandsregeln werden konsequent missachtet, und draußen geht es von der Menge an Menschen auch schon zu wie vor ein paar Wochen.....

  18. 6.

    Und das alles, ohne das die Einkäufer Masken tragen müssen. Bin mal gespannt, was die verantwortlichen Politiker dann sagen, wenn die Infektionszahlen wieder hochgehen.
    Läden öffnen, okey. Aber nur 1 Person auf 20 Quadratmeter und nur mit Maske.

  19. 5.

    Das hat man zu Ostern auch gesagt..... bisher ist von dem explosiven Anstieg nichts zu merken.
    Und eigentlich ist es doch auch egal, ob die Geschäfte öffnen - denn es gilt immer noch das Kontaktverbot. Dürfte also eigentlich keiner einkaufen gehen....theoretisch

  20. 4.

    Frage mich grad, ob die Mitarbeitenden in Geschäften dann alle als "systemrelevant" eingestuft werden und ihre Kinder in die Notbetreuung dürfen. Dann wirds langsam albern, die Kitas nicht regulär zu öffnen.

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