Wegen 3G am Arbeitsplatz? - Viele krankgemeldete Lokführer reißen Lücken in den Fahrplan

Do 02.12.21 | 17:51 Uhr
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Ein ZUg der Odeg verlässt gerade den Bahnhof Alexanderplatz in Fahrtrichtung Ostkreuz. (Quelle: Rüdiger Wölk via www.imago-images.de)
Audio: Inforadio | 02.12.2021 | Anna Hanke | Bild: Rüdiger Wölk via www.imago-images.de

Die S-Bahn meldet, dass sie ihr Angebot einschränkt, weil zu viele Lokführer sich krankgemeldet haben. Auch andere Betriebe melden Probleme. Die Sprecher einiger Unternehmen haben einen Verdacht, warum das so sein könnte.

Bei der Berliner S-Bahn fallen im Berufsverkehr seit Donnerstag die Verstärkerzüge auf den Linien S1 (Wannsee-Oranienburg), S3 (Erkner-Spandau) und S5 (Strausberg Nord-Westkreuz) aus. Der Zehn-Minuten-Takt tagsüber bleibt nach Angaben der S-Bahn aber bestehen. Es hätten sich einfach zu viele Lokführer krankgemeldet, teilte die S-Bahn mit. Nach Unternehmensangaben liegt der Krankenstand bei den Beschäftigten derzeit bei mehr als zehn Prozent. Er variiere aber von Tag zu Tag, hieß es.

Auch in Potsdam und Cottbus Probleme gemeldet

Zu wenig Fahrpersonal ist auch der Grund, warum bei der Potsdamer Straßenbahn ab der kommenden Woche der Ferienfahrplan gilt. Hier ist die Begründung des VIP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH ähnlich: "Die grundsätzlich angespannte Personalsituation wird derzeit durch zunehmende coronabedingte Abwesenheiten von Fahrern - beispielsweise durch Quarantäneregelungen in deren Umfeld - verschärft", heißt es von dort.

Auch aus Cottbus wird ein ausgedünnter Fahrplan gemeldet - wieder wegen zahlreicher Krankmeldungen.

Odeg sieht möglichen Zusammenhang zu 3G am Arbeitsplatz

Seit gut zwei Wochen gilt die 3G-Regel am Arbeitsplatz, das heißt, wer zur Arbeit kommen möchte, muss entweder geimpft oder genesen sein oder muss einen tagesaktuellen Corona-Test vorweisen. Bei der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft Odeg ist Geschäftsführer Roland Pauli unter anderem für die Personaldisposition verantwortlich.

Noch gebe es bei der Odeg keine Auswirkungen auf die Fahrgäste, aber Pauli hat den Eindruck, dass es einen Zusammenhang zwischen der Einführung der 3G-Regel und den derzeit vielen Krankmeldungen geben kann: "Ja, das Gefühl haben wir. Und wir sehen es auch an unseren blanken Zahlen, dass wir bei den Krankmeldungen [...] auf einem historischen Rekordniveau bei der Odeg sind", so Pauli gegenüber dem rbb.

"Ob das jetzt direkt mit der Einführung der 3G am Arbeitsplatz zusammenhängt oder mit den allgemeinen grassierenden Erkältungen sowie dem Corona-Virus, das kann ich natürlich nicht genau sagen. Wir wissen nicht, warum sich die Mitarbeiter krankmelden. Fakt ist halt nur: Die Krankmeldungen sind stark in die Höhe gegangen", unterstrich Pauli.

Unternehmerverbände über zu wenig Testkapaziäten im ländlichen Raum

Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg bemerken bei einigen ihrer Mitglieder auch eine gewisse Sorge in Bezug auf die 3G-Regel, vor allem bei Betrieben im ländlichen Raum. Pressesprecher Carsten Brönstrup sagt: "Wir hören von einigen Unternehmen, dass sich die Personalchefs durchaus sorgen, dass die Zahl der Krankmeldungen zunehmen könnte. Das sind zumeist Firmen aus dem ländlichen Raum, wo es nur sehr dünn gesäte Testkapazitäten gibt und wo man deshalb glaubt, dass die Leute eher zuhause bleiben", so Brönstrup.

Harte Zahlen dazu gebe es allerdings noch nicht. Etliche Betriebe, darunter viele Verkehrsunternehmen, kämpfen mit hohen Krankenständen. Welche Rolle die neu eingeführte 3G-Regel dabei spielt, lässt sich noch nicht absehen.

Bahn öffnet wieder betriebseigene Impfzentren

Die Deutsche Bahn kündigte am Mittwoch an, die Impfzentren für ihre Beschäftigten wieder hochzufahren. Die Einrichtung in Berlin öffnet nach mehrmonatiger Pause am 6. Dezember für Erst- und Auffrischungsimpfungen.

Sendung: Inforadio, 02.12.2021, 16:20 Uhr

Mit Material von Anna Hanke

32 Kommentare

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  1. 32.

    Ist hier die GDL wieder am Drücker? Was passt ihrem „Vorsitzenden“ denn diesmal nicht? Weiteres GDL-Erpressungsmanöver?
    Gute Besserung für alle wirklich Kranken.

  2. 31.

    Hier gebe ich Ihnen vollkommen recht. Im Falle einer schweren Erkältung oder gar Grippe brauchen allerdings Patient*innen der Aufforderung beim MDK nicht nachkommen. Zudem muß jede einzelne Untersuchung durch diese Stelle vom Arbeitgeber selbst bezahlt werden. Allerdings darf im Zweifelsfall der Arbeitgeber durch sogenannte Krankenbesuche überprüfen ob es sich tatsächlich um besagten attestierten Krankheitsausfall handelt. So handhabt es zumindest die Post AG. Habe ich selbst so erlebt.

  3. 30.

    Danke liebe Anna,
    für den kompetenten Einblick und das Erinnern an Grundwerte wie Ehrlichkeit, Kompetenz, Loyalität und gegenseitigem Respekt!

  4. 29.

    Bei der S-Bahn muss der Treibfahrzeugführer unterwegs seinen Führerstand i.d.R. nur verlassen, wenn eine Rampe für Menschen mit eingeschränkter Mobilität benötigt wird, die andernfalls behindert werden würden, bei den RE meist nichtmals das.

  5. 28.

    Anstatt hier wieder zu spekulieren, dass Ungeimpfte anderen das Leben schwer machen einfach mal - kurz tief durchatmen und neu nachdenken. Ich bin sowas wie Mädchen für alles im Öffentlichen Dienst: Ich m nuach die Eingangskontrolle bei meinen Kollegen und bei mir gehen auch die Krankmeldung ein. Und ja, die Krankmeldung sind gestiegen, und nein, es sind nicht die Ungeimpften die fehlen, denn sie wissen, dass die Arbeit dann ihre geimpften Kollegen mit machen müssten und sie wollen den Krieg gegen sich nicht noch weiter befeuern. Deshalb hier von meiner Seite: Nehmt einfach mal wieder gegenseitig Rücksicht aufeinander und respektiert bzw. toleriert die Meinung anderer. Damit kann man mehr erreichen als mit wilden Spekulationen.

  6. 27.

    Mandy fährt doch sowieso mit dem Fahrrad überall hin... ;))

  7. 26.

    Vergessen Sie es! Die Möglichkeit besteht in der Theorie, praktisch ist ein Attest nicht überprüfbar, solange der Arbeitnehmer nicht gleichzeitig pflichtwidrig handelt. Solange er brav zu Hause sitzt, kann auch der MDK praktisch die Diagnose nicht auf Korrektheit überprüfen. Erschöpfungszustand, schwere Kopfschmerzen oder ähnliche Zustände lassen sich glaubhaft vortragen, ohne widerlegbar zu sein. Schreibt ein Arzt seinen Patienten arbeitsunfähig, dann gilt das Attest und ist zu akzeptieren.

  8. 25.

    "Ggf. kann derjenige sich aufgrund Vorerkrankungen sich nicht impfen lassen.
    Daher hätte ich für solche Fälle Verständnis"

    Ja sicher! Allerdings sind das a) nur ganz wenige/seltene und b) recht schwere Erkrankungen, die normalerweise auch die Tauglichkeit zur Tätigkeit eines Triebfahrzeugführers ausschließen würden.

    Verwirrtheit und Verschwörungsglauben durch Überkonsum von Telegram, Facebook & Co sind KEINE Erkrankungen im o.g. Sinn!

  9. 24.

    Jeder Arbeitgeber hat das Recht, Krankschreibungen vom MDK überprüfen zu lassen. Wenn der MDK etwas anderes feststellt, droht dem AG die fristlose Kündigung und dem Arzt ein Strafverfahren und Entzug der Approbation.

  10. 23.

    Sie haben keine Ahnung von den Aufgaben eines Lokführers.

  11. 22.

    Schwaches Strukturgebiet Land: Dann muss das Unternehmen halt an allen Arbeitstagen Tests anbieten. Check im 4-Augen Prinzip. Das kann doch nicht so schwer sein!! Ein wichtiges Thema, bleibt dran, liebes RBB-Team!

  12. 21.

    Also wenn 3G tatsächlich der Grund für eine Krankmeldung ist, muss man sich doch ernsthaft nach dem Sinn fragen. Wie lange wollen die Leute das durchhalten? Irgendwann muss der gelbe Schein her und selbst wenn man einen Arzt hat, dem das egal ist, sind die 6 Wochen Lohnfortzahlung auch mal irgendwann um. Die Regelung wird uns aber vermutlich noch länger begleiten. Aber gut, jeder wie er mag

  13. 20.

    Das war jetzt aber nicht der Plan, dass damit auch eine gewisse Verpflichtung verbunden ist. Und sei sie nur moralischer Natur. Wie heißt es so schön: Erstmal haben und ein Stück weg sein.

  14. 19.

    Die Frage ist doch, melden sie sich krank, weil es zuwenig Testmöglichkeiten gibt.
    Da könnte der Arbeitgeber helfen, indem er selber welche schafft.
    Melden sie sich krank aus Protest, müsste dies arbeitsrechtliche Konsequenzen haben, wie Abmahnungen oder bei Wiederholung Kündigung.
    Vielleicht sind sie aber einfach nur krank, dann wünsche ich gute Besserung und baldige Genesung.

  15. 18.

    Da wird erst einmal düster gemunkelt: "Die Sprecher einiger Unternehmen haben einen Verdacht, warum das so sein könnte."
    Dann kommen im Artikel gerade einmal zwei Sprecher zu Wort, davon weiß der eine gar nicht (logischerweise), woran es mit den Krankmeldungen liegen könnte - "das kann ich natürlich nicht genau sagen."
    Und der andere hat auch nur irgendwo gehört, dass manche sich sorgen, "dass die Zahl der Krankmeldungen zunehmen könnte."
    Tolle Faktenlage für diese Einordnung... :-)

  16. 17.

    Was sich hier schon wieder einige an Verschwörungstheorien erschwurbeln: die Gewerkschaft stecke dahinter, es sind Ungeimpfte die sich unberechtigt krankschreiben ließen und das alles unterstützt durch angebliche Gefälligkeitsatteste von Ärzten. Kann das irgendeiner der Verschwörungsschwurbler hier auch belegen?
    Jedes Jahr fallen zu dieser Jahreszeit Züge aus, aufgrund erhöhten Krankheitsstandes zur Erkältungssaison und ne Pandemie läuft m. E. aktuell zusätzlich! Ist schon komisch, da kranke Menschen zu haben! Soviel Dummheit und Geschwurbel in so wenig Beiträgen, ist schon erstaunlich.

  17. 16.

    Wer über Ungeimpte meckert, die
    Symptome spüren und sich krank melden,
    kann auch Überstunden schieben.
    Die Zeiten in denen sich :Verstopfte
    Nebenhöhlen" mit "Strahlender Stirn"
    laut schniefend und prustend ins Büro
    geschleppt haben, um die Firmen-Welt zu
    retten, sind vorbei. Das sollten auch die
    Arbeitgeber endlich akzeptieren

  18. 15.

    Sie tun ja gerade so, als wäre die Konsequenz ein Naturgesetz. Das ist eine politische Entscheidung!
    Und natürlich meldet man sich unter diesen Umständen beim kleinsten Krankheitsanzeichen krank, wo man sonst vielleicht noch gegangen wäre. Aber sich nicht nur auf Arbeit quälen, sondern auch noch ins Testcenter? Bei einer Stunde Wartezeit im Freien? Träumen Sie weiter!

  19. 14.

    Ganz ehrlich: Selbst schuld, wer noch nicht geimpft ist. Es war genug Zeit, Impfstoff und Personal da.
    Monate lang ist den Leuten alles egal und jetzt wird gemeckert, weil sie zu faul waren sich impfen zu lassen als es möglich war.
    Es war doch klar, dass Corona noch nicht vorbei ist!
    Und wir leiden darunter, vielen Dank auch.

  20. 13.

    Wer schreibt einen Arbeitnehmer krank, nur weil dieser sich nicht impfen lassen möchte?
    Da stimmt gewaltig etwas nicht im Gesundheitssystem !!!
    Die Impfgegner müssten von der Lohnfortzahlung ausgeschlossen werden, sich einem Amtsarzt zur Kontrolle vorstellen und außerdem an den Kosten beteiligen müssen falls sie Corona bekommen.
    Ich habe überhaupt kein Verständnis für diese Menschen.

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