Gegen Streik an Abiturtermin - Vorsitzende der Schulleitervereinigung verlässt GEW aus Protest

Fr 01.04.22 | 17:59 Uhr
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Schülerinnen und Schüler sitzen während einer Abiturprüfung mit dem vorgeschriebenen Abstand zueinander in der Aula. (Quelle: dpa/Marijan Murat)
Bild: dpa/Marijan Murat

Aus Ärger über den Termin für den Warnstreik der Lehrergewerkschaft GEW in Berlin am 7. April, ist die Vorsitzende der Schulleitervereinigung der GEW, Gunilla Neukirchen, aus ihrer Gewerkschaft ausgetreten, wie sie dem rbb am Freitag mitteilte.

Zunächst hatte Neukirchen in dieser Woche als Reaktion auf den Warnstreiktermin ihr Amt als Vorsitzende der Schulleitervereinigung niedergelegt, nun hat sie die GEW ganz verlassen.

Neukirchen will mit ihrem Austritt zum Nachdenken anregen

Grund für den Schritt ist ihren Angaben zufolge, dass am 7. April, dem geplanten Streiktag, Abiturprüfungen anstehen. Die drohen durch den Streik an einigen Schulen beeinträchtigt zu werden. Neukirchen findet es unzumutbar, an so einem Tag zum Warnstreik aufzurufen. Der Streik schade vor allem den Schülerinnen und Schülern und damit denen, die in den vergangenen Jahren so viel haben in Kauf nehmen müssen, sagte Neukirchen dem rbb.

Mit ihrem Austritt aus der GEW wolle sie ein Zeichen setzen, um ein Nachdenken über den Kurs der GEW in Berlin anzuregen. Das Ziel, das die Gewerkschaft mit dem Warnstreik verfolgt, hält die ehemalige Vorsitzende der Schulleitervereinigung für richtig. Ziel der Gewerkschaft sind kleinere Klassen und eine bessere Lehrkräfteausstattung der Schulen. Das seien aber langfristige Ziele der GEW, daher gebe es aus Sicht Neukirchens keinen Grund, an einem Abiturprüfungstag kurzfristig einen Warnstreik anzusetzen.

Andere Termine wären möglich gewesen

Der Vorsitzende der GEW Berlin, Tom Erdmann, verteidigte gegenüber dem rbb den Termin für den Warnstreik. Die letzten Tage der Unterrichtszeit seien für manche Schüler noch wichtig, um Leistungen für Jahrgangsnoten zu erbringen. Insofern hält er es nicht für besser, wenn der Warnstreiktag auf einen Tag ohne Abiprüfung gefallen wäre.

Möglich wären solche Termine gewesen, gibt er an. Die ersten Abiturprüfungen finden am Mittwoch, den 6. April statt.

Sendung: Fritz, 29.03.2022, 17:30 Uhr

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8 Kommentare

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  1. 8.

    Ich bin auch Unterstufenlehrer, aber war bis zur Pensionierung inA 12, also nur 1 Stufe niedriger. Da warst du bestimmt als Pionierleiter ausgebildet. Sei froh, dass es überhaupt anerkannt wurde!!!

  2. 7.

    Die GEW zu verlassen, richtet keinen Schaden an - man kann der Kollegin zu diesem Schritt nur gratulieren. Ich z. B. bin ausgebildeter DDR-Unterstufenlehrer und werde bis zum heutigen Tage 3 Stufen tiefer als "normal" bezahlt - bei 1:1 gleicher Arbeit und gleichem Arbeitsaufwand. Gewerkschaft ? Sich für die Interessen der Kollegen einsetzen ? Gleiches Recht für gleiche Arbeit ? Vergiss es ...

  3. 6.

    @Steffen In Vielem muss ich Ihnen recht geben. Ich durfte als Beamter zwar nie streiken, war dem DGB in den frühen Jahren für das Erreichte sehr dankbar.Der DBB nahm alles gerne mit. Plötzlich nahm er die GdL auf. Das brachte einen neuen Ton in die Arbeitskämpfe. Ich habe mich gewundert, dass die CDU-Leute im DBB nicht eingeschritten sind. Einige DGB-Gewerkschaften haben das nachgeahmt. Andere z B. IG Chemie blieben ihrem Stil treu.Die GEW gehörte immer zu den Linken.Chemie hatte wohl recht.

  4. 5.

    Das Problem liegt einfach darin, dass Gewerkschaften in der Vergangenheit bereits so viel erreicht haben, dass es nur noch wenig Optimierungspotential gibt. Sie müssen daher immer aggressiver, rücksichtsloser und fordernder auftreten, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Das ist auch ein wichtiger Grund, warum viele Betriebe gar nicht mehr im Arbeitgeberverband vertreten und damit auch nicht tariflich gebunden sind. Für so manche Firma sind die Forderungen sogar existenzbedrohend. Ich bin klar für eine angemessene Entlohnung der Mitarbeiter und verabscheue Lohndumping als asozial. Dagegen muss auch vorgegangen werden. Aber auch bei Beschäftigung und Entlohnung muss gelten "leben und leben lassen".

  5. 4.

    Respekt. Die wahren Verlierer sind wieder einmal die Kinder. Aber was interessiert das eine Erziehungsgewerkschaft.

  6. 3.

    Respekt! Sehr gute Entscheidung!

  7. 2.

    Bravo, Frau Neukiirchen. Ich schäme mich als Veteran, dass eine DGB-Gewerkschaft die ihr anvertrauten Schüler und Schülerinnen so schoflig behandelt.
    Das einfachste wäre, wenn die Mitglieder die Funktionäre allein ließen. Ich bin wahrlich kein Streikgegner, aber hier wird der Bogen überspannt.

  8. 1.

    Lehrer verbeamten und das Problem löst sich wie von selbst.

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